Am Freitag trifft Jahn Regensburg auf die Reserve des FC Bayern. Eigentlich nichts Besonderes, wenn auf Seiten der Bayern-Bubis nicht ein Weltmeister auflaufen würde. SPOX sprach mit Luca Tonis Gegenspieler Alexander Maul über das Duell mit dem ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig.
SPOX: Mit Ihrem Verein stehen Sie derzeit auf Rang zwei der Tabelle. Eine nicht alltägliche Situation als Spieler von Jahn Regensburg, oder?
Alexander Maul: Ja. Normal haben wir immer von unten nach oben schauen müssen, jetzt stehen wir oben und blicken nach unten. Ein schönes Gefühl, aber wir wissen, dass sich das schnell ändern kann und sehr viel Arbeit dahinter steckt, um uns jedes Wochenende damit zu belohnen.
SPOX: Sie haben jetzt schon doppelt so viele Punkte wie vergangene Saison am 9. Spieltag. Was hat sich verändert?
Maul: Der Trainerwechsel hat viel bewegt. Die Bilanz mit Markus Weinzierl spricht für sich. Er versteht es, die Mannschaft zu führen und findet für uns Spieler immer die passenden Worte. Außerdem haben wir uns punktuell verstärkt. Es war kein großes Kommen und Gehen, wir sind nahezu eingespielt und treten in jedem Spiel als homogene Truppe auf. Das zeichnet uns aus.
SPOX: In der Innenverteidigung haben Sie einen neuen Partner. Wie klappt das Zusammenspiel mit Marcel Hagmann, der von Ingolstadt kam?
Maul: Gut. Wir haben die zweitbeste Abwehr der Liga und die Tabelle lügt nicht. Aber das liegt nicht nur an der Innenverteidigung. Unsere Doppelsechs arbeitet akribisch im Mittelfeld, dazu die zwei Außenverteidiger, die einrücken. Und vorne stellen unsere Stürmer schon erste Passwege zu.
SPOX: Wenn Sie nicht gerade auf dem Platz stehen, gehen Sie gerne Angeln. Was war der größte Fisch, den Sie je an Land gezogen haben?
Maul: In Dänemark habe ich mal einen Dorsch gefangen. Der war knapp einen Meter lang. Aber auf die ganz großen Fische bin ich noch nicht gegangen.
SPOX: Das können Sie ja am Freitag nachholen.
Maul: Ja (lacht). Sie meinen wohl Luca Toni.
SPOX: Genau.
Maul: Aber das ist keine persönliche Geschichte mit Luca Toni. Wir spielen am Freitag nicht gegen Toni sondern gegen Bayern München II und die haben noch zehn andere Jungs. Wenn man aber sieht, dass Spieler wie Badstuber und Müller jetzt in der Champions League spielen und sogar Tore erzielen, dann weißt du, dass Bayern II immer Qualität in seinen Reihen hat. In der vergangenen Saison haben wir 1:2 verloren. Badstuber und Müller waren die Torschützen.
SPOX: Also dann lieber gegen Luca Toni als gegen Thomas Müller in der derzeitigen Form?
Maul: Es ist mir egal, wer kommt. Ich weiß, was ich und die Mannschaft im Stande sind zu leisten. Da werden auch Namen nichts daran ändern. Trotzdem ziehe ich meinen Hut vor Luca Toni, dass er den Weg in die 3. Liga sucht, um wieder Spielpraxis zu bekommen. Das macht nicht jeder Weltmeister.
SPOX: Wie stellt sich ein Innenverteidiger aus der 3. Liga auf einen Weltmeister und Bundesliga-Torschützenkönig ein?
Maul: Gar nicht. Mit der Vergangenheit kann sich Toni nichts kaufen. Er hatte eine langwierige Verletzung und versucht jetzt wieder in Tritt zu kommen. Vom Typ her ist Luca Toni ein Brecher. Er ist groß, robust und kopfballstark - aber das bin ich auch.
SPOX: Wird ein Spieler wie Toni - auch wenn er nicht richtig fit ist - in einer Drittligapartie herausstechen?
