Am Wochenende startete die 3. Liga in ihre fünfte Saison. Wie in den Jahren zuvor lässt sich auch vor der Spielzeit 2013/2014 Jahr kein eindeutiger Favorit ausmachen. Dennoch: Mit RB Leipzig und dem MSV Duisburg geben zwei Teams ihr Debüt in der dritthöchsten Spielklasse. SPOX stellt die interessantesten Teams vor.
Es dürfte hektisch zugegangen sein beim DFB in den letzten Wochen. Bis vor kurzem war nämlich überhaupt noch nicht klar, welche Teams in der neuen Saison in der 3. Liga an den Start gehen. Der MSV Duisburg bekam die Lizenz für die 2. Liga entzogen, der SV Darmstadt 98 blieb nur in der Liga, weil Nachbar Kickers Offenbach keine Lizenz erhielt. Erst zwei Wochen vor dem Start stand fest, dass die Zebras eine Lizenz für die neue Saison in Deutschlands niedrigster Profi-Liga erhalten.
Relativ souverän schaffte der Karlsruher SC im letzten Jahr den Aufstieg. In diesem Jahr lässt sich allerdings kein klarer Favorit benennen. Viele Teams veränderten ihre Kader von Grund auf - daher gleicht die Liga einer Wundertüte.
Neben dem Lizenz-Chaos verhandelte der DFB mit diversen Bewerbern um die Namensrechte der 3. Liga. "Es gibt noch nichts zu verkünden, aber wir stehen in intensiven Gesprächen. Uns ist wichtig, den richtigen Partner für uns zu finden und nicht das erste Angebot anzunehmen", sagte DFB-Direktor Ulf Schott im Rahmen der Managertagung der Drittligisten in Frankfurt. Heißt aber auch: Die 3. Liga boomt.
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Der DFB zog ebenfalls ein positives Fazit nach fünf Jahren: "Unsere sportlichen Vorstellungen und Wünsche haben sich erfüllt. Die Mannschaften sind in der Lage, sich in dieser Spielklasse zu konsolidieren und gleichzeitig für Höheres zu qualifizieren. Die Liga ist auch medial angekommen und eine gute Plattform für junge Talente", sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock.
SPOX nimmt die interessantesten Teams der Liga unter die Lupe, beleuchtet deren Kader und stellt einige Besonderheiten vor.
RB Leipzig
Der Aufsteiger aus der Regionalliga Nordost gehört trotz aller Dementis zu den Mitfavoriten um den Aufstieg - hat man doch mit einem österreichischen Brausegetränkhersteller einen potenten Sponsor und dadurch eine durchaus schlagkräftige Truppe zusammen.
1:0 in Halle: RB Leipzig gelingt Saisonauftakt
Dennoch setzt man in Leipzig nicht auf abgehalfterte Stars, sondern baut auf die Jugend. Ganz nach dem Gusto von Ralf Rangnick.
Das Team: Mit 25,3 Jahren stellt RB eine junge Truppe, die nach dem Aufstieg punktuell mit weiteren Youngstern verstärkt wurde. Der dänische U-20-Nationalspieler Yussuf Poulsen dürfte der wohl teuerste Transfer in der Geschichte der 3. Liga sein. Angeführt werden die Leipziger von Kapitän Daniel Frahn, der mit dem Verein bereits seinen zweiten Aufstieg feierte.
Trotz der Investitionen gibt man sich zurückhaltend: "Bei uns spricht keiner vom Aufstieg", sagte Frahn kürzlich im "Kicker". Zwar wäre man beim Aufsteiger mit Millionenetat nicht zufrieden mit Platz zehn oder zwölf, doch "wir setzen uns auch nicht unter Druck und denken rund um die Uhr an einen Durchmarsch", betonte der Stürmer: "Man wird uns nicht mit offenen Armen empfangen und durchwinken."
Die Stars: Bastian Schulz, Daniel Frahn, Thiago Rockenbach, Dominik Kaiser
Der Trainer: Alexander Zorniger (seit 2012). Der 45-Jährige stieg in seiner ersten Saison mit RB auf. Zuvor war er Trainer bei der SG Sonnenhof Großaspach und Co-Trainer beim VfB Stuttgart.
