Griechenland feiert den ersten Sieg seiner WM-Geschichte! Am zweiten Spieltag der Gruppe B bezwang die Elf von Trainer Otto Rehhagel Nigeria verdient mit 2:1 (1:1). Damit haben beide Mannschaften nach wie vor die Chance auf das Achtelfinale.
Vor 31.593 Zuschauern im Free State Stadion in Bloemfontein brachte Kalu Uche (16.) Nigeria zunächst per Freistoß in Führung. Den verdienten Ausgleich für Griechenland erzielte Dimitrios Salpingidis (44.) unmittelbar vor der Pause. Für Hellas im fünften Spiel das erste Tor in einer WM-Endrunde. Für den ersten Sieg sorgte schließlich Vasilios Torosidis (71.), der nach einem Fehler von Nigerias Torwart Vincent Enyeama zum 2:1 abstaubte.
Die Schlüsselszene aber war die 33. Minute, als Sani Kaita nach einem völlig überflüssigen Tritt gegen Torosidis zu Recht die Rote Karte sah. Erst in Überzahl kamen die bis dahin enttäuschenden Griechen immer besser ins Spiel.
Am letzten Spieltag der Gruppe B (22. Juni) trifft Griechenland nun auf Argentinien, Nigeria spielt gegen Südkorea. Theoretisch haben alle Mannschaften noch die Chance auf das Achtelfinale.
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Nachbetrachtung:
Dank einer komplett überflüssigen Roten Karte kassiert Nigeria gegen Griechenland eine ebenso unnötige wie bittere Niederlage und liegt mit null Punkten auf dem enttäuschenden letzten Platz in Gruppe B. Allerdings: Paradoxerweise haben die Super Eagles im Vergleich zu den Griechen trotzdem die bessere Ausgangslage im Kampf um das Achtelfinalticket.
Vorausgesetzt Argentinien gewinnt am letzten Spieltag erwartungsgemäß gegen Griechenland, hat Nigeria ein echtes Endspiel gegen Südkorea: Der Sieger sichert sich Platz zwei in der Gruppe. Dafür allerdings muss sich die Mannschaft von Lars Lagerbäck weiter steigern. Auch gegen Griechenland wirkte Nigeria lange mutlos und gehemmt, erst in der zweiten Halbzeit wurden die Spieler wacher und aggressiver. Spielerisch hat nach den bisherigen Eindrücken ohnehin Südkorea die Nase vorn.
Noch schwerer wird freilich die Aufgabe für Griechenland: Gegen Argentinien muss mindestens ein Punkt her, vielleicht sogar ein Sieg. "Das wird eine schwere Nummer", dämpfte Rehhagel auch bereits die Erwartungen. In der Tat scheint ein Dreier gegen die Gauchos sehr unwahrscheinlich - zu schwach zeigte sich Griechenland auch vor dem Platzverweis für Kaita gegen Nigeria. Zumal Argentinien ebenfalls noch einen Punkt braucht, um auf Nummer sicher zu gehen.
Reaktionen:
Otto Rehhagel (Trainer Griechenland): "Wir freuen uns erstmal, dass wir noch eine Chance auf das Achtelfinale haben. Wir müssen uns auf das nächste Spiel konzentrieren. Wir wissen alle, dass Argentinien über außergewöhnliche Qualität verfügt. Das wird eine schwere Nummer."
Joseph Yobo (Nigeria): "Wir müssen jetzt das Spiel gegen Südkorea unbedingt gewinnen. Aber de facto sind wir noch nicht ausgeschieden."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Rehhagel stellt sein Team auf drei Positionen um, bringt mit dem Ex-Frankfurter Kyrgiakos einen weiteren Innenverteidiger und stellt auf 3-5-2 um. Charisteas muss dafür unter anderem auf die Bank.
Bei Nigeria sitzen die beiden Bundesliga-Legionäre Obasi und Martins auf der Bank. Für Obasi steht im Vergleich zum Argentinien-Spiel Uche in der Startelf.
16., 0:1, Uche: Freistoß für Nigeria aus rund 30 Metern von halblinks. Uche zieht den Ball mit Effet aufs Tor. Der streicht an Freund und Feind vorbei und landet im langen Eck. Schwierige Situation für den Torhüter, weil Odemwingie unmittelbar vor ihm im letzten Moment den Kopf einzieht, so richtig glücklich sieht Tzorvas aber trotzdem nicht aus.
