Nach der überragenden Trefferquote unserer Hinrunden-Thesen (Mo Dahoud fährt ganz sicher noch nach Katar!), haben wir wieder ein paar Blicke in unsere Homeoffice-Glaskugeln gewagt. Traditionen müssen gewahrt werden. Die Vorschau-Thesen zur Rückrunde der Redakteure von SPOX und GOAL.
1: Gladbach muss bis zum Schluss zittern
Von Filippo Cataldo
Zehn Coronafälle (plus zwei Afrika-Cup-Reisende und zwei Verletzte) im Kader hin, zwei 16-Jährige auf der Bank und eine Mannschaft, die sich von selbst aufstellt her: Bayern München wird zum Rückrundenauftakt ganz sicher nicht wieder 0:5 verlieren gegen Borussia Mönchengladbach wie in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Auch werden sich die beiden Mannschaften nicht 1:1 trennen wie am ersten Spieltag der Saison.
Borussia Mönchengladbach wird vielmehr noch einige Wochen warten müssen auf den ersten Dreier in der Bundesliga seit dem 20. November, als die Fohlen gegen Greuther Fürth gewannen.
Denn Gladbachs Probleme sind so vielschichtig, dass sie auch ein anderer Trainer als Adi Hütter nur schwer lösen können wird. Da wäre zum einen die viel zu langsame Spielanlage des Teams - nur zwei Mannschaften haben in der Bundesliga in der Hinrunde noch weniger Sprints und intensive Läufe gestartet als die Gladbacher -, die in Verbindung mit dem ohnehin eher statischen Aufbauspiel und den zwar sehr vielen, in der Summe aber überwiegend ungefährlichen und aussichtslosen Schüssen zu einer der unattraktivsten Spielweisen der Bundesligisten geführt haben.
Gladbach war in der Mehrzahl seiner Spiele kaum mehr wiederzuerkennen. Christoph Kramer sah sich zu einem dramatischen Appell genötigt. "Ich will nicht der Schwarzmaler und ewige Warner sein, aber jeder muss jetzt begreifen, dass unsere Situation gefährlich ist", sagte der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Und weiter: "Wir können uns nicht immer wieder hinstellen und erzählen, dass wir für da unten doch viel zu gut sind und dass wir da schon wieder rauskommen. Man kommt da unten gewiss nicht nur deshalb raus, weil man auf dem Papier einen guten Kader hat."
Leider sehen es noch zu wenige so wie er, vielleicht auch, weil man sich von den wenigen Lichtblicken (Joe Scally) blenden lässt.
Das führt allerdings dazu, dass Gladbach bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern wird.
2: Stuttgart spielt wieder eine VfB-Rückrunde
Von Tim Ursinus
Relegationsplatz, Abstiegsangst, riesige Verletzungssorgen: Viel schlechter hätte die Hinrunde für den VfB Stuttgart nicht laufen können. Dabei waren die Schwaben zum Saisonauftakt noch mit einem überzeugenden 5:1 über Aufsteiger Greuther Fürth hinweggefegt. Dass ein Sieg gegen die Kleeblätter so gut wie sicher wie das Amen in der Kirche ist (Union Berlin?!), hatte zu diesem Zeitpunkt schließlich noch keiner wissen können. Denn kurz darauf stellte sich heraus, dass die Bäume für das junge Team von Trainer Pellegrino Matarazzo nach dem erfolgreichen Aufstiegsjahr - Platz neun in der Vorsaison - nicht in den Himmel wachsen. Abgesehen von ein paar positiven Ausreißern hagelte es zahlreiche ernüchternde Niederlagen. Der Gipfel: die 1:4-Klatsche beim FC Augsburg am 10. und das 0:1 gegen Arminia Bielefeld am 11. Spieltag.
In Stuttgart hat man trotzdem keinen Grund, den Panik-Knopf zu drücken. Denn die schwache Halbserie ist vor allem mit dem unfassbaren Verletzungspech, das den VfB ereilt hat, zu begründen. Shootingstar Silas Katompa Mvumpa ging bereits mit einem Kreuzbandriss in die Spielzeit, Torjäger Sasa Kalajdzic fehlte zunächst mit einer Corona-Infektion und ab dem 2. Spieltag mit einer hartnäckigen Schulterverletzung. Dazu kamen die Horrorverletzung von Talent Mohamed Sankoh und zahlreiche Coronafälle.
