Thomas Müller entspannt vor der Saison 2016/2017 mit dem FC Bayern München im Urlaub. Trotzdem hat er als Gillette Markenbotschafter und Gesicht der Gillette Uni-Liga klare Vorstellungen vom neuen Jahr: Die Meisterschaft ist das ultimative Ziel, der Champions-League-Titel das Sahnehäubchen. Zudem spricht Müller über den ersten Kontakt mit Carlo Ancelotti, den Abschied von Matthias Sammer und die Verletzung von Arjen Robben.
SPOX: Herr Müller, der FC Bayern wird zur neuen Saison wieder etwas bayerischer. Mit Mats Hummels gibt's endlich wieder eine Schafkopf-Runde im Team. Wie froh sind Sie darüber?
Thomas Müller: Als der Wechsel bekannt gegeben wurde, haben wir schon darüber gesprochen. Das ist natürlich gut. Damit wird es bei den Busfahrten wieder etwas lustiger.
SPOX: Nicht so lustig ist dagegen die Verletzung von Arjen Robben. Wie schätzen Sie seine Situation ein?
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Müller: Die Verletzung ist extrem bitter, ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Er hatte sich gerade erst wieder rangekämpft. Ich hoffe, dass er schnell wieder fit wird und das Ganze dann länger hält. Wir brauchen Arjen, er ist ein ganz wichtiger Faktor in unserem Spiel nach vorne.
SPOX: Hatten Sie schon Kontakt mit ihm?
Müller: Ja, wir haben ein bisschen geschrieben. Leider Gottes weiß er aus seiner Erfahrung mit solchen Geschichten umzugehen. Er gibt nicht auf, obwohl das letzte halbe Jahr schon tough war.
SPOX: Sie selbst sind noch im Urlaub und stoßen erst Anfang August wieder zum Team. Reichen drei Wochen Urlaub nach so einer langen Saison überhaupt?
Müller: Was heißt reichen? Es geht jetzt hauptsächlich darum, vom Fußball abzuschalten und Zeit mit der Familie und mit Freunden zu verbringen. Natürlich geht's auch ums Körperliche, aber vor allem um den Geist. Man will mal durchschnaufen von der ganzen Show und dann kann man auch wieder angreifen. Ob's dann gereicht hat, wird nach den sportlichen Leistungen beurteilt.
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SPOX: Vergangene Saison hat der Verein den historischen 4. Titel als größtes Ziel ausgeben. Wie sieht das übergeordnete Ziel in dieser Saison aus?
Müller: Der vierte Titel war ja deshalb Ansporn, weil diese Serie vor uns noch keiner geschafft hatte. Der fünfte Titel wäre jetzt auch etwas Neues, aber dann würden wir ja unseren eigenen Rekord brechen. Von meiner Seite wird es keine Ansage geben, dass dieser fünfte Titel das große Ziel ist, obwohl bei uns die Meisterschaft immer das Wichtigste ist.
SPOX: Was macht die Meisterschaft so speziell?
Müller: Eine Meisterschaft geht übers ganze Jahr und ist extrem intensiv. Wir brauchen uns nur die letzte Saison anschauen: Es war ein langer Kampf mit Dortmund und der BVB war bärenstark. Im Nachhinein betrachtet hat dieses Duell auch richtig viel Spaß gemacht. Wenn wir Samstag gespielt haben und Dortmund am Sonntag, haben wir immer geschaut, wie es bei Dortmund steht. Und wir haben gehofft, dass die Dortmunder hinten liegen. Es gab viele Momente, in denen wir gemerkt haben, die lassen nicht locker. Und das hat uns in der Meisterschaft grundsätzlich auch gut getan.
SPOX: Ihr neuer Trainer Carlo Ancelotti hat vor einiger Zeit gesagt, dass für die Topklubs wie Bayern die Champions League mittlerweile wichtiger sei als die nationalen Meisterschaft. Sie teilen diese Ansicht demnach nicht?
