BVB - Donyell Malen: Ein Sorgenkind, das plötzlich "richtig Spaß" macht

Tim Ursinus
30. Juli 202209:46
Donyell Malen avancierte gegen 1860 München zum Matchwinner.getty
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Während rund um Borussia Dortmund ein möglicher Ersatz von Sebastien Haller zum Dauerthema geworden ist, hat sich ein anderer Angreifer still und heimlich ins Rampenlicht gespielt: Donyell Malen. Der Niederländer ist nicht nur zu einem der Gewinner der Vorbereitung avanciert, sondern auch zum Matchwinner beim DFB-Pokalspiel beim TSV 1860 München.

"Er hat in der ersten Halbzeit richtig Spaß gemacht", sagte BVB-Coach Edin Terzic nach dem 3:0-Sieg über die Löwen lobend über Malen. Neben seinem frühen Führungstor, bei dem er gleich drei gegnerische Verteidiger stehen ließ, bereitete er auch das 3:0 von Karim Adeyemi vor. Das 2:0 leitete er nach einer schönen Kombination mit Marco Reus, der Jude Bellingham mustergültig bediente, ein.

Es war einer der bislang wenigen guten Auftritte von Malen seit seiner Ankunft im Sommer 2021, die der PSV Eindhoven damals stolze 30 Millionen Euro einbrachte. Auch abseits der drei Tore lebte er den Matchplan von Terzic vor wie kein anderer: "Wir wollten ausnutzen, dass 1860 es sehr mannorientiert verteidigt. So konnten wir uns die Räume aufziehen. Das hat gut geklappt." Immer wieder suchten und fanden seine Teamkollegen den 23-Jährigen auf der linken Außenbahn, seine Tempodribblings und ständigen Läufe in die Schnittstelle brachten die Sechziger zur Verzweiflung.

Derart, dass Heim-Trainer Michael Köllner bereits nach 20 Minuten reagieren musste und den völlig überforderten Christopher Lannert vom Platz nahm. Dieser stoppte Malen in dieser kurzen Zeit lediglich einmal - auf Kosten einer Gelben Karte. Doch auch Nachfolger Niklas Lang bekam ihn nicht in die Finger. Beide zusammen gewannen bis zur Auswechslung Malens in der 66. Minute nicht einen Zweikampf.

Schon in der Vorbereitung hatte er sich trotz einer kleinen Zwangspause in einer "guten Verfassung" präsentiert, wie Sportdirektor Sebastian Kehl vor kurzem anmerkte. Dabei hatte sich die herausragende Frühform des niederländischen Nationalspielers nach seiner ernüchternden Debütsaison für Dortmund alles andere als abgezeichnet.

Donyell Malen avancierte gegen 1860 München zum Matchwinner.getty

BVB: Malen in Debütsaison mit erschreckendem Wert

Laut dem Statistikportal fbref.com kam er in dieser auf unterirdische 0,28 expected Goals pro 90 Minuten Spielzeit. In Europas Top-5-Ligen hatten nur elf Prozent aller Stürmer einen schlechteren Wert. Am Ende standen in 38 Pflichtspielen immerhin noch neun Tore und sechs Assists zu Buche, was angesichts der hohen Ablösesumme dennoch zu wenig ist.

"Mein erstes Jahr war okay", bilanzierte Malen kürzlich im Interview mit Sport1 etwas beschönigend: "Ich hatte einige gute, aber auch schlechte Momente. Ich bin insgesamt aber sehr optimistisch, dass es ein besseres Jahr wird und ich dem Team mit meinen Toren helfen kann." Die passende Begründung lieferte er gleich mit: "Ich bin jetzt ein Jahr hier und kenne die Leute im Umfeld mittlerweile viel besser. Ich glaube, dass jetzt viele Dinge leichter von der Hand gehen werden. Hinzu kommt, dass ich im Urlaub wirklich sehr hart an mir gearbeitet habe. Das alles macht mich zuversichtlich."