Der offensiv vielseitige Silas, der schon kurz vor der Winterpause zu Kurzeinsätzen kam, und Stürmer Kalajdzic stehen in den Startlöchern, um dem bislang torarmen VfB (22) eine Rückrunde zu bescheren, die vor Tradition nur so schreit. Abgesehen von den beiden Spielzeiten, die in der Zweiten Liga mündeten, spielte Stuttgart seit der Meisterschaft 2006/07, damals Rückrundenmeister, immer eine solide bis hervorragende zweite Saisonhälfte. Oft kam es vor, dass der VfB am Saisonende plötzlich um Europa mitmischte.
- 2017/18: 2. Platz mit 34 Punkten
- 2011/12: 3. Platz mit 31 Punkten
- 2010/11: 4. Platz mit 30 Punkten
- 2009/10: 1. Platz mit 39 Punkten
- 2008/09: 2. Platz mit 39 Punkten
- 2006/07: 1. Platz mit 38 Punkten
Auch wenn Stuttgart wie fast alle anderen Bundesligisten nicht von der Omikron-Welle verschont geblieben ist und keine Neuzugänge kommen werden, wird der VfB in dieser Rückrunde den FSV Mainz 05 des Jahres 2022 machen und nach oben klettern.
Matarazzo hat trotz der schwierigen Umstände ein vielversprechendes Gerüst gebaut, das durch die Rückkehrer entscheidend ergänzt und verstärkt wird. Es ist alles angerichtet, dass der VfB mal wieder im neuen Jahr durchstartet und sich in den berüchtigten Rausch spielt, der in der Rückrundentabelle am Ende eine Top-5-Platzierung bedeutet.
3: Florian Kohfeldt führt Wolfsburg zurück nach Europa
Von Ulli Ludwig
Trainer Florian Kohfeldt und seine Wölfe dürften froh sein, dass 2021 vorbei ist.
Wolfsburg spielte erst unter Mark van Bommel und später unter Kohfeldt eine historisch schlechte Hinrunde. Van Bommel kosteten die schwachen Leistungen den Job, Kohfeldt kam bei den Fußball-Fans nach sieben Niederlagen und nur drei Siegen aus 11 Pflichtspielen ähnlich schlecht weg - erste Vergleiche mit seiner Bremer Zeit wurden da schon wieder ausgegraben.
Doch das ändert sich in der Rückrunde.
Kohfeldt gilt als großer Motivator, dem man auch das nötige Fußball-Know-How nicht absprechen darf. Schließlich schloss der studierte Sport- und Gesundheitswissenschaftler den Fußballlehrer-Lehrgang 2015 vor Marco Rose, Steffen Baumgart, Thomas Reis & Co. als Jahrgangsbester ab und hatte in der Winterpause erstmals überhaupt länger Zeit, um im Training Abläufe und Automatismen einzustudieren. Kohfeldt fordert mehr Aggressivität, Dynamik, Schnelligkeit und Freude am Fußball.
Ein richtig eingestellter Wölfe-Kader kann all diese Forderungen allemal umsetzen. Zumal es Sportchef Jörg Schmadtke in den vergangenen Jahren immer geschafft hat, seinen Trainern einen tiefen und ausgeglichenen Kader zusammenzustellen. So auch in diesem Jahr, wo selbst die längeren Ausfälle von Paulo Otavio (Knie) und allen voran Lukas Nmecha (Knöchel) zumindest ausreichend mit jungen und aufstrebenden Talenten kompensiert werden können.
Tabellarisch ist sowieso noch alles offen. Wolfsburg hat 20 Zähler. Bis zu den Europa-League-Rängen sind es sieben Punkte Rückstand, zum Champions-League-Rang vier nur einer mehr. Im vergangenen Jahr zogen die Wölfe mit 61 Punkten auf Rang vier in die Königsklasse ein, dafür würden sie aus den letzten 17 Spielen satte 13 Siege und zwei Unentschieden benötigen. Das scheint eher utopisch. Die Europa-League (52 Punkte im Vorjahr) oder die Conference League (50) sind aber drin.
