Hannover 96 macht in Kopenhagen aus einem Rückstand einen Sieg und einen großen Schritt in Richtung Zwischenrunde der Europa League. Die gute Stimmung, für die Jan Schlaudraff und Lars Stindl mit ihren Toren sorgten, wurde allerdings durch Chaoten empfindlich gestört.
Der Ärger über das zwischenzeitliche 0:1 war verraucht, der Qualm der Bengalos auch. Matchwinner Lars Stindl gab im Fanblock den Einpeitscher, Trainer Mirko Slomka macht die Ein-Mann-Welle und die Mannschaft tanzte ausgelassen auf dem Rasen.
In diesen Momenten war es ein Fußball-Fest der besonderen Art, das die Anhänger von Hannover 96 nach dem 2:1 (0:0) beim dänischen Meister FC Kopenhagen gemeinsam mit den Profis feierten.
GettyZum sicheren Einzug in die Zwischenrunde der Europa League und dem Überwintern im Wettbewerb fehlt nur noch ein Sieg aus den verbleibenden zwei Spielen. Alles schien perfekt. Wäre da nur die Sache mit dem Rauch nicht gewesen.
Schon beim Einmarsch der Mannschaften hatte es im Gäste-Block gelodert. Pyrotechnik, eigentlich verboten, aber derzeit groß in Mode. Bundesweit. Vor allem aber auch in Hannover.
"Das war überflüssig wie ein Kropf. Über diese Chaoten nachzudenken, ist kein Dauerzustand", sagte Martin Kind. Der Klubchef war einmal mehr erbost über die offenbar unverbesserlichen Ultras. Kind und auch Sportdirektor Jörg Schmadtke hatten zuletzt das Gespräch mit den Fans gesucht - erfolglos.
"Kostet uns jedes Mal unnötigerweise Geld"
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und auch die Europäische Fußball-Union (UEFA) hatten in dieser Saison bereits Geldstrafen gegen die Niedersachsen verhängt. Das schadet dem Ruf und auch dem Portemonnaie.
"Wir müssen uns Dinge überlegen, wie wir das in den Griff kriegen. Das ist verboten und sehr ärgerlich. Es kostet uns jedes Mal unnötigerweise Geld", sagte Schmadtke. Die Atmosphäre sei schließlich auch ohne das Abfackeln irgendwelcher Brennstäbe gut.
Tatsächlich hatten die meisten der rund 10.000 nach Kopenhagen gereisten 96-Anhänger ohne den Einsatz von Pyrotechnik für eine einzigartige Stimmung gesorgt. "Das sind die Fans, die wir lieben und die wir brauchen", sagte Kind. Auch die Profis waren von der lautstarken Unterstützung beeindruckt. "Ich habe vor dem Spiel eine SMS bekommen, dass Hannover halb leer ist, weil alle in Kopenhagen sind. Der Abend war einfach sensationell", sagte Abwehrspieler Christian Schulz.
Wende mit zwei Traumtoren
Nach einer nahezu ereignislosen ersten Hälfte rechtfertigte die Mannschaft nach der Pause alle Reisekosten und -strapazen ihrer Anhänger. Zwar geriet das Team durch Dame N'Doye (67.) in Rückstand, doch Jan Schlaudraff (71.) und der überragende Stindl mit einem Traumtor (74.) drehten das Spiel binnen weniger Minuten.
Nun hat Hannover am 30. November bei Standard Lüttich und gut zwei Wochen später gegen Worskla Poltawa zweimal die Möglichkeit, den Einzug in die Zwischenrunde perfekt zu machen.
Vorfreude auf Schalke
Schmadtke war bei aller Freude von Überschwang jedoch weit entfernt. "Wenn man sich die Konstellation in der Gruppe anschaut, kann es noch eng werden.
Es reicht nicht, in Lüttich nur einen Punkt zu holen", sagte der 47-Jährige: "Ich hoffe, dass wir am Ende nicht den Rechenschieber rausholen müssen."
Gemeinsam mit Standard führt Hannover die Gruppe mit je acht Punkten an. Vier Zähler dahinter folgt Kopenhagen, die Dänen sind aber noch nicht aus dem Rennen.
"Dennoch war dieser Sieg ein Eckpfeiler in der Entwicklung des Vereins", sagte Schmadtke und hofft, am Sonntag auch in der Bundesliga auf einen Dreier. Schalke 04 reist an. "Gegen so starke Mannschaften können wir unsere Qualitäten ausspielen", sagte Kind. Der Klubchef brennt auf weitere Siege. Auf den Tribünen soll das Zündeln künftig aber ausbleiben.
FC Kopenhagen - Hannover 96: Daten zum Spiel