Business as ususal für Michael Ballack: Bayer Leverkusen zieht im Kampf um die deutsche Meisterschaft den Kürzeren. Dramatisch wie 2000 und 2002 war es nicht, aber eben bezeichnend. Im Interview blickt Ballack auf die bittere Niederlage und seine 1000-prozentige Chance zum 1:0 zurück und erklärt, woran es bei Bayer noch hapert.
Frage: Herr Ballack, Sie hatten gegen Köln die Riesenchance, Bayer mit einem Kopfball in Führung zu bringen. Wie konnte der Ball nicht rein gehen?
Michael Ballack: Ich habe es gar nicht genau gesehen. Es war relativ nah vor dem Tor, der Torwart kam angesprungen, da habe ich lieber die Augen zu gemacht. Es war aber wohl ziemlich eng und Rensing hat gehalten.
Frage: War das die Schlüsselszene des Spiels?
Ballack: Wenn wir in der Situation in Führung gehen, dann können wir das Spiel gewinnen, weil Köln vorher fast nichts gezeigt hat. Aber es ist ein bisschen bezeichnend, weil uns das Quäntchen Glück und vielleicht der unbedingte Wille gefehlt haben.
Frage: Wie in einigen Spielen zuvor auch?
Ballack: Wenn man die Saison Revue passieren lässt, könnte man meinen, dass wir in den entscheidenden Spielen, in denen wir die Chance hatten, näher als sechs Punkte ran zu kommen, dies nicht geschafft haben. Das waren aber nur zwei, drei Spiele. Es ist natürlich schwer, wenn man acht, neun Punkte zurück ist, von der Meisterschaft zu sprechen. Das haben wir aber auch nicht gemacht und uns auf den zweiten Platz konzentriert.
Frage: Was fehlt denn, um tatsächlich um den Titel mitzuspielen?
Ballack: Wenn wir den nächsten Schritt machen wollen, müssen wir uns mental weiterentwickeln. Wir haben eine junge Mannschaft, aber sie muss dran glauben, dass sie dazu in der Lage ist. Wir sind jetzt seit langer Zeit mal wieder so gut wie in der Champions League. Aber dann muss der nächste Schritt auch folgen.
Frage: Geht es in Leverkusen vielleicht etwas zu harmonisch zu?
Ballack: Jeder weiß ja, dass Leverkusen ein hervorragender Verein mit einer guten Struktur ist, in dem sich junge Spieler entwickeln können. Für mich war es ja damals genauso, als ich aus Kaiserslautern gekommen bin. Hier wird man sehr gut ausgebildet und ich denke nicht, dass die Spieler hier einen Kuschelkurs wollen, sondern auch auf den Tisch hauen und den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen wollen. Ich denke, es muss einfach mal ein Titel her, damit die Bescheidenheit abgelegt wird und einfach auch der Glaube in die Kabine einkehrt. Ich hoffe, dass bei Bayer bald mal der Knoten platzt.
Frage: Diese Saison feiert Dortmund den Titel. Aus Ihrer Sicht verdient?
Ballack: Gratulation natürlich an Dortmund. Sie sind absolut verdient Meister geworden. Sie haben eine außergewöhnliche Saison gespielt. Schon Ende der letzten Saison haben sie dies angedeutet und den Schwung in diese Spielzeit mit rüber genommen. Immerhin konnten wir das erste Spiel dort gewinnen, aber danach haben sie sich gefangen und haben hervorragenden Fußball gespielt. Es gab wohl selten eine Meisterschaft, die so dominant eingefahren wurde.
Frage: Freuen Sie sich nun auf die Champions League?
Ballack: Ich freue mich auf jeden Fall auf die Champions League, aber erst müssen wir sie auch definitiv erreichen.
Frage: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer persönlichen Saison?
Ballack: Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Ich hatte ja zwei schwere Verletzungen zu überstehen. Zwischendurch hätte ich mir natürlich eine etwas schnellere Rückkehr gewünscht, aber jetzt freue ich mich, dass ich regelmäßig dabei bin. Ich fühle mich gut und hoffe, dass ich verletzungsfrei bleibe.
Frage: Wird dann die Nationalmannschaft wieder ein Thema?
Ballack: Da müssen Sie den Bundestrainer fragen. An der Fitness liegt es momentan sicherlich nicht.
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