Im Fußball-Wettskandal soll auch ein WM-Qualispiel verschoben worden sein. Laut des mutmaßlichen Haupttäters Marijo C. handelt es sich um die Partie Liechtenstein gegen Finnland.
Im Fußball-Wettskandal soll auch ein Qualifikationsspiel zur WM 2010 verschoben worden sein.
Der mutmaßliche Haupttäter Marijo C. erklärte am Mittwoch bei seiner Vernehmung als Zeuge im Prozess vor dem Bochumer Landgericht, dass das Spiel Liechtenstein gegen Finnland in der deutschen Gruppe 4 manipuliert wurde.
Wettpate: Manipulation der WM-Quali
"Wir haben das Länderspiel mit Schiedsrichter Novo Panic manipuliert", sagte der 35-Jährige, der von der Staatsanwaltschaft zusammen mit Ante S. als Kernperson der Wettmafia gewertet wird.
Nähere Angaben über die Partie am 9. September 2009 in Vaduz, die 1:1 endete, machte Marijo C. nicht.
Der bosnische Referee pfiff einen Elfmeter für Finnland, den Jari Litmanen verwandelte (73.) und zeigte dem Liechtensteiner Martin Büchel die Rote Karte (76.).
Panic sollte auch das Qualifikationsspiel zur U21-EM zwischen der Schweiz und Georgien am 18. November 2009 manipulieren, was allerdings misslang. Panic wurde von der Europäischen Fußball-Union mittlerweile lebenslang gesperrt. Gegen Marijo C. soll Anfang 2011 Anklage erhoben werden.
Anklage gegen Marijo C. Anfang 2011
Gegen Marijo C., den Staatsanwalt Andreas Bachmann mit Ante S. als Kernperson des Skandals sieht, soll Anfang 2011 Anklage erhoben werden. "Die beiden sind schon Champions League", sagte Bachmann und erklärte, dass gegen Marijo C. "160 Vorwürfe vorliegen, 60 Fälle sind richtig konkret".
Der Kopf der Wettmafia, der in der vierstündigen Anhörung smart und eloquent auftrat, belastete zudem den ehemaligen Bundesliga-Spieler Thomas Cichon schwer. "Er wollte 100.000 Euro haben", berichtete der Familienvater aus Nürnberg, der seit 1998 auf Fußballspiele wettete und seit 2006 Spiele manipulierte.
Er habe Cichon in Osnabrück getroffen, bei dem Gespräch sei es konkret um Manipulationen der Spiele des Zweitligisten VfL Osnabrück gegangen.
"Cichon hat gesagt: Bei Abendspielen ist eine Manipulation leichter möglich, weil der damalige Torhüter Stefan Wessels dann Probleme mit den Augen hat", erklärte Marijo C..
Neben Cichon habe er sich auch mit einem damaligen Osnabrücker Profi getroffen. Beide Spieler seien bestechlich gewesen: "Sie sind zu den Treffen gekommen, um über Spielmanipulation zu sprechen. Man musste sie nicht überreden. Sie haben ganz genau gewusst, um was es geht."
Neue Einblicke in Zockerwelt
Marijo C. gewährte bei seinen Antworten neue Einblicke in das Zockergeschäft Fußball. Die Initiative für Manipulationen sei nicht immer von der Wettmafia ausgegangen. "Es gibt viele Spieler, die sich in Wettbüros aufhalten", berichtete er: "Wenn ein Spieler Interesse an Wetten hat, kommt es automatisch dazu, dass man über Manipulationen spricht."
Marijo C., der monatlich 200.000 bis 300.000 Euro auf Fußballspiele wettete, gab Bestechungen in Deutschland, der Schweiz, Belgien, Slowenien und Kroatien zu.
Mit Ante S. habe er sich in vielen Fällen die Bestechungssumme geteilt, die im Schnitt bei 5000 bis 8000 Euro pro Spieler lag.
Mit Gewalt sei nach seinem Wissen Spielern nie gedroht worden. "Ich habe immer alles mit Geld gemacht", sagte er und fügte auf Nachfrage an: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass für 5000 Euro Gewalt angewendet wurde. Wir haben uns untereinander um ganz andere Summen beschissen und sind alle immer noch am Leben." Marijo C. gab unter anderem zu, dass er im DFB-Pokalspiel VfB Speldorf gegen Rot-Weiß Oberhausen (0:3) am 2. August 2009 drei Spieler des Außenseiters bestochen habe.