Senkrechterstarter und Rohrkrepierer

SPOX
23. Dezember 201018:29
Bayerns Anatolij Tymoschtschuk (r.) im Zweikampf mit Hamburgs Paolo GuerreroGetty
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Die abgelaufene Hinrunde der Bundesliga brachte neue Stars hervor, die man vorher nicht erwartet hätte. Andere wiederum wurden zu millionenschweren Missverständnissen - oder hatten einfach nur Pech. Die Tops und Flops aller 18 Mannschaften.

Borussia Dortmund

SPOXTOP Nuri Sahin: Vor der Saison sagte Nuri Sahin: "Ich habe den Anspruch, bester Sechser der Liga zu werden." Wenn man die abgelaufene Hinrunde zugrunde legt, ist Sahin nicht nur der beste Sechser, sondern auch der beste Spieler der Liga. Sahin hat entscheidenden Anteil an der fabelhaften Hinserie des BVB. Der 22-Jährige lenkt das Spiel aus der Zentrale heraus, ist spielintelligent, antizipiert gut, schlägt geniale Pässe, schießt die Standards, bereitet Tore vor und trifft selbst. Auch seine Defensivarbeit, Lauf- und Kampfbereitschaft ist über jeden Zweifel erhaben. Ein Jammer, dass er sich gegen den DFB entschieden hat.

FLOP Sebastian Kehl: Seit einigen Jahren wird im Mannschaftskreis immer wieder betont, wie wichtig ein fitter Sebastian Kehl für das Team sei. Doch dieses Adjektiv ist in den letzten Jahren eine seltene Bezeichnung für Kehls körperlichen Zustand. Der Kapitän absolvierte in den letzten viereinhalb Spielzeiten nur 57 Bundesligaeinsätze - von 153 möglichen. Auch in dieser Spielzeit stehen nach einem Sehnenriss schon 21 "Fehlzeiten" zu Buche. In 14 dieser Spiele ging der BVB als Sieger vom Platz. Angesichts der bärenstarken Leistungen seines "Ersatzmanns" Sven Bender ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass der 30-Jährige bei seiner eventuellen Rückkehr wie zu Beginn der Saison seinen Platz im defensiven Mittelfeld scheinbar kampflos zurückerhält.

FSV Mainz 05

SPOXTOP Marco Caligiuri: Die Gesichter des sensationellen Saisonstarts des FSV waren Andre Schürrle, Lewis Holtby und Adam Szalai. Doch während die umjubelten Youngster in ein Loch fielen und ihren Stammplatz zumindest phasenweise verloren, hat sich ein Spieler zu einer festen Größe entwickelt, von dem es nicht unbedingt zu erwarten war: Marco Caligiuri. Seine Begabung war immer unumstritten, aber ihm haftete ein Phlegma an, weswegen ihm das Schicksal eines ewigen Talents drohte. Mit 26 Jahren jedoch hat er sich endlich in der Bundesliga etabliert. Hat in Mainz in der internen Sechser-Hackordnung Miroslav Karhan und Elkin Soto überholt und ist wegen seiner Kombination aus intelligenter Zweikampfführung und gutem Aufbauspiel einer der wenigen unumstrittenen Stammspieler bei Trainer Thomas Tuchel.

FLOP Jan Simak: Dass sich seine Verpflichtung womöglich nicht rentiert, war den FSV-Verantwortlichen ob der bewegten Vergangenheit von Simak bewusst, dennoch gingen sie das Wagnis ein. Nach einem Jahr kann man das Fazit ziehen: eine falsche Entscheidung. In der Rückrunde der Vorsaison war Jan Simak wegen körperlicher Defizite nur bedingt zu gebrauchen, dann absolvierte er eine gute Vorbereitung, die Hoffnungen weckte - und enttäuscht wurden. Kleine Blessuren, schwache Trainingsleistungen: Simak kam in dieser Saison nur am ersten Spieltag zum Einsatz. Als Einwechselspieler in der 89. Minute...

