Hertha wieder vom Siegeswillen gepackt

SPOX
06. November 200912:06
Artur Wichniarek und Hertha BSC Berlin sind wieder glücklichGetty
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Ein Hauch von Wende liegt in der Berliner Luft. Als selbst Artur Wichniarek wieder einmal das Tor getroffen hatte und die Spieler mit ihren erlösten Fans feierten, war das Selbstvertrauen der Hertha BSC zurück.

Die Kampfansagen für das Bundesliga-Kellerduell mit dem 1. FC Köln ließen nicht lange auf sich warten. "Das ist ein Endspiel. Wir dürfen definitiv nicht verlieren, wir werden kämpfen bis zum Umfallen. Das ist jetzt unser Weg, der richtige Weg", sagte Kapitän Arne Friedrich nach dem 3:2 (1:2) beim niederländischen Pokalsieger SC Heerenveen.

Der erste Sieg seit dem 27. August nach zwölf Pflichtspielen ohne Erfolgserlebnis eröffnet der Hertha alle Chancen auf den Einzug in die Zwischenrunde der Europa League. Die Aussichten im Europapokal waren allerdings zweitrangig. Als der Mannschaftsbus in die friesische Nacht davonbrauste, war das Motto vorgegeben: Alle Kraft für den Abstiegskampf.

Wichniarek wieder glücklich

"Das ist ein ganz, ganz stark richtungsweisendes Spiel. Wir wollen unbedingt gewinnen und müssen alles dafür geben", sagte BSC-Trainer Friedhelm Funkel. Gewinnen? So richtig wussten die Hertha-Spieler gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Schallend lachend stieg Wichniarek in den Bus und winkte nach dem späten Siegtreffer (90.+1) fröhlich den Fans zu, die ihn zuletzt ständig ausgepfiffen hatten.

"Niemand kann wissen, wie ich mich in den letzten Wochen gefühlt habe. Aber meine Freunde und ich selbst haben an mich geglaubt. Das ist für uns alle ein glücklicher Moment", sagte der Pole. Für Wichniarek war das erste Tor im 13. Spiel seit der Rückkehr aus Bielefeld eine Befreiung.

Als Begründung, wieso es zuvor nicht gelaufen war, kam nochmal ein Nachtreten gegen seinen früheren Trainer. "Wir haben ganz anders trainiert, das bringt uns weiter. Wir sind ja keine Automaten, jetzt kommt die Spritzigkeit zurück", sagte König Artur und wiederholte damit seine Angriffe gegen Lucien Favre.

Hertha froh über Unterstützung der Fans

In Heerenveen aber wollte Wichniarek in erster Linie einen" Neustart für die ganze Mannschaft" erkannt haben. Alles auf Null und von vorn beginnen - wie einfach wäre das, wenn nicht schon elf Spiele gespielt wären. Die Hertha hat ganze vier Punkte.

Da kann es nicht schaden, dass "die Fans uns wieder unterstützen". In Heerenveen sah das 80 Minuten zuvor noch ganz anders aus. Die 300 unverdrossenen Anhänger, die die 650 km lange Reise in die verregnete niederländische Provinz am Ijsselmeer angetreten hatten, ließen nach dem frühen 0:1 den Frust raus.

Feuerwerkskörper wurden gezündet, im Block brannte eine niederländische Fahne. Am Ende war alles wieder gut, doch der Friede ist fragil. 'Die Nervenanspannung bei allen Beteiligten war sehr hoch´, sagte Sportdirektor Michael Preetz. Umso wichtiger, dass Funkel auch in der Bundesliga endlich die Wende einleitet. Denn Abstiege hat er häufig genug erlebt. Zuletzt 2002 - mit dem 1. FC Köln.

3:2! Die Hertha lebt noch