BVB: Moukoko allein kann es (noch) nicht richten

Worte, auf die Malen im Pokal direkt Taten folgen ließ - und genau das braucht der BVB auch in diesen Tagen. Durch den monatelangen Ausfall von Haller, bei dem sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet haben, scheiden sich derzeit die Geister, wer künftig die Tore schießen soll. Zwar traf auch Adeyemi, der das Pendant zu Malen auf der rechten Seite gab, die nun weggefallene Durchschlagskraft und Robustheit im Angriff kann aber auch der Neuzugang aus Salzburg nicht kompensieren. Gleiches gilt für Youssoufa Moukoko, der im Sturmzentrum agierte.

Auf nur sieben Ballberührungen brachte es der 17-Jährige in den ersten 45 Minuten und unterstrich, dass Kontinuität von ihm schlichtweg noch nicht erwartet werden kann. Es braucht keinen Propheten, um festzustellen, dass Moukoko noch Zeit braucht. Zeit, die er hinter einem Haller gehabt hätte. So muss die Last auf andere Schultern verteilt werden - und da kommt ein gut aufgelegter Malen gelegen. Oder werden es die Schultern eines temporären Ersatzstürmers?

BVB: Interne Lösung anstelle eines neuen Stürmers?

Nachdem schon Größen wie Luis Suarez, Edinson Cavani, Mauro Icardi und Edin Dzeko durch die Gerüchteküche geisterten, stellt laut der Bild-Zeitung auch Krzysztof Piatek von Hertha BSC eine Option dar. Auch Jhon Cordoba und Arkadiusz Milik sollen Berichten zufolge Kandidaten sein.

Kehl bestätigte zudem bei Sky, dass er "eine Liste im Kopf" habe, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Die finanziellen Mittel sind allerdings beschränkt. "Es ist klar, dass wir nicht noch einmal so viel Geld in die Hand nehmen können, wie wir es bei Sebastien Haller gemacht haben. Das ist im Moment nicht möglich. Da müssen wir ein bisschen kreativ sein", erklärte er. Laut Bild kann Dortmund gerade einmal zehn Millionen Euro inklusive Gehalt in einen neuen Stürmer investieren.

Erzwingen wolle man ohnehin nichts, betonte der 42-Jährige: "Wir lassen uns da nicht unter Druck setzen, wir werden nur etwas machen, wenn es wirklich Sinn ergibt." Andererseits habe der BVB auch "viel Jugendliches und Frische im Kader."

Auch Terzic kündigte an, nichts überstürzen zu wollen und legte den Fokus auf das vorhandene Spielermaterial: "Meine Aufgabe als Trainer ist es, mich um eine interne Lösung zu kümmern. Wir haben eine hervorragende Nachwuchsabteilung, haben ein paar richtig gute Jungs bei uns im Kader. Meine Aufgabe ist es, dass wir da die richtige Lösung für nächste Woche finden." Und diese zu finden, ist vielleicht leichter als gedacht. Besonders, weil jetzt auch Malen anfängt, Spaß zu machen.

BVB: Sommerfahrplan in der Übersicht

DatumGegnerAustragungsortWettbewerb
Dienstag, 5. JuliLüner SV (3:1)Kampfbahn Schwansbell, LünenTestspiel
Samstag, 9. JuliDynamo Dresden (2:0)Rudolf-Harbig-Stadion, DresdenTestspiel
Donnerstag, 14. JuliSC Verl (5:0)Sportclub-Arena, VerlTestspiel
Montag, 18. JuliFC Valencia (1:3)Trainingslager in AltachTestspiel
Freitag, 22. JuliFC Villarreal (0:2)Trainingslager in AltachTestspiel
Freitag, 29. JuliTSV 1860 München (0:3)Stadion an der Grünwalder Straße, MünchenDFB-Pokal, 1. Runde
Samstag, 6. AugustBayer 04 LeverkusenWestfalenstadion, DortmundBundesliga, 1. Spieltag