Die Bundesligasaison 2017/2018 steht unmittelbar bevor. Zeit also, die Gewinner und Verlierer der 18 Vereine zu beleuchten. Wer hat in der Vorbereitung besonders überzeugt, für wen sind dagegen die Chancen auf Einsätze gesunken? SPOX liefert einen Überblick. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Tabellenmittelfeld der Vorsaison rund um Bayer Leverkusen, den FC Schalke 04 oder Borussia Mönchengladbach.
Bayer Leverkusen
Gewinner: Admir Mehmedi. Der Schweizer kommt in diesen Wochen voll aus dem Windschatten und scheint auf der offensiven Außenbahn wieder eine echte Option für die Startelf zu sein. Im Vorjahr noch Dauerbankdrücker, profitierte Mehmedi nicht nur von seiner aktuell starken Form. Auch der längere Urlaub seines Konkurrenten Julian Brandt, der nach dem Confed Cup später zum Team stieß, spielt ihm in die Karten. Mehmedi lebt vor allem von seinem Selbstvertrauen und hat in Heiko Herrlich nun auch einen Trainer, der ihn fordert und fördert.
Verlierer: Aleksandar Dragovic. Kam schon im Vorjahr nicht so zum Zug wie gewünscht, nun hat sich die Situation des Österreichers noch einmal verschlechtert. Dragovic steht in der Innenverteidiger-Hierarchie deutlich hinter Sven Bender und Jonathan Tah. Auch Bayerns starkes Interesse an Panagiotis Retsos von Olympiakos Piräus ist ein Indiz dafür, dass Dragovics Perspektiven eingeschränkt sind. Klubs aus Italien und der Türkei haben seine Situation auf dem Zettel und scheinen an einem Transfer interessiert.
Eintracht Frankfurt
Gewinner: Gelson Fernandes. War schon in seiner Zeit in Freiburg 2013/2014 ein grundsolider Kicker, der Neuzugang ist am Main nun auf Anhieb gesetzt auf der Sechs. Mit seiner Erfahrung soll der 30-Jährige die neu formierte Mannschaft von Niko Kovac führen und den Ton angeben, seine Sprachbegabung nach mittlerweile zehn Vereinen ist ebenfalls ein Trumpf. Spielte zwar keine herausragende Vorbereitung, die Willens- und Laufstärke des Staubsaugers ist aber bereits jetzt gefragt.
Verlierer: Andersson Ordonez. Der 23-Jährige kam im vergangenen Winter zur SGE, bekommt dort aber vor allem aufgrund ständiger Blessuren kein Bein auf den Boden. Verpasste auch jetzt wieder große Teile der Vorbereitung, bei seinen wenigen Auftritten verdiente er sich bislang wenig verwunderlich kein Ruhmesblatt. Der Rückstand ist bitter für den Ecuadorianer, da ja die Eintracht händeringend nach einem weiteren Innenverteidiger Ausschau hält. "Wir müssen ihn weiter aufpäppeln", sagt Kovac zwar. Die Frankfurter scheinen sich aber darauf festgelegt zu haben, Ordonez per Leihgeschäft andernorts Spielpraxis zu verleihen.
FC Schalke 04
Gewinner: Yevhen Konoplyanka. Irgendwie skurril: Da gibt Konoplyanka in seiner ukrainischen Heimat ein Interview und ledert gegen Ex-Coach Markus Weinzierl, dann wirft Schalke Weinzierl raus und Konoplyanka dreht unter Domenico Tedesco richtig auf. So einfach kann's wohl manchmal gehen. In den Vorbereitungsspielen - ohne eine einzige Schalker Niederlage - zeigte sich der Ukrainer spielfreudig und vor allem auch torgefährlich. Dürfte seinen Stammplatz sicher haben.
Verlierer: Max Meyer. Kein Verlierer in dem Sinne, wie es beispielsweise Donis Avdijaj ist, der sich unter Tedesco zeigen sollte und durchgefallen ist. Doch der Eindruck scheint sich immer mehr zu verfestigen, dass für Meyer auch im System Tedesco kein Platz sein wird. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr dem U21-Europameister bereits unter Weinzierl. Aktuell gibt es die klassische Zehner-Rolle, in der sich Meyer am wohlsten fühlt, nicht auf Schalke. Meyer muss über die Flügel kommen und hat da Druck von den schnellen Konoplyanka und Amine Harit. Es riecht vorerst wieder nach Bankplatz für den 21-Jährigen.
Borussia Mönchengladbach
Gewinner: Mickael Cuisance. Der Neuzugang von AS Nancy ist zwar erst 18 geworden, hat die Einsatzzeit in der Vorbereitung aber genutzt, um sich als mögliche Alternative für eine der beiden Sechserpositionen zu empfehlen. Der Franzose zeigte sich bei seinen Auftritten spielfreudig und technisch beschlagen. Von den Etablierten überzeugte vor allem Thorgan Hazard, der sich in den Testspielen als treffsicher erwies.
