Europas aufregendste Nationalmannschaft

Fatih Demireli
20. Juni 201317:45
Bosnien-Herzegowina ist mittlerweile 15. der Weltranglisteimago
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Die ersten Teilnehmer der FIFA WM 2014 stehen bereits fest. Japan dankt einem Stuttgarter, der Iran einem Geigenspieler. Zu ganz heißen Nummern entwickeln sich Bosnien-Herzegowina und der neue Drogba der Elfenbeinküste. Dazu: Das neue Bollwerk aus Mittelamerika.

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Die gesamte Qualifikation im Überblick

Das Team der Stunde: So ganz hat Safet Susic den Pessimismus noch nicht ablegen können: "Wir brauchen noch neun Punkte, um es zu schaffen." Aber inzwischen empfindet auch der Nationaltrainer Bosnien-Herzegowinas eine große "Begeisterung" für das, was seine Mannschaft in der WM-Qualifikation abliefert. Fünf Siege und ein Remis holte Bosnien aus sechs Spielen und ist auf dem besten Wege, sich direkt für Brasilien 2014 zu qualifizieren. Das 5:0 in Lettland war die nächste Episode der Demonstration des steilen Aufstiegs in die Sphäre der europäischen Top-Mannschaften. Nur die Niederlande erzielte mehr Tore in der Europa-Qualifkation, nur eine Handvoll Mannschaften kassierte weniger Treffer. Ein Verdienst von international anerkannten Top-Spielern wie Edin Dzeko, Miralem Pjanic, aber auch Vedad Ibisevic oder Torhüter Asmir Begovic. Inzwischen ist Bosnien auf Platz 15 der Weltrangliste angelangt - die beste Platzierung in der Geschichte des Landes. "Wenn wir die WM nicht packen, werden sie uns das nicht verzeihen", sagte Susic im März nach dem Sieg gegen Griechenland. Inzwischen glaubt aber keiner mehr an ein Scheitern.

Der Spieler der Stunde: Marc Janko. Sein letztes Pflichtspiel für seinen Klub Trabzonspor absolvierte der Österreicher im Februar. Die kriselnden Türken hatte auch bis dahin nicht wirklich eine Verwendung für den Angreifer, sodass der Wechsel zum Schwarzmeer-Klub als Fehlentscheidung durchgeht. Dass Janko dann im entscheidenden Quali-Spiel Österreichs gegen Schweden in der Startelf stand, verwunderte nicht wenige. Aber Janko schoss nicht nur ein Tor beim 2:1-Sieg, sondern spielte beherzt auf und wurde hinterher wie ein Held gefeiert. "Das war eines meiner schönsten Tore, denn es hat eine unglaubliche Geschichte vollendet", sagte Janko. Die Geschichte kann auch für Österreich gut enden, ist man jetzt Deutschlands Verfolger Nummer eins.

Der Bundesliga-Legionär der Stunde: Seinen neuen Klub hätte sich Kevin de Bruyne aussuchen können: Alleine aus der Bundesliga waren gleich vier, fünf Klubs interessiert, aber Chelsea fiel dann auf, dass der Belgier vielleicht auch den "Blues" gut zu Gesicht stehen würde und entschied, ihn zu behalten. De Bruyne bleibt, auch weil er weiter in blendender Form ist. Dass Belgien auf dem besten Wege zur WM ist, ist auch sein Verdienst. Bärenstarke Auftritte gegen Mazedonien und Serbien, gegen die der Noch-Bremer die Führung erzielte. Jose Mourinho darf sich freuen.

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Das Team der Stunde: Chile. Freude oder Trauer, was anderes kennt die Mannschaft in der aktuellen WM-Qualifikation nicht. Chile verlor sechs seiner 13 Spiele und damit nur zwei weniger als der Gruppenletzte Paraguay. Aber die Chilenen gewannen auch sieben Mal - damit genauso oft wie Spitzenreiter Argentinien. Zwei der sieben Siege holte Chile an diesem Doppel-Spieltag. Jorge Sampaolis Mannschaft erfuhr dabei unverhoffte Verstärkung: Italien-Legionär David Pizarro kehrte nach acht Jahren Verweigerung zurück. Nach der verpassten WM-Quali 2006 überwarf sich der Angreifer mit dem Verband und trat zurück, jetzt feierte er eine triumphale Rückkehr in Santiago De Chile.