Besonderheiten: Neben dem wohl deutlich höheren finanziellen Spielraum gehört auch definitiv das Stadion dazu. Die Red Bull Arena in Leipzig fasst knapp 44.000 Zuschauer - kein anderes Team in der Liga hat ein ähnlich modernes Stadion.
VfL Osnabrück
Im letzten Jahr scheiterten die Veilchen denkbar knapp in der Relegation gegen Dynamo Dresden am Aufstieg in die 2. Liga. Daraufhin fand im Kader der Lila-Weißen eine hohe Fluktuation statt. Coach Pele Wollitz schmiss kurz vor Saisonende hin, weil er sich mit der Vereinsführung überwarf - fast die komplette Mannschaft stellt sich nun neu auf.
Das Team: 14 Spieler gingen, 13 Neue kamen. Mit einem Altersschnitt von knapp über 24 Jahren hat der VfL ein junges Team aufgestellt. Abzuwarten bleibt, ob die Truppe nach den vielen Wechseln auch funktioniert. Ein Aufstiegsfavorit dürfte Osnabrück in diesem Jahr wohl nicht sein, zumal der VfL mit Gaetano Manno kurz vor Saisonstart einen weiteren Leistungsträger verlor.
Der Star: Timo Staffeldt
Der Trainer: Maik Walpurgis ist seit Sommer Nachfolger von Wollitz. Walpurgis holte im letzten Jahr mit den Sportfreunden Lotte die Meisterschaft in der Regionalliga West, scheiterte aber in der Relegation an RB Leipzig.
Besonderheiten: Nach dem verpassten Aufstieg tauschte man beim VfL - gezwungenermaßen - fast den kompletten Kader aus. Das Team steht im Umbruch. Einzig Staffeldt blieb aus der Riege der Leistungsträger beim Verein erhalten. Vor der Saison gleicht Osnabrück einer Wundertüte.
1. FC Heidenheim
Seit Jahren schon wirtschaftet der 1. FC Heidenheim solide und schnuppert immer wieder an den Aufstiegsrängen. Der große Wurf aber wollte bisher noch nicht gelingen. Durch clevere Transfers in den letzten Jahren baute Heidenheim nach und nach eine schlagkräftige Truppe auf und gehört spätestens seit diesem Jahr zum Favoritenkreis.
Das Team: Auch Heidenheim musste einige Abgänge verkraften, das Team wurde aber in der Spitze verstärkt. Mit Sven Sökler (1. FC Saarbrücken) verpflichtete der 1. FCH einen der besten Spieler der 3. Liga. Das Durchschnittsalter des Teams (26,2) wird durch den 37-Jährigen Michael Thurk natürlich angehoben, allerdings bringt der Haudegen (Hier geht's zum SPOX-Interview) auch enorm viel Erfahrung mit. Alles überragender Akteur in Heidenheim ist Kapitän Marc Schnatterer, der in der letzten Saison 16 Buden erzielte, 19 Assists lieferte und dadurch in den Fokus einiger Bundesligisten rückte.
Die Stars: Marc Schnatterer, Sven Sökler, Michael Thurk
Der Trainer: Frank Schmidt ist seit 2007 Trainer in der Voith-Arena und erlebte den rasanten Aufstieg mit. Mit Ruhe, Geduld und einer sensationellen Rückendeckung des Vereins formte er in den letzten Jahren ein Spitzenteam der 3. Liga.
Besonderheiten: Seit dem Aufstieg 2009 belegte der 1. FC Heidenheim immer einen einstelligen Tabellenplatz. Die schlechteste Platzierung war Rang neun. In diesem Jahr könnte mindestens Platz drei rausspringen.
Chemnitzer FC
In der letzten Saison gehörten die Chemnitzer zum "Best of the rest" und landeten auf Rang sechs, allerdings mit deutlichem Abstand zu den Aufstiegsplätzen. Im dritten Jahr nach dem Aufstieg hat sich der CFC völlig akklimatisiert und könnte - auch dank der Transfers - um den Aufstieg mitspielen. Bei den Fans und dem Umfeld der Himmelblauen ist eine große Euphorie ausgebrochen.
Das Team: Mit Kapitän Carsten Sträßer (Wormatia Worms) verlor Chemnitz eine wichtige Stütze, doch der Abgang konnte mit der Verpflichtung von Ronny Garbuschewski (Fortuna Düsseldorf) und Marc Hensel (Erzgebirge Aue) kompensiert werden. Außerdem besitzt man mit Tino Semmer, Anton Fink und Benny Förster drei Stürmer, die durchaus gehobenes 3.-Liga-Niveau verkörpern. Generell gilt: Der CFC stellt eine homogene und ausgeglichene Truppe, deren ältester Akteur der 29-jährige Josef Cinar ist.
