150 Tage bis zum Start der WM 2018: Deutschland und seine Gruppengegner

Stefan Petri
05. März 201816:53
Diese Vorrundengruppe muss die DFB-Elf auf dem Weg zur Titelverteidigung überstehen.getty
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In genau 150 Tagen geht die WM 2018 so richtig los: Am 14. Juni steigt das Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Russland und Saudi-Arabien, danach dürfen sich die Fans rund um den Erdball auf auf eine spannende Gruppenphase freuen.

SPOX gibt einen Überblick über die Situation Deutschlands und der drei Gruppengegner Mexiko, Schweden und Südkorea.

Deutschland

Platz 1 der Weltrangliste

WM-Quartier: Vatutinki Hotel Spa Complex. Bei der Auswahl des Resorts in einem Waldstück, 15 Kilometer südwestlich der Ringautobahn um Moskau habe man "die Vernunft eingeschaltet", so Bundestrainer Joachim Löw. Derzeit befindet sich die Unterkunft jedoch noch im Bau - in dieser Hinsicht gibt es also Parallelen zum Campo Bahia 2014.

WM-Fahrplan

23. März: Deutschland - Spanien in Düsseldorf

27. März: Deutschland - Brasilien in Berlin

02. Juni: Österreich - Deutschland in Klagenfurt

Ein weiteres Testspiel ist geplant: Gegner, Spielort, Termin und Anstoßzeit sind noch offen.

Für die letzten beiden Testspiele vor dem Einstieg in die WM-Vorbereitung gibt es noch einmal zwei richtige Testspiel-Kracher zu bewundern - und da man sich dabei noch einmal für den Platz im Kader bewerben kann, sollte die Intensität gegen Spanien und Brasilien entsprechend hoch sein.

Am 23. Mai, vier Tage nach dem Pokalfinale in Berlin, beginnt das Trainingslager in Eppan in Südtirol, wo man sich auch schon 2010 und 2014 vorbereitet hat. "Im Trainingslager geht es darum, die Basis zu legen für das WM-Turnier, das uns alles abverlangen wird, physisch wie mental. In Südtirol haben wir uns immer sehr wohl gefühlt, und die Trainingsbedingungen sind bestens", sagt Löw.

In Eppan bleibt man bis zum 9. Juni, am 12. Juni fliegt das Team nach Moskau.

WM-Kader

"Ich erwarte, dass es den härtesten Konkurrenzkampf geben wird, den wir je erlebt haben", eröffnete Löw schon im August 2017 die Schlacht um die 23 Plätze im Kader. Wer darf Stand jetzt auf einen Platz im Kader hoffen?

  • Ganz sicher dabei: Marc-Andre ter Stegen, Joshua Kimmich, Jonas Hector, Mats Hummels, Jerome Boateng, Sami Khedira, Toni Kroos, Mesut Özil, Julian Draxler, Leroy Sane, Thomas Müller, Timo Werner
  • Wenn er fit wird: Manuel Neuer
  • Gute Aussichten: Kevin Trapp, Antonio Rüdiger, Niklas Süle, Leon Goretzka, Ilkay Gündogan, Emre Can, Sebastian Rudy, Marco Reus, Lars Stindl, Sandro Wagner
  • Wackelkandidaten: Shkodran Mustafi, Matthias Ginter, Benedikt Höwedes, Mario Götze, Julian Weigl, Julian Brandt, Mario Gomez, Andre Schürrle, Kevin Volland
  • Außenseiter: Bernd Leno, Timo Horn, Jonathan Tah, Benjamin Henrichs, Christoph Kramer, Marvin Plattenhardt, Marcel Halstenberg, Kai Havertz, Karim Bellarabi, Serge Gnabry
  • (Fast) Chancenlos: Willi Orban, Niklas Stark, Thilo Kehrer, Jeremy Toljan, Erik Durm, Lukas Klostermann, Yannick Gerhardt, Mitchell Weiser, Diego Demme, Mahmoud Dahoud, Kerim Demirbay, Max Meyer, Maximilian Arnold, Amin Younes, Max Kruse, Davie Selke
  • Überraschungskandidaten: Philipp Max, Mark Uth

Manuel Neuers langwierige Fußverletzung ist derzeit die große Unbekannte, auch bei Marco Reus wird es darauf ankommen, ob er in der Rückrunde seine Top-Form erreichen kann. Wagner hat die Nase derzeit gegenüber Gomez vorn, ohne Wechsel und einen Stammplatz wird es auch für Schürrle ganz schwer.