Verlierer: Tobias Strobl. Mehr Pechvogel als Verlierer: War eine Alternative im Kampf um einen Posten auf der Doppelsechs, dann brach das Unglück über ihn herein. Strobl zog sich bei der 1:2-Testspielniederlage gegen Leicester City einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des Außenmeniskus im rechten Knie zu. Sobald er zurück ist, muss er also nicht nur seinen körperlichen Rückstand aufholen, sondern auch den auf sein angestammtes Einsatzgebiet.
SV Werder Bremen
Gewinner: Bereits in der vergangenen Saison rückte Maximilian Eggestein nach der schweren Verletzung von Clemens Fritz auf und wurde in der Folge regelmäßig eingesetzt, oft auch als Bestandteil der Startelf. Nun hat Fritz aufgehört, Florian Grillitsch ist in Hoffenheim - und Eggestein scheint sich in der Mannschaft ziemlich fest etabliert zu haben. Der erst 20-Jährige gefällt vor allem deshalb, weil er unaufgeregt seine Arbeit erledigt und wenig riskiert. Er interpretiert seine Rolle defensiv und sachlich, das tut dem Werder-Spiel allerdings gut. Die Chefs im Mittelfeld heißen ohnehin Zlatko Junuzovic und Thomas Delaney - Eggestein ist einer, der ihnen den Rücken freihalten kann und das interne Duell gegen Routinier Philipp Bargfrede zumindest fürs Erste gewonnen hat. Das Werder-Eigengewächs hat jetzt schon eine starke Entwicklung hingelegt und dürfte noch lange nicht fertig sein.
Verlierer: Schon bitter - da brechen Werder nach und nach die Innenverteidiger weg und trotzdem kann sich Luca Caldirola nicht dauerhaft für die Startelf empfehlen. Der Italiener, der im Sommer aus Darmstadt zurückkehrte und von Frank Baumann das Vertrauen ausgesprochen bekam, musste stattdessen zusehen, wie Werder zunächst den Markt nach Innenverteidigern sondierte und sich dann kurzerhand entschied, einfach Robert Bauer und Milos Veljkovic in die Dreierkette zu beordern. Gegen Würzburg im Pokal schmorte Caldirola 90 Minuten auf der Bank und auch in der Bundesliga wird er wohl erneut auf seine Chance warten müssen. Ein weiterer Verlierer wäre Aron Johannsson, der bereits seit seiner Ankunft 2015 mehr Beschwerden einreicht ("Ich bekomme keine Chancen") als Tore schießt. Das Experiment mit dem US-Amerikaner dürfte aber ohnehin noch vor der Schließung des Transferfensters sein Ende finden.
SC Freiburg
Gewinner: Philipp Lienhart. Als die Breisgauer den 21-Jährigen im Sommer unter Vertrag nahmen, drückten sie recht schnell auf die Bremse. Klar, er kommt von Real Madrid, doch bislang spielte er fast ausschließlich in der spanischen dritten Liga. Deshalb sollte er in Ruhe an die erste Elf herangeführt werden und langsam den nächsten Schritt machen. Knapp eineinhalb Monate später scheint er diesen bereits gemacht zu haben. Der Kapitän der österreichischen U21-Nationalmannschaft stand bislang in allen drei Pflichtspielen (Europa League und DFB-Pokal) in der Startelf und machte stets eine starke Partie. Er überzeugte mit einem ruhigen Spielaufbau und guter Zweikampfführung, sodass er Sonderlob von Coach Christian Streich bekam.
Verlierer: Caglar Söyüncü. Eigentlich war er der Shootingstar in der Innenverteidigung der Südbadener. Nach einer guten Saison mit einer überragenden Zweikampfquote (Platz 4 in der Bundesliga mit 66 Prozent) klopften angeblich sogar mehrere Topklubs beim Sport-Club an. Von über zehn Millionen Euro Ablöse war die Rede. Der Innenverteidiger entschied sich allerdings bewusst, in Freiburg zu bleiben und sollte fester Bestandteil der Innenverteidigung werden. Allerdings verlief die Vorbereitung etwas holprig. Im Test gegen Feyenoord zog sich der Türke eine Knieblessur zu und musste einige Tage pausieren. Es folgten ein paar Wackler im den EL-Quali-Spielen gegen Domzale und öffentliche Kritik von Streich ("Er muss da ruhiger und genauer sein"). Die Quittung gab's im DFB-Pokal: Mittelfeldspieler Schuster rückte in die Innenverteidigung, Söyüncü schmorte auf der Bank.
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