Der VfB holt mit Artem Kravets eine Alternative für den gebeutelten Sturm, der FC Augsburg sichert sich den umworbenen Albian Ajeti. Hannover 96 eist Marius Wolf von den Löwen los, Mainz 05 muss noch um den Transfer von Karim Onisiwo bangen - ein Gericht könnte einschreiten. Kölns Neuer ist der international erfahrene Filip Mladenovic. SPOX stellt ausgewählte Neuzugänge der Bundesliga vor.
Filip Mladenovic (24, 1. FC Köln, von: BATE Borisov, Position: Linksverteidiger, Ablöse: 1,5 Millionen Euro)
Filip Mladenovic kam vom weißrussischen Meister BATE Borisov nach Köln, etwa 1,5 Millionen Euro sollen die Domstädter für den Linksverteidiger bezahlt haben. Nach der starken Hinrunde der Kölner gab es wenig zu meckern, einzig die Tiefe des Kaders gab den Verantwortlichen in der Winterpause zu denken. Der 24-Jährige soll vorerst Druck auf den etatmäßigen linken Außenverteidiger Jonas Hector ausüben. "Jonas hat eigentlich durchgehend überragend gespielt, aber auch er kann sich nun nicht mehr sicher sein", so Trainer Peter Stöger.
Mit dem Transfer von Mladenovic entsteht eine neue Situation für Hector, der bislang nicht nur unumstritten war, sondern auch konkurrenzlos. "Jeder muss ans Limit gehen, wenn er zu Einsätzen kommen will", so Stöger - jetzt auch Hector. Mladenovic unterstrich nämlich bereits bei seinem Debüt am Samstag, dass er durchaus Ansprüche hat und bereitete nach einem mutigen Vorstoß direkt ein Tor vor.
Die Fußballwelt im Netz auf einen Blick - Jetzt auf LigaInsider checken!
In jenen Vorstößen liegt die Stärke des Serben, der sich stets in die Offensive einschaltet. In der abgelaufenen Saison in Weißrussland, die schon im November endete, steuerte er immerhin zwei Tore und vier Vorlagen zur Meisterschaft bei. Auch in der Champions League zeigte er schon, was er kann: Beim 3:2-Sieg gegen die Roma steuerte Mladenovic zwei Tore bei. Aufgefallen sein dürfte er den Kölnern auch bei seinen engagierten Auftritten gegen den Nachbarn aus Leverkusen in der Champions League.
Der Neuzugang gibt sich jedenfalls selbstbewusst: "Ich will eine gute Vorbereitung absolvieren und zeigen, was ich kann. Wenn möglich, möchte ich sofort in der ersten Elf spielen", so die Kampfansage an Hector. Für Stöger muss aber nicht zwingend einer für den anderen weichen. "Er ist ein Außenbahnspieler", so der Österreicher mit Blick auf die Offensivstärken des Neuen. Es sei "auch eine Option", Mladenovic vor und damit zusammen mit Hector auf die linke Seite zu stellen.
Die Eingewöhnung will ihm Landsmann Milos Jojic vereinfachen: "Er wird bei mir einziehen. Wir kennen uns schon länger, haben auch in Serbiens U21 zusammen gespielt. Er ist ein guter Mann", so Jojic, der auch in Gesprächen teilweise den Übersetzer mimt.
Mladenovic weiß, was er kann - und wen er vor sich hat. Fällt er in der Vorbereitung weiterhin so auf wie die schrillen Nieten-Schuhe, die er bei der Vertragsunterzeichnung trug, darf er sich berechtigte Hoffnungen auf ausreichend Spielzeit machen.
Filip Mladenovic
Artem Kravets (26, VfB Stutgart, von: Dynamo Kiew, Stürmer, Leihe mit Kaufoption)
Mit dem Transfer von Artem Kravets reagiert der VfB Stuttgart auf eine Lücke im Kader: Es fehlt ein echter Stürmer. Außerdem könnte es ein Hinweis darauf sein, dass Daniel Ginczek den Schwaben noch länger fehlen wird und auch Martin Harnik vorerst nicht zur Verfügung steht. Der VfB geht jedenfalls auf Nummer sicher und leiht den Ukrainer nur von Dynamo Kiew aus, eine Kaufoption soll aber vereinbart worden sein.
"Ich wollte unbedingt hierher wechseln", sagte er am Rande des Trainingslagers und versicherte, dass schon beim ersten Kontakt zu Robin Dutt alles klar gewesen sei - andere Angebote hatte er durchaus, doch er wollte in die "beste Liga der Welt". Und dort muss er sich erstmal zurechtfinden. Sehr erschöpft gab er sich nach seinem ersten Training ob der Intensität bei den Schwaben: "Das Training ist ganz schön anstrengend, das bin ich aus der Ukraine nicht gewohnt."
Viel Zeit für die Umstellung bleibt ihm aber nicht. Denn wegen des Fehlens von Ginczek und Harnik muss er sofort funktionieren, was seiner Spielweise aber nicht unbedingt in die Karten spielt. Gegen den VfL Bochum und Antalyaspor etwa fehlte ihm merklich die Bindung zu seinen Kameraden, was zum jetzigen Zeitpunkt völlig verständlich ist. Dennoch schickt er sich an, sobald wie möglich zu passen - denn "den Abstieg gilt es unter allen Umständen zu vermeiden".
