In der Stunde des Triumphes empfand der Gladbacher Michael Bradley tiefe Genugtuung. "Die sogenannten Experten haben in den USA doch keine Ahnung vom Soccer."
Bradley sagte: "Wir haben hier gegen zwei der besten Teams der Welt verloren, und 90 der 180 Minuten mussten wir mit zehn Mann spielen. Aber wir haben immer gekämpft und gerackert, alles gegeben. Genauso wie heute Abend", sagte der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler der US-Auswahl nach dem 3: 0 (1:0) in Rusterburg über Afrika-Meister Ägypten und dem völlig überraschenden Halbfinaleinzug beim Confederations Cup in Südafrika.
Am Ende entschieden bei Punktgleichheit die mehr erzielten Treffer zugunsten der USA. Ohne Punkte und mit 1:6 Toren (1:3 gegen Weltmeister Italien, 0:3 gegen Rekord-WM-Titelträger Brasilien) auf dem Konto gingen die Champions der CONCACAF-Zone in das Duell.
"Nicht so einfach, gegen Brasilien zu spielen"
Die Medien in der Heimat hatten harsche Kritik am Punktelieferanten Vereinigte Staaten bei der Mini-WM geübt, die US-Boys fühlten sich indes zu Unrecht attackiert.
"Es ist nicht so einfach, gegen die Brasilianer zu spielen. Das vergessen viele", äußerte der Borusse Bradley, der den wichtigen Treffer zum 2:0 (63.) beisteuerte und wieder zu den Besten seiner Mannschaft gehörte.
Leidenschaftlich kämpften Bradley und Co. die zuvor gegen die brasilianischen Ballzauberer (3:4) und Weltmeister Italien (1:0) so überzeugenden Pharaonen nieder.
"Wir sind als Team aufgetreten, das war entscheidend", sagte Bradley, der im Übrigen immer an eine Chance zum Weiterkommen geglaubt hatte.
Belohnung: Match gegen Europameister Spanien
Clint Dempsey, Schütze des für das Weiterkommen entscheidenden 3:0 (71.), hatte am Morgen noch keinen blassen Schimmer, dass die Amerikaner trotz der beiden Schlappen in den ersten beiden Spielen noch nicht aus dem Confed-Cup-Rennen waren: "Mir war das gar nicht bewusst. Erst Trainer Bob Bradley hat uns darauf aufmerksam gemacht."
Der Ex-Münchner und -Leverkusener Landon Donovan ergänzte: "Ich bin mit dem Gedanken aufgewacht, dass immer alles passieren kann. Wir haben uns vorgenommen, ein gutes Spiel zu machen und das erste Tor zu erzielen. Das ist uns gelungen."
Für das wichtige 1:0 hatte Charlie Davies (21.) gesorgt. Am Ende sprang aber mehr heraus als wohl die meisten Optimisten erwartet hatten. Aufgrund der mehr erzielten Treffer bei Punktgleichheit wurde die Squadra Azzurra trotz der gleichen Tordifferenz auf Platz drei verwiesen.
Nur wartet am Mittwoch in Mangaung/Bloemfontein Europameister Spanien auf den Überraschungs-Halbfinalisten. "Das wird eine große Herausforderung für uns", sagte Donovan.
Ägypten müde und ersatzgeschwächt
Letztmals trafen beide Teams am 4. Juni 2008 im Test des späteren EM-Champions in Santander aufeinander. Durch Xavis Tor siegten die Iberer 1:0.
"So wie es für einen Klub etwas Besonderes ist, gegen den FC Barcelona zu spielen, so ist es für eine Nationalmannschaft, gegen Spanien antreten zu dürfen. Es wird aufregend", sinnierte US-Coach Bob Bradley, Vater von Bundesliga-Profi Michael.
Ernüchtert war derweil der sechsmalige Afrika-Meister nach der unerwarteten Niederlage in Rustenburg. Der Ausfall von Leistungsträgern wie dem Dortmunder Mohamed Zidan (Oberschenkelzerrung) vor dem Spiel und drei weiteren Verletzten während des Matches war einfach zu viel.
"Wir wussten, dass die Ägypter in den ersten beiden Spielen sehr viel Kraft gelassen haben. Darin sah ich unsere Chance", sagte Bob Bradley.
Prostituierten-Affäre sorgt für Aufregung
Heftig dementiert wurde die angebliche Prostituierten-Affäre von den Nordafrikanern. "Natürlich ist das nicht wahr", sagte Delegationsleiter Mahmoud Tahir.
Südafrikanische Medien hatten berichtet, der Diebstahl von 1800 Euro nach dem 1:0-Triumph gegen Italien im Mannschaftsquartier der Ägypter in Johannesburg sei von Damen des horizontalen Gewerbes verübt worden, die von den Spielern auf deren Zimmer eingeladen worden waren.
Die ägyptischen Spieler hatte am nächsten Tag berichtet, sie seien in Abwesenheit bestohlen worden. "Möglicherweise sind sie mit den Diebstahlvorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen, weil sie gegenüber ihren Ehefrauen oder Freundinnen ein schlechtes Gewissen hatten", sagte ein Polizeisprecher, "wir haben gehört, dass sie sich amüsiert und getrunken haben. Die gleichen Frauen haben dann das Geld genommen."
Immerhin schaffte es die vermeintliche Wende in diesem Kriminalfall wiederum auf die Seite eins der Johannesburger Tageszeitung "The Star".
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