In der Türkei ist das Meisterschaftsrennen so offen wie lange nicht mehr. Galatasaray baut auf Wesley Sneijder und dessen überragende Form. Auch Besiktas und Fenerbahce haben ihre Hoffnungsträger. SPOX wirft einen Blick auf die internationalen Topligen. Diesmal: Die Süper Lig.
Das Meisterschaftsrennen: Galatasaray, Besiktas und Fenerbahce auf Platz 1 bis 3 - an sich keine Überraschung für die Süper Lig. Ein Bild, das man seit Jahren kennt. Das Rennen zwischen den drei Großen spiegelt sich wider in der Platzierung der Süper Lig. Nur zwei Punkte trennen den dritten vom ersten Platz. Die großen Drei sind dem Rest der Liga enteilt, wonach es in der Anfangsphase gar nicht aussah.
Einen Titel-Favoriten auszumachen, erscheint schwierig, zumal jeder Klub gewisse Vorteile für sich beansprucht. Aber der Reihe nach:
Galatasaray ist vor allem nach dem Trainerwechsel vom glücklosen Cesare Prandelli zu Hamza Hamzaoglu regelrecht aufgetrumpft. Hamzaoglu verwarf Prandellis kompliziertes System, verpasste Galatasaray den gewohnten, offensiven Fußballstil. Hamzaoglu, der schon als Profi für Galatasaray spielte und den Klub in- und auswendig kennt, verlor in der Liga bisher nur ein Spiel. Sein größter Erfolg ist sicher die Entfesselung von Wesley Sneijder.
Der Niederländer bekam unter Hamzaoglu eine zentrale Rolle, nachdem er unter Prandelli, aber auch unter Vor-Vorgänger Roberto Mancini, oft auf der ungeliebten Außenposition spielen musste. Sneijder spielt zentral, lenkt zentral und ist längst auch der emotionale Anführer der Truppe. In der Winterpause machte Italien-Meister Juventus sowohl dem Klub als auch dem Niederländer ein sehr lukratives Angebot. Während der notorisch klamme Klub kurz schwächelte, wiegelte Sneijder ab und schwor sich auf die Meisterschaft ein.
Die Tabelle der Süper Lig
Bei Verfolger Besiktas freut man sich insgeheim, dass man sich von der Europa League verabschiedet hat. Zwar hat die Europa-Tour der Seele gut getan, allerdings offenbarte der kleine Kader auch die zu erwartenden Probleme: körperliche Defizite, Verletzungen und Co.
Größen wie Demba Ba, Jose Sosa, Gökhan Töre mussten quasi durchspielen, um in allen Wettbewerben zu bestehen. Während Ex-Hamburger Töre immer noch unaufhörlich marschiert, sind Sosa und Ba in eine Formkrise geschlittert.
Nach dem Aus gegen den FC Brügge kann sich Besiktas voll auf die Meisterschaft konzentrieren: Die Hoffnung ist berechtigt, dass Ba und Sosa nun wieder zur alten Stärke finden. Tolgay Arslan, der in der Winterpause vom HSV kam, erwies sich bislang auch als Verstärkung. Besiktas' großes Problem ist immer noch, dass man quasi keine Heimspiele hat. Aufgrund des Stadion-Neubaus und der fortwährenden Verzögerung reist die Mannschaft seit anderthalb Jahren durch die Stadien der Türkei, um die Heimspiele auszutragen.
Ein eigenes Stadion hat Fenerbahce, doch die Festung von einst ist das Sükrü Saracoglu schon lange nicht mehr. Zuletzt gab es ein 1:2 gegen Akhisar zu Hause - in anderen Heimspielen schwächelte die Truppe von Ismail Kartal. Gerettet haben den unerfahrenen Trainer wohl die Derby-Siege gegen Galatasaray (1:0) und Besiktas (1:0), obwohl die Formkurve zuletzt nach unten zeigte.
Aber die Derby-Siege zeigen auch, was Fenerbahce ausmacht: die Routine. Die Mannschaft ist erfahren, hat eine gesunde Achse aus Spielern wie Volkan Demirel, Bruno Alves, Emre, Dirk Kuyt und Moussa Sow. Letzterer ist aber Feners große - beinahe einzige - Hoffnung im Sturm. Emmanuel Emenike liegt im Clinch mit den kritischen Fans, stürmte zuletzt beim Derby gegen Besiktas wutentbrannt vom Platz. Ob er jemals wieder für Fener spielt, ist unklar.
Das Restprogramm spricht für Galatasaray, das beispielsweise Besiktas noch zu Hause hat und mit der Reise nach Trabzon eigentlich nur noch ein schweres Auswärtsspiel hat. Dennoch: Das Rennen bleibt bis zum Ende offen.
