Philipp Lahm auf rechts, gestenreiches Feedback von Louis van Gaal und ein verbotener Satz: Andreas Görlitz ist zurück beim FC Bayern München - und muss um seine Position kämpfen.
Auf diese Einheit legte Louis von Gaal viel Wert. So viel Wert sogar, dass er den Profis des FC Bayern München kurzerhand den freien Tag strich. Die zweite Hälfte des Donnerstagstrainings war einem Hagelschauer zum Opfer gefallen - also mussten die Spieler eben außerplanmäßig am Freitag ran.
"Wir haben heute zum ersten Mal gespielt, dem Trainer war es sehr wichtig, uns auch im System zu sehen", sagte Bayern-Heimkehrer Andreas Görlitz, der sich nach dem Training den Fragen der Journalisten stellte.
Van Gaal testet sein System
Wie erwartet ließ van Gaal dabei zunächst in einer 4-3-1-2-Formation trainieren. Der 58-Jährige betont zwar, dass er sich erst einen sehr detaillierten Eindruck von der Mannschaft verschaffen wolle, bevor er sich auf ein System festlegt; die Variante mit einem Vierermittelfeld aber liegt ihm offenbar näher als das klassisch niederländische 4-3-3. Schon mit Alkmaar ließ er bevorzugt mit einer Raute spielen.
Dass sich Görlitz, der nach seiner zweijährigen Ausleihe an den Karlsruher SC wieder nach München zurückgekehrt ist, im Trainingsspiel als rechter Verteidiger wiederfand, war für den 27-Jährigen nichts Außergewöhnliches.
Philipp Lahm auf rechts
Schon eher ungewohnt war, dass in der gegnerischen Mannschaft Philipp ebenfalls rechts in der Viererkette spielte. "So wie es heute aussah, sind wir auf dieser Position Rivalen", sagte Görlitz, versicherte aber zugleich: "Das gilt nur auf dem Platz, in der Kabine verstehen wir uns genauso gut wie früher."
Überhaupt scheint Görlitz dem Konkurrenzkampf bei den Bayern eher entspannt gegenüber zu stehen: "Ich fühle mich in einer ziemlich angenehmen Position, weil eigentlich kaum einer mit mir rechnet."
Bayern weiter an Bosingwa interessiert
Das gilt womöglich auch für die Verantwortlichen beim FC Bayern. Am Freitag bekräftigte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge erneut das Interesse an Jose Bosingwa vom FC Chelsea. Ebenfalls ein Rechtsverteidiger.
Trotzdem glaubt Görlitz an seine Chance. Tempo und Niveau seien zwar schon im Training "eine Klasse höher" als zuletzt beim KSC, doch "immerhin habe ich jetzt vier Wochen Zeit, um mich zu präsentieren und zu zeigen, was ich kann."
Der verbotene Satz
Dass Louis van Gaal ihm dabei sehr genau auf die Füße schauen wird, wurde dem gebürtigen Oberbayern schnell bewusst. "Er verlangt sehr viel und erwartet vollen Fokus auf die Arbeit", sagt Görlitz: "Er korrigiert sehr oft und unterbricht bei jedem Fehlpass."
Man merke bei der Arbeit mit van Gaal, dass er "jeden Spieler jeden Tag verbessern will." Sagte Görlitz. Obwohl dieser Satz in München eigentlich seit den Tagen von Jürgen Klinsmann unter Strafe verboten ist.
"Van Gaal fährt eine autoritäre Linie"
In Sachen Führungsstil allerdings läuft der eher kantige van Gaal ohnehin nicht ernsthaft Gefahr, mit seinem gescheiterten Vorgänger verglichen zu werden.
"Er fährt eher eine autoritäre Linie und sagt sehr deutlich, was ihm nicht gefällt", so Görlitz. Alle 15 Minuten versammelt van Gaal die Spieler im Mittelkreis und gibt äußerst gestenreich Feedback.
Der Coach sei insgesamt sehr fordernd, das Training durchaus intensiv. Für Görlitz, der schon 2004 bis 2007 bei den Bayern war, freilich kein Problem: "Immerhin habe ich ja auch zwei Jahre Felix Magath überstanden."
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