FC Bayern München: Chelsea-Duo oder Bundesliga-Quintett? So könnte Niklas Süle ersetzt werden

Maximilian Lotz
25. Januar 202215:33
Trainer Julian Nagelsmann von Bayern München muss gegen den VfL Wolfsburg auf Niklas Süle verzichten, stattdessen startet Dayot Upamecano.getty
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Der FC Bayern verliert im Sommer in Niklas Süle einen Schlüsselspieler in der Abwehr. Trainer Julian Nagelsmann tüftelte aufgrund der zuletzt schon angespannten Personalsituation in der Defensive an Lösungen. Zudem könnte der FCB auf dem Transfermarkt aktiv werden, um Süles Abgang abzufangen. Einige Personalien werden schon jetzt heiß diskutiert.

Niklas Süle hat sich entschieden. Nach fünf Jahren im Trikot des FC Bayern ist im Sommer Schluss.

Der 26-Jährige wird nach Informationen von SPOX und GOAL seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Zunächst hatte die Bild darüber berichtet, dass Süle das Angebot mit einer Gehaltserhöhung auf rund zehn Millionen Euro vor einiger Zeit abgelehnt hat. Zu gering sei die Wertschätzung gewesen, die Süle von den Bayern-Bossen gespürt habe, heißt es.

Was bedeutet Süles Abgang für die Personalplanungen der Münchner? In der laufenden Saison war der Nationalspieler - wie schon zuvor bei der TSG Hoffenheim - unter Trainer Julian Nagelsmann ein Leistungsträger. In der laufenden Spielzeit verpasste Süle Corona-bedingt und aufgrund von Rückenproblemen nur vier Pflichtspiele. 25-mal kam er zum Einsatz, nicht nur als Innenverteidiger in einer Viererkette oder wie zuletzt in Berlin in einer Dreierkette ohne Außenverteidiger, sondern auch als Aushilfs-Rechtsverteidiger.

Auch wenn sich Nagelsmann zuletzt in den Vertragspoker um Süle nicht einmischen wollte, machte er keinen Hehl aus seinem sportlichen Wert. Er zähle zu den Spielern "in einem Alter und auf einer Position, die nicht so häufig auf dem Markt sind", meinte der Bayern-Trainer vergangene Woche.

Niklas Süle spielte seit 2017 für den FC Bayern.getty

FC Bayern und die Suche nach dem Süle-Ersatz

Für die Bayern-Bosse um Sportvorstand Hasan Salihamidzic, Vorstandschef Oliver Kahn und den Technischen Direktor Marco Neppe geht es nun darum, nach Süles Abschied Lösungen zu finden.

Süle ist nach David Alaba, Jerome Boateng und Javi Martinez binnen eines Jahres bereits der vierte Abwehrspieler, der die Bayern ablösefrei verlässt. Auf der anderen Seite wären auch einige namhafte Defensivspieler im Sommer ablösefrei zu haben. SPOX und GOAL geben einen Überblick und skizzieren mögliche Szenarien.

  • Andreas Christensen (FC Chelsea, ablösefrei)

Christensen kommt beim FC Chelsea in Thomas Tuchels präferierter Grundordnung mit Dreierkette regelmäßig zum Einsatz, aktuell fehlt er aufgrund einer Corona-Erkrankung. Der 25 Jahre alte Innenverteidiger kennt die Bundesliga bereits aus seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach (2015 bis 2017). Nach Informationen von SPOX und GOAL ist der dänische Nationalspieler ein Kandidat für einen Sommertransfer.

Christensen wurde vor einigen Wochen auch schon bei Borussia Dortmund gehandelt. Sein Abschied von den Blues ist trotz auslaufenden Vertrags aber noch nicht beschlossene Sache. Chelsea soll Christensen einen Fünfjahresvertrag vorgelegt haben, Knackpunkt waren zuletzt unterschiedliche Gehaltsvorstellungen. Selbst bei einer Verlängerung würde Christensen weniger verdienen als so mancher Ersatzspieler.

