Sie waren Reservisten oder galten sogar als abgeschrieben. Doch mittlerweile sind sie fast unverzichtbar. Acht Spieler, die ihre Chance in der Rückrunde genutzt haben. Mit dabei: Der Mann, der Mario Götze vergessen lässt, der Fast-Beinamputierte und ein Oldie, der Huub Stevens das Leben schwer macht.
Patrick Helmes (VfL Wolfsburg, Sturm, Vertrag bis 2014)
Vergangenheit: Helmes erlebte in Wolfsburg eine beispiellose Achterbahnfahrt. Zwei Toren am ersten Spieltag folgten ein Formtief und die Degradierung in die zweite Mannschaft. Zur Winterpause schien ein Wechsel nach Frankfurt sicher, doch der scheiterte an der Ablösesumme. Quasi als Trostpflaster durfte er fortan wieder mit den Profis trainieren.
Gegenwart: Urplötzlich stand Helmes am 23. Spieltag gegen Hoffenheim in der Startelf und wurde seitdem nicht mehr verdrängt. Mit zwei Treffern in drei Spielen setzte er ein klares Zeichen. Wie es kommt, dass Felix Magath wieder auf ihn setzt? "Er ist ein Klasse-Stürmer. Aber er braucht eine Mannschaft, die viel im Strafraum ist. Wir haben in der Vorrunde mehr gekickt als Fußball gespielt, da konnte er seine Stärken nicht umsetzen", lautet die Begründung des VfL-Trainers.
Zukunft: Nicht erst seit dem wohl sicheren Abschied von Lukas Podolski wird Helmes wieder einmal in Köln gehandelt. Doch mit Blick auf die vielen gescheiterten Wechselversuche und die neue Chance in Wolfsburg wittert der 28-Jährige wieder Morgenluft. "Der FC ist ein großer Klub, aber ich habe hier noch über zwei Jahre Vertrag. Alles andere ist uninteressant", stellt Helmes klar. Ob sein Bekenntnis ernst gemeint oder nur ein Versuch ist, Magath bloß keine Vorlage für eine erneute Abschiebung ins B-Team zu liefern, bleibt offen.
1. FC Nürnberg - VfL Wolfsburg (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER)
Timo Hildebrand (FC Schalke 04, Tor, Vertrag bis Juni 2012)
Vergangenheit: Der siebenfache Nationalspieler war arbeitslos, als ihn Schalke vergangenen Oktober als Reaktion auf den Kreuzbandriss von Stammkeeper Ralf Fährmann verpflichtete. Bei seinem Debüt im S04-Tor (Europa League, 3:0 in Haifa) setzte er unter anderem durch einen parierten Elfmeter ein erstes Ausrufezeichen. Nachdem sich am 22. Spieltag auch noch Ersatzkeeper Lars Unnerstall verletzte (Schultereckgelenksprengung), sollte endlich Hildebrands Stunde schlagen.
Gegenwart: Fünfeinhalb Spiele absolvierte der 32-Jährige seither und präsentierte sich stets tadellos. Beim 0:2 in München war es mehreren atemberaubenden Hildebrand-Reflexen zu verdanken, dass Schalke nicht schon früh unter die Räder kam.
Zukunft: Unnerstall wird Königsblau noch etwa einen Monat fehlen, bei Fährmann ist ein zeitnahes Comeback ebenso wenig in Sicht. Hildebrand wird also weitere Chancen erhalten, für einen neuen Vertrag vorzuspielen. "Timo ist jetzt wieder im Geschäft, steht im Fokus. Das kann eine Win-Win-Situation für beide Seiten werden", deutete Manager Horst Heldt vielsagend an. Hält Hildebrand seine jetzige Form, dürfte er Trainer Huub Stevens die T-Frage mächtig erschweren, sobald die Herren Fährmann und Unnerstall wieder anklopfen.
1. FC Kaiserslautern - FC Schalke 04 (So., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER)
Christoph Janker (Hertha BSC, Abwehr, Vertrag bis Juni 2012)
Vergangenheit: In seiner ersten Hertha-Saison 2009/2010 machte er fünf Ligaspiele von Beginn an, in der zurückliegenden Spielzeit war es, wenn auch teils verletzungsbedingt, nur noch eins. In der Innenverteidigung führte am Duo Roman Hubnik/Andre Mijatovic nie ein Weg vorbei, rechts war Christian Lell gesetzt. Janker hingegen blieben nur Gelegenheitseinsätze.
