Der Fanatismus im griechischen Fußball sorgt offenbar selbst bei zur Besonnenheit gehaltenen Mitgliedern der Regierung für eine Verschiebung von Alltagsmaßstäben.
Der stellvertretende Sport- und Kulturminister Giorgos Vasiliadis beschimpfte nach der Absage des Topspiels zwischen PAOK Saloniki und Olympiakos Piräus wegen schwerer Ausschreitungen und einer gewalttätigen Attacke auf Gäste-Trainer Oscar Garcia den mutmaßlichen Täter zwar als "Idiot" - allerdings aufgrund der drohenden Sanktionen für Saloniki und nicht wegen des gefährlichen Angriffs auf den spanischen Coach.
"Der Idiot gefährdet die Meisterschaft für PAOK", sagte Vasiliadis in einem Interview mit dem Rundfunksender Alpha Radio. Für den von einer Papierrolle für Registrierkassen am Kopf getroffenen Olympiakos-Trainer Garcia, der in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, fand der Politiker im ausgestrahlten Teil des Interviews nicht ein Wort des Mitgefühls.
Saloniki führt die Tabelle mit einem Punkt Vorsprung auf AEK Athen und fünf weiteren Zähler vor Piräus an. Nach der Spielabsage muss PAOK eine 3:0-Wertung des abgesagten Matches zugunsten von Olympiakos oder auch den Abzug von Punkten fürchten.
Garcia konnte die Klinik am Montag wieder verlassen. Die Polizei verhaftete in der Zwischenzeit den mutmaßlichen Täter, der am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden soll und sich dabei wegen schwerer Körperverletzung verantworten muss. Der 27-Jährige war bereits in der Vergangenheit dreimal wegen Gewalttaten bei Sportveranstaltungen inhaftiert und wird von den Behörden als besonders gefährlich eingestuft.