Karim Onisiwo spielt schon seit Anfang 2016 für den 1. FSV Mainz 05. Bis er in der Bundesliga ankam, legte der 30-Jährige eine sehr beschwerliche Reise auf dem Weg zum Profi hin, die den Stürmer zwischenzeitlich bis in die 4. Liga Österreichs führte.
Im Interview mit SPOX und GOAL spricht Onisiwo über seine irre Entdeckung, die Lehre zum KfZ-Mechaniker, einen Kader-Rauswurf, die Kündigung seines damaligen Beraters und seinen Absturz in die Landesliga.
Der österreichische Nationalspieler erzählt zudem von einem Rechtsstreit vor seinem Wechsel nach Mainz, Arschtritte von Trainer Bo Svensson und seinem Traum von der Premier League.
Herr Onisiwo, Sie gehören in der Bundesliga der seltenen Spezies Spieler an, die nie eine Akademie oder ein Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen haben. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wo Sie heute stünden, wäre das der Fall gewesen?
Karim Onisiwo: Nein. Natürlich lernt man in einem NLZ viel früher Dinge wie Passspiel, Ballannahme, Übersicht, Taktik, all diese Feinheiten. Mir fehlte diese professionelle Ausbildung. Da ich schon mit 17 in den Profifußball kam, habe ich mir dort aber andere Komponenten angeeignet, die mir später halfen: das Körperliche, das Durchsetzungsvermögen, der unbedingte Wille. Ich würde diesen härteren Weg, den ich gegangen bin, nicht gegen den üblichen eintauschen wollen.
Sie sollen kurz nach Ihrem sechsten Geburtstag von einem Fußballtrainer in Wien beim Kicken im Park entdeckt worden sein, anschließend meldeten Ihre Eltern Sie 1998 beim Favoritner AC an. Stimmt das?
Onisiwo: Das mit dem Park nicht. Ich ging damals irgendwie schlecht gelaunt von einem Arzttermin mit meiner Mutter nach Hause. Dann bin ich ihr davon- und über eine rote Ampel gerannt, weil keine Autos kamen und ich nicht warten wollte. Das sah mein zukünftiger Trainer von der anderen Seite aus, ich bin ihm quasi in die Arme gelaufen. Er wollte gerade zum Verein gehen, das Gelände war direkt daneben. Als er mich sprinten sah, hat er mich angehalten und gesagt: Wir trainieren heute Nachmittag, komm' doch mal vorbei!
Er hat Sie zuvor also nicht mit Ball am Fuß gesehen?
Onisiwo: Nein. Ich ging dann auch tatsächlich am selben Tag dort ins Training und habe eigentlich zum ersten Mal so richtig gegen einen Ball getreten. Er meinte anschließend, ich habe etwas Besonderes, weil ich so schnell bin und so viel Energie habe. Von meiner Mutter wegzulaufen war sozusagen mein positiver Schicksalsmoment, dem habe ich viel zu verdanken. (lacht)
spoxBei diesem Wiener Stadtteil-Klub blieben Sie drei Jahre lang. Am Ende spielten Sie in Ihrer Jugend für fünf weitere Teams: Rapid und Austria Wien, den 1. Simmeringer SC, den SC Team Wiener Linien und den First Vienna FC. Wie kam es, dass Sie im Alter von zehn bereits nach einem Jahr bei Rapid zu Rivale Austria gegangen sind?
Onisiwo: Ich habe mich dort nicht wohlgefühlt. Damals stand bei mir der Spaß und das Zusammensein mit meinen Freunden im Vordergrund. Im Umkreis von Wien gibt es aber so viele Klubs, meine Kumpels waren letztlich total verstreut. Mir war zwar klar, dass ich mich bei Rapid von vielen Freunden etwas lösen muss, allerdings habe ich dort nicht so viel Anschluss gefunden. Es ist einfach nicht so gelaufen, das hat mir dann deutlich weniger Spaß gemacht. Mir war schnell klar: Ich muss hier wieder weg. Bei der Austria, wo ich ja auch David Alaba kennengelernt habe und sich eine innige Freundschaft entwickelte, war es dann deutlich angenehmer und harmonischer.
Dort blieben Sie drei Jahre und galten als hoffnungsvolles Talent. Doch 2005 entschieden Sie sich, den Klub wieder zu verlassen. Warum?
