Im neuen Wembley steigt das Spiel des Jahres, das Champions-League-Endspiel zwischen dem FC Barcelona und Manchester United. SPOX sprach mit Barca-Intimkenner und Enke-Biograph Ronald Reng und England-Experte Raphael Honigstein über die vielen Gesichter von ManUtd und Alex Ferguson, den berühmt-berüchtigten Barca-Code und das gewisse Etwas der Superstars Wayne Rooney und Lionel Messi.
SPOX: Welche Erwartungen habt Ihr an das Spiel?
Ronald Reng: Ich gehe davon aus, dass wir ein attraktiveres Spiel erleben werden, als die Halbfinals zwischen Barcelona und Real Madrid. Manchester United wird eine defensivere Variante wählen mit Fletcher und Carrick im zentralen Mittelfeld. Aber sie werden nicht so körperbetont und so oft Foul spielen wie Real. Es wird auf jeden Fall ein unterhaltsameres Spiel werden. Wenn eine gute Dynamik ins Spiel kommt, dann werden wir vielleicht ein Finale erleben, über das man noch ein paar Jahre länger sprechen wird.
Raphael Honigstein: Ich fürchte, dass es ein ähnliches Spiel werden wird wie vor zwei Jahren. Damals war es zehn Minuten lang sensationell, doch nach Eto'os frühem Tor hat Barcelona das Spiel mit seinen Passfolgen diktiert. Ich habe am Dienstag kurz mit van der Sar gesprochen und er glaubt, dass das erste Tor entscheidend sein wird. Ich glaube auch, dass es in diesem Spiel absolut kritisch wäre, wenn United in Rückstand gerät. Dann könnte es so laufen wie 2009.
Reng: 2009 war United anfangs wirklich sensationell. Man saß auf der Tribüne und dachte: 'Geil, endlich mal eine Mannschaft, die gegen Barcelona spielt und sensationell spielt!' Aber das Tor hat Barca die absolute Kontrolle gegeben. Und wenn man gegen sie in Rückstand gerät, dann sieht man einfach den Ball nicht wieder. Bei 90 Prozent liegt in dieser Saison die Passsicherheit bei Barca. Das hat nicht mal Dietmar Hamann geschafft. Es kann aber durchaus passieren, dass es lange 0:0 steht oder United das erste Tor macht. Beide haben die Qualität, dass es ein ordentliches Finale wird.
Honigstein: 2009 habe ich 3:0 für United getippt. Der Hintergrund war, dass ich das Gefühl hatte, dass Ferguson nach 1999 und 2008 ein Finale so gewinnen wollte, dass hinterher alle von seiner Mannschaft schwärmen. Und so haben sie dann auch gespielt. Allerdings hielt das nur zehn Minuten. Wenn er aber diese Überlegung ausblendet und nur ans Ergebnis denkt, was er sicher machen wird, dann müsste sich United eigentlich sehr weit hinten reinstellen. Das hat 2008 zum Beispiel fantastisch geklappt.
Reng: Ferguson erzählt verdächtig oft, wie gut das damals beim Halbfinal-Hinspiel in Barcelona funktioniert hat. Da hat Wayne Rooney im rechten Mittelfeld und beinahe einen zweiten Rechtsverteidiger gespielt. Und so hat United ein 0:0 nach Hause geschaukelt und sich im Rückspiel qualifiziert. Sie werden defensiv spielen, aber nicht so ultradefensiv wie etwa Real Madrid im Halbfinale. Manchester wird das berühmt-berüchtigte Umschalten deutlich häufiger und präziser versuchen und auch praktizieren als Real.
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SPOX: Mit welchem Ansatz wird Manchester versuchen, das Spiel von Barcelona zu verteidigen?
Honigstein: Das größte Problem ist ja, dass United gegen eine Mannschaft spielt, die keinen Mittelstürmer hat. Vidic hat erzählt, dass er und Ferdinand teilweise wohl gar nicht wissen werden, was sie eigentlich tun sollen, weil Messi irgendwo am Mittelkreis sein wird. Das genau ist die Schwierigkeit. Uniteds Verteidigung ist unheimlich stark, aber eben gegen englische Mittelstürmer, die vorne rumwühlen. Solche Leute prallen bei Vidic und Ferdinand einfach ab. Schwierig wird es eben gegen einen wie Messi, der häufig dann erst auftaucht, wenn es schon zu spät ist. Sie sind es nicht gewohnt gegen einen unsichtbaren Sturm zu spielen. Das ist kaum eine Mannschaft gewöhnt - und hier in England erst recht nicht.