Bayer Leverkusen

SPOXTOP Sidney Sam: Ein paar Spiele Anlaufzeit brauchte der Mittelfeldspieler in Leverkusen, dann zeigte Sidney Sam, warum Bayer im Sommer 2,2 Millionen Euro für ihn an den HSV überwiesen hatte. Im Dribbling kaum zu stoppen, im Abschluss treffsicher und mitunter spektakulär, verglich ihn Coach Heynckes jüngst sogar mit Bayern-Star Arjen Robben. Sechsmal traf der 22-Jährige in der Vorrunde, sein Volley-Knaller gegen Kaiserslautern ist dabei sicher eines der Tore der Hinrunde.

FLOP Patrick Helmes: Die Bilanz ist einigermaßen okay. Mit fünf Toren ist Patrick Helmes immerhin Leverkusens bester Angreifer. Weil unter Bayer-Coach Heynckes allerdings nicht nur die Treffsicherheit zählt, musste der 26-Jährige auch einige Male auf die Bank - und das, obwohl wegen Kießlings Verletzung mit Derdiyok zwischenzeitlich nur ein echter Konkurrent im Kader stand. Noch immer sucht Helmes nach seiner Form von vor seinem Kreuzbandriss. Wenn Heynckes auch künftig auf ein System mit nur einem Stürmer zählt, bleibt ihm nach Kießlings Rückkehr wohl nur die Joker-Rolle.

Hannover 96

SPOXTOP: Didier Ya Konan: Klares taktisches Konzept, überdurchschnittliche Fitness und eine kleine Portion Glück: Mirko Slomka hat Hannover von einem Scherbenhaufen in die Überraschungsmannschaft der Hinrunde verwandelt. Mit Emanuel Pogatetz und Moa Abdellaoue wurden zwei Neuzugänge zu wichtigen Stützen, vor allem aber entwickelte sich der vorhandene Kader enorm weiter. Den größten Schritt machten wohl Manuel Schmiedebach und Sergio Pinto auf der Doppelsechs. Wichtigster Eckpfeiler aber bleibt Stürmer Didier Ya Konan. Mit neun Toren und vier Assists hat er seine Quote der Vorsaison schon zur Winterpause erreicht und gehört damit zu den Topscorern der Liga. Die Bedeutung des 26-Jährigen, der 2009 für 550.000 Euro von Rosenborg Trondheim kam, zeigt sich nicht zuletzt an einer beinah unheimlichen Statistik: Elf Mal fiel Ya Konan seit seinem Wechsel aus - alle elf Spiele gingen für Hannover verloren. Kein Ya Konan, keine Punkte.

FLOP Carlitos: Er ist der Pechvogel der 96er. Der 28-jährige Portugiese kam mit großen Erwartungen nach Hannover, er sollte auf dem Flügel kreative Akzente setzen. Doch sein Bundesliga-Auftritt dauerte genau 150 Sekunden. Dann riss Carlitos sich am 1. Spieltag gegen Frankfurt das Kreuzband - Hinrunde gelaufen. Nicht ganz so dramatisch, aber ähnlich unglücklich verlief bislang auch das Engagement von DaMarcus Beasley, der als Ersatz für Carlitos geholt wurde: Der Amerikaner plagte sich mit diversen Blessuren, wurde nie richtig fit und brachte es in der Hinrunde auf lediglich 66 Spielminuten für Hannover.

FC Bayern München

SPOXTOPAnatolij Tymoschtschuk: Im Sommer wurde er schon abgeschrieben, weil van Gaal für einen Grätscher im Mittelfeld keine Verwendung fand. Dann aber spülten Verletzungen (Badstuber, van Buyten, Demichelis, van Bommel) den Ukrainer in die Startelf - und Anatolij Tymoschtschuk stand seinen Mann. Egal ob in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld: Bei seinen zehn Startelf-Einsätzen überzeugte der 31-Jährige mit Sachlichkeit, Zweikampfstärke und Übersicht. Der Defensivspezialist mit dem guten Auge erzielte in der Hinrunde zudem drei Bundesliga-Tore - und dass, obwohl er nur vier Mal aufs Tor schoss. An ihm muss die Konkurrenz im Team in der Rückrunde erstmal vorbei kommen.

