Mit dem nie gefährdeten Einzug ins Viertelfinale untermauert die Mannschaft von Manchester City ihre Titelambitionen in der Champions League. Rekordsieger Real Madrid hingegen bestraft sich wie schon im Hinspiel durch eklatante individuelle Fehler selbst, hat aber auch Probleme an vorderster Front.
Drei Erkenntnisse zum Achtelfinale zwischen City und Real.
1. Pep Guardiolas Plan geht auf - personell und taktisch
Pep Guardiola ist immer für eine Überraschung gut. So auch im Rückspiel gegen die Königlichen, als er den Ausfall von Sergio Agüero (Knieverletzung) kompensieren musste und dafür überraschenderweise den erst 20-jährigen Phil Foden anstatt einen der international weitaus gestandeneren Bernardo Silva, 25, oder Riyad Mahrez, 29, von Anfang an brachte.
Mittelfeldspieler Foden ersetzte Stoßstürmer Agüero natürlich nicht eins zu eins und blieb mit nur einem Torabschluss eher blass, die offensive Aufteilung der Citizens war aber derart variantenreich, dass die Verteidiger aus Madrid gar nicht so recht wussten, wen sie überhaupt decken sollten.
Die beweglichen Gabriel Jesus und Raheem Sterling rotierten vorne wild umher, pressten sowohl vor dem ersten (9.) als auch dem zweiten Treffer (68.) hervorragend, während Foden gemeinsam mit dem überall zu findenden Kevin de Bruyne zwischen den Linien agierte, um Bälle abzuholen, festzumachen und auf die Außenbahnen zu verteilen, wo die weit aufgerückten Kyle Walker (rechts) und Joao Cancelo (links) ordentlich Dampf machten.
Das ermüdete nicht nur die Viererkette der Madrilenen, sondern auch das aus Casemiro, Luka Modric und Toni Kroos bestehende Mittelfeld im 4-3-3 von Reals Trainer Zinedine Zidane. Gerade Casemiro schien mit zwölf Ballverlusten völlig von der Rolle, während sich bei dem inzwischen 34-jährigen Modric nach dem Seitenwechsel das Alter von Minute zu Minute bemerkbarer machte.
City spielte mit viel Tempo nach vorne und hielt den Ball nach dem 2:1 durch Jesus überragend in den eigenen Reihen, wodurch die Gäste nie zurück in die Partie fanden. Gerade wegen der Ballkontrolle, die das zentrale Mittelfeld um Rodrigo, Ilkay Gündogan und Freigeist De Bruyne an den Tag legte, war das Weiterkommen der Hausherren eigentlich nie wirklich gefährdet. Der Belgier spielte beispielsweise neun Pässe, die zu Chancen führten - und damit mehr als der Rest der Skyblues zusammen.
Mit einer besseren Chancenverwertung von Sterling und Jesus (zusammen fünf Schüsse auf das Tor von Real-Keeper Thibaut Courtois) wäre sogar noch ein klarerer City-Triumph möglich gewesen.
2. Real Madrid ist extrem abhängig von Benzema: Que pasa, Hazard?
Während man bei City das Gefühl hatte, vorne könnte jeder ein Tor erzielen, machte sich auf der Gegenseite einmal mehr die Abhängigkeit von Karim Benzema bemerkbar. "Wir müssen auf ihn aufpassen, er ist der wichtigste Spieler bei Real", warnte Guardiola vor der Partie und behielt recht: Der 32 Jahre alte Franzose strahlte für die nicht immer sattelfeste City-Abwehr um Fernandinho und Aymeric Laporte eine ständige Gefahr aus.
Neben seinem Treffer in der 28. Minute, seinem wettbewerbsübergreifend 27. in dieser Saison, boten sich ihm noch zwei weitere gute Gelegenheiten, die City-Keeper Ederson gerade so vereitelte. Das Problem: Außer von Benzema kam fast nichts von Reals übrigen Vorderleuten. Eden Hazard erwies sich einmal mehr als riesige Enttäuschung. "Que pasa, Hazard?", fragte die spanische Sportzeitung Marca nach dem Spiel. Was ist los, Hazard?
Der auf der linken Außenbahn geradezu verlorene 100-Millionen-Mann war eigentlich wegen seiner atemberaubenden Dribblings verpflichtet worden. Am Freitag schien er Eins-gegen-Eins-Duelle mit dem deutlich frischer und robuster wirkenden Walker aber fast schon bewusst zu meiden.
Besser als der 29-jährige Belgier machte es der zehn Jahre jüngere Rodrygo auf der Gegenseite. Bis auf eine tolle Aktion - die Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Benzema - konnte er aber auch nicht für die nötige Gefahr sorgen. "Wir hatten durch Karim ein paar Chancen, aber es war insgesamt zu wenig", befand Zidane, der auch nach der Einwechslung von Marco Asensio für Rodrygo in der 62. Minute keine neuen Impulse sah.
Bedingt durch Citys gutes Verschieben und Anlaufen kam hinzu, dass die sonst so agilen Außenverteidiger Dani Carvajal rechts und Ferland Mendy links gar nicht erst in Sechzehnernähe gelangen. Ähnlich konzeptlos im letzten Drittel war es auch schon im Hinspiel im Februar, das ebenfalls 2:1 für City ausging, sowie anderen großen Spielen in der Ära nach Cristiano Ronaldo.
Nun ist Benzema auch schon 32 Jahre alt, weshalb Real ab der nächsten Spielzeit dringend neue Alternativen an vorderster Front braucht, um auch wieder auf dem höchsten internationalen Level zu bestehen. Entweder Hazard findet zu alter Stärke, jüngere Spieler wie Vinicius Junior oder Luka Jovic werden häufiger eingebunden als bisher oder aber es passiert noch etwas auf dem Transfermarkt. Real-Boss Florentino Perez kündigte aber schon an, von Deals der galaktischen Sorte absehen zu wollen.
3. Individuelle Fehler entscheiden das Achtelfinale
Ausbaufähiges Offensivkonzept hin oder her: Reals zweites Achtelfinal-Aus in Folge wäre wohl vermeidbar gewesen, hätte sich die Hintermannschaft durch eklatante Fehler nicht selbst im Weg gestanden.
Der denkwürdige Doppelpatzer von Raphael Varane war im Grunde nur die Spitze des Eisbergs, hatte im Hinspiel schließlich Carvajal mit einem unnötigen Tritt gegen Sterling einen Elfmeter verschuldet und Kapitän Sergio Ramos nach einem Casemiro-Fehlpass wenig später die Notbremse ziehen müssen, die ihn die Teilnahme am Rückspiel kostete.
Gleichwohl konnte und wollte sich Varane, in Abwesenheit von Ramos zum Abwehrchef deklariert, nach seiner Pannen-Show in Manchester nicht von Schuld freisprechen. "Das Aus geht allein auf meine Kappe", sagte der französische Weltmeister. "Es tut mir leid für meine Mitspieler, die gut gearbeitet haben. Ich übernehme die Verantwortung für die Niederlage. Solche Fehler sind mir auf diesem Niveau noch nicht passiert."
Champions League: Das Viertelfinale im Überblick
Datum | Team 1 | Team 2 |
Mittwoch, 12. August | Atalanta Bergamo | Paris Saint-Germain |
Donnerstag, 13. August | RB Leipzig | Atletico Madrid |
Freitag, 14. August | SSC Neapel / FC Barcelona | FC Chelsea / FC Bayern München |
Samstag, 15. August | Manchester City | Olympique Lyon |
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