In der Primera Division tummeln sich zahlreiche Supertalente, die noch in dieser Saison den Durchbruch schaffen könnten. SPOX stellt neun junge Hoffnungsträger vor. Mit dabei: Der Mini-van-der-Sar, Fernando Hierro junior, der Windhund von Boadilla und der neue Marcel Desailly.
Andreu Fontas (FC Barcelona): Der 21-Jährige könnte zur ersten Alternative in der Barca-Defensive werden. Carles Puyol ist immer öfter verletzt und mit 33 Jahren nicht mehr der Jüngste. Als echter Innenverteidiger bleibt nach Gabriel Militos Abschied nur noch Gerard Pique. Javier Mascherano und Sergio Busquets haben zwar hinten schon oft mit Bravour ausgeholfen, sind aber im defensiven Mittelfeld am besten aufgehoben. Und hier kommt Fontas ins Spiel.
Seit 2007 bei Barcelona, hat er die katalanische Spielweise bereits gut verinnerlicht. Sein konsequentes Zweikampfverhalten erinnert an Puyol, im Aufbau beweist er seine ungewöhnlich reife Spielanlage. Zudem lief er auch schon als Linksverteidiger auf - die bei Barca mit dem 32-jährigen Eric Abidal und Maxwell am "schlechtesten" besetzte Position.
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Raphael Varane (Real Madrid): Der erste Coup des neuen Real-Sportdirektors Zinedine Zidane: Er lockte den 18-jährigen Varane mit Erfolg zu den Königlichen, nur gut ein halbes Jahr nach dessen Profidebüt für den RC Lens. Ablöse: Rund zehn Millionen Euro. In Frankreich wurde der Innenverteidiger als neuer Marcel Desailly angepriesen, Zidane selbst sagt: "Ich habe seit Laurent Blanc keinen Verteidiger mehr mit dieser Härte gesehen."
Dazu verfügt der 1,91-Meter-Hühne über exzellentes Spiel- und Taktikverständnis, seine Technik ist gerade für einen Innenverteidiger außergewöhnlich. Die Chancen bei Real stehen für den Franzosen gar nicht so schlecht. Der 33-jährige Ricardo Carvalho und Pepe sind in der Verteidiger-Zentrale zwar (noch) gesetzt, aber dahinter könnte sich schon bald Varane einreihen. Denn weder Raul Albiol noch Alvaro Arbeloa outeten sich als hundertprozentig zuverlässige Alternativen für die Innenverteidigung.
David Mateos (Real Saragossa): Ein Leidtragender des Varane-Deals. Nachdem sich die Verpflichtung des Franzosen konkretisiert hatte, wurde dem nach Athen ausgeliehenen Mateos mitgeteilt, dass er in Jose Mourinhos Planungen keine Rolle spiele. Also ließ er sich weiter verleihen - nach Saragossa. Bei der 0:6-Auftaktpleite gegen Madrid war er jedoch nicht dabei, weil Real seiner Leihgabe vertraglich verbieten ließ, gegen die Königlichen aufzulaufen. Obwohl er schon 24 Jahre alt ist und lediglich ein halbes Jahre in Athen verbrachte, hat er noch keine einzige Liga-Minute auf dem Zettel.
Für die zweite Real-Mannschaft absolvierte er hingegen rund 100 Spiele. Mateos droht als ewiges Talent zu scheitern, bei Saragossa will er endlich den Durchbruch schaffen. Vielversprechende Anlagen hat er allemal. Als Balleroberer kann er sich vor der Abwehr oder als Innenverteidiger unersetzlich machen, weswegen er sich selbst gerne mit Fernando Hierro vergleicht. Zudem verfügt er nach über elf Jahren bei Real Madrid über eine hervorragende Technik und ist eine echte Kämpfernatur. "Ich werde mir für dieses Team den Arsch aufreißen", versprach er in der "Marca".
Pablo Sarabia (FC Getafe): Typisch Real: Ein eigens ausgebildetes Juwel wird mangels Perspektiven mit Rückkaufrecht an einen Ligakonkurrenten abgegeben, um sich dort weiterzuentwickeln - ähnlich wie im Fall Jose Callejon. Sarabia kickte sieben Jahre in der königlichen Jugendabteilung, gilt als Riesentalent und wurde jüngst an Getafe abgegeben.
Bei der U-19-EM führte Sarabia Spanien als Kapitän zum Titel und spielte selbst groß auf. Meist wird er als Linksaußen eingesetzt, kann aber auch im Mittelfeld spielen. Sein Idol: Zinedine Zidane. Seine Stärken: Ein genialer linker Fuß und spektakuläre Tempodribblings.
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Thibaut Courtois (Atletico Madrid): Nach dem Abschied von David de Gea ist er der neue Hoffnungsträger im Atletico-Tor. Die Leihgabe vom FC Chelsea, die erst kürzlich für neun Millionen Euro vom KRC Genk an die Stamford Bridge wechselte, beschreibt sich selbst als "ähnlichen Torwart wie van der Sar", bezogen auf seine "Reflexe und das Eins-gegen-Eins". Eine gewagte Parallele, wenn auch nicht völlig unberechtigt.