  • Antonio Rüdiger (FC Chelsea, ablösefrei)

Auch Christensens Teamkollege ist im Sommer vertragslos. Bereits im vergangenen Jahr gab es Kontakt zwischen Rüdigers Bruder und Berater Sahr Senesie und den Bayern (SPOX und GOALberichteten). "Es ehrt einen, und zeigt, dass man in den letzten Monaten und Jahren viel richtig gemacht hat", hatte Rüdiger noch im Oktober über das angebliche Interesse des Rekordmeisters gesagt.

Auch mit Real Madrid wurde der deutsche Nationalspieler zuletzt in Verbindung gebracht. Chelsea aber bemüht sich offenbar um einen Verbleib ihres Abwehrchefs, zuletzt bestätigte Coach Tuchel laufende Gespräche. "Man muss auch an seine Familie denken. Meine Kinder sind hier in London geboren, das zeigt, dass sich meine Familie hier wohlfühlt", sagte Rüdiger kürzlich und schob auf die Frage nach dem wichtigsten Faktor nach: "Man muss auf seine Frau hören."

Rüdiger würde durchaus ins Münchner Beuteschema passen, wonach der Rekordmeister gerne die besten deutschen Spieler in seinem Team vereinen würde. Knackpunkt könnten allerdings die Gehaltsforderungen sein. Die Daily Mail berichtete Ende des vergangenen Jahres, dass Rüdiger angeblich anstrebe, sein aktuell bei rund sechs Millionen Euro liegendes Jahresgehalt bei einem neuen Deal vervierfachen zu wollen. Das wäre mit den Bayern unter keinen Umständen zu machen.

  • Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach, ablösefrei)

In die Kategorie ablösefreier deutscher Nationalspieler fällt auch der Gladbacher Abwehrchef. Der 28-Jährige konnte sich mit der Borussia nicht auf einen neuen Vertrag einigen und strebt nun eine neue Herausforderung an. Neben den Bayern wurde Ginter zuletzt auch bei Inter Mailand gehandelt. Ginters Gehaltsvorstellungen wären wohl deutlich moderater als Rüdigers.

  • Matthijs de Ligt (Juventus, Vertrag bis 2024)

De Ligt wäre die spektakulärste und auch teuerste Lösung für die Süle-Nachfolge: Der Niederländer steht bei Juve langfristig unter Vertrag, seine Ausstiegsklausel für diesen Sommer ist enorm hoch (150 Millionen Euro) und sein Gehalt mit geschätzten zwölf Millionen Euro fürstlich. Juves Verantwortliche wollen und müssen ihren Kader zwar umbauen und brauchen dafür Geld, günstig wäre de Ligt aber trotzdem nicht.

Der ehemalige Ajax-Kapitän wurde von seinem Berater Mino Raiola kurz vor Weihnachten auf dem Markt positioniert, als dieser meinte, de Ligt sei bereit, "den nächsten Schritt zu gehen". Der Agent verriet auch, dass es vor de Ligts 85-Millionen-Wechsel zu Juve 2019 konkrete Verhandlungen mit dem FCB gab.

Ein Bericht der La Repubblica, dass Bayern aktuell beim 22-Jährigen in der "Pole Position" sei, trifft nach Informationen von SPOX und GOAL allerdings nicht zu. Vielmehr ist eine Verpflichtung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten unwahrscheinlich - zumal mit dem FC Barcelona und Vereinen aus der Premier League weitere Schwergewichte de Ligts Situation ganz genau verfolgen.

  • Nico Schlotterbeck (SC Freiburg, Vertrag bis 2023)

Nico Schlotterbecks Entwicklung in den letzten Monaten ist furios. Sie führte den U21-Europameister bereits in den Kader der A-Nationalmannschaft - und auch zum FC Bayern?

Schlotterbeck selbst flirtete im vergangenen Jahr mit den Roten, als er im kicker sagte: "Ich bin kein Typ, der unbedingt in England oder Spanien spielen will. Ich wollte immer in der Bundesliga spielen, und das am liebsten beim besten Verein." Und der Primus in Deutschland ist nunmal der FC Bayern. Trainer Julian Nagelsmann wiederum meinte über Schlotterbeck: "Dass er ein guter Verteidiger ist, das sieht jeder."

