Wenn der Preis stimmt, verkauft Porto seine Top-Spieler gerne. Es sieht so aus, als ob Luis Diaz das nächste gute Geschäft der Portugiesen wird.
Das Geschäftsmodell des FC Porto lässt sich ganz einfach zusammenfassen: Man kaufe junge, talentierte Spieler, bevorzugt aus Südamerika, lasse sie in der Primeira Liga und der Champions League glänzen - und verkaufe sie dann mit einem üppigen Gewinn an interessierte Klubs weiter.
So läuft es bei den Portugiesen, die immer wieder gute Geschäfte gemacht haben, seit Jahren. 24 Spieler hat Porto in seiner Klub-Geschichte für 20 Millionen Euro oder mehr abgegeben - und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Luis Diaz die Nummer 25 auf dieser Liste wird.
Der 24 Jahre alte Offensivspieler ist ein Paradebeispiel für Portos Geschäftspolitik: Im Sommer 2019 gab der Klub satte sieben Millionen Euro für Diaz aus, der beim kleinen kolumbianischen Klub Junior FC kickte. Zweieinhalb Jahre später dürfte er bei einem Marktwert von rund 25 Millionen Euro locker mehr als das Dreifache einbringen.
Ex-Trainer über Diaz: "Der Ball klebte an seinen Füßen"
Diaz hat sich stark entwickelt - nicht nur in Porto, sondern sich insgesamt in seiner Karriere als sehr lernfähig bewiesen. "Er hat immer den Kopf unten gehabt, wenn er gesprintet ist. Deshalb hat er manchmal gar nicht gemerkt, dass er schon an der Torauslinie war", erinnerte sich sein Ex-Trainer John Jairo 'Pocillo' Diaz bei Planet Football an die Anfänge. Was dem Coach aber sofort auffiel, waren die positiven Dinge, die überwogen: "Er war sehr schnell, hatte eine gute Technik. Der Ball klebte an seinen Füßen", so der Trainer.
Dabei waren die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere bei Diaz eigentlich nicht gegeben. Er gehört zur indigenen Volksgruppe der Wayuu, die in Kolumbien meist in großer Armut lebt. Viele Wayuu-Kinder sind unterernährt - und das war bei Luis Diaz nicht anders. "Er war sehr dünn und hat deshalb die Zweikämpfe verloren", erinnerte sich sein Trainer. Bei seinem ersten Klub Barranquilla wurde deshalb ein Essensplan für den Offensivspieler aufgestellt, damit er zehn Kilogramm zunimmt - dank Nudeln zu jedem Frühstück.
Der Plan funktionierte - und die Zweikämpfe mit seinen Gegenspielern gewinnt Diaz nun auf allerhöchstem Niveau, ohne etwas von seinem Tempo und seiner Technik eingebüßt zu haben. Elf Tore und drei Assists in 14 Liga-Spielen sind eine beeindruckende Bilanz in der bisherigen Saison, dazu kommen noch zwei Treffer in der Champions League. Die Zeit für Luis Diaz könnte gekommen sein, den nächsten großen Schritt in seiner Karriere zu gehen - vielleicht schon in diesem Winter. Denn wenn der FC Porto ein gutes Geschäft wittert und das Angebot stimmt, legt der Klub seinen begehrten Spielern keine Steine in den Weg.
Zum finanzstarken Klub aus der zweiten Reihe?
Genügend Interessenten aus dem obersten europäischen Regal soll es für den Kolumbianer bereits geben. In Portugal werden Barcelona, Real Madrid, Chelsea und der FC Liverpool mit ihm in Verbindung gebracht, doch das Ganze ist eher mit Vorsicht zu genießen. Während es bei Barca fraglich ist, ob der Klub in der finanziellen Lage ist, mehr als 20 Millionen Euro für einen Spieler auf den Tisch zu legen, ist Real mit Flügelspielern aus Südamerika schon gut versorgt.
Blieben noch die Blues und die Reds. "Ich wäre verblüfft, wenn Liverpool ihn haben wollte", erklärt Liverpool-Korrespondent Neil Jones von GOAL. "Mit dem Ganzen sollte man sich nicht zu lange aufhalten", fügt er hinzu.
Wahrscheinlicher ist, dass es für Luis Diaz eher ein finanzkräftiger Klub aus der zweiten Reihe der Top-Namen wird - was auch ein Blick auf die Porto-Bilanz bekräftigt. Denn während Defensivspieler der Portugiesen wie Eder Militao, Danilo, Pepe und Eliaquim Mangala bei Top-Klubs wie Real Madrid und Manchester City untergebracht werden konnten, reichte es für die Porto-Offensiven nur für Klubs wie Monaco (James Rodriguez, Joao Moutinho), Zenit (Hulk), Wolverhampton (Fabio Silva) und Milan (Andre Silva).
Wer am Ende das geforderte Geld für Luis Diaz auf den Tisch legt, dürfte Porto völlig egal sein. Hauptsache, der nächste gute Deal lässt in Portugal wieder mal die Kasse klingeln - und Luis Diaz kann den nächsten Schritt seiner rasanten Entwicklung vom sehr dünnen Jungen zum Weltklassespieler gehen.