4: Frankfurt stürmt in die Champions League
Von Maximilian Lotz
Noch nach dem 10. Spieltag und dem insgesamt fünften 1:1 dümpelte die Eintracht als Tabellen-15. knapp vor der Abstiegszone dahin. Und schon wurden erste kritische Stimmen in Richtung Trainer Oliver Glasner laut.
Hatte die Eintracht unter Vorgänger Adi Hütter noch berauschende Europapokal-Nächte gefeiert, war die Stimmung nach den recht farblosen Auftritten der Frankfurter zu Saisonbeginn recht mies. Die entscheidende Wende gelang mit dem Last-Minute-Sieg in Fürth Anfang November.
Von den folgenden sieben Partien bis zur Winterpause gewann die Eintracht sechs und stürmte in der Tabelle bis auf Platz sechs. Und dieser fulminante Lauf muss noch nicht zu Ende sein. Die Startschwierigkeiten sind eindeutig überwunden - und das Trauma, dass die Eintracht in der Vorsaison auf den letzten Metern die Champions-League-Qualifikation doch noch verspielte, könnte ein zusätzlicher Ansporn sein, in diesem Jahr das Ticket für die Königsklasse klarzumachen.
Zum Rückrundenstart wartet mit dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund ein interessanter Gradmesser. Ein Sieg gegen den vor der Winterpause so wankelmütigen BVB wäre ein weiteres Statement für die eigenen Europa-Ambitionen.
5: Der Pepi-Hypetrain rettet Augsburg in der Relegation
Von Filippo Cataldo
Dass mit Ricardo Pepi eines der vielversprechendsten und begehrtesten Talente ausgerechnet zum FC Augsburg gewechselt ist, hat nicht nur Fans hellhörig werden lassen. Borussia Mönchengladbachs Manager Max Eberl etwa, bisher immer sehr stolz darauf, ohne externen Geldgeber durchgekommen zu sein, gibt sich neuerdings offen für Investoren.
"Es ist für alle schwierig, dass es so abrupt durch Corona abgerissen ist. Man muss sich immer Gedanken machen. Auch wenn man Konkurrenten in der Bundesliga sieht, die kreative Konstrukte wählen, um junge Spieler für sehr viel Geld in den Verein zu holen", sagte Eberl am Mittwoch: "Wir als Verein werden uns da Gedanken machen müssen, wie man in dieser Konkurrenzsituation weitermachen will."
Beim FC Augsburg werden Pepi und sein neues Team aber erst mal auf dem Boden der Realität landen: Markus Weinzierls Mannschaft wird, zusammen mit Arminia Bielefeld, Hertha BSC, dem VfL Bochum und Eberls Gladbachern bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern müssen. Ein Pepi allein macht noch keinen Aufschwung. Aber: Am Ende wird der Pepi-Hypetrain ankommen - und Augsburg in der Relegation triumphieren lassen.
6: Freiburg verpasst den Europapokal
Von Chris Lugert
Es gibt sie also doch noch manchmal, diese romantischen Märchen, für die im knallharten Profifußball kaum noch Platz zu sein scheint. Der SC Freiburg schrieb so ein Märchen in der Hinrunde, als tapferes Schneiderlein, das die Riesen der Liga erlegt. Und so überwinterte Freiburg auf dem dritten Tabellenplatz. Kommt in der nächsten Saison also die Champions League in den Breisgau?
An Märchen gibt es allerdings einen Haken: Sie sind nicht sehr realistisch. Und auch der Freiburger Lauf wird in der Rückrunde von der harten Wirklichkeit des Fußballs eingeholt werden. Denn so bemerkenswert die Leistung der Freiburger auch war, so war sie auch bedingt durch die Schwäche und Inkonstanz von Teams wie RB Leipzig, dem VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und auch Bayer Leverkusen. Der Werkself ging gerade gegen Ende der Hinrunde ziemlich die Puste aus.
Es ist kein gewagter Tipp, anzunehmen, dass sich die Verhältnisse in der Tabelle in der Rückrunde wieder mehr dem Etat angleichen werden. Gleichzeitig ist das Überraschungsmoment bei den Freiburgern nicht mehr so vorhanden. Die Gegner wissen, was sie erwartet. Und auch beim Sportclub wird es zu den normalen Formschwankungen kommen.
