Beim FC Bayern wird mittlerweile der Jugendausbildung wieder eine deutlich größere Rolle eingeräumt. Schon in der abgelaufenen Saison kamen unter Trainer Hansi Flick einige Youngster zum Zug. Doch wie geht es mit den Hoffnungsträgern weiter und wer könnte sich im Kader in der kommenden Saison etablieren? Wir machen den Check.
"Wir müssen unseren Kader angesichts des fürchterlichen Rahmenterminkalenders in den nächsten zwei Jahren mit Talenten verbreitern - nicht mit Stars", sagte Karl-Heinz Rummenigge im Interview mit France Football am Montag.
Die Marschroute ist für Trainer Hansi Flick damit klar. Weiter junge Talente an die erste Mannschaft heranführen und versuchen, diesen trotz des hohen Anspruchs Einsatzzeiten zu gewähren.
Wir geben Euch einen Überblick über die Kandidaten, die für den Profikader in der kommenden Saison in Frage kommen und wie der FCB mit ihnen plant.
FC-Bayern-Youngster im Check: Joshua Zirkzee, Leon Dajaku und Sarpreet Singh
Joshua Zirkzee: Wäre Alphonso Davies nicht gewesen, wäre er der Shooting-Star der vergangenen Saison gewesen. Der Niederländer traf in der Bundesliga in neun Einsätzen viermal. Der 19-Jährige bringt schon jetzt einiges mit, um in der kommenden Saison die Rolle des Backup von Robert Lewandowski auszufüllen.
"Sein Abschluss mit rechts und links ist phänomenal, wie er die Bälle mit Schärfe und Präzision aufs Tor bringt. Im Strafraum verliert er selten die Ruhe", sagte NLZ-Leiter Jochen Sauer gegenüber dem kicker. Beachtlich sei zudem sein Kombinationsspiel.
Zirkzee dürfte auch in Zukunft regelmäßig im Kader der ersten Mannschaft auftauchen, zudem Spielzeit in der Zweitvertretung sammeln. Ein kurzfristiger Weggang auf Leihbasis kommt für ihn aktuell jedenfalls nicht infrage.
"Im Moment denke ich nicht über eine Leihe nach. Ich versuche mich im Training weiterzuentwickeln und nehme jede Minute im Spiel mit. Wir werden sehen", sagte Zirkzee im Juni im Gespräch mit dem niederländischen Portal NOS Sport.
Joshua Zirkzee: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
Bundesliga | 9 | 4 | 1 | 293 |
3. Liga | 16 | 2 | 3 | 886 |
DFB-Pokal | 2 | - | - | 14 |
Champions League | 1 | - | - | 4 |
Youth League | 3 | 4 | - | 270 |
U19-Bundesliga Süd/Südwest | 2 | 1 | 1 | 135 |
Leon Dajaku: Im November holte Flick Dajaku, für den der FC Bayern im Sommer 2019 1,5 Millionen Euro gezahlt hat, zu den Profis. Zweimal durfte er im Dezember 2019 und im Januar 2020 kurz Bundesligaluft schnuppern.
Bei der zweiten Mannschaft war er dagegen Stammspieler und ein wichtiger Teil im Team von Trainer Sebastian Hoeneß, das sich die Meisterschaft in der 3. Liga sicherte. Der Rechtsaußen kommt über seine Schnelligkeit und ist durchaus torgefährlich. In 29 Einsätzen traf er viermal.
Bei den Bayern sehen sie ihn aber in einer ähnlichen Rolle wie Davies. Auch Dajaku könnte zum Außenverteidiger und damit zu einem möglichen Backup von Benjamin Pavard umgeschult werden.
Dajaku selbst plant offenbar anders. Der 19-Jährige möchte sich ausleihen lassen. Laut Sport1 ist der FC Utrecht interessiert, dem kicker zufolge könnte es ihn auch in die 2. Bundesliga ziehen.
Leon Dajaku: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
Bundesliga | 2 | - | - | 10 |
3. Liga | 29 | 4 | 4 | 1745 |
Youth League | 1 | 1 | - | 90 |
U19-Bundesliga Süd/Südwesr | 1 | 1 | 1 | 90 |
Sarpreet Singh: Der Neuseeländer war eigentlich nur für die zweite Mannschaft vorgesehen, dennoch durfte er in der Bundesliga sogar beim 3:1-Sieg über den SC Freiburg einmal von Beginn an ran.
Singh kann im Mittelfeld auf der Außenposition oder als Achter agieren. In der 3. Liga war deutlich zu erkennen, dass er im technischen Bereich einiges mitbringt. In Ansätzen zeigte er auch seine Kreativität bei Schnittstellen-Pässen im gefährlichen Drittel.
