Ein Fiat Punto für 70 Millionen

Florian Bogner
09. November 200723:56
SPOXGetty
Werbung

München - Es war am 19. April diesen Jahres, da sprach Bayerns Mittelfeldspieler Mark van Bommel prophetische Worte.

Tatort Pressestüberl, Vereinsgelände FC Bayern München. Der Holländer schwadronierte darüber, dass man beim folgenden Spiel in Stuttgart höllisch aufpassen müsse, sonst bekäme man das mit der Platzierung unter den ersten Drei der Liga nicht mehr hin und müsse dann in der nächsten Saison wohlmöglich im "Fiat-Punto-Clio-Cup" spielen - zweifelsohne eines der besten Zitate des Jahres.

Das Ergebnis ist bekannt: Der FC Bayern bekam kräftig auf die Pfoten und war am Ende mit dem 0:2 (zweifacher Torschütze Cacau) gut bedient. Spätestens nach der Bankrotterklärung mit der 1:2-Heimpleite gegen Hamburg eine Woche später war bei den Bayern-Verantwortlichen die Erkenntnis gar, dass Geld auf dem Konto in Ausnahmefällen auch mal zum Ausgeben da ist.

Neue Lust am Geld ausgeben

Der VfB Stuttgart gab also indirekt die Initialzündung für Bayerns Beutezug durch Europa, auf dem Manager Uli Hoeneß 70 Millionen Euro liegen ließ und am Ende neun sehr brauchbare Kicker mit nach München brachte. Der Beginn einer neuen Ära?

Nun, mittlerweile sind die Bayern im Fiat-Punto-Clio-Cup angekommen, haben sich zu einem 3:2 in Belgrad und einem 2:2 gegen Bolton gestolpert und sind auch in der Liga nicht mehr so alles überragend, wie es die ersten Saisonspiele über den Anschein hatte.

Zwei einfallslose Nullnummern gegen Dortmund und Frankfurt haben den Bayern in den letzten Wochen die Selbstverständlichkeit des Siegens geraubt und auch beim unerwarteten Unentschieden gegen Bolton offenbarte man erneut Schwächen in punkto Chancenverwertung und Defensivverhalten.

Am Samstag steht nun erneut ein Spiel in Stuttgart an (15.30 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere) und erstmals in dieser Saison droht dem Rekordmeister der "Absturz" auf Platz zwei. "Wir müssen in Stuttgart ein Zeichen setzen", fordert Trainer Ottmar Hitzfeld deshalb, obwohl er den VfB "eindeutig im Aufwärtstrend" sieht und sich sehr wohl der Unannehmlichkeiten von zwei Pflichtspielen binnen 44 Stunden bewusst ist.

Sturmerprobter Hitzfeld bleibt gelassen

Die indirekte Kritik von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, er habe den Sieg gegen Bolton durch die falsche Aufstellung und fahrlässige Wechsel verschenkt, nahm der 58-Jährige gelassen hin.

"Ich bin ja sturmerprobt", und außerdem werde er Aussagen des Vorstandes sowieso nicht kommentieren. "Ich kann nur sagen, dass wir innerhalb von drei Tagen zwei Spiele haben. Dementsprechend stelle ich die Mannschaft auf", sagte Hitzfeld.

Die genaue Aufstellung gegen Stuttgart wollte der Fußball-Lehrer am Freitag freilich noch nicht verraten. Wohl aber, dass er wie gegen Bolton auf Lukas Podolski setzen wird. Eigentlich hatte Hitzfeld vor, den 22-Jährigen gegen Bolton durchspielen zu lassen. Da dieser aber mit zwei Toren und Einsatzwillen glänzte, wurde er nach 58 Minuten zum Duschen geschickt.

Wer hier an einen Logikfehler glaubt, der irrt. " Er kann ja nicht zweimal in drei Tagen 90 Minuten spielen", erklärte Hitzfeld Podolskis Auswechslung - er darf also am Samstag von Beginn an spielen.

"In Stuttgart werden wir gejagt"

Ob neben dem Youngster Luca Toni oder Miroslav Klose auflaufen wird, ließ der 58-Jährige offen. Da Klose gegen Bolton aber 90 Minuten durchspielte, dürfte Toni wohl erste Wahl sein. Auch die gegen die Engländer geschonten Philipp Lahm, Martin Demichelis und Ze Roberto werden in die Startformation zurück kehren.

Große Motivationsprobleme erwartet der Coach indes nicht. "Wir haben noch eine Rechnung offen, von daher werden wir topmotiviert sein", so Hitzfeld. "In Stuttgart werden wir gejagt. Die ganze Liga wartet darauf, dass Bayern strauchelt und dass vielleicht ein neuer Tabellenführer ganz oben steht."

Sollte Bayerns Auftritt in Stuttgart erneut in die Binsen gehen, könnte der Spitzenreiter am Samstagabend Hamburger SV heißen. Und der spielt bekanntlich ja auch im Fiat-Punto-Clio-Cup.