Jede Menge los in der Bundesliga: Lewandowski weist Haaland in die Schranken, in Berlin geht es gleich doppelt bergauf und dann fliegt auch noch Gladbachs Valentino Lazaro durch die Luft. Das alles und noch mehr in den Talking Points des 7. Spieltags.
Lazaro mit dem Fritz-Walter-Tor-des-Jahres
1. Oktober 1956, Leipziger Volksstadion, 120.000 Zuschauer bei Wismut Karl-Marx-Stadt gegen den 1. FC Kaiserslautern. Was das mit dem 8. November 2020, Leverkusener BayArena, Null Zuschauer bei Bayer Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach zu tun hat? Die Flughacke, oder wie man heute neudeutsch offenbar sagt: Der Scorpion-Kick (Video: No-Look-Scorpion-Kick von Valentino Lazaro).
Damals in Leipzig staunte die Welt über den eingesprungenen Fritz Walter, ein Hackentor im Sturzflug und hätte es damals schon das "Tor des Monats" gegeben - es wäre das Tor des Jahres geworden. Nun hat der gute Fritz einen würdigen Nachfolger. Gladbachs Valentino Lazaro verlängerte am späten Sonntagabend eine Flanke ähnlich spektakulär wie seinerzeit Walter ins obere Toreck. Ein Tor für die Ewigkeit vom Gladbach-Skorpion, aber keines für wenigstens einen Punkt für die Borussia. Wunderschön war's trotzdem.
Mit Matteo Guendouzi kommt der Aufschwung
Die Hertha hat ihren in den letzten Wochen schon angedeuteten Aufwärtstrend in Augsburg nun auch mit Punkten unterstrichen. Das 3:0 gegen den FC Augsburg war ein absolut souverän herausgespielter Sieg gegen einen sehr unangenehmen Gegner, der in der Länderspielpause für ein wenig Ruhe sorgt im notorisch aufgeregten Umfeld der Hertha.
An den deutlich besseren Leistungen der letzten Spiele ist Zugang Matteo Guendouzi maßgeblich beteiligt. Der Franzose zeigt erstaunlich wenige Anpassungsprobleme an die neue Mannschaft und die neue Liga und wirkte wie schon bei seinem Debüt gegen Wolfsburg eine Woche zuvor wie ein echter Anker im defensiven Mittelfeld.
Guendouzi ist vom FC Arsenal ausgeliehen, das Leihgeschäft für diese eine Saison könnte sich für die Berliner noch über die Maßen bezahlt machen. Jedenfalls lässt Guendouzis Turbo-Start für die Zukunft noch einiges erhoffen.
Wer Kruse holt, bekommt auch Kruse
Mal wieder gehörten die Schlagzeilen unter der Woche Max Kruse. Mit allerhand privater Sperenzchen unterhält Kruse die Redaktionen in der Hauptstadt und seinen Klub auf Trab. Und am Wochenende zerstört er dann gegnerische Abwehrreihen.
Schon jetzt ist Kruse der Fixpunkt in einer Union-Mannschaft, die ihren Stil ziemlich krass verändert hat und dafür unter anderem einen gut aufgelegten Kruse benötigt. Kruse steht stellvertretend für die neue Spielkultur, die sich mit großen Schritten wegbewegt vom langen Ball, viel Kampf und noch mehr gefährlichen Standards. Kruse ist der Schlüssel zu einem neuen Ballbesitzfußball, der über das Positionsspiel nach vorne findet und schon früh in der Saison richtig erfrischenden Fußball liefert.
16 Tore und damit die zweitmeisten nach den Bayern sind ein eindeutiger Beleg für den Kulturwandel, Kruse mit acht Scorerpunkten (drei Tore, fünf Assists) hinter den großen Drei Lewandowski, Haaland und Thomas Müller der gefährlichste Angreifer der Liga (Video: Scoring-Maschine: Bereits 8 Torbeteiligungen von Max Kruse). Aber wie das Trio auch dürfte Kruse für die deutsche Nationalmannschaft kein Thema (mehr) sein. Was eigentlich ziemlich schade ist, weil einen Spieler wie den 32-Jährigen könnte Deutschland ganz gut gebrauchen ...
Mainz vs. Schalke: Besser als gedacht - aber wem bringt's was?