Die Stars: Ronny Garbuschewski, Anton Fink
Der Trainer: Seit einer gefühlten Ewigkeit ist Gerd Schädlich Trainer in Chemnitz, in Wirklichkeit geht er in seine sechste Saison (seit 2008). Der 60-Jährige hat ein Team geformt, das sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt hat.
Besonderheiten: Die gute Jugendarbeit trug in den letzten Jahren immer wieder Früchte. Zuletzt schaffte es Chris Löwe in die Bundesliga (inzwischen beim 1. FC Kaiserslautern). Nun hat man im Stadion an der Gallerstraße wieder zwei Talente im Kader, die vielversprechenden Ansätze zeigen: Tom Scheffel und Christian Mauersberger.
Preußen Münster
Am Ende fehlte im letzten Jahr ein Punkt, um an der Aufstiegsrelegation teilzunehmen. In diesem Jahr soll es gelingen - zumindest die Euphorie im Umfeld nach Platz vier in der letzten Saison ist zu spüren. Mit einigen interessanten Transfers positioniert sich Preußen Münster wieder im Favoritenfeld.
Das Team: Ohne großen personellen Aderlass geht Münster in die neue Saison, mit Djimitr Nazarov (Karlsruher SC) verließ nur eine Stammkraft den Verein. Generell haben die Preußen eine sehr erfahrene Truppe beisammen, die durch Neuzugang Gaetano Manno (VfL Osnabrück) noch verstärkt wurde. Topscorer Matthew Taylor konnte gehalten werden und soll auch in Zukunft wieder für Treffer im Preußenstadion sorgen. Dennoch: Die acht Neuzugänge müssen erst noch vollständig in das Team integriert werden.
Die Stars: Matthew Taylor, Gaetano Manno, Amaury Bischoff, Dennis Grote
Der Trainer: Pavel Dotchev ist seit Januar 2012 bei Preußen Münster tätig und war vor allem in der letzten Saison erfolgreich. Der Bulgare stand bereits beim SC Paderborn, Rot-Weiß Erfurt und dem SV Sandhausen an der Seitenlinie und stieg mit dem SCP 2005 in die 2. Liga auf.
Besonderheiten: Das Preußenstadion ist fast noch komplett im Originalzustand. Der altehrwürdige Bau hat die Gründung der Bundesliga miterlebt und war das erste Bundesligastadion, das ausverkauft war.
MSV Duisburg
Bis vor kurzem war noch nicht einmal klar, in welcher Spielklasse der MSV starten wird. Dementsprechend schwer fällt eine Einschätzung. Nach dem kuriosen Lizenzentzug hatte der MSV nur elf Tage Zeit, eine Mannschaft zu formen.
Das Team: Die Vorbereitung glich einer Casting-Show. Viele Test- und Probespieler waren dabei. Das kurzfristig improvisierte Trainingslager half dabei, sich einen genaueren Eindruck zu verschaffen. Derzeit umfasst der Kader der Duisburger 17 Spieler, darunter drei Torhüter. Eigentlich zu wenig, doch noch ist das Transferfenster geöffnet. Die elf Neuzugänge werden eine gewisse Anlaufzeit benötigen, immerhin blieben mit Kapitän Branimir Bajic und Sascha Dum zwei erfahrene Spieler sowie mit Kevin Wolze ein junger talentierter Kicker.
Die Stars: Sascha Dum, Kevin Wolze, Branimir Bajic
Der Trainer: Karsten Baumann übernahm nach dem Zwangsabstieg das Amt von Kosta Runjaic. Der 43-Jährige war zuletzt bei Erzgebirge Aue im Amt, musste dort aber im April gehen. Man darf gespannt sein, ob es ihm gelingt, unter den widrigen Bedingungen ein schlagkräftiges Team zu formen.
Besonderheiten: Die gesamte Situation rund um den Verein. Lange war gar nichts klar, mittlerweile haben die Zebras einige Baustellen geschlossen. Das Projekt Duisburg gehört zu den derzeit spannendsten in Deutschland.
Der 1. Spieltag im Überblick