Werder Bremen hat lange Zeit vergeblich versucht, Mario Mandzukic von Dinamo Zagreb zu verpflichten. Kürzlich hat nun der VfL Wolfsburg zugeschlagen. Was macht den kroatischen Stürmer so begehrenswert? SPOX stellt den 24-Jährigen vor.
Rund sieben Millionen Euro hat der VfL Wolfsburg für den kroatischen Nationalspieler Mario Mandzukic auf den Tisch gelegt, eine Stange Geld für einen Stürmer, der im Profibereich noch nie außerhalb Kroatiens gespielt hat und in der Nationalmannschaft nicht so recht zum Zug kam.
Doch was kann der 24-Jährige? Was kann man in Wolfsburg von ihm erwarten? Ivica Olic, ein alter Bekannter Mandzukic' klärt gegenüber SPOX auf: "Ich kenne ihn noch gut aus meiner Jugend, wir haben damals im selben Verein gespielt. Er ist laufstark, sehr schnell und hat eine sehr gute Technik. In meinen Augen ist er ein sehr guter Spieler und ich bin mir sicher, dass er sich in Deutschland durchsetzen wird."
"Die Bundesliga ist sein Traum"
Wolfsburgs Trainer Steve McClaren jedenfalls zeigte sich höchst erfreut über den Transfer: "In unserem System ist es wichtig, dass die Stürmer flexibel sind. Ich habe Mandzukic schon lange im Visier und bin glücklich, dass er nun bei uns ist."
Das scheint auch für Mandzukic selbst zu gelten, wie sein Berater verrät: "Die Bundesliga ist sein Traum. Er hatte Angebote aus Spanien, England, Italien und Frankreich - von Bordeaux bis Tottenham war alles dabei. Aber Mario wollte nach Wolfsburg, weil sie ihm die beste Perspektive bieten und der Druck nicht so groß ist wie in einer großen Stadt wie Hamburg."
Unauffällig in den ersten Spielen
In seinen ersten Testspielauftritten wirkte Mandzukic zwar noch wie ein Fremdkörper im Wolfsburger Spiel, doch das sollte nach der kurzen Eingewöhnungszeit keine Überraschung sein.
Welche Rolle Mandzukic in McClarens Planungen spielen wird, steht noch nicht abschließend fest. Er agierte bereits im linken offensiven Mittelfeld, tauschte dort auch hin und wieder die Positionen mit Edin Dzeko.
Gut möglich, dass sich angesichts der Klasse des Wolfsburger Sturms für ihn der Flügel als wahrscheinlichste Möglichkeit anbietet, zum Einsatz zu kommen.
Als Flüchtlingskind nach BW
Mandzukic ist nun also in Deutschland. Es ist eine Rückkehr: Vor nicht allzu langer Zeit war er schon einmal hier. Rückblick: In den Wirrungen der Jugoslawien-Kriege Anfang der 90er Jahre erwischte es eine Stadt besonders schlimm: Slavonski Brod. Die Heimatstadt von Mandzukic und Bayern-Stürmer Olic liegt direkt an der kroatisch-bosnischen Grenze und war Mittelpunkt vieler militärischer Auseinandersetzungen.
Es gab hunderte Tote und unzählige Verletzte, unter den Verstorbenen waren auch 27 Kinder.
Grund genug für Familie Mandzukic mit dem sechsjährigen Mario aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland zu flüchten. Sie fanden ihre Zuflucht im baden-württembergischen Ditzingen, wo der kleine Mario sich dem örtlichen Fußballverein anschloss. Heute noch spricht der Stürmer perfektes Deutsch.
Ähnlich wie bei Neven Subotic konnte Familie Mandzukic aufgrund des Asylrechts nicht für immer in Deutschland bleiben. 1996 kehrten sie nach vier Jahren in Deutschland wieder nach Slavonski Brod zurück.
Wechsel in die Hauptstadt
Dort setzte er seine Leidenschaft für Fußball fort und spielte als Jugendlicher für den NK Marsonia. In der Saison 2004/2005 gelang ihm schließlich der Durchbruch in der ersten kroatischen Liga.