Reng: Gegen Barcelona ist der Denkanspruch immer sehr hoch und sehr große Konzentration gefordert. Die Viererkette wird ständig von einer auf die andere Seite gescheucht. Und sehr wichtig ist, dass sich keiner der Innenverteidiger von Leo Messi aus der Viererkette locken lässt. Am besten spielt man dagegen, indem man zwei oder sogar drei defensive Mittelfeldspieler einsetzt, um Barcelonas Kreativität schon im Mittelfeld zu ersticken. Aber das Problem bleibt natürlich und es ist so banal wie schwer zu lösen: Barca besetzt beide Flügel und zieht damit das Spiel und die gegnerische Verteidigung so weit in die Breite, dass Lücken entstehen. Und da konsequent fünf oder sechs Spieler in der Offensive involviert sind, finden sie auch die Räume.
Honigstein: Interessant wird eben sein, wie United das im Mittelfeld löst. Das haben sie Viertausend....ach Quatsch... 2009...
Reng: Viertausend wird Fergie immer noch Trainer sein.
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Honigstein: Also 2009 haben sie es nicht hingekriegt. Ronnie wird sich auch erinnern: Da haben sich alle gewundert, dass Ferguson 90 Minuten nicht reagiert hat, obwohl United im Mittelfeld immer einen Mann zu wenig hatte. Die Idee, dass sich Giggs im 4-4-2 als hängende Spitze zurückfallen lässt und das Mittelfeld verstärkt, hat überhaupt nicht funktioniert und Carrick und Anderson sind damals nur irgendwelchen Schatten hinterher gejagt. Die Frage ist jetzt, ob Fletcher schon die notwendige Fitness hat. Ferguson zweifelt selbst daran. Aber mit Carrick und Giggs als Schirm vor der Abwehr wird es sehr schwer, auch wenn Rooney sicher viel nach hinten arbeiten kann.
Reng: Er kann aber nicht mit Giggs und Carrick im zentralen Mittelfeld spielen. Das ist meine Meinung. Das beste Beispiel, wie man gegen Barcelona spielt, hat immer noch Guus Hiddink im Halbfinale 2009 mit Chelsea gegeben. Auch damals hat Guardiola Messi schon als "falschen Mittelstürmer", wie man hier sagt, gebracht. Aber Chelsea hat mit Essien, Ballack und Lampard im Mittelfeld komplett zugemacht und besser als jede andere Mannschaft gezeigt, wie man Barcelona schon im Mittelfeld bremsen kann und aktiv den Ball sucht.
SPOX: Was passiert eigentlich, wenn Manchester United den Ball hat?
Reng: Ich glaube, dass United versuchen wird, punktuell über Mittelfeldpressing Druck zu machen und bei Ballbesitz schnell umzuschalten. Mit Park und Rooney haben sie die Spieler mit den technischen Fähigkeiten, einen Pass in den Rücken der Abwehr zu spielen. Es geht darum, die technische Superqualität in einer kleinen Sekunde zu finden und den Moment des Genies irgendwann zu haben.
Honigstein: Was in den letzten Wochen sehr gut geklappt hat, war einfach Rooneys Spiel. Er hat im Moment den Fokus und die Konzentration, genau das Richtige zu machen. Und das klappt so gut, weil vorne Chicharito spielt, der die Verteidiger sehr weit hinten hält, weil man gegen ihn nicht so hoch verteidigen kann - dafür ist er zu schnell. Er gibt Rooney die Räume, in denen er wirbeln kann. Die Frage ist aber, ob Chicharito spielen wird, falls Ferguson einen dritten zentralen Mittelfeldspieler bringt. Das ist ein echtes Dilemma für Ferguson, weil das 4-4-2 oder 4-4-1-1 zuletzt so gut funktioniert hat. Eine starke Waffe waren zuletzt auch die Diagonalbälle. Simpel eigentlich, aber schwer zu verteidigen, wenn sie perfekt gespielt sind. Ich sehe es aber ähnlich wie Ronnie, dass United es drei, vier Mal richtig versuchen wird, um dann aus diesen Situationen das Tor zu machen. Das geht natürlich nur, wenn du den Ball auch mal so hast.
