Im Trainingslager im türkischen Belek stimmt Schalke-04-Coach Felix Magath ungewohnte Lobeshymnen an: das 17-jährige Offensivjuwel Julian Draxler hat es dem Trainer offensichtlich besonders angetan. Zudem sprach Magath beim Pressegespräch über das anstehende Gespräch mit Jefferson Farfan und über eine seiner Entdeckungen: Bayerns zukünftige Nummer eins Thomas Kraft.
Frage: Herr Magath, wie geht es Jefferson Farfan?
Felix Magath: Gut. Ein bisschen hat er schon trainiert. Er ist noch nicht so hochexplosiv, aber nach zwei Tagen Krankheit ist es normal. Er ist wieder dabei und es geht vorwärts.
Frage: Haben Sie ihn wegen seinen Wechselabsichten angesprochen?
Magath: Nein, noch nicht. Ich halte immer noch Abstand zu ihm, ich will ja nicht krank werden. (lacht)
Frage: Dennoch steht ein Gespräch vor dem Rückrunden-Start an?
Magath: Selbstverständlich, das ist doch klar. Zurzeit ist das alles aber kein Thema für mich. Jefferson Farfan hatte doch selbst schon die Gelegenheit, zu mir zu kommen und hat es noch nicht gemacht. Es haben sich auch keine Berater oder andere Vereine gemeldet. Von daher bin ich genauso entspannt wie vor einer Woche.
Frage: Wie fällt, von Farfan abgesehen, das Halbzeit-Fazit für das Trainingslager in Belek aus?
Magath: Die Bedingungen sind top, die Mannschaft arbeitet gut mit. Jurado und eben Farfan haben etwas Rückstand. Die beiden müssen wir die nächsten Tage heranführen. Das sollte jedoch machbar sein.
Frage: Wie schlagen sich die beiden 17-Jährigen Julian Draxler und Nils Zander, die sie überraschend mit nach Belek nahmen und in den Vorbereitungsspielen ausgiebig testen?
Magath: Beide gefallen mir sehr gut. Julian ist etwas weiter und hat etwas mehr Qualität. Das macht Nils mit seinem Einsatz wett. Eine Entscheidung, ob sie dauerhaft im Profi-Kader dabei sind, fällt jedoch erst am Ende des Trainingslagers.
Frage: Was gefällt Ihnen an Draxler?
Magath: Trotz seiner Jugend ist er sehr weit, was den Spielrhythmus angeht. Er ist sehr konzentriert und nicht leichtfertig oder unüberlegt. Alles, was er macht, hat Hand und Fuß. Ballannahme und Ballmitnahme sind vorbildlich, da ist er weiter als mancher Profi. Er spielt frech und hat Selbstbewusstsein. Und er bringt den richtigen Zug zum Tor mit. Man merkt ihm in jeder Phase des Spiels an, dass er treffen will. Deswegen ist er für jeden ein unangenehmer Gegenspieler.
Frage: Geben Sie ihm einen Profivertrag?
Magath: Kann gut sein.
Frage: Auf welcher Position sehen Sie Draxler?
Magath: Man muss abwarten. Er ist ein offensiver Mittelfeldspieler und kann überall, egal ob rechts, links oder zentral, eingesetzt werden.
Frage: Zander ist 2009 zu Manchester City gewechselt und kehrte bereits nach einem Jahr wieder zurück. Wie weit ist er?
Magath: Er präsentiert sich gut. Ihm fehlt ähnlich wie Julian die Robustheit, wobei das bei Nils ein größeres Problem darstellt, weil er ein Defensivspieler ist. Dennoch kommt er gut zurecht und spielerisch kann er durchaus im bezahlten Fußball mithalten.
Frage: Bei Ihrem Ex-Klub FC Bayern wird nun offenbar der erst 22-jährige Thomas Kraft zum neuen Stammtorwart ernannt. Sie kennen ihn, oder?
Magath: Ich habe ihn damals hochgezogen, da müsste er 16 Jahre alt gewesen sein. Er hat bei mir die ersten Trainingseinheiten bei der Profimannschaft gemacht.
Frage: Und was sagen Sie zum Bestreben von Trainer Louis van Gaal, Jörg Butt durch Kraft zu ersetzen?
Magath: Ich mache mir keine Gedanken, wen der FC Bayern oder der SC Freiburg aufgestellt. Aber wenn der Trainer entscheidet, dass der junge Torwart eine Chance bekommen soll, weil er im Training gute Arbeit abliefert, dann ist es ein dickes Argument. Ich halte sehr viel von Louis van Gaal und ich gehe davon aus, dass er die richtige Entscheidung trifft.
Frage: Wie ist Ihnen Kraft in Erinnerung geblieben?
Magath: Er ist ein sehr guter Junge und bringt die richtige Einstellung mit. Damals hat er voll auf die Karte Fußball gesetzt und die Schule aufgegeben, weil er unbedingt Profi werden wollte. Genau das hat er vorgelebt. Er hat einen unheimlich guten Trainingseinsatz mitgebracht. Das galt es zu fördern. Es freut mich persönlich, dass er es soweit gebracht hat.
Frage: Die Entwicklung in München müsste Ihnen entgegenkommen - wenn Kraft Bayerns neue Nummer eins bleibt, braucht der Verein Manuel Neuer nicht mehr.
Magath: Darüber würden wir uns freuen.
Frage: Sie betonten zuletzt, dass Sie trotz der Schalker Verbindlichkeiten Neuer nicht verkaufen müssten. Wie sieht die wirtschaftliche Situation genau aus?
Magath: Da müssen Sie meinen Vorstandskollegen Peter Peters fragen. Vielleicht kann er konkrete Zahlen liefern - ich kann es nicht. Aber ich bleibe grundsätzlich dabei, dass es uns wesentlich besser geht als vor einem Jahr.
Frage: Worauf stützen Sie die Annahme?
Magath: Weil wir viel Geld reingeschafft haben, vor allem durch das Erreichen der Champions League und die Erfolge dort, wie auch im Pokal. Aber wir haben nicht nur Geld erarbeitet, durch Verkauf und Abgabe von Spielern erzielten wir auf der Gehaltsseite Entlastungen. Letztes Jahr habe ich mir wegen Schalke keine Sorgen gemacht.
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