Kravets könnte jedenfalls genau das sein, was der VfB braucht. Er ist nicht der große Spielantreiber, der sich die Bälle schon an der Mitte holt, er ist der klassische Stürmer. Einschieben hier, abstauben da - Kravets weiß, wo das Tor steht und ist der ideale Vollstrecker. Die flinken Timo Werner, Daniel Didavi und Filip Kostic könnten ihm die Räume verschaffen, die er braucht und ihm zumindest annähernd zu seiner Quote von letzter Saison verhelfen, als er in 24 Spielen 15-mal netzte. Allerdings stockt es momentan: In den vergangenen 18 Spielen gelangen ihm wettbewerbsübergreifend nur drei Tore und zwei Vorlagen, überhaupt hat er seit Anfang Dezember kein Spiel mehr bestritten.
Der Ukrainer ist mehr als gewillt, in Stuttgart anzukommen. Per Youtube-Sprachkurs lernte er die wichtigsten Kommandos auf Deutsch, ansonsten ist er vorwiegend auf Englisch unterwegs. Bei der Eingewöhnung helfen können ihm Landsmann Boris Tashchy und Toni Sunjic, der mal in der Ukraine gespielt hat.
Artem Kravets
Marius Wolf (20, Hannover 96, von: 1860 München, Linksaußen)
Mit Marius Wolf angelte sich 96 einen Ersatz für den Sommer-Flop Mevlüt Erdinc. Der gelernte Linksaußen lief bisher für 1860 München auf, erzielte in 16 Spielen drei Tore selbst und legte zwei weitere auf. Sein Wechsel hatte aber ein Geschmäckle.
Noch im November verlängerte Wolf seinen Vertrag bei den Löwen bis 2019 und freute sich damals über "das perfekte Umfeld" und das "vollste Vertrauen vom ganzen Verein". Der Transfer nach Hannover sei "nicht geplant" gewesen, ließ er via Facebook verlauten, mit einem Bundesliga-Angebot müsse man sich aber beschäftigen.
Das hat er getan - und sich für das Abenteuer Bundesliga entschieden. "Man merkt den Unterschied", sagte er zum Kicker und fügte an: "Nur wenn du selbst spielst, merkst du, wie genau die Abläufe sein müssen." Geholfen, den Deal einzutüten, haben auch die beiden Neuen an der Spitze der Niedersachsen - Martin Bader und Christian Möckel kennt Wolf schon aus seiner Jugend bei Nürnberg. "Das hat eine große Rolle gespielt. Ich weiß, dass sie viel von mir halten - als ich zu 1860 gewechselt bin, blieb der Kontakt stets bestehen."
Bei seinem neuen Arbeitgeber hat Wolf Einiges vor: "Der Bock, zu spielen, ist sehr groß", freute sich das Talent im Trainingslager. Er wolle "schnell Fuß fassen" und mit allen klar kommen - trotz aller Ziele aber auch "nichts überstürzen". Alleine wird Wolf das Ruder ohnehin nicht herumreißen können, auch wenn er aus der zweiten Liga den Abstiegskampf kennt. Aber seine Agilität wird den Roten sicherlich helfen, den viertschlechtesten Angriff der Klasse zumindest weniger ausrechenbar zu machen.
Denn der Neuzugang besticht durch seine Vielseitigkeit: Einerseits ist er mit seiner Schnelligkeit auf den Außen gut aufgehoben und kann bei langen Bällen eine Waffe sein. Andererseits fühlt sich der 1,87 Meter große Wolf aber auch als Vollstrecker im Sturmzentrum wohl. Dabei eifert er vor allem dem Ex-Löwen Kevin Volland nach. Aber auch in Cristiano Ronaldo sieht er ein "großes Vorbild", es sei sehr beeindruckend, wie er an sich arbeite.
Marius Wolf
Karim Onisiwo (23, 1. FSV Mainz 05, von: SV Mattersburg, Linksaußen, ablösefrei)
Der Fall Karim Onisiwo löste in Österreich eine neue Debatte über seriöse Vorgehensweisen und wasserdichte Verträge im Profifußball aus. Die Kurzfassung: Der SV Mattersburg zog eine Option, die den Vertrag des 23-Jährigen automatisch um zwei Jahre verlängerte - das Wiener Arbeitsgericht erklärte dieses Vorgehen im November für unzulässig, weil die Option eine Einschränkung der Kündigungsfreiheit sei. Mattersburg will zwar Einspruch einlegen, Onisiwo wechselte aber erstmal ablösefrei nach Mainz.
Doch um wen wird da eigentlich so ein Wirbel gemacht? Onisiwo wuchs im Wiener Stadtteil Favoriten auf und lernte als Käfigfußballer das Kicken. Sein Vater lebte in Lagos im selben Stadtteil wie George Alaba, Vater von Bayern-Verteidiger David und knüpfte damit rückblickend eine wichtige Verbindung für seinen Sohn. Onisiwo spielte in seiner Kindheit oft mit Alaba Fußball und schloss sich mit neun Jahren der Jugend von Rapid Wien an.