Neben dem FC Bayern wird Schlotterbeck auch bei Borussia Dortmund gehandelt. Ein Transfer in diesem Sommer ist für den 22-Jährigen allerdings nach eigenen Angaben nicht fest eingeplant. "Es ist sehr gut möglich, dass es nirgends hingeht und ich in Freiburg bleibe", sagte Schlotterbeck in dieser Woche der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten.

  • Denis Zakaria (Borussia Mönchengladbach, ablösefrei)

Wie Ginter wird auch der Schweizer die Fohlen im Sommer nach gescheiterten Vertragsverhandlungen ablösefrei verlassen. Er wäre bei den Bayern allerdings kein Eins-zu-Eins-Ersatz für Süle, da Zakaria vornehmlich im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommt. Zweimal agierte er in dieser Saison aber auch in der Gladbacher-Innenverteidigung. Zakaria wäre dennoch wohl eher eine Option für die Bayern, sollte der Vertrag des zuletzt so formstarken Corentin Tolisso nicht über 2022 hinaus verlängert werden. Zuletzt hatte der kicker berichtet, dass es aktuell nicht nach einem Verbleib des Franzosen aussehe.

  • Sergino Dest (FC Barcelona, Vertrag bis 2025)

Der Außenverteidiger steht schon länger im Fokus der Bayern, allerdings wäre für den Niederländer wohl eine Ablösesumme zwischen 20 und 30 Millionen Euro fällig. Dest ist positionstechnisch auch kein direkter Süle-Nachfolger, sondern ein Außenverteidiger mit Offensivdrang. Er könnte Bayerns taktische Möglichkeiten dahingehend erweitern, dass Benjamin Pavard eher auf seiner bevorzugten Position im Abwehrzentrum zum Zug kommen könnte.

Sein Berater Michael Reschke schloss allerdings kürzlich einen Abschied seines Klienten aus Katalonien aus. "Er fühlt sich wohl in Barcelona, deswegen ist das eigentlich im Moment eher unwahrscheinlich. Das Bayern-Interesse vor dem Wechsel nach Barcelona war ja bekannt und war auch für den Spieler eine total interessante Option, aber im Moment kann man davon ausgehen, dass er zunächst in Barcelona bleibt", sagte Reschke in der ran Webshow. Dennoch bestehen aufgrund Reschkes Vergangenheit als Technischer Direktor beim FC Bayern weiterhin gute Kontakte.

Sergino Dest spielt seit 2020 für den FC Barcelona.getty
  • Interne Lösungen mit Richards und Nianzou

Süles Abgang könnte auch intern abgefangen werden. Der 2020 verpflichtete Tanguy Nianzou hatte aufgrund von Verletzungen mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Der 19-Jährige gilt als großes Talent, doch eine tragende Rolle scheint er in naher Zukunft bei den Bayern noch nicht spielen zu können.

Der Defensiv-Allrounder Chris Richards ist aktuell von den Bayern an die TSG Hoffenheim ausgeliehen und entwickelt sich dort zum Leistungsträger. Wie einst bei Alaba, könnte sich sein Abstecher in den Kraichgau auch für Richards auszahlen, um dann im Sommer womöglich auch bei den Bayern durchzustarten.

  • Überraschungskandidat als Lösung?

Neben den häufig genannten Namen brachte Rekordnationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus nun auch drei Überraschungskandidaten bei den Bayern ins Spiel: Konstantinos Mavropanos vom VfB Stuttgart, Josko Gvardiol von RB Leipzig und Armel Bella Kotchap vom VfL Bochum.

"Alle spielen in der Bundesliga eine wirklich gute Rolle, wären finanziell mit Sicherheit für die Bayern machbar und könnten sich unter Nagelsmann weiterentwickeln", schrieb Matthäus in seiner Sky-Kolumne.

Stand jetzt gelten die genannten Kandidaten aber wohl als krasse Außenseiter. Namen kursierten zuletzt jedenfalls genug, es wird sich zeigen, wen die Bayern am Ende als Transferziel Nummer eins und wer letztlich in Süles Fußstapfen bei den Bayern treten wird.