Mit dem Abstieg wird Freiburg nichts zu tun haben. Dafür sind der Kader und vor allem Trainer Christian Streich viel zu gut und es wurden auch bereits viel zu viele Punkte gesammelt, um ernsthaft noch in Schwierigkeiten zu kommen. 29 Zähler in einer Halbserie waren allerdings mehr, als von der Mannschaft zu erwarten ist. Freiburg wird am Saisonende bei knapp 50 Punkten landen. In den vergangenen Jahren reichte das hin und wieder für den Europapokal. In dieser Saison wird es aber sehr eng.
7: Marco Rose erlebt Saisonende als BVB-Trainer nicht
Von Chris Lugert
Marco Rose flüchtete sich nach der peinlichen Vorstellung seiner Dortmunder vor Weihnachten in Berlin in Wunschvorstellungen. "Ich hoffe, dass das möglicherweise der erste Schritt in Richtung Änderung von Verhaltensweisen ist", sagte der BVB-Coach und bemängelte zum wiederholten Male die Einstellung seiner Truppe.
Die Defizite sind nicht neu, im Gegenteil: Die Mischung aus spielerischem Talent und ungenügender Einstellung zieht sich seit Jahren durch. Dass Erling Haaland im letzten Spiel 2021 erstmals so richtig lustlos wirkte, setzte dem Ganzen die Krone auf.
Rose steht vor einer Mammutaufgabe in der Rückrunde, doch bislang machte er nicht den Eindruck, als wäre er der Situation gewachsen: Die Ergebnisse international waren verheerend. In der Liga sind die Bayern bereits wieder enteilt. Intern gab es bereits offene Kritik an seiner Taktik. Und bei den Fans hat Rose ohnehin nur wenig Kredit.
Als Trainer steht Rose in der Gesamtverantwortung, so läuft das Fußballgeschäft. Und derzeit deutet Vieles darauf hin, dass das Projekt Marco Rose beim BVB vorzeitig scheitern wird. Das liegt nicht mal wirklich an ihm selbst. Nach der Ära Jürgen Klopp konnte kein Trainer die Fußstapfen wirklich zur vollkommenen Zufriedenheit aller ausfüllen. Rose kämpft zudem mit einem Kader, der auf einigen Positionen nicht die Klasse früherer Tage verkörpert.
Und so könnte sich Geschichte wiederholen. In der Vorsaison musste Lucien Favre seine Koffer packen, anschließend führte Edin Terzic den Klub zum Pokalsieg. Zu diesem Zeitpunkt war die Rose-Verpflichtung bereits fix, manch Dortmunder Verantwortlicher wird der Ablösesumme noch nachweinen. Terzic aber wurde mit einigen Winkelzügen im Klub gehalten - vielleicht ja in weiser Voraussicht.
8: Der Hype um Baumgart nimmt ein Ende
Von Justin Kraft
Was Steffen Baumgart in nur kurzer Zeit beim 1. FC Köln geschafft hat, ist bemerkenswert. Und eigentlich ist bemerkenswert noch gar kein Ausdruck. Er hat einem Abstiegskandidaten eine klare Identität gegeben: Druckvolles Pressing, strukturiertes Spiel über die Flügel und eine simple, jedoch klare Idee, um Tore zu erzielen - nämlich gut inszenierte Flanken. Nach der Hinrunde stehen die Kölner mit 25 Punkten auf Platz 8 der Bundesliga.
Baumgart steht somit zu Recht im Rampenlicht. Doch dass der Hype um ihn abnimmt, lässt sich schon jetzt erkennen. Der Trainer wird nicht nur in aller Regelmäßigkeit zu allerlei Themen befragt, er hat auch immer eine Antwort parat. Damit landet er nicht nur oft auf Zitatkacheln, sondern polarisiert auch. Viele finden das kultig, immer mehr Menschen zeigen sich in sozialen Netzwerken latent genervt davon.