Gegenwart: Lells Verletzung Ende Januar ebnete Janker den Weg zurück in die Startelf, noch einschneidendere Folgen hatte aber das 0:3 in Augsburg am 23. Spieltag. Kapitän Mijatovic wurde anschließend von Neu-Coach Otto Rehhagel auf die Bank verbannt, Lell kehrte nach Zwangspause ins Team zurück und Janker war plötzlich Stamm-Innenverteidiger. Das Experiment Janker/Hubnik hat laut Rehhagel "sehr gut funktioniert. Es besteht somit gar kein Grund, das auseinander zu reißen."
Zukunft: Nach dem 1:0 gegen Werder und einem ordentlichen Janker-Auftritt winkt dem 27-Jährigen eine Vertragsverlängerung. Beide Parteien seien interessiert, laut "BZ" ist alles nur noch Formsache. Der Mann, dem im Herbst 2010 aufgrund einer Einblutung im Oberschenkel sogar eine Beinamputation drohte, spielt in der Hauptstadt plötzlich eine wichtige Rolle.
Hertha BSC - FC Bayern München (Sa., 18.15 Uhr im LIVE-TICKER)
Kuba (Borussia Dortmund, Mittelfeld, Vertrag bis 2013)
Vergangenheit: Drei Jahre lang gab es auf Dortmunds rechter Seite kaum Konkurrenz für Kuba. 2010/2011 wurde er jedoch zum Leidtragenden von Mario Götzes kometenhaftem Aufstieg und war seitdem "nur" noch erste Alternative fürs offensive Mittelfeld. Ein Wechsel kam aber von Vereinsseite nicht in Frage, ein Angebot aus St. Petersburg wurde laut Klub-Boss Joachim Watzke abgelehnt.
Gegenwart: Im Januar war es wieder Götze, der Kubas BVB-Karriere entscheidend beeinflusste. Durch seine Verletzung (Stressreaktion des Schambeins) wurde der Pole zurück ins Team gespült - und überzeugt seitdem auf ganzer Linie. Gemeinsam mit Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek bildet Kuba die zuletzt wohl beste Außenbahn der Liga. Trainer Jürgen Klopp ist begeistert: "Es hat bei ihm klick gemacht. Er spielt in der besten Verfassung, seit wir zusammenarbeiten."
Zukunft: Mit den Neuzugängen Marco Reus und Leonardo Bittencourt wird die Konkurrenz für Kuba in der kommenden Saison nochmal erheblich größer. In der Sommerpause bietet sich die wohl letzte Gelegenheit, noch eine ordentliche Ablöse für den 26-Jährigen (Vertrag bis 2013) zu kassieren. Verhandlungen um seine Zukunft sollen aber erst nach der EM beginnen, zuvor könnte sich Kuba auf der ganz großen Bühne nochmal mit Nachdruck ins Schaufenster spielen. Nach jüngsten Medienberichten soll auch Liverpool an ihm interessiert sein.
Borussia Dortmund - Werder Bremen (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER)
Seite 2: Von Kuzmanovic bis Zabavnik
Zdravko Kuzmanovic (VfB Stuttgart, Mittelfeld, Vertrag bis 2013)
Vergangenheit: Zu Saisonbeginn war Kuzmanovic absoluter Stammspieler beim VfB, bis er seinen Platz im Dezember an Christian Gentner verlor. "Er muss das Selbstvertrauen haben, zu sagen, dass er in ein paar Wochen wieder in der Mannschaft ist. Ich verstehe seine Enttäuschung, aber entscheidend ist, dass er im Training weiter Gas gibt und sich aufdrängt", forderte Trainer Bruno Labbadia damals. Gleichzeitig gingen Angebote aus dem Ausland ein, unter anderem wurde Kuzmanovic zu diesem Zeitpunkt mit Juventus Turin in Verbindung gebracht.
Gegenwart: Aktuell sind die Wechselabsichten vom Tisch, Kuzmanovic hat seinen Platz auf der Doppelsechs zurückerobert und zählt auch in der teaminternen Hierarchie zu den Führungsspielern. Neben dem eher defensiv denkenden William Kvist initiiert Kuzmanovic die Angriffe aus der Zentrale, bei Elfmetern übernimmt er die Verantwortung.
Zukunft: Sollte der VfB am Ende der Saison nicht unter den ersten Sechs oder eben Sieben landen, dürfte Kuzmanovic erneut mit einem Wechsel kokettieren. "Wenn wir europäisch dabei sind im nächsten Jahr, könnte ich mir richtig gut vorstellen, hier zu bleiben. Aber zwei Jahre hintereinander ohne internationale Plätze, das wäre schon hart", sagte der 24-Jährige jüngst.
