"Noch ist nichts gewonnen"

Stefan Moser
03. März 201114:38
Keinen Raum zur Entfaltung geben: Peer Kluge (l.) und seine Schalker kämpften die Bayern nieder  Getty
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Schalke 04 steht im DFB-Pokal-Finale. Peer Kluge hatte mit seinem läuferischen Engagement großen Anteil an diesem Erfolg. Im Interview mit SPOX spricht er über seine Schmerzen, die Standard-Stärke und Manuel Neuer.

SPOX: Peer Kluge, Sie konnten am Ende kaum mehr laufen, wurde nach einem unglaublichen Laufpensum von Krämpfen geplagt. Sind die Schmerzen mit dem Einzug ins Finale nun vergessen?

Peer Kluge: (lacht) Danke, mir geht es wieder gut! Aber es stimmt schon, am Ende habe ich nur noch gehofft: Bitte bloß keine Verlängerung mehr! Aber in so einem Spiel gehört das einfach dazu, für das große Ziel Berlin beißt man sich dann auch schon mal richtig auf die Zähne. Und Gott sei Dank sind wir dann ja auch belohnt worden. SPOXspox

SPOX: Neben der läuferischen Leistung haben Sie auch taktisch sehr clever agiert, Felix Magath ließ eine Art 4-3-3-System spielen...

Kluge: Die ganze Mannschaft hat sehr gut verteidigt, aber wenn man so will, haben wir wirklich mit drei Sechsern agiert: Joel Matip, Tony Annan und ich. Und das hat sehr gut funktioniert. So konnten wir Robben und Ribery auf Außen immer doppeln und gleichzeitig im Zentrum kompakt stehen.

SPOX: Um dann vor allem über Jefferson Farfan schnell zu kontern...

Kluge: Das war der Plan. Wir wussten ja, dass Jeff sehr schnell ist und wir wussten auch, dass die Bayern hinten Probleme haben. Das wollten wir ausnutzen. Und tatsächlich hatten wir ja auch früh schon die eine oder andere gute Gelegenheit über schnelle Gegenangriffe. Zum Glück hat Raul dann getroffen, denn das 1:0 hat uns natürlich zusätzlich geholfen. Obwohl wir in der zweiten Halbzeit die Konter noch besser hätten ausspielen können, um vielleicht frühzeitig den Sack zu zu machen.

SPOX: Ein wichtiger Faktor waren auch die Standards - in der bisherigen Saison eigentlich eher eine Schwäche von Schalke. Gegen die Bayern war nun plötzlich Platz im Strafraum...

Kluge: Es war auch für mich leicht verwunderlich, wie gefährlich wir bei den Standards wirklich waren. Es ist ja nicht nur das Tor nach einer Ecke gefallen, zuvor hatte Höwedes schon eine Riesenchance, als Müller auf der Linie retten musste. Unsere Leute kamen da tatsächlich immer wieder mal frei zum Ball. Warum auch immer. Ich weiß nicht, wie die Zuordnung der Bayern da war, und dazu will ich auch gar nichts sagen. Wichtig ist für mich am Ende nur, dass wir das Spiel gewonnen haben.

SPOX: Nach Schlusspfiff ist die Mannschaft sofort geschlossen zu Manuel Neuer gelaufen. War der ganze Wirbel schon vorher in der Kabine ein Thema?

Kluge: Vorher eigentlich nicht, denn wir wussten ja nicht, was da wirklich auf Manuel zukommen würde. Aber unsere Reaktion nachher war schon ein Zeichen, dass wir auch für Manuel gespielt haben. Das war heute sicher kein einfaches Spiel für ihn.

SPOX: Auch weil ein Teil der Bayern-Fans sehr aggressiv Stimmung gemacht hat.

Kluge: Ja, aber das hat uns nicht zu interessieren, was die Bayern Fans machen. Wir müssen unser Ding durchziehen. Im Nachhinein freuen wir uns natürlich, auch für Manu. Aber ich denke, für ganz Schalke war das eine tolle Sache.

SPOX: Können Sie mit solchen Spielen vielleicht auch dazu beitragen, dass Neuer länger auf Schalke bleibt?

Kluge: Manu ist natürlich extrem wichtig für Schalke, das hat er nicht nur in diesem Spiel gezeigt. Er ist seit 20 Jahren im Verein, er identifiziert sich mit Schalke, die Fans mögen ihn. Aber tatsächlich ist unsere einzige Möglichkeit, wirklich Einfluss auf seine Entscheidung zu nehmen, indem wir möglichst erfolgreich spielen, um uns für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Wie seine Entscheidung dann am Ende ausfällt, können wir als Einzelne kaum beeinflussen. Aber ich hoffe für ganz Schalke, dass er bleibt, weil er für uns als Mannschaft einfach enorm wichtig ist und uns Rückhalt gibt.

SPOX: Ist mit dem Finaleinzug nun eine bislang eher durchwachsene Saison vorerst zum Positiven gewendet?

Kluge: Die Saison ist ja noch nicht zu Ende. Wir haben jetzt erst mal einen wichtigen Schritt gemacht, aber mit diesem Sieg ist sicherlich nicht alles weggewischt, was wir in der Liga bisher alles versäumt haben. Wir können jetzt zwar wieder ein bisschen positiver in die Zukunft schauen, aber es sind noch genügend Spiele zu spielen - und noch ist nichts gewonnen.

SPOX: Aber immerhin stehen die Chancen nun wieder sehr gut, in der kommenden Saison doch international zu spielen.

Kluge: Das wäre natürlich super wichtig, für die Entwicklung der Mannschaft und für den ganzen Verein. Aber dafür müssen wir das Spiel in Berlin auch gewinnen, und das ist unser Ziel.

Zum Spielbericht: Bayern gegen Schalke