SPOX: Apropos... Wie emotional abgehärtet muss man eigentlich sein, um das Spiel von Barcelona als Gegner 90 Minuten oder auch länger ertragen zu können?
Reng: Man muss sich eben bewusst sein, dass das keinen Spaß macht und irgendwann der Punkt kommt, an dem man eigentlich nicht mehr immer nur blöd hinterher rennen will. Aber in einem Champions-League-Finale ist man sehr leidensfähig, und die Spieler haben eine so hohe Qualität und Konzentrationsfähigkeit, dass sie das als normal akzeptieren werden und sich halt denken werden, dass sie eben einen anderen Sport machen, Leichtathletik oder Langstreckenlauf...
SPOX: Wie ist eigentlich der Stellenwert des FC Barcelona in England? Nicht aus der Sicht des Experten, sondern aus der Perspektive des normalen Fußball-Fans...
Honigstein: Barca wird auch vom normalen Fan als beste Mannschaft der Welt gesehen, allerdings gab es einen gewissen Backlash nach den Halbfinalspielen gegen Real. Zum Horror der Fernseh-Reporter, Journalisten und Fans lag da der eine oder andere Barcelona-Spieler zu viel am Boden und hat sich Körperteile gehalten, die überhaupt nicht getroffen worden sind. Das hat Barca schon viele Sympathien gekostet, denn wenn der Engländer eins nicht sehen kann, dann sind das auf dem Boden liegende, schreiende Spieler. Da hat die Wertschätzung definitiv gelitten. Und das Bedürfnis vieler Leute, Barca siegen zu sehen, ist sicher nicht mehr so ausgeprägt wie 2009.
SPOX: Und umgekehrt: Wie steht der Spanier zu United?
Reng: Manchester ist die Mannschaft des Jahrzehnts neben Barcelona. Es wird sehr bewundert, wie es Ferguson gelingt, das Team immer neu zu erfinden, umzubauen und ganz anders Fußball zu spielen und doch immer zu gewinnen. Der Respekt ist sehr groß vor dieser Fähigkeit.
Weiter auf Seite 2: Stagnation auf United-Art und höhere Mathematik
SPOX: Raphael, Du hast in Deiner Kolumne bei SPOX vor geraumer Zeit Zweifel daran geäußert, dass Ferguson die Erneuerung gelingen würde.
Honigstein: Ich muss zugeben, ich habe ihn unterschätzt. Mal wieder. Es war schwer, die Stärke der Mannschaft richtig einzuschätzen, weil die Premier League in dieser Saison nicht ganz so stark war. Aber jetzt nach den Spielen gegen Chelsea und Schalke - wenn das ein Maßstab war -, sieht man das Team etwas anders. Es hat schon überrascht, dass jemand wie Chicharito den großen Unterschied gemacht hat. Wenn man sich das Team ansieht, dann ist das genau das gleiche wie vor zwei Jahren. Nur: Ronaldo und Tevez sind weg und dafür sind eben Chicharito und Valencia da, von denen man aber eigentlich nichts Großes erwartet hat. Und man sieht sich die Mannschaft an, Spieler für Spieler, und kommt zu dem Schluss, dass hinter allem eben Ferguson steckt. Er schafft es, aus einer Mannschaft, die individuell vielleicht nicht so stark besetzt ist wie früher, unglaublich viel herauszuholen. Dazu kommt noch, dass fast jeder United-Spieler in dieser Saison unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Rooney war bis März fast gar nicht zu sehen, Giggs saß lange nur auf der Bank. Es ist sehr schwer zu sagen, wo das wahre Potenzial dieser Mannschaft liegt. Und ich habe unterschätzt, dass United auch ohne große Investitionen und Superstars auskommen kann. Der Klub hat seit Berbatow für keinen Spieler mehr als 20 Millionen Euro ausgegeben, während andere ganz anders aufrüsten. Das sieht dann aus wie Stagnation oder Rückschritt. Aber United stagniert auf so hohem Niveau, dass es für die anderen immer noch nicht reicht. Das hat mich doch überrascht.