Mittlerweile ist der Öserreicher in der deutschen Bundesliga gelandet und schlug dabei Angebote von seinem Jugendklub, RB Salzburg und Austria Wien aus. "Ich habe Gespräche mit Mainz geführt und mir war sofort klar, dass ich unbedingt zu diesem Verein will", wird er bei sportnet.at zitiert. "Der Spielstil - das Gegenpressing und das Spiel über die Außenbahnen - hier kommt mir sehr entgegen", erklärte der Linksaußen, der Mattersburg in der letzten Saison mit 18 Toren fast im Alleingang zum Aufstieg schoss.
Hohe Ziele setzt er sich derweil noch nicht. Ihm gehe es erstmal darum, "gut in die Mannschaft reinzukommen und die Kollegen kennenzulernen", wobei er im Traininsglager in Marbella die erste Schritte machen kann. Hilfe hat er dabei von Nationalmannschaftskollege Julian Baumgartlinger, der ebenfalls aus Österreich nach Mainz wechselte und ihm die Karnevalshochburg ans Herz legte. "In Mainz haben wir jetzt richtige Ösi-Power", verspricht Onisiwo, der vor allem mit viel Zug zum Tor und seiner Robustheit auftrumpfen will.
Noch ist aber nicht alles geklärt. Wie erwähnt will sein Ex-Verein Einspruch gegen das Urteil einlegen - sollte diesem stattgegeben und der Rechtsspruch revidiert werden, könnte im Gegenzug der Transfer als ungültig erklärt werden. Bei den beiden Testspielen gegen Standard Lüttich und den FC Brügge musste er zuschauen, weil ihm die Spielerlaubnis noch nicht erteilt wurde. Wie es bis zum Bundesligastart weitergeht, bleibt also vorerst offen.
Karim Onisiwo
Albian Ajeti (18, FC Augsburg, von: FC Basel, Stürmer, 1 Million Euro)
Rund eine Million Euro ließ sich der FC Augsburg Albian Ajeti vom FC Basel wohl kosten. Der 18-Jährige, der in der Hinrunde hauptsächlich für die zweite Mannschaft der Schweizer auflief, durfte bereits in der Europa League schon ran. Der Schweizer mit kosovarischer Abstammung spielt hauptsächlich als Mittelstürmer, kann aber auch als Hängende Spitze eingesetzt werden. In der letzten Saison gelangen Ajeti 15 Tore in 23 Spielen der Schweizer Promotion League, für die aktuelle Saison stehen wettbewerbsübergreifend bei 17 Einsätzen fünf Toren und drei Vorlagen zu Buche.
Das Fußballspielen wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt: Sein Vater war im ehemaligen Jugoslawien Torhüter, sein Bruder Arlind spielt bei Frosinone Calcio und sein Zwillingsbruder Adonis läuft für die Zweite des FC Basel auf. Für den Wechsel nach Augsburg verzichtet er auf das große Abenteuer Premier League, denn er hatte auch ein Angebot von Newcastle United vorliegen. Derweil hätte seine Karriere ganz anders verlaufen können, denn im Alter von 15 Jahren wollte ihn der FC Barcelona, doch seine Mutter Sylvie schob dem Wechsel einen Riegel vor. Dort hätte er jetzt mit seinem Vorbild zusammenspielen können: Luis Suarez.
Ajeti selbst gab sich in einem ersten Statement nach seiner Verpflichtung sehr selbstbewusst: "Ich freue mich drauf. Ich bin überzeugt, dass ich in Augsburg ein super Umfeld und eine klasse Mannschaft vorfinde, um mich als junger Spieler weiterentwickeln zu können", sagte er und glaubt, seine "Stärken ins Team einbringen zu können".
Von seinem Können werden sich die Fans wohl auch bei der EM-Endrunde im Sommer überzeugen können, denn seine Nominierung gilt als sicher. Doch für welche Auswahl? Mit der Schweiz und Albanien streiten sich gleich zwei EURO-Teilnehmer um den Stürmer. "Singen könnte ich beide Nationalhymnen", wählte der gebürtige Basler gegenüber der Bild den diplomatischen Weg und stellte eine Entscheidung in den nächsten Wochen in Aussicht.
Der Alltag heißt aber vorerst Augsburg. Und da muss der Youngster Geduld beweisen, denn der Kader der Fuggerstädter ist auf seiner Position keinesfalls unterbesetzt. Mit Tim Matavz, Dong-Won Ji und Nikola Djurdjic hat er gestandene Spieler vor sich und auch ein alter Bekannter reiht sich in den Konkurrenzkampf ein: Raul Bobadilla. Mit dem spielte er vor zwei Jahren kurzzeitig in Basel zusammen und erntete bei seiner Ankunft "gleich eine Umarmung". Kann Ajeti sich ähnlich gut entwickeln wie sein alter und neuer Kollege, ist dem FCA ein echtes Schnäppchen geglückt. Das Potential ist in jedem Fall da.
Albian Ajeti