90 Minuten war von Argentinien nichts zu sehen - dann bewahrte erneut Superstar Lionel Messi die hoch gehandelte Albiceleste vor einer Blamage gegen den Iran.
Messi grinste wie ein Lausbub, nestelte an seinem rechten Ohr und ließ dann nach seinem Zaubertor eine Kampfansage los. "Natürlich können und werden wir besser spielen", sagte der Superstar, nachdem er Argentinien im Alleingang mit seinem Treffer zum 1:0 in letzter Minute vor einer Blamage gegen den Iran gerettet hatte.
Auch Messi gab zu: "Es läuft noch nicht, wie erwartet". Aber er versicherte auch: "wir werden uns verbessern und bald unser volles Potential abrufen." Seht her, sollte das heißen: Wir spielen schlecht, gewinnen aber. Wie die Deutschen früher. Mit uns ist zu rechnen.
Schwacher Auftritt des Favoriten
90 Minuten war von der hoch gehandelten Albiceleste nichts, aber auch gar nichts zu sehen gewesen. Die Iraner setzten Messi zu, attackierten ihn mit drei Mann. Doch dann lief die erste Minute der Nachspielzeit, Messi kam an den Ball, rannte los und zirkelte die Kugel aus knapp 20 Metern unhaltbar ins Tor.
Ein typisches Messi-Tor eben. Der "Floh" vom FC Barcelona feierte es kurz vor seinem 27. Geburtstag am Dienstag mit dem linken Daumen im Mund und Richtung Himmel deutenden Zeigefinger - ein Gruß an seine Frau und Sohn Thiago auf der Tribüne. Der kleine Messi bestaunte seinen berühmten Vater in einem Argentinien-Trikot mit der Rückennummer 10 und der Aufschrift "Papi".
Nach dem schmeichelhaften Sieg steht Argentinien bereits im Achtelfinale. Trotzdem rumort es in der Heimat, die Abhängigkeit Argentiniens von Messi ist für eine große Fußball-Nation wie Argentinien beschämend. Vom Rest der "Fantastischen Vier" - Gonzalo Higuain, Sergio Agüero, Angel di Maria - ging weder Gefahr noch Esprit aus. Am Ende wusste auch Trainer Alejandro Sabella, bei wem er sich zu bedanken hatte.
"Nicht einmal zwei Torhüter hätten Lionels Tor verhindern können. Zum Glück ist Messi Argentinier", sagte Sabella erleichtert. Er setzt bei der Mission Titelgewinn ganz auf den viermaligen Weltfußballer: "Wenn man einen Spieler wie Messi hat, ist alles möglich." Und Torwart Sergio Romero, der seine Mannschaft mit einigen Glanzparaden mehrfach vor dem Rückstand bewahrt hatte, meinte: "Gott sei Dank hat der Zwerg in letzter Minute an der Lampe gerieben."
Messi entscheidender Faktor
Doch der Zauber ging eben nur von Messi aus. Das gefiel auch Diego Maradona nicht, der neben seiner Tochter sitzend das klägliche Geschehen auf der Tribüne gelangweilt verfolgte. Die Presse hob Messi hinterher in den Himmel, zeigte sich aber auch besorgt über die Aussichten für den Rest des Turnieres.
"Betet zu Messi. Es war ein ärmliches 0:0, bis Leo auf dem letzten Drücker mit einem Traumtor in Erscheinung trat und Argentinien den Achtelfinaleinzug gab", schrieb Ole. Die Zeitung mahnte aber auch: "Vorsicht, damit das Tor nicht den Wald verdeckt." Clarin sah ein "riesiges Fragezeichen" hinter der Darbietung.
Ohne Leidenschaft, ohne Ideen, ohne Tempo: Einzig Messi lässt Argentinien nach seinem zweiten Turniertreffer weiter vom Titel träumen. "Wir sind im Achtelfinale - genau das hatten wir uns für dieses Spiel vorgenommen", sagte der kleine, große Mann aus Rosario: "Wir werden jetzt unsere Fehler abstellen und uns verbessern." Der Lausbub hat in Brasilien noch viel vor.