Der Spieler der Stunde: Arturo Vidal. Der Juventus-Star hat die Lust auch nach einer schwierigen Saison mit Juventus nicht verloren und spielte sowohl in Paraguay, als auch gegen Bolivien stark auf und steuerte je einen Treffer bei. Am Antreiber der "La Roja" zeigt inzwischen Real Madrid ernsthaftes Interesse.

Der Bundesliga-Legionär der Stunde: Claudio Pizarro. Die Niederlage gegen Kolumbien hat Peru nicht aus der Bahn geworfen. "Wir stehen gut da", sagt Trainer Sergio Markarian und verweist auf die "Endspiele" gegen Uruguay und Venezuela. Wichtig war der Sieg gegen das in dieser Runde starke Ecuador. Bayerns Angreifer Pizarro erzielte in diesem Duell sehr ansehnlich das entscheidende Tor: Kopfball-Vorlage für sich selbst und Abschluss mit dem Rücken zum Tor. Er kann es halt noch immer...

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Das Team der Stunde: USA. Ein Ausrufezeichen setzte die Truppe Jürgen Klinsmanns bereits mit dem 4:3 gegen Deutschland. Während dieser Achtungserfolg in der internationalen Wahrnehmung besondere Wertschätzung genoss, folgten die eigentlich wichtigen Spiele der USA erst danach - und die Klinsmann-Truppe löste ihre Aufgaben mit Bravour. Drei Siege holten die US-Boys innerhalb von elf Tagen: 2:1-Sieg in Jamaika, 2:0-Erfolg gegen Panama und nun das 1:0 gegen Honduras. Die USA ist Spitzenreiter der CONCACAF-Gruppe und hat die Kurve nach anfänglichen Schwächen gekriegt. "Es sind nicht nur die Siege, sondern auch die Art und Weise", die Klinsmann erfreut. Alle vier Gegner, das DFB-Team eingeschlossen, stellten vier völlig verschiedene Fußball-Philosophien dar, auf die sich die US-Truppe einstellen musste. Dass es ihr gelang, zeigt die Tabelle.

Der Spieler der Stunde: Giancarlo Gonzalez. Costa Rica ist das neue Bollwerk Mittelamerikas. Seit vier Spielen kassieren die Ticos kein Tor mehr, blieben als einziges Team beim Dreierspieltag im Juni ohne Gegentor und setzten sich mit zwei Siegen und einem Remis auf Platz zwei der Tabelle. Ein Verdienst auch von Gonzalez, der in der Innenverteidigung auftrumpfte. Beim 0:0 in Mexiko winkte Stürmerstar Javier Hernandez entnervt ab, als er kein Durchkommen mehr sah. Gonzalez wechselte 2007 vom Heimatklub Alajuelense zu Valerenga nach Norwegen und ist dort sofort zum Stammspieler avanciert. Der robuste 1,86-Meter-Mann kann auch im defensiven Mittelfeld spielen und dürfte spätestens bei der WM 2014, sollte sich Costa Rica qualifizieren, für den Transfermarkt interessiert werden.

Der Bundesliga-Legionär der Stunde: Fabian Johnson. Mit Hoffenheim hat der US-Boy die Bundesliga gerade noch gehalten. Inzwischen ist er auch mit den USA auf Erfolgskurs. Die US-Öffentlichkeit entdeckt derweil, wie wertvoll Johnson ob seiner Vielseitigkeit sein kann. Gegen Panama und in Jamaika kam er auf der linken Außenbahn zum Einsatz, gegen Honduras als Linksverteidiger, weil DaMarcus Beasley gesperrt aussetzen musste. Jedes Mal spielte Johnson überzeugend. Klinsmann grübelt inzwischen, wo er seinen Allrounder aufstellt. "Wenn er links hinten und links vorne so gut spielt, kann er das mit Sicherheit auch in der Zentrale. Wir müssen schauen, was das Beste für die Mannschaft ist." Und was sagt Johnson? "Für mich ist es gleich, wo ich spiele."

