Spielplatz der Wunderkinder

Alexander Mey
15. Dezember 200815:56
SPOXspox
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München - Rafael van der Vaart kommt aus dem Sich-beweisen-müssen gar nicht mehr raus. Erst das Spielmacher-Duell gegen Bremens Diego, jetzt wartet schon der nächste Brocken auf ihn.

Luka Modric heißt er, ist 22 Jahre alt, spielt bei Dinamo Zagreb - und ist eines der heißesten Eisen auf dem europäischen Transfermarkt. Spitzenklubs Marke Real Madrid, FC Barcelona, FC Arsenal oder FC Chelsea liefern sich ein Wettbieten um den Kroaten, das mittlerweile schon die 40-Millionen-Euro-Grenze gesprengt haben soll.

Modric wird der Mann sein, mit dem sich van der Vaart im UEFA-Cup-Gruppenspiel des Hamburger SV in Zagreb am Mittwoch (20.45 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER) herumschlagen muss. Es geht darum, wer der bessere Spielmacher ist.

Vieles hängt von van der Vaart und Modric ab

Eine Frage, die das Spiel entscheiden wird, meint Ex-Bundesliga-Profi Georg Koch, der seit Saisonbeginn bei Dinamo im Tor steht. "Es hängt viel davon ab, wie wir van der Vaart ausschalten können und wie Hamburg Modric ausschalten kann", sagt Koch im Gespräch mit SPOX.com.

Das wäre es dann auch schon. Ansonsten sieht er sein Team, dass nach nur einem Punkt aus zwei Spielen unbedingt zu Hause gegen den HSV gewinnen muss, um noch eine Chance aufs Weiterkommen zu haben, auf Augenhöhe: "Ich sehe die Chancen bei 50 zu 50. Die Aufstellungen beider Mannschaften sind gleichwertig."

"Wenn er kein Großer wird, wird keiner mehr ein Großer"

Bis auf die beiden Superstars eben, von denen er seinen Teamkollegen Modric sogar noch etwas stärker einschätzt. "Ich glaube, dass Luka mehr für die Defensive tun wird als van der Vaart", sagt Koch und wird noch konkreter: "Was ich an Modric bewundere: Er ist einfach und bodenständig, egal ob im Spiel oder im Training. Er hat einen hervorragenden Charakter und opfert sich immer für die Mannschaft auf. Das sieht man bei Spielern dieser Klasse nicht allzu häufig."

Ein völlig uneitler Stern am Fußball-Himmel also, so ganz ohne Starallüren eines Ronaldinho, das macht begehrenswert - Stichwort 40 Millionen. "Die Summen, die man mittlerweile für Spieler zahlen muss, ufern für mich viel zu sehr aus. Das ist teilweise utopisch", stellt Koch fest. "Wenn wir nicht im UEFA-Cup überwintern, wird er schon in der Winterpause gehen, denke ich."

Sein Fazit: "Wir können Modric nicht halten, dürfen wir aber auch nicht. So einen Spieler muss man zu einem Spitzenklub gehen lassen. Wenn er kein Großer wird, wird keiner mehr ein Großer."

Hamburg ist gewarnt

Da hat der HSV ja einen Spieler, auf den er sich freuen kann. Schließlich ist die Ausgangslage in der Gruppe D nach zwei Siegen zum Auftakt entspannt genug, um die Partie in Zagreb zumindest ein Stück weit genießen zu können.

Mit einem Sieg können die Hamburger dem Gruppensieg ein großes Stück näher kommen, zum Weiterkommen reicht sogar schon ein Remis. Dennoch ist der Bundesliga-Dritte gewarnt. "Es ist eine starke Mannschaft, ich habe sie gesehen, die kämpfen um die letzten Punkte", sagt Nigel de Jong.

Zagreb hat schon in der Champions-League-Quali gegen Bremen gezeigt, dass ein Spiel auf deren Platz kein Selbstgänger ist. Eine weitere Empfehlung war das Ausschalten von Ajax Amsterdam im UEFA-Cup.

Wundertüte Dinamo

"Wir können jeden schlagen", sagt Koch. Er weiß aber: "Wir können auch gegen jeden verlieren. Wir sind eben eine Wundertüte."

Konstanz sei es, die dem souveränen kroatischen Tabellenführer fehlt. Und Konkurrenz im eigenen Land. "Hier gibt es vielleicht drei, vier Mannschaften, die ein vernünftiges Niveau haben, danach gibt es ein ziemliches Gefälle", erklärt Koch. "Die Überlegenheit in der Liga macht es schwierig. Du spielst am Wochenende gegen ein Team, wo du von vornherein weißt, du gewinnst. Dann die Spannung für das folgende Europapokalspiel hochzuhalten, ist sehr schwierig. Ich hätte lieber in der Liga härtere Duelle, dann wäre die Vorbereitung auf Spiele wie das gegen den HSV leichter."

"Die Disziplin ist ein Problem"

Vielleicht wäre es dann auch leichter, die Fehler abzustellen, mit denen sich der aus der disziplinierten Bundesliga kommende Koch ständig herumärgern muss.

"Die Disziplin ist sicher ein Problem. Technisch sind wie vielen Teams voraus. Die Kroaten sind aber sehr verspielt, jeder will mal ein Tor schießen und dadurch geht dann die Ordnung auf dem Platz verloren", erklärt Koch.

Der HSV wird es gerne hören.