In 23 Spielen gelangen ihm 14 Tore - prompt zog er das Interesse der großen Hauptstadtklubs auf sich. Mandzukic entschied sich für NK Zagreb, absolvierte dort jedoch zwei eher unglückliche Spielzeiten.
Dennoch erkannte Dinamo Zagreb sein Talent und verpflichtete ihn 2007 für geschätzte 1,5 Millionen Euro. Dort konnte er seine bisher größten Erfolge verbuchen, wurde unter anderem Torschützenkönig, kroatischer Meister und Pokalsieger.
Im Oktober 2007 folgte ein weiteres Highlight in Mandzukic' Vita: Im UEFA-Pokal erzielte der damals 21-Jährige gegen Ajax Amsterdam in der Verlängerung zwei Tore und schoss seinen Klub damit in die nächste Runde.
Im europäischen Visier
Im Nationaldress hingegen lief es weniger rund für Mandzukic. Oft setze Nationalcoach Slaven Bilic auf andere.
Mandzukic agierte oft unglücklich - wie sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege Ivan Klasnic im Gespräch mit SPOX bestätigt: "In der Nationalmannschaft hat er leider kaum Chancen erhalten, zu zeigen, was er drauf hat. Wahrscheinlich, weil ich die Chancen bekommen habe", lacht der Ex-Bremer und gibt auch einen Einblick, woran Mandzukic nun in der Bundesliga noch arbeiten muss: "Mario muss abgezockter vor dem Tor werden, er lässt zu viele Chancen liegen. An seinem Torabschluss muss er auf jeden Fall noch arbeiten."
Im Verein bei Dinamo ging es mit den guten Leistungen aber weiter, so dass die Scouts der großen europäischen Vereine den Namen Mandzukic in ihr Notizbuch eintrugen. Am heißesten war der Kontakt mit Werder Bremen. Bereits seit Januar vergangenen Jahres wollte Klaus Allofs den Kroaten verpflichten, Klub und Spieler waren sich schon einig.
Letztlich scheiterte der Transfer an den hohen Ablöseforderungen und der bevorstehenden Champions-League-Qualifikationsrunde der Zagreber. "Ohne Mario wäre das sehr, sehr schwer geworden. Da muss man auch den Trainer respektieren und diese Entscheidung akzeptieren", erklärt Mandzukic-Berater Ivan Cvjetkovic auf Nachfrage von SPOX.
"Privat ein ruhiger Typ"
Die Hängepartie sorgte für mächtigen Ärger zwischen Mandzukic und Dinamo-Manager Zoran Mamic. Der Spieler wollte den nächsten Schritt machen und den Klub verlassen - der Manager wollte ihn natürlich nicht einfach so gehen lassen. Gepaart mit seinen unglücklichen Auftritten im Nationaldress stempelten die kroatischen Medien Mandzukic schnell als charakterlosen Söldner ab.
Dies relativiert jedoch Georg Koch bei SPOX, der sich in seiner Zeit in Kroatien ein eigenes Bild von der dortigen Presselandschaft machen konnte: "Es gab zwar Ärger mit Dinamo, aber Mario hat keinen schlechten Charakter. Die kroatischen Medien übertreiben, wo sie nur können. Dagegen ist die "Bild" ein Witz. Klar, der Mario brauchte ab und zu mal einen Arschtritt, aber das ist bei jedem jungen Spieler so", sagt Koch, der Mandzukic als ruhigen und aufgeschlossenen Typen kennenlernte.
Ins selbe Horn stößt Ex-Nationalmannschaftskollege Klasnic: "Er ist ziemlich ruhig und diszipliniert. Mario ist auch nicht für Eskapaden oder andere wilde Geschichten bekannt."
Zurück in der alten Heimat
Mit der Rückkehr nach Deutschland schließt sich nun also der Kreis in Mandzukic' bisherigem Leben. Das Land, das ihn als Flüchtlingskind aufnahm, hatte er ständig in positiver Erinnerung, wie Cvjetkovic verdeutlicht:
"Mario ist sehr glücklich, dass der Wechsel nach Deutschland endlich geklappt hat. Wieder in Deutschland zu leben, war ein großer Wunsch von Mario. Er hat einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben und kann sich auch vorstellen, länger in Wolfsburg zu bleiben."