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Das Team der Stunde: Der Iran hat's geschafft! Nach 1978, 1998 und 2006 ist das Land zum vierten Mal bei einer WM mit dabei. Bewerkstelligt hat es die Truppe von Trainer Carlos Queiroz mit einem Kraftakt in den letzten drei Spielen. Der Iran gewann in Katar (1:0), gegen den Libanon (4:0) und am letzten Spieltag nun in Südkorea mit 1:0, obwohl man in Ulsan spielerisch deutlich unterlegen war. "Ihr habt die Iraner zum glücklichsten Volk der Welt gemacht", titelte eine Zeitung. Damit das so bleibt, kommt auf Queiroz noch viel Arbeit zu. "Wenn wir nicht aufpassen, werden wir nicht mehr als eine Teepause für unsere WM-Gegner sein", sagte Stürmerstar Reza Ghoochannejhad. Erst einmal dürfen sie aber feiern.

Der Spieler der Stunde: Reza Ghoochannejhad ist der Mann der wichtigen Tore für den Iran. Die beiden Siege in Katar und in Korea besorgte er mit seinen Treffern, auch gegen den Libanon traf er. Die ausgeprägten Fähigkeiten des Stürmers sind auch der Bundesliga nicht verborgen geblieben, lange wurde das Interesse diverser Klubs wie Schalke und Leverkusen kolportiert. Der Iraner hat eine interessante Vita: Geboren in der iranischen Heimat, wanderte er mit seiner Familie in die Niederlande aus. Als Kind war Ghoochannejhad ein sehr talentierter Geiger, aber die Liebe zum Fußball überwog und so spielte er bei diversen Klubs und stieg bis zum U-19-Nationalspieler der Oranje auf. Für Cambuur schoss er mal das schnellste Tor der Liga. Inzwischen spielt er in Belgien bei Standard Lüttich und seit einem Jahr kickt er für den Iran und ist der Hoffnungsträger von Carlos Queiroz.

Der Bundesliga-Legionär der Stunde: Shinji Okazaki. Japan war das erste Team, das sich nach Gastgeber Brasilien für die WM 2014 qualifiziert hat. Maßgeblich am Erfolg war der Stuttgarter beteiligt. Beim 1:0-Sieg im Irak erzielte er sein achtes Saisontor und wurde damit zum Torschützenkönig der asiatischen WM-Qualifikation. Beim Confed Cup kann er nun nachlegen.

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Das Team der Stunde: Ägypten. Bei den großen Turnieren wurden die Nordafrikaner zuletzt vermisst. Bei einer WM war Ägypten eh nur zweimal, aber dass man auch nach drei Afrikameisterschaften in Folge bei zwei Kontinentalturnieren fehlte, verletzte den Stolz der fußballverrückten Ägypter. Die Sehnsucht nach der großen Bühne könnte jetzt die WM-Teilnahme stillen. Den Gruppensieg hat die Truppe von Bob Bradley einen Spieltag vor Schluss bereits gesichert, als einzige Mannschaft in Afrika gewannen sie jedes Spiel: Jetzt stehen nur noch die Playoff-Spiele im Weg. Die Entdeckung heißt derweil Mohamed Salah. Afrikas Nachwuchsspieler des Jahres 2012 spielte eine Top-Saison beim FC Basel und traf zuletzt auch in der WM-Quali nach Belieben: Allein drei Tore gab's in Zimbabwe.

Der Spieler der Stunde:. Wilfried Bony. Er ist einer der begehrtesten Spieler Europas. 31 Tore erzielte der Stürmer in 30 Ligaspielen für Vitesse Arnheim, hinzukommen weitere sechs Pflichtspiel-Tore in der Europa League und im Pokal. Inzwischen kann es sich Sabri Lamouchi, Trainer der Elfenbeinküste, sogar leisten, Didier Drogba daheim zu lassen. Bony traf nun auch in Gambia und in Tansania jeweils einmal. Die Elfenbeinküste ist auf Kurs - und Bony wohl bald bei einem Top-Klub.

Der Bundesliga-Legionär der Stunde: Aristide Bance. Noch darf sich Burkina Faso Hoffnungen auf die WM-Qualifikation machen. Beim Tabellenführer Kongo siegte die Truppe von Trainer Paul Put mit 1:0: Das Tor erzielte Bance, der nach einer schwierigen Saison beim FC Augsburg doch noch einen versöhnlichen Abschluss der Spielzeit feierte. Ob es für Bance beim FCA weitergeht, darf bezweifelt werden. Der Bundesligist wartet auf Angebote für den 28-Jährigen.

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