Thesen zum 19. Bundesliga-Spieltag: Die deutsche Spitzenklasse sollte bei Ginter zugreifen

Stefan Rommel
17. Januar 202213:39
SPOXgetty
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Wird Matthias Ginter ein Thema beim FC Bayern oder dem BVB? Was macht Bochum mit Jürgen Locadia? Und warum sollte der VfB doch noch auf dem Transfermarkt zuschlagen? Das alles und noch mehr in den Thesen des 19. Spieltags.

Die deutsche Spitzenklasse sollte bei Ginter zugreifen

Unverhofft kommt oft, heißt es. Und vielleicht könnten die Bayern oder Borussia Dortmund nun von der sehr speziellen Konstellation zwischen Matthias Ginter und Borussia Mönchengladbach profitieren. Es passiert jedenfalls nicht alle paar Wochen, dass ein deutscher Nationalspieler für vergleichsweise kleines Geld oder sogar zum Nulltarif zu haben wäre.

Ginter, der am Samstag bei Gladbachs Niederlage gegen Leverkusen neben Ersatzkeeper Tobias Sippel und den Youngstern Torben Müsel und Conor Noß als einziger Spieler gar nicht zum Einsatz kam, zeigte nur eine Woche davor in München, was er zu leisten im Stande ist. Die Bayern könnten im Sommer Niklas Süle verlieren, der schon länger immer mal mit einem Wechsel kokettiert. Mit Ginter stünde ein adäquater Ersatz schon parat, die Bayern müssten wohl nur zugreifen.

Oder aber den Spieler verschlägt es ein zweites Mal nach Dortmund. Nicht nur Lothar Matthäus sähe in Ginter eine Verstärkung für den in der Innenverteidigung nicht eben üppig besetzten BVB. Tatsächlich gibt es auch in Dortmund einige Fragezeichen.

Manuel Akanji ist begehrt, Mats Hummels muss seine Leistungen auf Dauer bestätigen - und dahinter klafft dann auch schon eine ziemliche Lücke im Kader. Sebastian Kehl hat ein Interesse an Ginter am Sonntag zwar ausgeschlossen. Aber das muss ja nicht viel heißen...

Pepi hilft dem FCA sofort weiter

Nach dem ganzen (überzogenen) Brimborium um seine Verpflichtung durfte man sehr gespannt sein auf den ersten "richtigen" Auftritt von Ricardo Pepi beim FC Augsburg. Gegen Frankfurt durfte der 19-Jährige im Angriffszentrum beginnen und zeigte schon mehr als nur ein paar Ansätze.

Pepi hilft dem FCA sofort weiter, zeigte gegen die Eintracht im freien Spiel zwar noch ein paar Probleme in der Abstimmung mit den Kollegen und auch mit dem deutlich höheren Tempo in der Bundesliga im Vergleich zur MLS. Aber sobald sich Pepi dann dem gegnerischen Strafraum näherte oder in den eindrang, wurde es sofort gefährlich.

Im Strafraum wirken die Bewegungen des Amerikaners schon sehr klar, der Antritt und dessen Timing um in Abschlussposition zu kommen sind sauber. Nicht zufällig hatte Pepi die zweitmeisten Ballaktionen im gegnerischen Strafraum und die meisten Abschlüsse. Das mag man von einem Mittelstürmer auch erwarten, aber wie sich Pepi schon durchsetzen und in Position bringen kann, ist bereits ziemlich gut.

Mit dem Zugang hat Augsburg einen neuen Spielertypen im Angriff, neben den eher mitspielenden Florian Niederlechner und Alfred Finnbogason einen klaren Strafraumspieler - und im Abstiegskampf damit eine echte Waffe.

Köln fehlt es an Geschwindigkeit und Agilität

Unter den Top 50 der schnellsten Bundesligaspieler in dieser Saison sind nur zwei Kölner: Dejan Ljubicic auf Platz 23 und Kingsley Ehizibue auf Platz elf. Nur spielt Ehizibue so gut wie gar nicht mehr und Ljubicic ist als zentraler Mittelfeldspieler gar nicht so sehr auf Top-Speed angewiesen - jedenfalls nicht so sehr wie ein Innenverteidiger, Außenverteidiger, Flügelspieler oder Angreifer. Hier fehlt es den Kölnern an einer wichtigen Zutat des modernen Fußballs.

In dieser Saison fällt das bisher kaum ins Gewicht, gegen die Bayern waren die Unterschiede in Sachen Geschwindigkeit, aber auch Handlungsschnelligkeit und Agilität jedoch teilweise enorm. Und das in beide Spielrichtungen. Mit dem Ball wurden beste Umschaltaktionen verschlampt oder von den Bayern-Spielern einfach wieder zugelaufen, gegen den Ball konnte Köln bei den Münchener Kontern nicht mehr schnell genug schließen und war mit den vielen kleinen Bewegungen der gegnerischen Spieler teilweise heillos überfordert.

