Als der Last-Minute-Fluch an einem historischen Abend besiegt war, bekam Armin Veh einen Segen der besonderen Art. Und die überraschende Liebeserklärung der Fans nach dem vorzeitigen Einzug in die K.o.-Phase der Europa League bewegte den Trainer von Eintracht Frankfurt zutiefst.
"Ich musste mich zusammenreißen, um kein Wasser in die Augen zu bekommen", sagte ein sichtlich gerührter Veh nach dem 1:0 (0:0)-Sieg der zuletzt kriselnden Hessen bei Girondins Bordeaux.
Bereits vor der Partie an der Atlantikküste hatten die 12.000 Eintracht-Anhänger, die für eine Euro-Rekordinvasion gesorgt hatten, ihren Coach mit "Armin Veh"-Rufen gefeiert. Ungeachtet des enttäuschenden 15. Tabellen-Platzes in der Bundesliga und zuletzt neun Pflichtspielen ohne Erfolg. "Das war schon sehr bewegend", kommentierte der 52-Jährige.
Nachdem der Gruppensieg bereits einen Spieltag vor dem Vorrundenende besiegelt war und die Frankfurter erstmal seit 19 Jahren wieder im Europacup überwintern, ging Veh in die Kurve - und stand plötzlich im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Der ansonsten eher nüchterne Coach ließ sich im Überschwang der Gefühle sogar dazu hinreißen, vor dem Block eine große Eintracht-Fahne zu schwenken.
Großes Vertrauen für Veh
Auch Heribert Bruchhagen nahm die unerwarteten Szenen drei Tage vor seinem zehnjährigen Dienstjubiläum wohlwollend zur Kenntnis. "Es zeigt, wie groß in Frankfurt das Vertrauen in Armin Veh auch in der Krise ist", betonte der Vorstandsboss bei Kabel1. Platz eins und die Qualifikation für die Zwischenrunde (20. und 27. Februar) spülen der Eintracht insgesamt 600.000 Euro in die Kasse.
Veh indes verließ den Innenraum mit einer orangefarbenen Mütze auf dem grauen Haupt. Ein Anhänger hatte ihm die Kopfbedeckung geschenkt, die Teil eines denkwürdigen Abends in Bordeaux war. Die von den Ultras ausgerufene "Orange Kaos"-Tour wurde für die Eintracht zu einem einzigen Triumphzug.
Und sie soll der Startschuss für die Wende einer bislang enttäuschenden Bundesliga-Saison sein. "Das wird uns Auftrieb und Selbstvertrauen geben", sagte Mittelfeldspieler Sebastian Rode mit Blick auf das anstehende Punktspiel am Sonntag bei Hannover 96 (So., 15.30 Uhr im LIVE-TICKER). In der Liga sind die Hessen seit dem 14. September (3:0 bei Werder Bremen) ohne Dreier und nur noch drei Punkte von einem direkten Abstiegsrang entfernt.
Eintracht dreht den Spieß um
Doch in Bordeaux gab es Hoffnungsschimmer en masse: Nachdem die Veh-Elf zuletzt in fünf von sieben Spielen jeweils ein entscheidendes Gegentor nach der 85 Minute kassiert hatte, drehte sie den Spieß in Frankreich einfach rum. Der eingewechselte Martin Lanig war es, der in der 83. Minute den vierten Sieg im fünften Gruppenspiel besiegelte. "Das war erlösend, weil die ominöse 86. Minute immer näher rückte", sagte Pirmin Schwegler. Der Kapitän feierte nach dreimonatiger Verletzungspause wegen einer Knie-Operation ein gelungenes Startelf-Comeback.
Zudem scheint Veh sein goldenes Händchen wiederentdeckt zu haben. Erstmals nach 51 Spielen und seit über einem Jahr traf in Lanig wieder ein Joker für die SGE. Der Coach nahm die schwache Bilanz aber mit Humor. Veh: "Da stelle ich wohl von Anfang an immer die Richtigen auf."
Trapp als sicherer Rückhalt
Bärenstark präsentiert sich im 22. Saisonspiel der Eintracht auch Torhüter Kevin Trapp, der drei Großchancen des französischen Pokalsiegers vereitelte. "Mit seinen jungen Jahren übernimmt er schon viel Verantwortung. Kevin hat noch alles vor sich, er hat ein riesiges Potential", lobte Veh den 23-Jährigen.
Trapp wird in den anstehenden englischen Wochen bis Weihnachten wohl immer wieder im Fokus stehen. Der Zeitpunkt der Rückkehr der Leistungsträger Alexander Meier (Patellasehnen-Entzündung) und Marco Russ (Muskelfaserriss) jedenfalls steht in den Sternen.
Eintracht Frankfurt im Steckbrief