Alaba, Hojbjerg, Rode oder Mister X?

Fatih Demireli
07. Juli 201414:37
Wer ersetzt Kroos, wenn dieser geht? Martinez, Rode, Hojbjerg oder gar Alaba?spox
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Der FC Bayern steht kurz vor dem Verkauf von Toni Kroos an Real Madrid. Es geht offenbar nur noch um Details. Der Weggang des Nationalspielers reißt im Mittelfeld eine große Lücke auf, die gefüllt werden muss. Dafür muss der FC Bayern wohl nicht mal auf Einkaufstour gehen.

51 Pflichtspiele verzeichnete Toni Kroos in der Saison 2013/2014 für den FC Bayern. In der Bundesliga verpasste er gerade mal fünf Spiele, spielte die komplette Hinrunde durch. In der Champions League stand Kroos gar in jedem Spiel auf dem Platz, genauso im DFB-Pokal und bei den Supercup-Spielen gegen Dortmund und Chelsea sowie bei der Klub-WM.

Kroos ist der Prototyp eines Stammspielers - und das nicht erst seit der abgelaufenen Saison. Ein Stammspieler, den der FC Bayern in der Saison 2014/2015 ersetzen muss, wenn Kroos aller Voraussicht nach für 25 Millionen Euro zu Real Madrid wechselt.

Es ist bereits der dritte zentrale Mittelfeldspieler, denn der FC Bayern binnen eines Jahres ziehen lässt. Allerdings gingen Luiz Gustavo (zu Wolfsburg) und Emre Can (zu Leverkusen) mangels Perspektive.

Josep Guardiola muss nun eine Alternative für Kroos finden und dabei wohl nicht unbedingt extern auf die Suche gehen, hat er doch selbst einige Kandidaten in den eigenen Reihen. Thiago Alcantara und Bastian Schweinsteiger gehen mit den besten Karten ins Rennen, wenn sie fit sind. Doch Guardiola hat auch andere Kandidaten...

Sebastian Rode

Kurz nachdem im Winter bekannt wurde, dass Sebastian Rode zum FC Bayern wechselt, erlitt der Mittelfeldspieler einen Knorpelschaden. Die Folge: Saison-Aus und monatelange Pause. Daher nahm Rode am Dienstag rund eine Woche vor dem Rest der Mannschaft das Training an der Säbener Straße auf. Zum einen hat er Nachholbedarf im körperlichen Bereich, zum anderen ist der Konkurrenzkampf so groß wie nie in seiner Karriere: "Natürlich bin ich auch ein bisschen aufgeregt. Beim FC Bayern zu spielen, ist noch mal etwas anderes. Hier ist alles eine Nummer größer", sagt Rode. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Und es wird auch eine andere Nummer. Für Rode heißt der Wechsel vom Frankfurt-Mittelfeld zum Bayern-Mittelfeld: mehr Ballbesitz, mehr Agieren statt Reagieren. Im Durchschnitt hatte Rode in der vergangenen Saison 65,6 Ballkontakte. Zum Vergleich: Bei Kroos lag der Schnitt bei 88,4, bei Thiago Alcantara sogar bei 90,2.

"Ich lebe viel von der Balleroberung, vom schnellen Umschaltspiel", so Rode zu SPOX: "Guardiola setzt zwar viel auf Ballbesitz, aber oft geht es bei ihm auch schnell nach vorne."

Mit Matthias Sammer hat Rode lange über seine Rolle gesprochen - auch darüber, was ihn erwartet. Ein klassischer Nachfolger für Toni Kroos wäre Rode nicht. Er muss sich zunächst einmal grundsätzlich an das Bayern-Konzept gewöhnen.

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David Alaba

Auch wenn David Alaba inzwischen zu den besten Linksverteidigern der Welt gehört, sehnt sich der Österreicher immer noch nach einer Rolle im Mittelfeld.

Für Österreichs Auswahl ist Alaba im Zentrum eine feste Größe, absolvierte beispielsweise in der abgelaufenen WM-Qualifikation acht Spiele auf dieser Position. Seine Werte können sich sehen lassen: Sechs Tore und zwei Assists gehen auf sein Konto, einen Durschnittswert von 3,5 Torschüssen pro Spiel brachte weder Kroos, noch Alcantara noch ein anderer Spieler in der abgelaufenen Bayern-Saison auf.

Für den FC Bayern spielte Alaba zuletzt im Mai 2013 im Mittelfeld, dazu weitere acht Mal auf der Sechs in der Liga. Sein rasantes Auftreten könnte dem FC Bayern im Zentrum etwas mehr Tempo verleihen, Thiago Alcantara oder Bastian Schweinsteiger hätten einen schnellen Mann, der den Abschluss sucht, zur Seite.

