Der Hammer am Tag nach dem EM-Finale: Matthias Sammer verlässt den Deutschen Fußball Bund und wechselt zum Rekordmeister FC Bayern München. Dies teilten der Rekordmeister und der DFB am Montag mit.
Nur einen Tag bis zum Ende der Europameisterschaft hat Bayern München gewartet, dann wurde die Verpflichtung von Matthias Sammer als neuer Sport-Vorstand beim deutschen Rekordmeister bekannt.
Der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wechselt an die Säbener Straße, am Montagvormittag gab der DFB die Auflösung des Vertrages mit Sammer bekannt. Die Bayern zogen damit eine erste, harte Konsequenz aus den drei verpassten Titel in der vergangenen Saison und dem zweiten Jahr ohne Meisterschaft in Folge.
Drei Jahre dauerte die Amtszeit von Bayerns bisherigem Sportdirektor Christian Nerlinger - fast auf den Tag genau. Am Montag kam dann die Mitteilung: "Bei der Aufarbeitung der zurückliegenden Saison zwischen Aufsichtsrat und Vorstand des FC Bayern München und Christian Nerlinger wurden unterschiedliche Auffassungen über das Konzept für die Zukunft der Mannschaft deutlich", schrieb der deutsche Vizemeister in einer Presseerklärung und ergänzte: "Bereits damals haben der FC Bayern und Christian Nerlinger vereinbart, dass man sich zu Beginn der neuen Saison 2012/13 trennen wird."
Für Nerlinger übernimmt der 44 Jahre alte Sammer mit sofortiger Wirkung die Aufgabe als Sport-Vorstand bei Bayern München und wird schon am Dienstag beim Trainingsauftakt der Bayern sein neues Amt antreten. Beim DFB wäre sein Vertrag noch bis 2016 gelaufen. "Wir lassen Matthias Sammer nur sehr schweren Herzens gehen. Er hat mit seiner Kompetenz und Leidenschaft viel für die Talentförderung in Deutschland bewegt und dem Verband mit seiner Art unglaublich gut getan", erklärte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
Sammer passt in neues Konzept der Bayern
Sammer war seit 2006 als Sportdirektor beim DFB tätig. In seinen Verantwortungsbereich fielen die gesamte Jugend- und Talentförderung sowie die Optimierung der Trainerausbildung des Verbandes.
Damit passt er in das neue Konzept der Bayern, die sich in Zukunft intensiver auf die Talentförderung in der eigenen Jugend konzentrieren wollen und unter anderem das Scouting in Südamerika eingestellt haben.
Schon im Januar 2011 stand Sammer kurz vor dem Abschied beim DFB. Damals hatte er sich bereits mündlich auf einen Vertrag als Sportdirektor mit dem Hamburger SV geeinigt. Unmittelbar vor dem offiziellen Vertragsabschluss zog er seine Zusage angeblich aus familiären Gründen zurück. Zudem habe der DFB Druck auf ihn ausgeübt. Den Job beim HSV erhielt schließlich Frank Arnesen. Der Däne gab sich am Montag überrascht: "Ich weiß nicht, was da passiert ist. Christian ist ein hervorragender Junge, Sammer hat auch gute Arbeit abgeliefert."
Nerlingers ehemaliger Mannschaftskamerad bei FC Bayern, Thorsten Fink, hielt sich ebenso bedeckt: "Das kam natürlich überraschend. Es ist aber nicht unser Thema. Irgendwelche Gründe werden die Bayern haben."
Hoeneß hofft trotz Trennung auf gutes Verhältnis
Mit Christian Nerlinger war der Vertrag erst im November bis 2014 verlängert worden. Doch das Saisonfinale mit drei zweiten Plätzen - in der Meisterschaft, der Champions League und im DFB-Pokal - hatte beim so erfolgsverwöhnten Branchenprimus tiefe Spuren hinterlassen.
Die Trennung vom ehemaligen Nationalspieler gab Bayern erst jetzt bekannt, da der Verein vor der Europameisterschaft keine "Unruhe" habe aufkommen lassen wollen. "Ich hoffe sehr, dass unser aller gutes persönliches Verhältnis auch weiterhin Bestand hat", teilte Aufsichtsratsvorsitzender Uli Hoeneß mit.
Im Umfeld der Bayern war in den vergangenen Jahren immer wieder über ein Engagement von Sammer spekuliert worden. Er wurde auch als Nachfolger für den ehemaligen Trainer Louis van Gaal gehandelt. Erst 2011 hatte der in Grünwald bei München wohnende Sammer den Posten als Sportchef beim Hamburger SV überraschend abgelehnt.
"Ich hatte nach dem ausgeschlagenen Angebot vom HSV Anfang letzten Jahres nicht gedacht, dass er auf einen solchen ein Posten in der Liga zurückkehrt. Er hat mir damals glaubhaft versichert, dass eine Vereinstätigkeit für ihn nicht mehr infrage käme. Da muss er seine Meinung wohl geändert haben", sagte Heribert Bruchhagen, Vorstandsmitglied der Deutschen Fußball-Liga (DFL).
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