Entscheidend beim 20-Jährigen wird aber sein, ob er im zweiten Jahr in Deutschland körperlich zulegen kann. In Sachen Physis muss er noch einiges draufpacken, damit er eine echte Alternative für Flick sein kann.
Sarpreeth Singh: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
Bundesliga | 2 | - | - | 72 |
3. Liga | 22 | 7 | 7 | 1649 |
FC-Bayern-Youngster im Check: Fiete Arp, Nicolas Kühn, Oliver Batista-Meier
Fiete Arp: Das erste Jahr beim FC Bayern als ausbaufähig zu bezeichnen, wäre wohl noch übertrieben. Der 3-Millionen-Euro-Neuzugang vom HSV wurde immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen (Kahnbeinbruch, Handverletzung, muskuläre Probleme).
Unterm Strich stand er dadurch nur zweimal im Profikader. Gegen RB Leipzig und im DFB-Pokal gegen Schalke blieb er aber ohne Einsatz. Immerhin fasste er in der Rückrunde in der 3. Liga einigermaßen Fuß und erzielte in zwölf Spielen drei Treffer.
Der 20-Jährige braucht dringend Spielpraxis für seine Weiterentwicklung. Das Problem ist, dass Zirkzee ihm als Backup von Lewandowski schon den Rang abgelaufen hat. Daher scheint auch bei ihm ein Leihgeschäft möglich.
Informationen der tz zufolge wurde diese Möglichkeit schon intern diskutiert. Das hohe Gehalt von Arp könnte aber der Knackpunkt werden. Der Stürmer verdient angeblich bis zu fünf Millionen Euro im Jahr in der bayerischen Landeshauptstadt.
Fiete Arp: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
3. Liga | 12 | 3 | 1 | 495 |
Nicolas Kühn: Der 20-Jährige hat sich nach seiner halbjährigen Leihe von Ajax Amsterdam fest dem FC Bayern angeschlossen. Kühn unterschrieb bis Juni 2023. "Wir versprechen uns viel von ihm in der Zukunft", wird NLZ-Leiter Sauer auf der Homepage zitiert.
Kühn ist in der kommenden Saison weiterhin für die zweite Mannschaft vorgesehen, soll langsam herangeführt werden. "Er ist ein ruhiger Typ, der eine intensive Beziehung zu seinem Trainer braucht. Man muss sehr viel mit ihm sprechen, um ihm ein gutes Gefühl zu geben. Erst wenn er dieses gute Gefühl hat, kann er sein Potenzial abrufen", sagte sein Berater Manuel Baum im Januar zu SPOX und Goal.
Diesen Trainer hat er mit Sebastian Hoeneß, der in schon seit der gemeinsamen Zeit in der U17 von RB Leipzig kennt. Fraglich ist nur, ob Hoeneß auch in der kommenden Saison bei den Amateuren an der Seitenlinie steht. Dem kicker zufolge ist der Neffe von Uli Hoeneß ein Trainerkandidat bei der TSG Hoffenheim.
"Er ist sehr spielintelligent, technisch hochbegabt, kreativ, torgefährlich und vor allem mit dem Ball wahnsinnig schnell", charakterisiert Baum den Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Gold 2019. Ideal wäre es, wenn Kühn nicht als Stürmer, sondern als Zehner oder Außenspieler eingesetzt würde. Dennoch muss auch er noch deutlich an seiner Physis arbeiten.
Nicolas Kühn: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
3. Liga | 16 | 2 | 1 | 580 |
Oliver Batista-Meier: Ähnliche Qualitäten wie Kühn bringt Batista-Meier mit. Der 19-Jährige ist wohl sogar noch einen Tick explosiver. Trainer Hansi Flick hält viel vom Außenspieler, der in der vergangenen Saison sogar noch in der U19 spielen durfte.
Bayerns Trainer möchte ihn daher nach Angaben des kicker unbedingt behalten. Batista-Meier drängt jedoch angeblich auf Spielzeit. Angebote soll es für den 19-Jährigen wohl schon geben.
Kicker und Sport1 berichten übereinstimmend von einem Interesse der TSG Hoffenheim. Wie einst David Alaba könnte er zu den Kraichgauern verliehen werden, um sich an die Bundesliga zu gewöhnen.
Außerdem erscheint ein Verkauf mit einer vereinbarten Rückkaufklausel eine Option. Fest steht lediglich, dass die Bayern ihr vermeintlich größtes Talent aus der eigenen Jugend auf keinem Fall verlieren wollen.