Das Problem, dass Alaba dann auf der Linksverteidiger-Position fehlt, könnte sich erübrigen, wenn Guardiola - wie im DFB-Pokal-Finale auf eine Dreierkette setzt. Rafinha oder Hojbjerg wären dann Kandidaten für die Außenposition. Ein Szenario, das - Stand jetzt - etwas unwahrscheinlich anmutet.

Pierre-Emile Hojbjerg SPOX

Seinen größten Auftritt hatte der junge Däne im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund, als er in die Startelf rutschte und ein Riesenspiel machte. Pep Guardiola hält viel von seinem polyvalenten Alleskönner. "Er kann alles spielen", sagte Pep einst über Hojbjerg.

Und im Mittelfeld kann er es ganz besonders gut. Hojbjerg ist passsicher (88,6 Prozent Durschnitt 2013/2014), sucht den Abschluss (1,4) und ist schnell. Ganz so, wie es Guardiola mag.

Dass sich Hojbjerg bereits in seiner dritten Saison mit Profi-Status wieder nur mit sieben Einsätzen und 280 Bundesliga-Minuten begnügen wird, scheint abwegig, zumal der 19-Jährige inzwischen sogar zum A-Nationalspieler Dänemarks aufgestiegen ist und in der Szene einen guten Ruf genießt.

Trotz des Konkurrenzkampfs will und wird Guardiola Hojbjerg wohl öfter einsetzen - und nach dem Kroos-Weggang - wohl vermehrt im Zentrum, wenn er Bastian Schweinsteiger, Thiago Alcantara und Co. mal eine Pause gönnen will.

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Javi Martinez

Er war der Gewinner der Saison 2012/2013, als der FC Bayern das Triple holte und Javi Martinez in jedem Wettbewerb eine der wichtigsten Figuren war. Wahrscheinlich hätte der FC Bayern in jener Saison die Champions League nicht gewonnen - so wichtig war der beste Balleroberer des Fußball-Universums.

Die erste Saison unter Pep Guardiola verlief für Martinez dann aber deutlich unter den Erwartungen. Einige Verletzungen stoppten den Spanier, der dann auch nur auf 18 Bundesliga-Spiele kam und in vielen - wichtigen - Spielen nach der Genesung auf der Bank saß.

Seine Paraderolle, den defensiven Part der Doppelsechs, hat Pep Guardiola ohnehin abgeschafft. Die Bayern spielen im 4-1-4-1-System - mit totaler Fokussierung auf Ballbesitz. Für Martinez' Kernkompetenz gibt es da kaum Bedarf. Daher bleibt ihm oft ein Platz in der Rotation der Innenverteidigung. Diese Rolle füllte er perfekt im DFB-Pokalfinale aus, als er fast wie ein Libero agierte.

In der neuen Saison wird Martinez neue Ansprüche stellen und wird nach dem frühen WM-Aus der Spanier auch mit kompletter Vorbereitung an den Start gehen. Er ist von allen Kandidaten der abwegigste Kroos-Vertreter. Allerdings könnte der Spanier auch von diversen Umstellungen profitieren und doch ins Zentrum rutschen.

Mister X

Will der FC Bayern nach dem wahrscheinlichen Kroos-Abgang neue Impulse setzen, kommt ein Transfer ins Spiel. Das Budget ist da, nachdem der FC Bayern für die bisherigen Neuzugänge keine Ablöse bezahlte: Robert Lewandwowski und Sebastian Rode kamen nach Vertragsende lediglich gegen Zahlung eines Handgelds. Doch wer könnte in Frage kommen?

Zuletzt keimten Gerüchte um ein Interesse an Juventus-Star Arturo Vidal auf. Der Chilene stand schon vor seinem Wechsel von Bayer Leverkusen nach Italien auf der Wunschliste, zog aber damals den Kürzeren.

Der FC Bayern hat auch wie viele andere Klubs Scouts nach Brasilien geschickt. Ob da ein möglicher Kroos-Ersatz auffällig wurde? Frankreichs Mittelfeldspieler Paul Pogba und Blaise Matuidi spielten stark auf, sind aber weltweit längst bekannt und dürften kaum zu haben sein. Dies gilt auch für Italiens Marco Verratti, der trotz des frühen WM-Aus' zu gefallen wusste.

In der Bundesliga dürfte sich kaum noch ein passender Spieler finden lassen, zumal viele Klubs die Vorbereitung bereits aufgenommen haben und ihre Leistungsträger nicht abgeben wollen. SPOX

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