SPOX: Der "Spiegel" hat einen mehrseitigen Artikel zum Finale unter der Headline "Der Barca Code" veröffentlicht. Interessanter als die Überschrift aber war das Kleingedruckte darüber. Da stand als Rubrik nicht Sport oder Fußball, sondern "Mathematik". Frage: Wie viel Mathe ist drin im Fußball bzw. wird ein an sich einfaches Spiel in der Theorie nicht unnötig verkompliziert?
Reng: 1992 hat Barcelona das erste Champions-League-Finale in London gewonnen. Wenn man sich daran erinnert, wie es damals war - und 19 Jahre sind ja jetzt nicht so eine lange Zeit -, dann ist es schon unglaublich, wie wichtig Systeme im Fußball geworden sind und man kann durchaus von einem mathematischen Anspruch sprechen. Wenn man überlegt, wie wichtig es ist, dass sich die Spieler ständig verschieben und dennoch zusammen spielen. Man stellt auch fest, dass der einzelne Spieler und die Einzelaktion stark an Wert verloren haben und es müssen im Prinzip alle Spieler im selben Moment den richtigen Schritt tun, um im Fußball noch Erfolg zu haben. Wir werden im Finale Messi und Rooney sehen, die zu Recht zu den weltbesten Spielern gerechnet werden. Was aber diese beiden ganz klar von den anderen Ausnahmeerscheinungen wie Robben oder Ronaldo oder Ribery unterscheidet, ist ein viel höheres Verständnis für das Zusammenspiel des Fußballs. Bester Spieler der Welt kann man heute nur noch werden, wenn man gleichzeitig individuell herausragend, aber auch ein absoluter Teamspieler ist. Es gab früher gerade in Deutschland die Grundsatzdiskussion um Führungsspieler und die Frage, ob Einzelne eine Mannschaft prägen können oder ob nicht der andere Ansatz erfolgversprechender ist, für den Lobanowski und Dynamo Kiew standen: Elf Mann bilden eine Maschine. Heute sind wir soweit und das erinnert durchaus an eine mathematische Formel: Du brauchst elf individuell fantastische Spieler 'plus' absolutes Verständnis für das Zusammenspiel 'ist gleich' die Spitzenmannschaft 'ist gleich' Barca. Die Frage ist gelöst, welcher Weg der richtige ist. Heute brauchst du beides, sonst hast du keinen Erfolg mehr. Da hat der Fußball eine neue Dimension erlangt, was das Einstudieren des Spiels betrifft. Andere Sportarten waren da früher dran. Hockey und Basketball waren schon früher viel systematischer und mathematischer. Das 4-2-3-1 ist das System dieser Zeit geworden, weil dort die meisten Möglichkeiten des Zusammenspiels gegeben sind. Ich habe mir neulich Darmstadt 98 in der Regionalliga angeschaut. Man konnte ganz klar sehen, warum die oben stehen. Sie spielen einen fantastisch systematischen Fußball. Da ist offenbar ein Trainer am Werk, der ähnlich wie im Großen Manchester und Barcelona ein fantastisches Zusammenspiel trainieren lässt. Ohne das geht es offenbar nicht mal mehr in der Regionalliga.
Honigstein: Ich glaube, Uniteds große Stärke im Vergleich zu Barcelona ist, dass es eben keinen Code und keine Formel gibt. Die Mannschaft funktioniert eigentlich ganz simpel, das 4-4-2 ist klassisch. Dabei wechselt die strategische Ausrichtung mit der Positionierung der drei Ketten und es bleibt undurchsichtig oder schwer zu fassen, was der eigentliche Spielplan ist. Ich hab United mal als stillos beschrieben, wobei das als Kompliment gemeint war.
SPOX: Und was ist dann das markanteste Charakteristikum?
Honigstein: Effizienz und Erfahrung. Gerade die Abwehrspieler strahlen eine enorme Ruhe aus. Man hat nie das Gefühl, dass United ins Schleudern geraten könnte oder, wie es ja auch guten Mannschaften passiert, für zehn Minuten den Faden verliert. Das passiert United fast nie, weil die Mannschaft ein enormes Konzentrationsniveau und eine unglaubliche Präsenz auszeichnen. Taktisch gesehen war die Mannschaft von 2009 weiter, was auch ein Grund dafür war, warum ich die Kolumne damals geschrieben habe. Ich glaube aber, dass bei Barcelona mehr Mathematik, mehr Formel, aber auch mehr Formelhaftigkeit im Spiel ist als bei United. Und das ist eine Chance. Du weißt bei United, wo die Spieler positioniert sind, im geografischen Sinne, aber du hast keinen Schimmer, was sie machen werden.