Maul: Mit Sicherheit, aber als Stürmer ist er in einer Position, wo er auf Anspiele und Flanken angewiesen ist. Daher gilt es diese zu verhindern und das Spiel vom eigenen Tor fern zu halten. Wenn wir das schaffen, dann sehe ich da auch keine Probleme.
SPOX: Und wenn er doch ein Tor macht und zum Jubel ansetzt?
Maul: Sein Torjubel gefällt mir ganz gut, aber ich gehe davon aus, dass es nicht dazu kommen wird. Grundsätzlich müssen wir so spielen, dass Bayern kein Tor macht. Wir wollen gewinnen.
SPOX: In ihrem Steckbrief steht, das DFB-Pokal Halbfinale 2008 in Dortmund und der Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Carl Zeiss Jena waren ihre schönsten Erlebnisse auf dem Rasen. Kommt am Freitag ein weiteres dazu?
Maul: Das wird sicherlich ein Highlight. Mir persönlich ist das aber gar nicht so wichtig. Vielleicht später einmal, wenn man auf seine Karriere zurückblickt. Das Pokal-Halbfinale vor 81.000 Zuschauern, das wir unglücklich verloren haben und natürlich der Aufstieg. Aber Aufstiege und Meisterschaften sind generell geil.
SPOX: Genauso wie das Spiel am Freitag ohne Gegentor zu gewinnen?
Maul: Na klar. Gegen die kleinen Bayern mit Luca Toni zu Null zu spielen - das wäre geil!
SPOX: Mit 76 Drittliga- bzw. Regionalligaspieler haben Sie sicher schon gegen den einen oder anderen Bundesligaprofi in einem Amateurteam gespielt. Ein Weltmeister war aber nicht dabei, oder?
Maul: Oh doch, sogar gegen einen deutschen Weltmeister von 1990, nämlich Hansi Pflügler. Das war auch mit Jahn Regensburg gegen Bayern II in der Regionalliga-Saison 2001/02. Er hat zwar in beiden Spielen kein Tor erzielt, aber ich glaube, wir haben jeweils verloren. Wohlgemerkt, der war damals 41 und ist im Spiel vorne wegmarschiert. Das war Wahnsinn!
SPOX: Werden Sie sich am Freitag nach dem Spiel das Trikot von Luca Toni holen?
Maul: Abwarten, wie das Spiel ausgeht. Wenn er danach sagt, er möchte meines haben, können wir gerne tauschen.
SPOX: Ihr direkter Konkurrent, der SV Sandhausen, hat vergangene Woche gegen die kleinen Bayern gewonnen - ohne Luca Toni. Wettbewerbsverzerrung?
Maul: Es ist schwer für Amateurmannschaften, weil sie Woche für Woche nie die gleiche Stammformation aufbieten können. Es werden immer wieder Spieler aus dem Erstligakader in die Amateurmannschaft versetzt. Sei es, weil sie verletzt waren oder aber auch, weil sie im Profiteam nicht zum Einsatz kamen. Das sind oft klasse Spieler, aber nicht jeder von diesen Profis hat Lust in der zweite Mannschaft zu spielen. Das wäre bei mir nicht anders. Der DFB und die DFL haben das aber so festgelegt, daher wird es diese Diskussion immer geben.
SPOX: Aber Luca Toni hat sich selbst degradiert.
Maul: Ja, schließlich möchte er sich an die erste Mannschaft herankämpfen. Ich denke, er wird jede Gelegenheit nutzen und alles geben. Aber das muss er auch. Es geht nicht, dass er jetzt mal eben 3. Liga spielt. Dafür ist die Liga zu stark.
SPOX: Was ist mit Jahn Regensburg in dieser Saison drin?
Maul: Wir wissen, dass die Tabelle derzeit eine Momentaufnahme ist. Es kann sehr schnell gehen und dann stehst du mit leeren Händen da. Es gilt jetzt dran zu bleiben und die Spiele zu gewinnen. Unserer Geschlossenheit im Team tut das momentan sehr gut. Aber zum jetzigen Zeitpunkt schon eine Prognose zu wagen, wäre zu früh. Fragen Sie mich im Dezember noch mal.