Bayern mit Rib & Rob

SPOX
15. September 200920:13
Und auf geht's! Die Bayern (mit Gomez, r.) und Wolfsburg (mit Schäfer) starten in die KönigsklasseImago
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111 lange Tage war sie weg, verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Aber jetzt ist sie wieder da, mit all ihren Stars, spannenden Spielen, neuen Klubs und alten Träumen: Die Champions League ist zurück!

Nach einem Jahr Pause wieder mit drei deutschen Vertretern, die allesamt machbare Gruppen zugelost bekommen haben. Den Anfang machen heute der FC Bayern München und Neuling VfL Wolfsburg - wenn auch mit höchst unterschiedlichen Gegnern und Ausgangslagen.

Während die Bayern als etablierter Dauer-Teilnehmer beim Neuling Maccabi Haifa in Tel Aviv ran müssen, startet der deutsche Meister ins Abenteuer Champions League mit einem Heimspiel gegen den ehemaligen UEFA-Cup-Sieger ZSKA Moskau (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY; das Wolfsburg-Spiel heute auch live im Audio-Stream bei 90elf).

Die Bayern treten in Haifa in der Offensive mit der Elf der zweiten Halbzeit von Dortmund an. Mario Gomez sitzt auf der Bank, Ivica Olic gibt den Mittelstürmer. Den Angriff komplettieren Franck Ribery und Arjen Robben. Rechts spielt Thomas Müller für Hamit Altintop.

Auch der VfL spielt diesmal 4-3-3. Veh schickt also seine drei Topstürmer Grafite, Edin Dzeko und Obafemi Martins von Beginn an aufs Feld.

Wolfsburg grübelt

In Wolfsburg herrscht derzeit ein scheinbar völlig neues Gefühl vor: Erfolglosigkeit. Die letzten drei Bundesligaspiele gingen verloren, der Fehlstart ist perfekt. Fast scheint es, als konzentriere sich der VfL ganz besonders auf die neue Aufgabe in Europa und vergesse dabei, seine Hausaufgaben in der heimischen Liga zu machen.

"Wir zeigen sicher noch nicht den Fußball, den wir zeigen können", gibt Linksverteidiger Marcel Schäfer zu. Zvjezdan Misimovic sieht das ähnlich: "Momentan werden wir unseren eigenen Ansprüchen noch nicht ganz gerecht."

Gegen ZSKA muss schleunigst die Wende her. "Es läuft gerade in die verkehrte Richtung. Wir sollten schnell alles in die richtige Bahn lenken", sagt Misimovic. Erste Indizien für eine deutliche Leistungssteigerung hat Trainer Armin Veh bereits in den letzten Tagen im Training ausgemacht.

"Die Mannschaft freut sich unbändig auf die Champions League, sie hat sich die Teilnahme hart erarbeitet. Sie wird topfit sein und ein großes Spiel zeigen, da bin ich mir ganz sicher."

Dzeko beginnt für Martins

Veh wird dabei sehr wahrscheinlich wieder auf die erfolgreiche Meistermannschaft vertrauen. Im Sturm beginnt Edin Dzeko wieder an Stelle des gegen Leverkusen enttäuschenden Obafemi Martins. Rechts in der Mittelfeldraute wird Karim Ziani wohl wieder seine Chance bekommen.

Wolfsburg steht in der Gruppe mit Manchester United und Besiktas Istanbul gleich mal unter Druck. Heimsiege gegen die Mannschaften auf Augenhöhe sind absolute Pflicht, und dazu gehören auch die Russen.

Die deutschen Gruppengegner im Porträt

Moskau mit neuem Trainer

In Moskau war in den letzten Tagen auch mächtig Feuer unterm Dach. Bei zehn Punkten Rückstand auf Tabellenführer Rubin Kasan zog der Vorstand des Vizemeisters die Notbremse und warf Trainer Zico kurzerhand raus.

Juande Ramos, bis vor wenigen Wochen noch Coach bei Real Madrid, übernahm und startete seine Mission mit einem glatten 3:0-Sieg in der Liga.

Nichtsdestotrotz ist der Zentrale Sportklub der Armee bestens vorbereitet. "Wir kennen den VfL Wolfsburg sehr genau. Die Mannschaft ist deutscher Meister und hat eine sehr, sehr starke Saison gespielt", sagte Moskaus Keeper Igor Akinfejew, der angeblich von Bayern München gejagt wird, auf der abschließenden Pressekonferenz.

Ribery und Robben?

Die Münchener ihrerseits traten bereits am Montag die Reise ins Ungewisse an. Von Maccabi Haifa weiß man nicht viel, die Bayern wollen sich aber in der Hauptsache auf ihre eigenen Stärken berufen. Und das war in den letzten Spielen: die Offensive.

Noch immer ist nicht ganz klar, ob Franck Ribery und Arjen Robben gemeinsam beginnen werden, oder ob der Franzose zunächst wieder nur auf der Bank sitzen muss. "Franck weiß, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist", sagt Trainer Louis van Gaal und lässt die Jokerrolle für den Franzosen durchblicken.

Der aber hat von der Rolle jetzt genug. "Ich brauche Spiele, um meine Fitness zu bekommen. Am Anfang war es auf der Bank okay, aber langsam wird's langweilig. Ich würde gerne von Anfang an spielen."

Druck bei der Pflichtaufgabe

Mit oder ohne Ribery - die Bayern sind in Israels Hauptstadt haushoher Favorit. Auch wenn Franz Beckenbauer eindringlich vor Maccabi und den 30.000 Fans in Tel Aviv warnt. "Ich habe die Spiele gegen Salzburg gesehen, es wird nicht einfach!"

Bei den starken Gruppengegnern Girondins Bordeaux und Juventus Turin sind Ausrutscher gegen den vermeintlichen Punktelieferanten doppelt bitter.

"Wer hier nicht gewinnt, wird das bitter bereuen. Gegen Bordeaux oder Juve mal einen Punkt liegen zu lassen, das ist verkraftbar. Aber ein Punktverlust in Israel tut dir bis in den Dezember hinein weh. Haifa wird der Lackmustest. Denn dort gelten all die Pokalmechanismen, die wir seit den alten Azteken kennen", sagt Marcel Reif, der das Spiel für SKY kommentieren wird.

Van Gaal glaubt nicht an den Titel

Vom großen Ziel, dem Finale in Madrid im Mai nächsten Jahr, träumt bei den Bayern trotz ansteigender Form niemand. Ganz im Gegenteil, ganz untypisch bayerisch und entgegen des momentanen Saisonverlaufs, treten fast alle Verantwortlichen auf die Bremse - allen voran van Gaal.

"Für den Titel brauche ich mehr als diese zwei Jahre. Die Champions League ist das langfristige Ziel, möglicherweise eine Utopie, die vielleicht erst nach meiner Zeit Wirklichkeit wird. Es gibt drei, vier Klubs in Europa, die im Moment noch einen Tick besser sind als wir. Aber wir wollen und müssen beweisen, dass wir auf Augenhöhe mit den Besten sind."

Milan-Legende Franco Baresi traut den Münchnern da schon etwas mehr zu. "Der FC Bayern kann eine Überraschung werden. Ganz wichtig wird der Start, denn durch gute Resultate kommt auch das Selbstbewusstsein", sagt Baresi im SPOX-Interview. "Die Bayern sind erfahren und haben die Fußballgeschichte mitgeschrieben. Kurzum: Auf sie muss man immer ein Auge werfen!"

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