In der Rückrunde wird Köln aber auch sportlich von der Realität eingeholt. In den ersten 17 Partien gab es viele enge Duelle: Sieben Unentschieden und drei Siege mit einem Tor Vorsprung sammelte der FC. Insbesondere die Niederlagen gegen den FC Augsburg (0:2) und Hoffenheim (0:5) zeigten, dass sich das Blatt auch schnell wenden kann, wenn nur kleine Details nicht stimmen.
Darüber hinaus weiß die Bundesliga langsam, worauf sie sich einstellen muss. Das Flügelspiel der Kölner war zunächst überraschend und dynamisch, mittlerweile ist es jedoch vorhersehbarer. Baumgart reagierte zuletzt, indem er seine Mannschaft deutlich mehr Seitenverlagerungen spielen ließ. Ob das allein ausreicht, um die gute Hinrunde zu wiederholen? Viel mehr wird die Anpassung der Gegner wohl dazu führen, dass die engen Spiele weniger häufig zu Gunsten des FC ausfallen. Am Ende reicht es zwar deutlich zum Klassenerhalt, aber ein einstelliger Tabellenplatz ist den Kölnern nicht vergönnt.
9: Tayfun Korkut darf seinen Vertrag nicht erfüllen
Von Maximilian Lotz
Quo vadis, alte Dame? Hertha BSC bleibt auch in dieser Saison in vielerlei Hinsicht ein Rätsel. Der selbsternannte "Big City Klub" wollte mit Unterstützung von Investor Lars Windhorst endlich hoch hinaus, fand sich aber zu Saisonbeginn schnell am Tabellenende wieder.
Das angespannte Verhältnis zwischen dem neuen Geschäftsführer Fredi Bobic und Trainer Pal Dardai mündete schließlich Ende November im Aus des Trainers. Als Nachfolger präsentierte Bobic überraschend Tayfun Korkut, der zuvor als Trainer von Hannover, Kaiserslautern, Leverkusen und Stuttgart nicht unbedingt diesen Glanz versprühte, den die Hertha gerne verbreiten würde.
Unter Korkut sollte beim Hauptstadtklub dieses "Durchwursteln" (O-Ton Bobic) ein Ende haben. Doch wäre der überraschende 3:2-Sieg gegen Dortmund kurz vor Weihnachten - direkt nach der 0:4-Klatsche in Mainz - nicht gewesen, hätte es kaum eine zutreffendere Beschreibung für die Darbietungen der Hertha geben können.
Korkut hat sich für die Rückrunde viel vorgenommen, bezeichnete den Sieg gegen den BVB als Gradmesser. Doch nur vier Punkte trennen die Hertha von der Abstiegszone, das Feld ist eng beieinander, nach zwei Niederlagen kann man schnell unter den Strich stürzen. Und dann könnten die Verantwortlichen in der Hauptstadt ebenso rasch wieder nervös werden. Korkuts Vertrag läuft nur bis Saisonende - es darf bezweifelt werden, ob es ihm gelingt, sich bis dahin durchzuwursteln.
10: Patrik Schick knackt die 30-Tore-Marke - aber Bayer scheitert
Von Leon Karasch
Man hätte Patrik Schicks herausragende Saison vorhersehen können. Am Ende der EM 2021 stand der Tscheche nämlich zusammen mit Cristiano Ronaldo und fünf Toren ganz oben in der Torschützenliste. Außerdem erzielte er den Treffer des Turniers von der Mittellinie.
In der Bundesliga knüpft Schick nahtlos an. In 14 Spielen traf er 16-mal und hat damit jetzt schon seine Bestmarke aus der Saison 2016/17 geknackt. Damals standen für ihn im Dress von Sampdoria Genua elf Tore zu Buche. 16 Tore in einer Hinrunde hatten zuvor zudem weder Ulf Kirsten, noch Stefan Kießling oder irgendein anderer Leverkusen-Torjäger erzielt. "Ich will weitermachen, wo ich zuletzt aufgehört habe", sagte Schick zuletzt. Und das wird er.
Leverkusen auf der anderen Seite will nicht so weitermachen wie bisher. Zunächst klingt das paradox. Denn: Die Werkself steht nach 17 Spielen auf Platz vier. Dort will die Mannschaft auch nach 34 Partien stehen. Allerdings befindet sich Bayer auch nur drei Punkte vor dem 1. FC Köln und Platz acht - und das ist eindeutig zu wenig für die Leverkusener Ansprüche.