Der 1,94-Meter-Riese ist auf der Linie eine Bank, kompromisslos beim Rauslaufen, aus der Distanz kaum zu überwinden und zaubert schier unglaubliche Reaktionen und Flugeinlagen aus dem Hut. Schwachpunkte: Kleine Unkonzentriertheiten und zu häufiges Abwehren nach vorne. Trotzdem setzt Trainer Gregorio Manzano auf den Neuzugang, im ersten Saisonspiel gegen Osasuna erhielt er den Vorzug vor Joel und Sergio Asenjo. Bei den Blues unterschrieb Courtois einen Fünfjahresvertrag, doch er möchte am liebsten "zwei bis drei Jahre" in Madrid bleiben.
Paco Alcacer (FC Valencia): Erlebte kürzlich eine grauenvolle Tragödie. Eine halbe Stunde nachdem er sein Tordebüt für Valencia im Freundschaftsspiel gegen die Roma feierte, erlitt sein Vater einen Herzinfarkt und starb vor den Augen des Sohnes. Wochen zuvor war er noch Spaniens Matchwinner im Finale der U-19-EM, als er als Joker doppelt traf.
Der 18-jährige Angreifer verfügt über einen außergewöhnlichen Torinstinkt. Sobald er Richtung Tor zieht, ist er kaum noch vom Ball zu trennen. Wurde bei Valencia ausgebildet und durchlief bis zur U 19 nahezu alle Jugendnationalmannschaften. Die Konkurrenzsituation bei Valencia hat sich zwar durch den Weggang von Juan Mata ein wenig entspannt, dennoch ist das Team von Unai Emery in der Offensive bereits gut besetzt.
Jon Aurtenetxe (Athletic Bilbao): Der Linksfuß aus dem Baskenland ist der dritte spanische U-19-Titelheld im Bunde. Gab sein Profidebüt für Bilbao 2009 in der Europa League gegen Werder, ein Jahr später zwang ihn eine Schulter-OP zu einer langen Pause. Kämpfte sich wieder an die erste Mannschaft ran und unterschrieb im Juli einen Profivertrag.
Ist eigentlich ein Abwehrspieler, doch Trainer Marcelo Bielsa sieht ihn im linken Mittelfeld, wo er seine Offensivqualitäten besser einbringen soll. Die Chancen auf einen Stammplatz sind gut, denn die Konkurrenten Mikel Balenziaga (mittlerweile zu Valladolid abgewandert) und Koikili Lertxundi spielen bei Bielsa keine Rolle.
Isco (FC Malaga): Durchlief an der Seite von Alcacer die Jugendteams von Valencia. Im November 2010 gab er ein viel gefeiertes Debüt in der Copa del Rey, als er beim 4:1 gegen Logrones einen Doppelpack schnürte. Sein Treffer zum 3:1 fiel nach einem sensationellen Dribbling, in dem er gleich vier Gegenspieler wie Trainingshütchen stehen ließ. 2011 wechselte er für sechs Millionen Euro in seine Geburtsstadt Malaga, wo es von namhafter Konkurrenz nur so wimmelt.
An Joaquin und Santi Cazorla gibt es im offensiven Mittelfeld so schnell kein Vorbeikommen. Im Sturm ist die Lage mit Ruud van Nistelrooy, Julio Baptista und Co. ähnlich eng, möglicherweise muss er auf den Flügel ausweichen. Bemerkenswert: Der 19-Jährige hat bereits 44 Spiele für spanische Jugendnationalteams auf dem Buckel und erzielte dabei beachtliche 18 Tore. Neben seiner Torgefahr besticht er durch eine exzellente Technik und ein hochpräzises Passspiel. Größte Schwäche ist seine Verspieltheit, oft behält er den Ball zu lange.
Juan Carlos Perez (Real Saragossa): Gleiches Spiel wie bei Sarabia: Vier Jahre lang wurde der Linksfuß bei den Königlichen ausgebildet, im Juli ging er nach Saragossa. Dabei wurde ihm eigentlich unter Jose Mourinho der Durchbruch prophezeit, nachdem er in der Saison zuvor mit elf Treffern bester Torschütze der zweiten Mannschaft war. Die ernüchternde Realität: Zwölf Liga-Minuten.
"Ich bin gekommen, um zu beweisen, was ich draufhabe", kündigte er nach seinem Wechsel trotzig an. Perez hat einen unfassbaren Antritt, das Prädikat pfeilschnell wäre noch untertrieben. Nicht ohne Grund wird der Linksaußen "Windhund von Boadilla" (Boadilla war sein Jugendverein) genannt. Dazu verfügt er über einen präzisen Abschluss, wahlweise gefühlvoll oder auch knallhart. Und natürlich: Real sicherte sich eine Rückkaufoption, die bis 2014 gültig ist.
Die Kader der spanischen Teams im Überblick