Marc-Andre ter Stegen ist Torwart der deutschen U-18-Nationalmannschaft und Keeper der U 23 von Borussia Mönchengladbach. SPOX begleitet den 18-Jährigen auf seinem Weg die Karriereleiter hinauf. Im Interview spricht ter Stegen über seine Erlebnisse mit den Profis im Trainingslager in Saalfelden, den Vergleich mit Logan Bailly und Gladbachs Neuzugänge Igor de Camargo, Mohamadou Idrissou und Bamba Anderson.
SPOX: Herr ter Stegen, schmerzen die Beine noch?
Marc-Andre ter Stegen: Wenn Sie das Trainingslager in Saalfelden meinen: Es geht schon wieder. Danke.
SPOX: Von mehreren Spielern war zu hören, dass Michael Frontzeck die Zügel ordentlich angezogen hat.
Ter Stegen: Das stimmt. Als ich nach Hause kam, war ich erstmal platt. Die Woche war extrem anstrengend, obwohl wir zwischendurch auch mal frei bekommen haben.
SPOX: Frontzeck hatte also Nachsehen mit den Spielern.
Ter Stegen: Die Dosierung war genau richtig. Uns wurde physisch viel abverlangt. Aber dazu waren wir ja auch da. Wir haben spielerisch viel eingeübt und natürlich die Grundlagen im konditionellen Bereich gelegt. Das Trainingslager war immerhin die Basis für die ganze Saison.
SPOX: Sie waren schon im letzten Jahr in Saalfelden dabei, weil Logan Bailly wegen einer Verletzung passen musste. Was war diesmal neu?
Ter Stegen: Für mich war das kein Neuland mehr. Ich wusste schon, worauf ich mich einzustellen hatte. Deswegen musste ich mich auch nicht groß umstellen. Der größte Unterschied im Vergleich zum Vorjahr war der neue Zimmerpartner.
SPOX: Wen bekamen Sie zugeteilt?
Ter Stegen: Ich habe mir mit Jens Wissing ein Zimmer geteilt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, in unserem Zimmer lief es rund. Es gab keine Klagen. Weder von ihm oder mir noch vonseiten der Betreuer.
SPOX: Wie haben sich die anderen Neuzugänge geschlagen?
Ter Stegen: Igor de Camargo fehlte ja verletzt, das war schade. Aber ich habe ihn schon vorher kennengelernt. Er ist ein super Typ und von Anfang an extrem lernwillig. Er versteht schon ein bisschen Deutsch und will die Sprache unbedingt schnell lernen.
SPOX: Das hört sich bei einem Brasilianer, der die letzten zehn Jahre in Belgien gelebt hat, bestimmt lustig an.
Ter Stegen: Wenn er etwas sagen will, dann fragt er auf Französisch nach, wie das Wort auf Deutsch heißt und spricht es dann mit einem französisch-belgisch-flämisch angehauchten Dialekt nach. Einfach klasse. Sollte es dann doch mal vorkommen, dass wir nicht verstehen, was er meint, dann haben wir mit Logan Bailly, Roel Brouwers, Filip Daems, Dante oder Marcel Meeuwis ja genügend Jungs, die belgisch verstehen und übersetzen können.
SPOX: Und was hat Mohamadou Idrissou von Südafrika erzählt?
Ter Stegen: Gar nicht mal so viel. Er war eher enttäuscht, weil Kamerun so früh rausgeflogen ist. Ich sitze neben ihm in der Kabine. Da wird einem nie langweilig, er ist ein richtiger Spaßvogel. Genau wie Bamba.
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SPOX: Sie meinen Anderson, den Neuzugang aus Düsseldorf?
Ter Stegen: Genau. Er hat im Trainingslager einen super Eindruck hinterlassen und sich gut integriert. Auch er ist multilingual, spricht deutsch, französisch, englisch, teils spanisch. Wahnsinn. Ich weiß gar nicht, wo die Jungs das alles gelernt haben.
SPOX: Im Testspiel gegen Venlo standen Sie die erste Halbzeit im Tor. Wie ist es, gestandene Bundesliga-Profis wie Brouwers und Dante als Innenverteidiger vor sich zu haben statt gleichaltrige Jugendspieler?
Ter Stegen: Es ist ja nicht so, dass es ein komplett anderes Spiel ist. Es ist immer noch Fußball. Die beiden wollen den Sieg, genau wie ich auch. Von daher passt das. Aber natürlich ist es ein gutes Gefühl, zwei solch erfahrene und starke Jungs vor sich zu haben. Damals habe ich sie im Fernsehen spielen sehen und jetzt organisieren wir zusammen die Abwehr.
SPOX: Neben Ihnen waren mit Julian Korb, Bernhard Janeczek und Elias Kachunga drei weitere Jung-Fohlen in Saalfelden dabei. Scheint, als würde aus der Gladbacher Jugend richtig was nach kommen.
Ter Stegen: Das sehe ich auch so. Wir brennen darauf, uns stetig zu verbessern. Es ist schön zu sehen, dass man mit den Jungs, mit denen man schon in der Jugend gespielt hat, jetzt auch bei den Profis weiterspielen kann.
SPOX: Was haben Sie sich persönlich für die Saison vorgenommen?
Ter Stegen: Ich bin im Profifußball angekommen. Darüber bin ich zunächst einmal sehr froh.
SPOX: Sie hätten noch ein Jahr in der A-Jugend spielen können.
Ter Stegen: Ja, aber so passt es besser. Ich trainiere mit den Profis und spiele in der U 23.
SPOX: Als Nummer eins?
Ter Stegen: Natürlich gibt es immer Konkurrenz. Aber Frederic Löhe wurde nach Sandhausen ausgeliehen. Von daher gehe ich davon aus, dass ich kommende Saison Stammtorwart bei der U 23 bin.
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SPOX: Wie sehen Sie sich im Vergleich zu Bailly und Christofer Heimeroth?
Ter Stegen: Die beiden sind älter als ich und verfügen über mehr Erfahrung. Aber mir macht es Spaß, mich mit ihnen zu messen. Ich schaue mir noch einige Sachen ab. Ich kann noch viel dazulernen. Ich arbeite mich Stück für Stück heran und versuche mich anzunähern. Mein Ziel ist es, in der U 23 konstant Leistung zu bringen. Wenn ich das schaffe, dann habe ich auch die Chance, nach oben zu kommen.
SPOX: Hat Frontzeck in Saalfelden mit Ihnen über Ihre sportlichen Perspektiven gesprochen?
Ter Stegen: Manche Spieler hatten schon Einzelgespräche mit dem Trainer. Ich noch nicht. Das ist aber auch nicht schlimm. Ich weiß, was ich zu tun habe.
Marc-Andre ter Stegen im Steckbrief