"Wenn der Sport-Club Dritter ist, läuft bei einigen anderen etwas verkehrt", stellte Dieter Hoeneß zuletzt im kicker fest. Das gilt erst recht für Leverkusen. Deutlich wurden die Probleme der Mannschaft spätestens in den letzten drei Spielen der Hinrunde, als man zweimal eine 2:0-Führung aus der Hand gab und mit der Niederlage gegen Freiburg die Breisgauer vorbei- und den BVB davonziehen ließ.
Leverkusen wird es so machen wie in den vergangenen zwei Jahren: Den Ansprüchen knapp hinterherhängen. Und das heißt Europa- statt Champions League - trotz 30 Toren von Patrik Schick.
11: Tasmania Berlin darf seine letzten Rekorde behalten
Von Ulli Ludwig
Nach der Saison 1965/66 bekam Tasmania Berlin den Titel schlechtestes Bundesliga-Team aller Zeiten verliehen. Nie gab es ein Team, das innerhalb einer Saison so viele Spiele ohne Tor blieb (22), so lange auf einen Sieg warten musste (31 Spiele), so wenige Tore erzielte (15), so viele Gegentore kassierte (108), häufiger verlor (28-mal) und nur zwei Siege und vier Unentschieden holte.
Das "aller Zeiten" wird auch nach dieser Saison noch korrekt sein. Nach dem FC Schalke 04 im vergangenen Jahr wird auch Greuther Fürth daran "scheitern", Tasmania auch die letzten Negativrekorde abzuknöpfen.
Fürths Formkurve zeigte zum Jahresende 2021 klar nach oben. Auf den ersten Sieg gegen Union Anfang Dezember folgte eine Woche später gegen Augsburg das nächste Spiel, in dem hinten die dringend benötigte Null stand. Zwischendurch ärgerten Stefan Leitls Jungs sogar Borussia Dortmund und ließen Haaland & Co. trotz 0:3-Niederlage nicht gut aussehen. Zudem kehrt der schmerzlich vermisste Abwehrchef Nick Viergever zur Rückrunde endlich zurück.
Mit dem Klassenerhalt wird es bei zwölf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz nichts mehr. Doch um Tasmanias Negativrekorde zu holen, müsste Fürth in den letzten siebzehn Spielen elf Tore und eine Niederlage mehr als in der ohnehin schon so schwachen Hinrunde kassieren. Dazu wird es nicht kommen.
Und sollte es Richtung Saisonende doch nochmal knapp werden, können die Fürther - wie Schalke im Vorjahr - sicher auf die Unterstützung zahlreicher Tasmania-Fans mit ihren "Rettet TAS den Rekord"-Schildern zählen.
Bundesliga: Tabelle vor dem 18. Spieltag
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Bayern München | 17 | 56:16 | 40 | 43 |
2. | Borussia Dortmund | 17 | 41:26 | 15 | 34 |
3. | Freiburg | 17 | 28:16 | 12 | 29 |
4. | Bayer Leverkusen | 17 | 40:28 | 12 | 28 |
5. | Hoffenheim | 17 | 35:26 | 9 | 28 |
6. | Eintracht Frankfurt | 17 | 27:24 | 3 | 27 |
7. | Union Berlin | 17 | 23:21 | 2 | 27 |
8. | Köln | 17 | 27:27 | 0 | 25 |
9. | Mainz 05 | 17 | 25:17 | 8 | 24 |
10. | RB Leipzig | 17 | 30:22 | 8 | 22 |
11. | Hertha BSC | 17 | 20:35 | -15 | 21 |
12. | Bochum | 17 | 16:26 | -10 | 20 |
13. | Wolfsburg | 17 | 17:29 | -12 | 20 |
14. | Borussia M'gladbach | 17 | 22:32 | -10 | 19 |
15. | Augsburg | 17 | 17:26 | -9 | 18 |
16. | Stuttgart | 17 | 22:31 | -9 | 17 |
17. | Arminia Bielefeld | 17 | 14:22 | -8 | 16 |
18. | Greuther Fürth | 17 | 13:49 | -36 | 5 |