Oliver Batista-Meier: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
Bundesliga | 1 | - | - | 12 |
3. Liga | 18 | 4 | 1 | 1007 |
Youth League | 4 | 3 | - | 360 |
U19-Bundesliga Süd/Südwest | 11 | 12 | 7 | 920 |
FC-Bayern-Youngster im Check: Lars-Lukas Mai, Chris Richards und Jamal Musiala
Lars-Lukas Mai: Schon im April 2018 durfte er zweimal in der Bundesliga ran. Seitdem kam jedoch für den mittlerweile 20-Jährigen kein Einsatz hinzu. In der abgelaufenen Spielzeit stand er zwar 20-Mal im Kader, musste das Geschehen aber jeweils 90 Minuten von der Bank aus verfolgen.
Ganz anders in der zweiten Mannschaft, in der er in der Innenverteidigung gesetzt war. Nach dem Restart im Mai setzte ihn jedoch eine Sprunggelenksverletzung außer Gefecht, am nahezu perfekten Endspurt der Zweitvertretung war er deswegen nicht beteiligt.
Mai bringt in Sachen Physis schon viele wichtige Eigenschaften mit. Am Stellungsspiel muss er noch arbeiten. Mitunter wirkte er zudem in der 3. Liga schwerfällig. Auf einem höheren Niveau dürfte dies noch offensichtlicher zu Tage treten.
Beim Innenverteidiger deuten die Zeichen laut dem kicker daher klar auf Leihgeschäft hin. Auch in der kommenden Saison dürfte die Konkurrenz auf seiner Position schlichtweg zu groß sein. Mit Tanguy Nianzou kommt im Sommer eine weitere Option.
Lars-Lukas Mai: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
3. Liga | 26 | 1 | 1 | 2253 |
Chris Richards: Die Situation des US-Amerikaners ist durchaus mit der von Mai vergleichbar. Gleiche Position, gleiches Alter, fast identische Größe (1,88 Meter zu 1,90 Meter). Richards durfte im Gegensatz zu Mai in dieser Saison sechs Minuten für die Profis ran.
Außerdem ist Richards variabler einsetzbar, agierte zunächst als Rechtsverteidiger, ehe er von Trainer Hoeneß in die Innenverteidigung beordert wurde. Beim Texaner sticht vor allem seine Kopfballstärke in der Offensive (vier Kopfballtore in dieser Saison) hervor.
Richards wird ein höheres Potenzial als Mai attestiert. Folglich sollen mehrere Bundesligisten am 20-Jährigen interessiert sein. Auch ein konkretes Angebot liegt ihm dem kicker zufolge schon vor.
Beide jungen Innenverteidiger werden die Bayern voraussichtlich nicht abgeben, da mindestens einer als feste Größe im 3.-Liga-Team eingeplant ist. Der Verein muss also entscheiden, wen sie halten und wer die Bayern vorübergehend verlassen darf.
Chris Richards: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
3. Liga | 30 | 4 | - | 2678 |
Bundesliga | 1 | - | - | 6 |
Jamal Musiala: 17 Jahre und 115 Tage war er alt, als Hansi Flick ihn in der Rückrunde zum jüngsten Bundesliga-Debütanten des FC Bayern machte. "Er ist technisch sehr gut und entwickelt Dynamik, wenn er im Ballbesitz ist", sagte Flick über den 2019 von der U17 des FC Chelsea zum FC Bayern gewechselte Musiala.
Im gleichen Atemzug bremste Flick aber auch die Erwartungen: "Er ist ein junger Spieler und muss den ein oder anderen Schritt noch machen, um Dinge so umzusetzen, wie es die Profis machen."
Musiala soll für die kommende Saison die A-Jugend direkt überspringen und fest in den Kader der zweiten Mannschaft integriert werden. Dort glänzte er ohnehin beim Saisonendspurt. Gegen Zwickau wurde er eingewechselt und erzielte beide Treffer zum 2:0-Sieg.
Sofern die Lernkurve beim englischen Junioren-Nationalspieler weiter nach oben geht, winkt ihm in der kommenden Saison auch die eine oder andere Trainingseinheit bei den Profis.
Jamal Musiala: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
3. Liga | 8 | 2 | - | 244 |
Bundesliga | 1 | - | - | 2 |
U19-Bundesliga Süd/Südwest | 6 | - | 1 | 422 |
UEFA Youth League | 2 | - | - | 148 |
U17-Bundesliga Süd/Südwest | 12 | 6 | 2 | 840 |