Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg prophezeit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar nach der 1:2-Pleite zum Auftakt gegen Japan einen steinigen Weg. "Wir stehen jetzt schon mit dem Rücken zur Wand", sagte der 54-Jährige im Interview mit dem Nachrichtenportal t-online. Gegen Spanien im zweiten Spiel gehe es schon um alles oder nichts.
Von der spielerischen Qualität her sieht Effenberg die Mannschaften so eng beieinander wie nie zuvor. Das liege vor allem an den vermeintlich "kleinen" Nationen, die auf einem ganz anderen Level spielten als noch vor 15 bis 20 Jahren. Einen wirklichen Coup traut er ihnen aber nicht zu.
"Dass ein Außenseiter bei dieser WM für ein Wunder sorgen kann, glaube ich nicht", meinte der langjährige Kapitän von Bayern München und Borussia Mönchengladbach.
Nach dem Fehlstart gegen Japan hat auch der frühere Bundestrainer Berti Vogts harsche Kritik am Auftreten der Nationalmannschaft im Auftaktspiel geübt. "Ich bin erschrocken über das, was ich gesehen habe", schrieb der 75-Jährige in seiner WM-Kolumne in der Rheinischen Post (Freitagausgabe), "vor allem defensiv war es eine indiskutable Vorstellung."
Vogts fand die Leistung der deutschen Auswahl gegen die Japaner trotz eines vielversprechenden Starts "über 90 Minuten nicht in Ordnung. Schon in der ersten Halbzeit gab es zu viele Ballverluste und Abstimmungsschwierigkeiten", so Vogts, "da dürfen wir uns nichts vormachen."
Kritik am DFB-Team: Vogts nimmt Hansi Flick in Schutz
Auch Passivität sei ein Problem gewesen. "Warum warte ich darauf, dass der Gegner einen Fehlpass macht, statt aktiv zu versuchen, den Ball zu erobern?", fragte der frühere Verteidiger Vogts, "und warum gebe ich als Verteidiger nur Begleitschutz, statt konkret einzugreifen? Manndeckung ist auch im modernen Fußball nicht verboten."
Er habe zudem auf dem Platz keine Mannschaft gesehen, "das ist das A und O bei einer WM, das war immer das Erfolgsgeheimnis deutscher Teams. In diesem Spiel haben das aber nur die Japaner gezeigt."
Hansi Flick nahm Vogts in Schutz. "Dass es keine richtige Reaktion der Deutschen auf die taktischen Veränderungen der Japaner gab, ist nicht in erster Linie Sache des Trainers. Wenn in der Schlussphase das Spiel entgleitet, muss das Team in der Lage sein, zu reagieren und zu zeigen: Wir lassen nichts anbrennen, wir bringen die Führung nach Hause."