Müller: Natürlich ist der Champions-League-Titel im internationalen Ansehen etwas größer einzuordnen, aber man muss sich auch überlegen, was es bedeuten würde, eine Meisterschaft nicht zu gewinnen. Das hieße nämlich, dass wir Woche für Woche Punkte liegen lassen würden und wir das ganze Jahr Ärger hätten, weil wir uns mit vielen unangenehmen Themen auseinandersetzen müssten. Deshalb ist das Nichtgewinnen einer Meisterschaft übers Jahr gesehen viel mühsamer. Wenn man im Nachhinein auf eine Saison schaut und sagen kann, wir haben die Champions League gewonnen und die Meisterschaft nicht, dann kann man es vielleicht verschmerzen und sagen: War trotzdem cool. Aber mit einem Champions-League-Titel kann man nicht planen. Deshalb kann man auch vor der Saison nicht sagen, wir peilen die Champions League an und die Meisterschaft ist uns nicht so wichtig. Die Meisterschaft ist das, womit du dich die meiste Zeit beschäftigt und wonach du gefragt wirst. Die Meisterschaft ist der fairste Titel, die Champions League ist das Besondere.
SPOX: Sie haben die letzten drei Jahre die Meisterschaft jeweils souverän gewonnen und dabei diverse Rekorde gebrochen. Trotzdem hieß es oft: Naja, war ja nur eine Meisterschaft. Nervt das?
Müller: Nein, es nervt nicht. Wir Spieler dürfen uns nicht zu lange mit der öffentlichen Nachbetrachtung einer Saison aufhalten. Wir wissen, wie die Diskussion läuft und sind die Fragen mittlerweile gewohnt. Aber diesen Moment, den wir zum Beispiel dieses Jahr in Ingolstadt hatten, als wir Meister geworden sind, den kann uns kein Reporter mit irgendeiner Nachbetrachtung nehmen.
SPOX: Die Erwartungshaltung ist mittlerweile enorm, im Prinzip ist gerade das Triple gut genug. Würden Sie sich wünschen, dass diese Fokussierung auf das Triple wieder verschwindet?
Müller: Das hoffe ich nicht, weil das bedeuten würde, dass die Qualität des FC Bayern geringer geworden ist. Das Triple ist deshalb in aller Munde, weil der FC Bayern in der Meisterschaft und im Pokal eine absolute Favoritenrolle einnimmt. Das Sahnehäubchen ist die Champions League - und die wollen wir auch gewinnen. Schade ist, dass der Unterschied nicht erkannt wird zwischen dem Wunsch, das Triple zu gewinnen und der Tatsache, dass eine Saison ohne Triple nicht gleich schlecht ist. Die guten Leistungen und die großen Spiele kann man nicht in den Hintergrund stellen, nur weil man in einem Wettbewerb nicht das Maximum rausgeholt hat.
SPOX: Einer, der immer das Maximum anstrebt, ist Matthias Sammer. Er hat als Sportvorstand seinen Rücktritt erklärt. In welchen Bereichen wird er der Mannschaft am meisten fehlen?
Müller: Er war immer für die Mannschaft da. Wenn er Probleme gesehen hat, hat er diese intern klar angesprochen. Da dürfen wir jetzt nicht in Trägheit verfallen. Auch bei den Spielen war er sehr intensiv dabei, er hat für jeden Millimeter gekämpft, sei es beim vierten Offiziellen oder mit seiner Ansprache an die Leute auf der Bank. Er hat uns immer wieder geschärft.
SPOX: Sind hier jetzt die Führungsspieler noch mehr gefragt?
Müller: Natürlich auch, klar. Matthias Sammer hat viel beobachtet und sobald er Strömungen erkannt hat, hat er diese an uns Führungsspieler weitergegeben, um dagegen zu steuern. Das werden wir auffangen müssen.
SPOX: Sie haben schon mit Ancelotti gesprochen. Welche Rolle sieht er für Sie vor?
Müller: Darüber haben wir noch nicht gesprochen, es ging eher ums allgemeine Kennenlernen. Er hat sich kurz vorgestellt und erklärt, was er für ein Typ ist. Ich denke, von der Art und Weise und von seinem Auftreten passt er sehr gut zum FC Bayern. Ich bin gespannt, wie es ist, unter ihm zu trainieren. Ich freue mich drauf.
Thomas Müller im Steckbrief