Onisiwo: Mein nächster Schritt wäre gewesen, für ein paar Jahre Teil der Austria-Akademie zu werden. Die lag allerdings etwas außerhalb von Wien. Ich habe mich mit meinen Eltern und der Familie zusammengesetzt und lange überlegt, ob ich das wirklich machen will. Letztlich habe ich mich dagegen entschieden. Anschließend wurde mein Onkel immer wichtiger für mich.
Inwiefern?
Onisiwo: Er hat mich schon zuvor zu vielen Spielen und Turnieren gefahren. Mit ihm habe ich dann zusätzlich zum Vereinstraining jeden Tag Einzeltraining im Park gemacht. Ich habe wirklich sehr viel mit ihm trainiert, um zu kompensieren, dass ich nicht in der Akademie war. Da ging es vor allem um meine technischen Fähigkeiten. Wir haben viele Hütchen aufgestellt und enge Passformen trainiert, damit ich all das intus habe, bevor ich in den Erwachsenenfußball komme. Dort werden diese Dinge ja nicht mehr explizit trainiert, das muss man dann bereits können.
Dieser Richtungswechsel bedeutete schließlich, dass Sie den steinigen Weg gewählt haben und mit 17 Jahren beim First Vienna FC unter anderem unter Peter Stöger schon sehr früh den Seniorenbereich kennengelernt haben. Dort trafen Sie zwar regelmäßig für die U17 und U19, ganz oben konnten Sie sich aber nicht durchsetzen. Warum?
Onisiwo: Ich hab dort mit 17 zwar meinen ersten Profivertrag unterschrieben und die gesamte Woche auch bei der ersten Mannschaft trainiert. Das Abschlusstraining absolvierte ich aber immer bei der U19 und habe dort dann auch gespielt. Ganz oben war einfach alles dicht für mich. Man hat auf Spieler gesetzt, die älter waren und mehr Erfahrung mitbrachten. Als junger Kerl hat damals eine starke Saison in der U19 noch nicht zu einer solchen Explosion von Perspektive und Marktwert geführt, wie man es heute kennt.
In dieser Zeit haben Sie nach Ihrem Schulabschluss eine Lehre zum KfZ-Mechaniker begonnen, diese aber nach nicht einmal einem Jahr wieder abgebrochen.
Onisiwo: Weil nach etwas mehr als einem Jahr plötzlich der Profivertrag bei Vienna im Raum stand. Ich musste mich entscheiden: weiter KfZ-Ausbildung oder Profifußballer? Natürlich habe ich da nicht lange überlegt, aber gerade meine Mutter war nicht besonders erfreut, dass ich das Risiko Profifußball ohne abgeschlossene Ausbildung eingehe. Es war ja alles andere als klar, ob ich es schaffe und mich dort durchsetze.
Wie kam es, dass Sie sich für diese Ausbildung entschieden haben?
Onisiwo: Ich habe mich immer schon für Autos interessiert, aber vor allem wegen Videospielen wie Need for Speed oder The Fast and the Furious. Das lag daher irgendwie nahe, denn sonst hatte ich eigentlich nur Fußball im Kopf.
Welche Fähigkeiten haben Sie sich davon bis heute bewahrt?
Onisiwo: Reifenwechsel kann ich noch, aber die würde ich dann ehrlich gesagt lieber noch einmal nachziehen lassen.
Was war die geilste Karre, die Sie je fuhren und was ist Ihr Traumauto?
Onisiwo: Ich liebe amerikanische Autos. Als ich nach Mainz wechselte, habe ich mir einen Traum erfüllt und einen Mustang GT gekauft. Der hat eine Fünf-Liter-Maschine, blubbert richtig schön und macht einfach viel Spaß. Und zum Glück lag er in der Preisspanne, die ich mir gerade so noch leisten konnte. (lacht)
Karim Onisiwo: Seine Karriere im Seniorenbereich im Überblick
Verein | Zeitraum |
First Vienna FC | 2008-2011 |
SC Ostbahn XI (Leihe) | 2010-2011 |
TSV Neumarkt | 2011 |
SV Straßwalchen | 2012 |
SV Austria Salzburg | 2012-2014 |
SV Mattersburg | 2014-2016 |
1. FSV Mainz 05 | seit 2016 |
Nach einer ziemlich erfolgreichen Leihe zum SC Ostbahn XI blieben Sie in der drittklassigen Regionalliga und wechselten 2011 zum TSV Neumarkt, wo Sie erstmals im Seniorenbereich Fuß fassen konnten. War das für Sie ein Durchbruch oder eher ein Rückschritt, nachdem Sie ja zuvor bereits einen Profivertrag unterzeichnet hatten?