Dominic Maroh (1. FC Nürnberg, Abwehr, Vertrag bis 2013)
Vergangenheit: Es ist noch gar nicht lange her, da wollte Maroh den 1. FC Nürnberg unbedingt verlassen. Im Sommer war der frühere Reutlinger nur zweite Wahl in der Innenverteidigung und musste sich auch nach der Verletzung von Per Nilsson auf der Position neben dem gesetzten Philipp Wollscheid hinter Timm Klose anstellen.
Gegenwart: Seit dem 14. Spieltag steht Maroh ununterbrochen in Nürnbergs Startformation. Nur zehn Gegentore kassierte der Club in diesen zwölf Spielen und kletterte so vom 14. auf den neunten Rang. Der 25-Jährige gehört zum festen Stamm, Trainer Dieter Hecking lobt seinen unbändigen Willen: "Er hat nicht locker gelassen. Andere Spieler hätten sich vielleicht in ihr Schneckenhaus zurückgezogen."
Zukunft: Nürnberg möchte mittlerweile gerne mit Maroh verlängern und hat ihm ein Vertragsangebot vorgelegt. "Jeder Trainer freut sich, so einen Spieler zu haben", kommentierte Hecking die Gespräche. Doch vorschnell wird der Innenverteidiger bei den Franken nicht verlängern. Offenbar besteht zwischen den beiden Parteien - auch aus finanzieller Sicht - noch Gesprächsbedarf.
1. FC Nürnberg - VfL Wolfsburg (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER)
Tobias Weis (1899 Hoffenheim, Mittelfeld, Vertrag bis Juni 2012)
Vergangenheit: 2008 schaffte Weis in seiner ersten Saison bei Hoffenheim den Aufstieg in die erste Liga, reifte dort zum Stamm- und sogar Nationalspieler, selbst vom Interesse des FC Bayern war die Rede. Doch in der laufenden Spielzeit verpasste er den Auftakt aufgrund eines Meniskusrisses und fand lange keinen Weg zurück ins Team. Im Dezember wurde bekannt, dass Weis wohl zum Saisonende gehen muss.
Gegenwart: Mit dem Trainerwechsel kam auch die Wende für den 26-Jährigen. Unter Markus Babbel durfte er in vier von fünf Spielen ran, zwischendurch sogar als Linksaußen. Das Vertrauen des Trainers zahlt er mit viel Kampfgeist und ordentlichen Zweikampfwerten zurück - das 1:7 in München ausgenommen.
Zukunft: Ex-Coch Holger Stanislawski hielt stets große Stücke auf Weis, ganz im Gegensatz offenbar zu Manager Ernst Tanner. Die Mannschaft wiederum bekennt sich klar zu Weis: "Tobi marschiert immer voran, bringt Stimmung rein. Ein wichtiger Spieler für uns", meint beispielsweise Keeper Tom Starke. Sollte Weis unter Babbel wieder zu alter Form finden, bahnt sich bei 1899 ein neuer Problemfall an. Denn dann wäre ein Weggang aus sportlichen Gründen nur noch schwer zu rechtfertigen.
Radoslav Zabavnik (FSV Mainz 05, Abwehr, Vertrag bis Juni 2012)
Vergangenheit: Eine schnell erzählte Geschichte. Das erste Pflichtspiel der Saison 2011/2012 bestritt Zabavnik beim 2:1 im Pokal gegen Zweibrücken. Der Slowake sah Gelb-Rot, spielte seitdem keine einzige Minute mehr in der Hinrunde und erhielt von Vereinsseite den Rat zu einem Wechsel in der Winterpause. Doch der kam nie zustande.
Gegenwart: Stattdessen absolvierte Zabavnik eine "überragende Vorbereitung" (Trainer Thomas Tuchel) und spielte zuletzt sieben Mal von Beginn an als Außenverteidiger. Unter Rotationsfetischist Tuchel ein beeindruckender Wert für einen ehemaligen Dauerreservisten.
Zukunft: "Seine Situation hat sich kolossal verändert", gesteht Manager Christian Heidel. Speziell auf der linken Verteidigerposition könnte sich Zabavnik unersetzlich machen, da es hier zurzeit an Alternativen mangelt. Allerdings sondieren die Mainzer Verantwortlichen angeblich bereits den Markt, laut "Kicker" ist Leverkusens Bastian Oczipka in den Fokus geraten. Doch Zabavnik ist auf bestem Wege, sich als Dauerlösung zu entpuppen.
FC Augsburg - FSV Mainz 05 (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER)
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