Reng: Das weißt du aber bei Barcelona auch nicht. David Villa ist vielleicht am linken Flügel verortet, aber plötzlich ist er weg und taucht wieder im Strafraum auf und dafür ist Abidal links draußen. Die Gefahr, diesen Moment der Rotation zu verpassen, ist sehr groß. Und dann kannst du dir hinterher sagen: 'Aber wir hatten den Code doch geknackt, wir hatten das doch ausgerechnet, wie die spielen werden!' Aber Barca ist ja nicht statisch. Es ist alles im Fluss und hat ein Level der Perfektion erreicht, dass der Gegner eigentlich konstant überfordert ist.
SPOX: Viele Spieler sind heute schon sehr früh sehr weit. Die sind 23 oder 25 Jahre alt, agieren aber auf dem Platz, als hätten sie schon 500 Profispiele auf dem Buckel. Wie geht das zusammen? Das war doch vor 15 oder 20 Jahren noch nicht so.
Reng: Die Trainingslehre hat sich extrem verändert. Gerade Deutschland ist dafür ein Paradebeispiel. Wenn man sich heute zum Beispiel das Jugendtraining beim FSV Mainz 05 ansieht, dann findet man nichts mehr vom Training von vor 15 oder 20 Jahren. Da sieht man nur noch kleine Spielformen, weil die Philosophie ist: Je öfter ein Spieler im Training den Ball in einer Echtsituation auf engstem Raum berührt, desto besser wird er. Trainingsumfang, aber vor allem die Trainingsqualität haben sich enorm gesteigert. Der große Vorteil von Barcelona ist, dass der Klub den anderen um 20 Jahre voraus ist, der diese Form von Ausbildung mit Johan Cruyff schon Anfang der 90er Jahre eingeführt hat. Die Spieler wurden nicht einfach nur ausgebildet, sondern gleich mit diesem taktischen Verstand gezüchtet, dem Bewusstsein, dass das Zusammenspiel alles ist. Es heißt immer, meiner Meinung nach fälschlicherweise, dass Joachim Löw auf junge Spieler setzen würde. Aber das wird sich wieder geben und wir werden auch wieder ältere Spieler erleben. Es ist nur so, dass die Anfang oder Mitte 20-Jährigen die ersten sind, die diese neue Ausbildung von klein auf genossen haben. Und die sind eben ein großes Stück besser als die älteren, weil sie besser ausgebildet sind.
SPOX: Wie geht's aus? Ihr müsst nicht tippen, könnt aber.
Honigstein: Nach meinem 3:0-Tipp für United vor zwei Jahren, kann ich's nur besser machen. Normalerweise gewinnt Barcelona, wenn sie nicht am Anfang überrannt werden sollten. Wenn alles nach Plan läuft und beide Mannschaften ihr Potenzial voll ausschöpfen, ist Barcelona immer noch eine Ecke besser.
Reng: Dem ist nichts hinzuzufügen.
FC Barcelona - Manchester United: die Bilanz
Ronald Reng (geb. 1970 in Frankfurt) ist freier Journalist und Buchautor. Unter anderem zählen "Der Traumhüter", für den er 2004 mit dem britischen Sports Book of the Year Award ausgezeichnet wurde, und die Robert-Enke-Biographie "Robert Enke - Ein allzu kurzes Leben" zu seinen Werken. Reng lebte und arbeitete fünf Jahre in London, ehe er 2001 nach Barcelona übersiedelte. Er schreibt unter anderem für die "taz", "11Freunde" oder die "Financial Times Deutschland".
Raphael Honigstein lebt und arbeitet seit 16 Jahren in London. Für die "Süddeutsche Zeitung" berichtet er über den englischen Fußball und ist Kolumnist für SPOX ("Premier League Inside") und die britische Tageszeitung "The Guardian". Beim früheren Premier-League-Rechteinhaber "Setanta Sports" fungierte Honigstein als Experte für den deutschen Fußball. In Deutschland wurde der 36-Jährige auch bekannt durch sein Buch "Harder, Better, Faster, Stronger - Die geheime Geschichte des englischen Fußballs". Zudem ist er als Blogger bei footbo.comtätig und auch unter twitter.com/honigstein zu finden.