Onisiwo: Gewissermaßen beides. Da ich in Wien ja schon einige Vereine durchgemacht hatte und dort im Osten auch keine bessere Perspektive mehr sah, wollte ich einfach raus und mal etwas anderes erleben. Daher ging ich zu Neumarkt in die Salzburger Gegend im Westen Österreichs. Zuvor wäre ich allerdings beinahe bei Hearts of Midlothian in Schottland gelandet.
Wie das?
Onisiwo: Ich war eine Woche zum Probetraining in Edinburgh und es hat eigentlich alles gepasst. Dort hätte ich einen Profivertrag bekommen und zunächst in der zweiten Mannschaft gespielt. Ich wäre sehr gerne dort hingegangen. Nur hatte ich damals leider einen Berater, der nicht auf mein sportliches, sondern nur auf sein finanzielles Wohl aus war und übertriebene Forderungen stellte.
Bei Neumarkt schossen Sie acht Treffer in 16 Spielen und waren bester Torschütze, sind aber nach der Hinrunde aus dem Kader geflogen. Was war passiert?
Onisiwo: Nach dem Wechsel in den Westen hatte ich meine Familie kaum gesehen. Ich besaß auch kein Auto, weil ich mir solche Dinge nicht leisten konnte. Als dann die Winterpause anstand, wollte ich mit dem Zug in die Heimat fahren, um Zeit mit meinen Lieben verbringen zu können. Die Vereinsverantwortlichen bestanden jedoch darauf, dass ich dableibe und ein-, zweimal in der Woche einen Lauf mit der Mannschaft mache. Ich habe dann vorgeschlagen, dass ich einen Pulsgurt mitnehme, die Läufe zu Hause absolviere und ich ihnen meine Werte zuschicke. Das wollten sie aber nicht. Ich bin dann trotzdem nach Wien gefahren.
imago imagesUnd dann?
Onisiwo: Kurz vor Trainingsstart in die Rückrunde wurde mir gesagt, dass ich nicht mehr zu kommen brauche, weil ich keine Rolle mehr spielen werde.
Anschließend ging es für ein halbes Jahr in die Salzburger Landesliga zum SV Straßwalchen. Plötzlich waren Sie in der 4. Liga angekommen.
Onisiwo: Als ich in Neumarkt rausflog, dachte ich mir schon: Verdammt, was mache ich denn jetzt? Hearts of Midlothian war weiterhin ein wenig an mir dran. Ich hatte die Hoffnung, dass das vielleicht im Sommer doch noch klappen könnte und musste bis dahin also unter allen Umständen fit bleiben. Austria Salzburg wollte mich damals schon haben, aber Neumarkt hat mich nicht zu einem Ligakonkurrenten gehen lassen. Mir war dann die Liga egal, in der ich spiele. Ich wollte einfach weiter dranbleiben und regelmäßig kicken.
Gab es zu dieser Zeit Momente, an denen Sie den Glauben an eine Profikarriere verloren hatten?
Onisiwo: Es war schon ziemlich schwierig, den Glauben daran aufrecht zu erhalten. Ich hatte ihn fast verloren. Der Traum, dass ich es noch schaffe, war aber stets da, auch wenn ich zwei Jahre lang eigentlich nur Rückschritte gemacht hatte. Plötzlich war ich aber in der 4. Liga und wohnte in Straßwalchen in einem kleinen Hotelzimmer. Wir hatten nur dreimal pro Woche Training. Deshalb habe ich darauf bestanden, dass ich den Platz jederzeit für mich haben kann, um nebenbei für mich zu trainieren. Ich habe mir dann einen Ballsack geschnappt, bin eine Viertelstunde vom Hotel zum Platz gelaufen, habe Hütchen aufgestellt und die Übungen absolviert, die ich einst zusammen mit meinem Onkel gemacht habe.