In einer bisher überdurchschnittlich guten Spielzeit ist das jetzt schon ein Makel, der offensichtlich ist und damit einen Arbeitsauftrag für die kommende Transferperiode formuliert: Der FC benötigt ein paar Tempo-Spieler.

Bundesliga: Die Tabelle nach dem 19. Spieltag

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München1961:184346
2.Borussia Dortmund1949:292040
3.Bayer Leverkusen1944:311332
4.Hoffenheim1939:291031
5.Union Berlin1927:24331
6.Freiburg1931:23830
7.RB Leipzig1936:231328
8.Eintracht Frankfurt1930:28228
9.Köln1930:32-228
10.Mainz 051927:21627
11.Bochum1917:27-1023
12.Borussia M'gladbach1925:35-1022
13.Hertha BSC1921:38-1722
14.Wolfsburg1917:30-1321
15.Augsburg1919:30-1119
16.Arminia Bielefeld1918:26-818
17.Stuttgart1922:33-1118
18.Greuther Fürth1915:51-367


Was macht Bochum nun mit Jürgen Locadia?

Die paar Minuten Einsatzzeit von Jürgen Locadia in Mainz genügten um zu sehen, dass der Spieler eine echte Verstärkung für den Aufsteiger sein kann. Locadia sorgte in nur zehn Minuten für gehörigen Wirbel, hatte mit der letzten Aktion des Spiels sogar den Ausgleich auf dem Fuß.

Trainer Thomas Reis warf Locadia angesichts des Rückstands als zweite Spitze neben Sebastian Polter ins Spiel, auf Dauer wird sich Reis aber eine andere Option überlegen müssen. Und das könnte gar nicht so einfach werden. Polter ist als Keilstürmer bisher gesetzt, bekommt in Locodia nun ernsthafte Konkurrenz.

Die wahrscheinlichste Variante dürfte sein, dass Reis je nach Gegner und eigener taktischer Ausrichtung im Angriff immer mal wieder tauscht. Etwas verwegener wäre die Idee, von den bisher gültigen Grundordnungen abzurücken. Bochum spielt im 4-3-3, 4-1-4-1 oder 4-2-3-1 jeweils nur mit einer zentralen Spitze und fährt damit bisher sehr gut.

Es ist aktuell kaum vorstellbar, dass Reis von einem dieser funktionierenden Ansätze abrückt und plötzlich auf zwei Angreifer umstellt. Also bleibt nur der Konkurrenzkampf um den einen Platz im Angriff. Und der ist spätestens seit dem Mainz-Spiel in vollem Gange.

Stuttgart braucht einen zweiten Mittelstürmer

Seit vier Spielen ist der VfB nun ohne Tor, wobei es lediglich beim 0:1 in Köln auch an Torchancen mangelte. In allen anderen Partien gab es Möglichkeiten genug, um Tore zu erzielen, so wie jetzt auch gegen Leipzig. Acht Schüsse brachte der VfB aufs Tor, alle acht konnte Peter Gulasci entschärfen.

Leipzig schoss nur drei Mal aufs Stuttgarter Tor und machte daraus zwei Treffer. Wieder einmal in dieser Saison war das der feine Unterschied: Während andere Teams einen oder zwei "echte" Torjäger mitbringen, geht dem VfB so ein Spieler bisher komplett ab. Das liegt natürlich auch an der langen Verletzungspause von Sasa Kalajdzic - aber eben nicht nur.

Nun hat der VfB in Hamadi Al Ghaddioui auch noch einen Zentrumsstürmer abgegeben. Die bisherigen Optionen als Sturmspitze - Omar Marmoush, Wahid Faghir, Tanguy Coulibaly oder Roberto Massimo - funktionierten aus unterschiedlichen Gründen nicht. Bleibt aktuell also nur Kalajdzic - und der ist durchaus anfällig für Verletzungen.

Der VfB geht ein großes Risiko, das ein wenig an die Lage vor drei Jahren erinnert: Da war die spielerische Armut im defensiven Mittelfeld für jeden klar zu erkennen, nachgekauft wurde auf der Position im Winter aber nicht mehr, die Mannschaft schleifte das Problem durch die komplette Rückrunde und stieg am Ende ab.

Sven Mislintat bleibt aber bei seiner Einschätzung, dass der aktuelle Kader mit seinen offensiven Optionen genügt. Der bisherige Saisonverlauf stützt diese These aber nur bedingt: Die interne Torjägerliste führen immer noch Dinos Mavropanos und Marc-Oliver Kempf an - zwei Innenverteidiger.