Mexiko (17. Juni/Moskau)

  • Platz 16 der Weltrangliste
  • WM-Quartier: Novogorsk/Moskau (Trainingszentrum von Dynamo)
  • DFB-Bilanz gegen Mexiko: 5 Siege, 5 Remis, eine Niederlage
  • Letztes Aufeinandertreffen: 29. Juni 2017/Confederations Cup, 4:1 für Deutschland
  • Fixe Testspiele bis zum WM-Start: 31. Januar: Bosnien; 27. März: Kroatien
  • Mögliche Bundesliga-Profis im Kader: Carlos Salcedo (Abwehr/Eintracht Frankfurt), Marco Fabian (Mittelfeld/Eintracht Frankfurt)

Bei den letzten sechs Weltmeisterschaften hat Mexiko jeweils die Gruppenphase überstanden, danach kam aber jedes Mal das Aus im Achtelfinale. 2014 verlor man 1:2 gegen die Niederlande. Insgesamt ist El Tri zum 16. Mal dabei. Der Fahrplan für unmittelbar vor dem WM ist noch nicht ganz klar: Vor Turnierbeginn könnte ein "Abschiedsspiel" im Azteca, ein Vorbereitungsspiel in den USA und noch ein weiterer Test in Europa anstehen. Das erklärte Verbandspräsident Decio de Maria nach der Auslosung.

Offene Fragen:

  • Was passiert mit Rafa Marquez? Der 38 Jahre alte Altmeister würde gerne zu seiner fünften WM fahren, Coach Juan Carlos Osorio hat auch angedeutet, ihm einen Platz freizuhalten. Allerdings warf ihm die US-Regierung im Sommer 2017 vor, Chefstratege einer Drogenorganisation zu sein. Seitdem darf er unter anderem nicht mehr in die USA einreisen. Er spielt derzeit für seinen Heimatklub Atlas. Sollten sich die Vorwürfe rechtzeitig aufklären, könnte er noch ins Team schlüpfen.
  • Kommt die WM-Elf regelmäßig zum Einsatz? Osorio hat in der Vergangenheit betont, wie wichtig es für ihn ist, dass sich die Spieler in Europa beweisen. Was aber, wenn sie sich dort nicht durchsetzen? Stürmerstar Chicharito etwa hat in der Premier League seit Oktober nicht mehr durchgespielt, gegen Huddersfield am Wochenende kam er gar nicht zum Einsatz. "Die große Frage ist, ob Osorio damit aufhört, stur weiter Spieler zu berufen, die das nicht rechtfertigen können", unkte etwa die Zeitung El Universal Anfang Januar. Die halbe Startelf käme derzeit nicht regelmäßig zum Einsatz: "Er müsste sich in der mexikanischen Liga umschauen, um die Lücke der Spieler zu füllen, die in Europa derzeit nur dritte Wahl sind."

Schweden (23. Juni/Sotschi)

  • Platz 18 der Weltrangliste
  • WM-Quartier: Gelendschik (Schwarzmeerküste, ca. 250 km nordwestlich von Sotschi)
  • DFB-Bilanz gegen Schweden: 15 Siege, 9 Remis, 12 Niederlagen
  • Letztes Aufeinandertreffen: 15.10.2013/WM-Qualifikation, 5:3 für Deutschland
  • Fixe Testspiele bis zum WM-Start: 24. März: Chile, 2. Juni: Dänemark
  • Mögliche Bundesliga-Profis im Kader: Emil Forsberg (Mittelfeld/RB Leipzig), Ludwig Augustinsson (Abwehr/Werder Bremen), Albin Ekdal (Mittelfeld/Hamburger SV), Oscar Wendt (Abwehr/Borussia Mönchengladbach)

Schweden ist zum zwölften Mal bei einer WM-Endrunde vertreten. Insgesamt viermal erreichte man das Halbfinale, zuletzt 1994, 1958 verlor man das Finale. 2014 und 2010 war man nicht vertreten, zuvor kam man zweimal bis ins Achtelfinale. Im Achtelfinale der Heim-WM 2006 gewann Deutschland durch zwei Tore von Lukas Podolski mit 2:0.