Stimmt es, dass Sie während dieser Phase zwei Jahre lang keinen Berater mehr hatten?
Onisiwo: Ja. Ich habe mit meinem vorherigen Berater gebrochen und ihm gekündigt. Anschließend habe ich es erst einmal eine Weile ohne versucht.
imago imagesNach sieben Toren in elf Partien für Straßwalchen ging es für Sie wieder in die Regionalliga zu Austria Salzburg. Als Sie dort spielten, nahmen Sie mit Günther Starzinger auch wieder die Dienste eines Beraters in Anspruch. War es schwer, nach Ihren schlechten Vorerfahrungen wieder Vertrauen zu einem Berater aufzubauen?
Onisiwo: Ich weiß noch, dass das von meiner Mutter ausging. Die hat mehr oder weniger verzweifelt den Günther angerufen, weil sie wollte, dass wir wieder jemanden an der Hand haben, der sich auf dem Markt auskennt. Als wir uns trafen, habe ich mich sofort gut mit ihm verstanden, auch wenn ich das volle Vertrauen zu ihm erst mit der Zeit wieder aufbauen musste. Er war aber locker und wollte nicht gleich irgendwelche Verträge unterschreiben. Er hat immer gesagt, dass wir alles auf mündlicher Basis machen. Er hat mir keinen Honig ums Maul geschmiert und erzählt, dass ich in zwei, drei Jahren in der Premier League spielen werde. Das ist in diesem Geschäft leider oft verbreitet. All dies hat mir imponiert, ich habe mich bei ihm sicherer gefühlt.
Bevor Sie sich Salzburg anschlossen, haben Sie auch unter Adi Hütter beim Zweitligisten SV Grödig vorgespielt. Wie kam das zustande?
Onisiwo: Grödig war nach Saisonende in Straßwalchen für ein Benefizspiel zur Einweihung des neuen Rasenplatzes zu Gast. Nach der Partie wurde ich für eine Probewoche nach Grödig eingeladen. Die lief auch ganz gut, ich durfte sogar in einem Testspiel gegen Red Bull Salzburg ran. Am Ende wollten sie mich haben, sagten mir aber, dass ich eher vierte, fünfte Wahl sein werde, weil sie zu den bisherigen drei Stürmern auf jeden Fall noch einen weiteren holen werden. Das wollte ich dann nicht, denn das hatte ich ja schon bei der Vienna.
Salzburg stellte sich als die richtige Wahl heraus: Sie kamen regelmäßig zum Einsatz, schossen einige Tore und lieferten Vorlagen ab.
Onisiwo: Das kann man so sagen, aber anfangs lief es auch da nicht ideal, weil ich recht schnell verletzt war und anschließend eher sporadisch zum Einsatz kam. Ich hatte dann aber eine richtig gute Vorbereitung, wurde Stammspieler und habe ein super Jahr gespielt.
Mit der Austria gewannen Sie zweimal den Salzburger Pokal und wurden 2014 Meister der Regionalliga. Das entscheidende Playoff-Spiel um den Aufstieg in die 2. Liga ging jedoch verloren. Wieso wechselten Sie daraufhin zum zweitklassigen SV Mattersburg, obwohl Ihnen auch Offerten aus der österreichischen Bundesliga vorlagen?
Onisiwo: Ich saß damals mit Günther in einem Cafe und er hat mir bestimmt sieben oder acht Angebote vorgelegt. Wir haben dann mit jedem Verein Gespräche geführt. Mir war jeweils wichtig zu erfahren, wie man mich als Spieler sieht. Mattersburg hat mir einfach das beste Gefühl vermittelt. Daher haben wir entschieden, dass ich diesen Zwischenschritt doch lieber noch mache, denn wenn der funktioniert, könnte ich ein Jahr später immer noch in die erste Liga wechseln.
Für Mattersburg gelangen Ihnen 18 Tore und elf Vorlagen in 35 Pflichtspielen, am Ende stand der Aufstieg in die erste Liga. Dort kickten Sie noch 18-mal (zwei Tore, sieben Vorlagen) für den Verein, ehe Sie im Januar 2016 nach Mainz wechselten. Hatten Sie damals den expliziten Wechselwunsch oder waren Sie überrascht, als das Angebot der 05er eintrudelte?
