Darmstadt gewinnt erstmals seit April 2017 auswärts und vergrößert die Augsburger Sorgen, der Druck auf Trainer Enrico Maaßen nimmt zu.
Enrico Maaßen steckte seine Hände in die Hosentaschen und nahm mit versteinerter Miene die Pfiffe und Verwünschungen der Fans hin. Nach der überraschenden 1:2 (0:0)-Heimpleite des FC Augsburg gegen Aufsteiger Darmstadt 98 war die Wut groß bei den Schwaben - und sie traf auch Trainer Maaßen.
Nur zwei Siege aus den vergangenen 19 Pflichtspielen, nun die erste Niederlage vor eigenem Publikum seit Mitte Mai und der Absturz auf Platz 15: Maaßens Bilanz ist ernüchternd. Doch für Routinier Jeffrey Gouweleeuw liegen die Probleme tiefer.
"Wenn es oben Probleme gibt oder Diskussionen, dann geht das auch runter, damit fängt es an", sagte er über die jüngste Unruhe auf Führungsebene mit dem Abschied des langjährigen Managers Stefan Reuter, der nur noch beratend tätig ist.
Sein Nachfolger Marinko Jurendic fährt einen Jugendstil, den Gouweleeuw harsch kritisierte. "Dass man es in der Bundesliga nicht schafft, nur mit jungen Spielern und einem jungen Trainer...", sagte er und betonte: "Die im Hintergrund stehen, müssen sich hinterfragen. Die Frage ist, reicht die Qualität?"
Kapitän Ermedin Demirovic, dessen vierter Saisontreffer (86.) zu spät kam, nahm Maaßen nach der "brutal dummen" Niederlage in Schutz. "Ich will natürlich, dass der Trainer bleibt", sagte er bei Sky: "Ich bin zufrieden mit dem Trainer, wir arbeiten gut zusammen und haben alle ein gutes Verhältnis zu ihm. Aber dass die Frage aufkommt, ist klar."
Beantworten muss sie Jurendic, der ein Bekenntnis zu Maaßen verweigerte. "Ich glaube, ich muss die Leistung erst mal sacken lassen", sagte er.
Augsburg - Darmstadt: Lilien feiern seltenes Erfolgserlebnis
Viele Argumente lieferte der Auftritt am Samstag nicht. Ein Traumtor von Tim Skarke (52.) per Volleyschuss und Tobias Kempe mit einem verwandelten Foulelfmeter (70.) bescherten den 98ern den ersten Auswärtssieg im Oberhaus seit April 2017 (2:1 beim Hamburger SV).
Vor dem 0:2 vertändelte der eingewechselte Arne Maier den Ball und traf dann Fabian Nürnberger am Fuß. Es war einer von vielen unerklärlichen Augsburger Fehlern, die Maaßen-Elf spielte zu ausrechenbar und ideenlos. Nach der Umstellung auf eine Viererkette wurde es in der Schlussphase besser, doch die Wende gelang nicht mehr.
Darmstadt präsentierte sich trotz zuvor dreier Auswärtsniederlagen mutig und hatte früh etwas mehr vom Spiel. Die Gäste hätten sogar höher führen können, ehe Augsburg endlich aufwachte. "Es war ein Mitbangen, dass wir's über die Runden bekommen, da fiel es schwer, ruhig zu bleiben", sagte Gästecoach Torsten Lieberknecht über den "Baustein" zum Ligaverbleib.
Als er zu den Interviews ging, humpelte er. Im Training habe er eine Übung vormachen wollen, berichtete Lieberknecht schmunzelnd, dabei habe er sich in der linken Wade einen Muskelbündel abgerissen und einen Faserriss erlitten. Nun, im Spiel, war nach einem Sprint erneut die Wade betroffen. "Heute haben wir alle was geben müssen...", sagte er und lachte.
FC Augsburg - Darmstadt: Die Daten zum Spiel
Augsburg: Dahmen - Pfeiffer (75. Cardona), Gouweleeuw, Uduokhai - Gumny (58. Maier), Breithaupt (70. Jensen), Rexhbecaj, Iago (58. Pedersen) - Beljo, Demirovic - Tietz (58. Michel). - Trainer: Maaßen
Darmstadt: Schuhen - Klarer, Müller, Maglica - Bader (90. Isherwood), Kempe (82. Riedel), Holland, Nürnberger - Mehlem (71. Müller) - Pfeiffer (71. Hornby), Skarke (82. Honsak). - Trainer: Lieberknecht
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Tore: 0:1 Skarke (52.), 0:2 Kempe (70., Foulelfmeter), 1:2 Demirovic (86.)
Zuschauer: 29.200
Gelbe Karten: Gumny, Michel (2), Demirovic, Uduokhai - Müller, Pfeiffer (2)