Die Ära Thomas Strunz beim Fußball-Traditionsklub Rot-Weiss Essen ist schon nach 17 Monaten vorbei. Der 41 Jahre alte Ex-Nationalspieler musste beim Viertligisten gehen, der in der Regionalliga gegen die Reserve des 1. FC Köln (0:2) am Freitag verloren und sofort die Trennung von Strunz beschlossen hatte.
Mit einem ehrgeizigen Fünf-Jahres-Plan ("Unser Ziel ist die 2. Liga.") war der Europameister von 1996 im April 2008 als sportlicher Leiter bei den Rot-Weissen von der Hafenstraße angetreten. Strunz wollte den bis in die Regionalliga abgestürzten deutschen Meister von 1955 zu neuem Glanz verhelfen. Dies ist nur noch Makulatur.
"Unsere Lage ist kritisch. Wir mussten ein Zeichen setzen", sagte der Vorsitzende Stefan Meutsch. Vorerst haben Strunz' bisherige Assistenten Uwe Erkenbrecher (54) und Ralf Aussem (49) die Trainingsleitung übernommen, werden die Mannschaft auf das Auswärtsspiel am kommenden Freitag in Worms vorbereiten.
Die Bilanz von Sportchef Strunz, der 41 Länderspiele für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) bestritt und mit Bayern München fünfmal deutscher Meister wurde, ist desaströs.
RWE nur einen Punkt vor den Abstiegsplätzen
Nach dem schon enttäuschenden Verlauf der letzten Regionalliga-Saison (Platz sieben) sind die Essener jetzt mit dem höchsten Kader der Liga (Personalkosten ca. 2,6 Millionen Euro) nur noch einen Punkt von einem Abstiegsplatz entfernt.
Vier von sieben Begegnungen gingen verloren. Dabei hatte Strunz vor Saisonbeginn acht Neuzugänge verpflichtet, die bisher größtenteils die Erwartungen nicht erfüllen konnten.
Nach dem planlosen Gekicke gegen Köln forderten viele Essener Anhänger lautstark den Rauswurf. Bei der Entlassung des Teamchefs wird es wohl nicht bleiben." Bei uns kommt jetzt alles auf den Prüfstand", sagte Meutsch bereits.
Stadionneubau noch nicht sicher?
Im Etat für die laufende Saison fehlt noch ein siebenstelliger Betrag. Schon mehrfach waren städtische Tochter-Unternehmen mit erheblichen Summen eingesprungen. Auch der für mit rund 35 Millionen Euro kalkulierte und von der Stadt schon fest beschlossene Stadion-Neubau ist nicht unumstritten.
Die Bezirksregierung in Düsseldorf stellte wegen der Finanzlage der Stadt ein mögliches Veto in Aussicht. Dabei haben die Vorarbeiten für den Neubau bereits begonnen. Das Stadion ist eine Baustelle.
Schon vor einigen Wochen gab es Wirbel um Strunz, als bekannt wurde, dass er neben seinem Vertrag beim Verein auch noch eine mit monatlich 7000 Euro dotierte Zusatzvereinbarung mit einer städtischen Tochter-Gesellschaft als "Berater in Stadionfragen" unterschrieben hatte. Dieser Kontrakt wurde zum 30. Juni aufgelöst.