Onisiwo: Ich befand mich zu dieser Zeit schon längere Zeit im Rechtsstreit mit Mattersburg. Ich wollte eigentlich nach dem Aufstieg wechseln, aber der Verein hat einseitig eine Vertragsverlängerung vorgenommen, die wir angefochten haben und später auch für ungültig erklärt wurde. Mein Vertrag war quasi nicht rechtskräftig. Dass ich mich dann nicht mehr wohlgefühlt habe, konnte man auch an meinen Statistiken ablesen. Im Winter war die Sache endlich so gut wie durch und ich konnte ablösefrei gehen. Damals wollten mich Austria und Rapid Wien sowie Salzburg haben. Auf einmal kam aber Mainz. Ich wusste sofort, wenn die deutsche Bundesliga anfragt, muss ich das auf jeden Fall machen und diesmal einen größeren Schritt wagen.
Sie hatten in Mainz anfangs mit einigen Verletzungen zu kämpfen, der Verein befand sich zudem meist in der Abstiegszone. In der ersten Zeit kamen Sie nicht über den Status des Ergänzungsspielers hinaus. Wollten Sie mal die Flinte ins Korn werfen und wieder gehen?
Onisiwo: Den Gedanken hatte ich in dieser Anfangsphase natürlich schon ein paar Mal. Die Verletzungen haben mich immer wieder zurückgeworfen und es war schwer, sich jedes Mal danach wieder heranzukämpfen. Ich wollte häufiger spielen. Andererseits habe ich zuvor in Österreich gerade einmal ein halbes Jahr in der höchsten Liga gekickt und brauchte einfach meine Zeit. Ich wusste auch: Wenn ich fit bin, werde ich der Mannschaft helfen können, weil ich die körperlichen Voraussetzungen und auch die Charaktereigenschaft mitbringe, dass ich das alles schaffe. Es hat nur leider länger gedauert, bis ich es unter Beweis stellen konnte.
In den vergangenen drei Spielzeiten blieben Sie weitestgehend gesund, verpassten insgesamt nur acht Bundesligaspiele und sind zum unumstrittenen Stammspieler geworden. Ihr Vertrag läuft bis 2024, dann wären Sie 32 und über acht Jahre in Mainz.
Onisiwo: Es war klar, dass ich nach den vielen Vereinswechseln in Österreich Kontinuität brauche und mich in Mainz durchbeißen muss. Dass daraus aber eine solch lange Zeit werden würde, hätte ich mir nie ausmalen können. Jetzt spiele ich regelmäßig, bin besser in der Mannschaft integriert, habe einen anderen Status, Trainer und Verein stehen auch hinter mir. Dadurch habe ich richtig Kraft gewonnen. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Bo Svensson hat über Sie einmal gesagt: "Er ist kein Mensch, der von A bis B lebt, sondern er biegt auch mal ab und hat seine eigene Meinung." Was meinte er damit konkret?
Onisiwo: Ich glaube, er bezieht sich da auf meine sportliche Einstellung, die ich durch meinen etwas anderen Weg bekommen habe. Ich bin schon ein Mentalitätsmonster und denke, das sieht man auch an meiner Spielweise. In den Trainingseinheiten kommt es aber auch mal vor, dass er mich packt und mir in den Arsch tritt, wenn ihm etwas nicht passt. Das ist auch gut so. Ich bin allerdings auch ein Spieler, der seine Meinung deutlich vertritt. Da kann es dann auch mal krachen. Wichtig ist aber, dass das im Rahmen bleibt, beide Seiten es richtig einordnen können, man darüber redet und anschließend wieder gemeinsam in die Spur findet. Wir beide können sehr gut miteinander. Er hat mir ganz klar zu einem weiteren Sprung in meiner Entwicklung verholfen.
Ihr Traum war immer die Premier League. Glauben Sie, der ist mittlerweile ausgeträumt?
Onisiwo: Noch nicht ganz, aber ich brauche wohl ein richtiges Bombenjahr, damit sich da noch etwas tut. Ich bin da aber sehr entspannt. Ich denke, wir werden nächstes Jahr Gespräche führen und schauen, wie Mainz 05 und ich nach 2024 planen. Ich muss nicht auf meine alten Tage noch in die USA wechseln, aber ich will auch nicht ausschließen, dass ich darüber nachdenken würde, wenn so etwas kommen sollte.