Die Partie zwischen Mainz 05 und Schalke 04, Letzter gegen Vorletzter, wurde im Vorfeld als "El Schrottico" verspottet, was zum einen natürlich ziemlich despektierlich war und zum anderen mit den gezeigten Leistungen auf dem Platz nur noch geringfügig zu tun hatte. Das Spielniveau in diesem sehr brisanten Duell war erstaunlich ordentlich und beileibe nicht das schlechteste des Spieltags (nachzufragen bei Werder Bremen und dem 1. FC Köln), was auch an den beiden Trainern lag.
Jan-Moritz Lichte und Manuel Baum sind die einzigen beiden "Neuen" in der bisherigen Saison, beide haben extrem schwierige Aufgaben übernommen und zeigen nach ein paar Wochen mit ihren Teams auch ein paar neue Ansätze.
Das Spiel wirkt aktiver, nicht mehr so verhalten wie unter den jeweiligen Vorgängern. Aber: Beide haben auch sehr krude zusammengestellte Kader geerbt mit schwierigen Charakteren, die offenbar schwer in die Spur zu bringen sind. Das wird für Lichte und auch für Baum der Schlüssel werden, wenn der Weg hinaus aus dem Keller gelingen soll. Andernfalls bleiben Mainz und Schalke bis zum letzten Spieltag klare Abstiegskandidaten.
Haaland vs. Lewandowski: Kleine Unterschiede, große Wirkung
Borussia Dortmunds Angriff auf die Bayern im Spitzenspiel war ja im Kleinen auch ein Angriff von Erling Haaland auf Robert Lewandowski. Schon länger wird trefflich darüber spekuliert, ob der junge Norweger den etwas betagteren Polen irgendwann einmal bei den Bayern wird beerben können. Dann, wenn Lewandowski aufhört. Denn aktuell kann es keinen Besseren geben als den 32-Jährigen.
Die kleinen, aber doch sehr feinen und am Ende auch spielentscheidenden Unterschiede waren am Samstag jedenfalls auffällig genug. Haaland war zwar eine ständige Bedrohung für Bayerns Defensive, immer an der Abseitslinie lauernd und oft genug auch mit dem perfekten Timing für den Tiefenlauf. Aber vor dem Tor hakte es beim Jungspund dann teilweise gewaltig. Haaland vergab drei, vier dicke Möglichkeiten, ehe er kurz vor Schluss doch noch zu seinem Tor kam.
Da war es (fast) schon zu spät, der Partie hätte er deutlich früher eine andere Richtung geben können. Anschauungsunterricht in puncto Effizienz gab es von Lewandowski, der aus zwei Torschüssen einen Treffer machte, während Haaland für sein Tor vier Versuche benötigte.
Bundesliga-Tabelle nach dem 7. Spieltag:
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Bayern München | 7 | 27:11 | 16 | 18 |
2. | RB Leipzig | 7 | 15:4 | 11 | 16 |
3. | Borussia Dortmund | 7 | 15:5 | 10 | 15 |
4. | Bayer Leverkusen | 7 | 14:8 | 6 | 15 |
5. | 1. FC Union Berlin | 7 | 16:7 | 9 | 12 |
6. | Wolfsburg | 7 | 7:5 | 2 | 11 |
7. | Borussia M'gladbach | 7 | 12:12 | 0 | 11 |
8. | VfB Stuttgart | 7 | 13:9 | 4 | 10 |
9. | Werder Bremen | 7 | 9:9 | 0 | 10 |
10. | FC Augsburg | 7 | 9:10 | -1 | 10 |
11. | Eintracht Frankfurt | 7 | 10:12 | -2 | 10 |
12. | Hertha BSC | 7 | 13:13 | 0 | 7 |
13. | TSG Hoffenheim | 7 | 11:12 | -1 | 7 |
14. | SC Freiburg | 7 | 8:16 | -8 | 6 |
15. | Arminia Bielefeld | 7 | 4:15 | -11 | 4 |
16. | 1. FC Köln | 7 | 7:12 | -5 | 3 |
17. | Schalke 04 | 7 | 5:22 | -17 | 3 |
18. | 1. FSV Mainz 05 | 7 | 7:20 | -13 | 1 |