BVB: Gibt es ein Leben nach Götze?

Jochen Tittmar
25. April 201310:00
Jungstar Mario Götze beschert Borussia Dortmund mit seinem Transfer nach München viele Millionengetty
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Die Entscheidung von Mario Götze, Borussia Dortmund zu verlassen und sich Bayern München anzuschließen, ist durchaus nachvollziehbar. Für den BVB ist der Umgang mit einem immensen Transferbudget ein Novum - zumal die Möglichkeit besteht, dass dieses durch weitere Abgänge noch vergrößert werden könnte.

SPOX

Ist Götzes Entscheidung pro FC Bayern nachvollziehbar?

Natürlich. Jürgen Klopp verriet bereits, dass Götze der Wunschspieler des neuen Bayern-Trainers Pep Guardiola sei und der 20-Jährige sich nicht die Chance entgehen lassen möchte, unter dem erfolgreichsten Trainer der letzten Jahre zu arbeiten.

Als Götze am 27. März letzten Jahres seinen bis 2014 datierten Vertrag in Dortmund um zwei weitere Jahre ausdehnte, war er dazu neben einer saftigen Gehaltserhöhung nur deshalb bereit, weil ihm der Verein eine Ausstiegsklausel im erneuerten Vertragswerk zusicherte. Von dieser macht er nun Gebrauch und das ist natürlich auch sein gutes Recht.

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Den deutschen Rekordmeister als nächsten Arbeitgeber zu wählen, macht trotz der erheblichen Schwächung seines aktuellen Geldgebers durchaus Sinn.

Die homogene Mischung aus den Erfolgen in dieser Saison, der exzellent besetzten Mannschaft mit zahlreichen Kollegen aus dem Nationalteam sowie der unbändigen Strahlkraft Guardiolas verhilft dem finanziell kerngesunden FC Bayern mittlerweile mühelos dazu, bei den besten Spielern der Welt im Ruf zu stehen, eine vollkommen gleichwertige Alternative zu Vereinen wie Manchester United, Real Madrid oder dem FC Barcelona darzustellen.

Götze zielt auf die - selbstverständlich auch entsprechend honorierte - Welt-Karriere ab, die er nach derzeitigem Stand unmöglich bei Borussia Dortmund hätte erreichen können. Dem BVB den Rücken zu kehren, gehörte von Beginn an zum Karriereplan. Dass er nach seiner Wechsel-Entscheidung weiter mit einem deutschen Autokennzeichen durch die Gegend fahren kann, mag überraschen. Unbegründet ist die Entscheidung allerdings nicht.

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SPOXDie Klasse eines Götze wird die Borussia auf dem Transfermarkt nicht finanzieren oder gar nicht erst finden können. Dass Götze schon in jungen Jahren ein Weltklasse-Spieler ist, belegen nicht erst Zahlen wie 25 direkte Torbeteiligungen (zwölf Treffer, 13 Vorlagen) in seinen vergangenen 26 Pflichtspielen für Dortmund.

Die Rolle des zentral-offensiven Mittelfeldspielers, die er in diesem Jahr bekleidete, werden die Westfalen entweder durch einen Zukauf oder aus dem eigenen Kader neu besetzen. Ilkay Gündogan gehört in den Überlegungen von Klopp auf dieser Position mit Sicherheit zu den möglichen Optionen.

Der deutsche Nationalspieler agierte vor allem in der Rückrunde dieser Saison bereits mehrfach als Zehner und hinterließ dabei meist einen guten Eindruck. Es wäre trotz aller vorhandenen strategischen Fähigkeiten und der enormen Beweglichkeit jedoch noch an seiner Torgefährlichkeit zu arbeiten.

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Dortmunds mögliches Transferbudget für die kommende Spielzeit dürfte weitaus höher liegen als jene knapp 37 Millionen Euro, die der Götze-Deal einbringt. Von einer Runderneuerung des Kaders zu sprechen, wäre zwar zu weit hergeholt, Michael Zorc und Co. werden das Team bis auf die Arbeitsplätze im Tor in allen Mannschaftsteilen verstärken und die Qualität in der Breite erhöhen.

Für die Beteiligten wird die Aufgabe der strategischen Ausrichtung mit diesem finanziellen Volumen im Rücken ein Novum sein. Es beschert dem Verein in Verhandlungen aber auch eine bessere Ausgangsposition, da Geld natürlich das schlagkräftigste Argument in diesem Business darstellt. Man kann davon ausgehen, dass sich das Gehaltsniveau weiter in die Höhe schrauben wird - ganz egal, ob man nun einen Spieler für 30 Millionen oder zwei für jeweils 15 Millionen einkauft.

Letztere Variante erscheint mangels einer Eins-zu-eins-Alternative zu Götze auch wahrscheinlicher. Zudem sprächen die skizzierte Möglichkeit, Gündogan künftig auf die 10 zu ziehen sowie das kolportierte Interesse an Kevin de Bruyne und Gladbachs Patrick Herrmann dafür.

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Droht der Borussia jetzt der Ausverkauf?

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Das ist nicht vorherzusehen. Unklar bleibt die Situation um Robert Lewandowskis Zukunft. Klopp deutete vor der Partie gegen Mainz hinsichtlich der Personalie die Möglichkeit an, dass sich der BVB nach dieser Saison einem ähnlichen Szenario ausgesetzt sieht, wie bei den Abgängen von Nuri Sahin 2011 und Shinji Kagawa 2012 - nämlich den wichtigsten Spieler zu verlieren. Seit Dienstag komplettiert Götze und nicht Lewandowski vorerst diese Trilogie. Daher erscheint es derzeit nur schwer denkbar, dass Dortmund nach Götze auch Lewandowski gehen lässt.

Der Vorteil: Der BVB hält die Zügel in der Hand und kann selbst bestimmen, wie er beim Polen verfährt. Die Aussicht, für den Stürmer nach der kommenden Spielzeit keinen einzigen Cent zu sehen und auch ihn möglicherweise zum FC Bayern ziehen lassen zu müssen, schmälert dieses Plus jedoch erheblich. Zumindest wäre die Borussia aber nun erst recht nicht mehr auf die finanzielle Komponente im Lewandowski-Poker angewiesen.

Bleibt das offenbare Werben des FC Barcelona um Mats Hummels. Die Katalanen müssen dringend ihre Innenverteidigung verstärken. Präsident Sandro Rosell verkündete unlängst, dass es einen deutschen Spieler gäbe, "den ich sehr mag". Vieles deutet dabei auf Hummels hin, der bereits zugab, bei einem Barca-Angebot ernsthaft ins Grübeln zu kommen. Die Gelegenheit, sich den Spaniern anzuschließen, ist derzeit günstig wie nie.

Hummels' Vertrag (bis 2017) beinhaltet allerdings keine Ausstiegsklausel, so dass der BVB auch hier vorerst entgegensteuern könnte. Welche langfristigen Chancen Dortmund aber wie beim ebenfalls in Spanien begehrten Gündogan hinsichtlich eines Verbleibs hat, muss aktuell noch ungeklärt bleiben. Doch die Tendenz scheint nicht mehr ausschließlich positiv zu sein.

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Borussia Dortmund im Steckbrief