33., Rot für Kaita: Was für eine Dummheit. Nach einem Zweikampf mit Torosidis keilt der Nigerianer plötzlich völlig unmotiviert aus. Torosidis wird leicht am Knie getroffen, nimmt die Einladung an und fällt wie vom Blitz getroffen. Der Schiedsrichter zeigt glatt Rot!
44., 1:1, Salpingidis: Der verdiente Ausgleich! Karagounis spielt steil in den Strafraum auf Katsouranis, der legt kurz zurück für Salpingidis - Schuss aus 16 Metern halbrechts: Haruna fälscht unhaltbar ab.
71., 2:1, Torosidis: Die Nigerianer wehren einen Eckball zu kurz ab. Tziolis zieht aus 18 Metern in zentraler Position ab. Enyeama lässt abprallen und Torosidis staubt aus drei Metern ab. Klarer Patzer vom bis dahin erneut starken Torhüter.
Fazit: Griechenland gewinnt in Überzahl gegen tapfer kämpfende Nigerianer am Ende verdient mit 2:1 - muss sich aber vor allem bei Sani Kaita bedanken. Sein völlig überflüssiger Platzverweis war die Schlüsselszene der Partie.
Star des Spiels: Dimitrios Salpingidis (SPOX-Note 2). Der 28-Jährige kam neu in die Mannschaft - und war von Anfang an gewillt, dem Trainer das Vertrauen zurückzuzahlen. Anfangs noch etwas hektisch und nervös, entwickelte sich der quirlige und ballsichere Angreifer in Überzahl schließlich neben Georgios Karagounis zum aktivsten Spieler der Griechen und erzielte selbst auch den wichtigen Ausgleich kurz vor der Pause.
Die SPOX-User wählten Vincent Enyeama zum "Man of the Match"!
Gurke des Spiels: Sani Kaita (SPOX-Note 6). Sein Tritt in der 33. Minute war eine absolute Dummheit. Und auch wenn Torosidis den sterbenden Schwan spielte, ging der Platzverweis völlig in Ordnung. Mit dieser unmotivierten Aktion brachte Kaita die Wende zugunsten der Griechen, die vorher in der Offensive reichlich hilflos agierten, in Überzahl dann aber plötzlich aufwachten - und auch richtig gut Fußball spielten.
Pfeife des Spiels: Oscar Ruiz. Der Kolumbianer setzte den Trend fort und pfiff eher kleinlich. Leistete sich aber keine größeren Fehler und leitete das Spiel insgesamt unaufgeregt und sicher. Auch der Platzverweis gegen Kaita geht in Ordnung.
Analyse: Sehr schwache Partie in der ersten halben Stunde. Beide Mannschaften extrem fahrig und nervös, beide zunächst mit eindeutigem Fokus auf die Defensive. Und vor allem: Beide mit erheblichen Problemen im Spielaufbau. Griechenland beschränkte sich auf Flanken aus dem Halbfeld: Für Gekas jedes Mal ein Himmelfahrtskommando gegen die Abwehrkanten von Nigeria.
Auch die Super Eagles agierten fast nur mit langen Bällen. Die beiden Innenverteidiger sind in der Spieleröffnung viel zu hölzern, das zentrale Mittelfeld hat seine Qualitäten auch eher im athletischen Bereich. Die Führung viel entsprechend aus dem Nichts, nach einem Freistoß aus 30 Metern.
Mit dem dummen Platzverweis für Kaita aber änderte sich das Spiel komplett. Rehhagel brachte mit Samaras einen neuen Stürmer und plötzlich erhöhte Griechenland das Tempo und den Druck und nutzte geschickt die Räume, die die (doch ziemlich geschockten) Nigerianer nun anboten: Die Rehhagel-Elf spielte mit einem Mal richtig Fußball, kam zu etlichen Torchancen und glich noch vor der Pause hoch verdient aus.
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich schließlich eine überaus leidenschaftliche und unterhaltsame Partie. Griechenland drückte in Überzahl auf die Führung, die nun etwas besser sortierten Nigerianer konterten aber immer wieder sehr gefährlich. Beide Mannschaften hatten jeweils große Gelegenheiten zum Sieg.
Am Ende gewann Griechenland nach einem Torwartfehler von Enyeama nicht unverdient gegen die tapferen Super Eagles und hat damit die Qualifikation für das Achtelfinale wieder in eigener Hand - auch wenn der Gegner am 22. Juni Argentinien heißt.
Griechenland - Nigeria: Daten zum Spiel