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Seite 3: Abstieg bei der 30. Trainer-Station
Das Duell um Europa: Platz 3 ist so gut wie vergeben. Der Verlierer des Titelkampfs wird den ersten Platz zur Europa League einnehmen. Jedoch sollte Galatasaray oder Fenerbahce den Pokal gewinnen und Dritter werden, rückt der Fünfte der Liga nach. So sind Basaksehir und Trabzonspor durchaus Fans der Istanbuler im Pokal, kämpfen sie um einen Europa-League-Platz.
Bursaspor, das ebenfalls im Rennen ist, hat als Pokal-Viertelfinalist einen zweite Option für Europa.
Favorisiert um den 4. Platz scheint Basaksehir: Die Truppe von Ex-Nationaltrainer Abdullah Avci hat im Vergleich zur Konkurrenz vielleicht nicht die individuellen Größen, ist aber als Team kompakt und hat mit bisher nur 18 Gegentoren in 25 Spielen die beste Defensive der Liga.
Im Tor steht mit Volkan Babacan die neue Nummer 1 der Nationalmannschaft, mit Alexandru Epureanu und Yalcin Ayhan baut Avci auf ein eingespieltes und erfahrenes Duo in der Innenverteidigung. In der Offensive führt Routinier Semih Sentürk die Mannschaft an. Basaksehirs großer Vorteil: Die Mannschaft arbeitet unaufgeregt und ohne großen Druck von außen, was vor allem bei Trabzonspor ein Problem ist.
Der Klub holte im Sommer und im Winter sage und schreibe 27 neue Spieler und wechselte auch schon den Trainer. Vahid Halilodzic ging, Ersun Yanal, der im Vorjahr mit Fenerbahce Meister wurde, kam. Von Yanal erwartet man trotz des heftigen Umbruchs, dass die Mannschaft sofort funktioniert und idealerweise um den Titel mitspielt. Die Erwartungen sind sehr hoch. Die Mannschaft ist aber insgesamt zu unbeständig. Die Hoffnungsträger sind Mehmet Ekici (neun Tore, neun Assists) und Oscar Cardozo (15 Tore), die stark aufspielen. Ob das Duo aber reicht?
Einen kleinen Einbruch erlitt Bursaspor in der Rückrunde, obwohl man zwischendurch sogar im Titelkampf anklopfte. Trainer-Guru Senol Günes hat eine junge, erfolgshungrige Truppe. Zuletzt stellte Bursaspor gleich fünf türkische Nationalspieler ab. Kommt die Konstanz der Hinrunde zurück, ist mit Bursaspor zu rechnen. Spätestens in der neuen Saison will der Titelträger von 2011 auch um die Meisterschaft wieder mitspielen. Dann in der neuen "Timsah-Arena".
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Der Abstiegskampf: Während das Rennen um den Titel und um Europa spannend bleibt, ist der traditionell enge Abstiegskampf in der Süper Lig in dieser Saison beinahe schon entschieden. Zwischen dem 16. Kayseri Erciyesspor und dem 15. Platz, den Michael Skibbes Eskisehirspor einnimmt, sind es schon sieben Punkte.
In Kayseri gab es schon den zweiten Trainerwechsel, weil auch Mehmet Özdilek die wild zusammengestellte Mannschaft nicht zu einer Einheit formen konnte. Die letzten vier Spiele wurden allesamt verloren und die Formkurve zeigt weiter nach unten. In der Rückrunde holte man gerade mal einen Punkt.
Dass Karabükspor im Abstiegskampf steckt, verblüfft die Experten. Die Mannschaft hat deutlich mehr Qualität, schaffte im Sommer beinahe den Sprung in die Gruppenphase der Europa League. Der AS St. Etienne konnte sich erst im Elfmeterschießen durchsetzen.
Der Vater des damaligen Erfolgs, Tolunay Kafkas, ist weg. Nachfolger Yilmaz Vural ist ein echter Experte, was den Abstiegskampf angeht, ist aber auch seit seiner Ankunft immer noch sieglos. Bei seiner 30. Trainer-Station wird er den Abstieg kaum vermeiden können.
Balikesirspor, das mit Ausnahme von zwei Spieltagen bisher immer Letzter war, schlägt sich in der Rückrunde tapfer, erkämpfte sich zuletzt gar einen Punkt gegen Besiktas. Für den Klassenerhalt wird es aber nicht reichen.
16 Neuzugänge zählte der Klub - wirklich geholfen hat eigentlich nur Galatasaray-Leihgabe Sercan Yildirim. Doch auch er wird den Abstieg des Aufsteigers nicht verhindern können.
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