Offene Fragen:

  • Fährt Ibrahimovic doch noch mit? Der größte Name in der Geschichte des schwedischen Fußballs ist bekanntlich aus der Nationalelf zurückgetreten, insofern stellt sich die Frage eigentlich nicht, zumal Ibra ja derzeit wieder verletzt ist. Die Frage könnte aber durchaus noch einmal hochkochen, wenn der 36-Jährige eine gute Rückrunde spielt und sich in der Offensive jemand verletzt. "We are Zweden", postete er in den sozialen Medien, als sich das Team qualifizierte - und bilanzierte dereinst: "Eine WM ohne Ibra ist nicht sehenswert." Würde er im Fall der Fälle eine Jokerrolle akzeptieren?
  • Schafft es Jakob Johansson noch? Mit seinem Tor in den Playoffs gegen Italien wurde er zum Nationalhelden - und zum tragischen Helden, riss er sich doch im Rückspiel das Kreuzband. Jetzt ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. "Alles läuft nach Plan, ich mache Fortschritte", sagte er Anfang Januar zu Sportbladet. Aber auch er ist skeptisch: "Ich wage es nicht, mir oder anderen Hoffnung zu machen. Wenn es nicht für die WM reicht, dann ist es eben so."

Südkorea (27. Juni/Kasan)

  • Platz 60 der Weltrangliste
  • WM-Quartier: St. Petersburg
  • DFB-Bilanz gegen Südkorea: Zwei Siege, ein Unentschieden
  • Letztes Aufeinandertreffen: 19.12.2004/Testspiel, 3:1
  • Fixe Testspiele bis zum WM-Start: 27. Januar: Moldawien; 31. Januar: Jamaika; 3. Februar: Lettland; 27. März: Polen
  • Mögliche Bundesliga-Profis im WM-Kader: Ja-Cheol Koo (Angriff/FC Augsburg), Dong-Won Ji (Angriff/FC Augsburg),

Den größten Moment seiner Fußballhistorie feierte Südkorea bei der Heim-WM vor 16 Jahren, damals scheiterte man im Halbfinale bekanntlich an Deutschland. Seit 1986 hat man die Endrunde immer erreicht, 2010 kam man in Südafrika noch einmal ins Achtelfinale. Für den Nachwuchs ist mittlerweile übrigens der frühere Manchester-United-Star Ji-Sung Park verantwortlich.

Offene Fragen

  • Wie passt der Kader zusammen? Nationaltrainer Shin Tae-Yong muss eine gute Mischung finden zwischen der europäischen Garde um Heung-Min Son und den Spielern, die in Ostasien tätig sind. Letztere schlugen sich beim Gewinn der Ostasienmeisterschaft im Dezember sehr ordentlich (unter anderem 4:1 gegen Japan) und dürfen sich im Trainingslager in der Türkei (22. Januar - 4. Februar) noch einmal zeigen.
  • Spielt Son in der Spitze? Über den Jahreswechsel besuchte Tae-Yong seine europäischen Spieler, schaute sich die Dreierkette Chelseas genauer an und tauschte sich auch mit Tottenham-Trainer Mauricio Pochettino aus: "Er sagte, Son könne als alleiniger oder zweiter Stürmer spielen, aber auch auf den Flügeln." Sollte Son tatsächlich die einzige Spitze geben, wäre aber kaum noch Platz für andere Angreifer, die in Europa aktiv sind, etwa Hee-Chan Hwang (RB Salzburg) oder Hyun-Jun Suk (Troyes).