FLOP Martin Demichelis: Der Argentinier wurde in dieser Saison vom Stammspieler zur Ausschussware herabgesetzt. Nachdem der 30-Jährige eine fehlerbehaftete Rückrunde gespielt hatte, zogen Badstuber, Breno und Tymoschtschuk in van Gaals Innenverteidiger-Gunst an Martin Demichelis vorbei und machten diesen zum Bankangestellten. Nur 332 Spielminuten bekam Micho in der Hinrunde, obwohl teilweise der halbe Kader verletzt war. Das Vertrauen rechtfertigte er in diesen Spielen aber erneut nur teilweise. Konsequenz: Wahrscheinlich geht die Reise jetzt schon im Winter Richtung Malaga nach Spanien.

SC Freiburg

SPOXTOP Papiss Cisse: Wo der SC Freiburg wohl ohne Papiss Cisse stünde? Schwer zu sagen, aber mit Sicherheit nicht auf Platz sechs. 13 Mal ließ es der Senegalese klingeln, an acht der neun SC-Siege war er mit einem Tor beteiligt. Ganz nebenbei führt er mit 16 Punkten die Scorerwertung der Bundesliga an (13 Tore, 3 Assists). Cisse ist die Freiburger Lebensversicherung.

FLOP Maximilian Nicu: Der 28-Jährige kam mit großen Vorschlusslorbeeren vor der Saison von der Hertha in den Breisgau. Am Ende der Hinrunde stehen allerdings nur magere sechs Spiele von Beginn an, drei über 90 Minuten und kein einziges Tor zu Buche. In den letzten Wochen fing sich Maximilian Nicu mit drei Vorlagen in den vergangenen drei Partien etwas.

Tops und Flops: Von Frankfurt bis Kaiserslautern

Tops und Flops: Von Wolfsburg bis Mönchengladbach

Eintracht Frankfurt

SPOXTOP Theofanis Gekas: Dass Eintracht Frankfurt über weiter Strecken der Hinrunde stark aufspielte und regelmäßig punktete, war vor allem der Verdienst des Theofanis Gekas. 13 Mal netzte der Torschützenkönig von 2007 in der aktuellen Hinrunde ein. Obwohl die Spielweise des Griechen nicht vollends zur Philosophie Michael Skibbes passt, ist Gekas bei der Eintracht unverzichtbar. Vor der Saison kämpfte Fanis noch gegen Amanatidis, Altintop und Fenin um den Platz im Angriff - inzwischen ist er konkurrenzlos.

FLOP Ümit Korkmaz: Der Shootingstar der EURO 2008 ist bei der Eintracht endgültig gescheitert. Schwere Verletzungen verhinderten anfangs den Durchbruch, inzwischen ist Ümit Korkmaz als Spielertyp bei Michael Skibbe nicht mehr gefragt. Der Austria-Türke darf Frankfurt in der Winterpause verlassen. Eine Träne weint ihm keiner hinterher.

1899 Hoffenheim

SPOXTOP Luiz Gustavo: Eines von Ralf Rangnicks wichtigsten Projekten lautet: Luiz Gustavo zu einem der besten defensiven Mittelfeldspieler der Welt formen. In den ersten drei Jahren in Hoffenheim deutete er sein immenses Potenzial immer wieder an, jedoch stand sein übertrieben harter und oft geahndeter Spielstil dem großen Durchbruch im Weg. Seit dieser Saison jedoch sieht man einen veränderten Gustavo: Er spielt überlegter und braucht weniger Fouls, hat sich seine Stärken in der Balleroberung jedoch bewahrt - und garniert seine Leistungen mit ungewohnten Offensivaktionen. Nachdem ihm zuvor in jeder Saison nur jeweils eine Vorlage gelang, hat er bereits nach einer Halbserie fünf Scorer-Punkte (zwei Tore, drei Vorlagen) auf dem Konto. Nicht umsonst haben die Bayern ein Auge auf ihn geworfen.

FLOP Christian Eichner: 1899-Gönner Dietmar Hopp mischt sich nur ungern in das Tagesgeschäft ein, aber als es um Christian Eichner ging, machte er eine Ausnahme und ließ im Sommer verlauten, dass der Linksverteidiger unter keinen Umständen abgegeben dürfte. Eichner sei ein Leadertyp, der die Werte des Vereins verkörpern würde. Die sportliche Führung hielt sich an diese Direktive - aber ein halbes Jahr später hat sich die Lage grundlegend geändert. Eichner ist zwar weiterhin eine der Identifikationsfiguren im Team, doch sportlich ist er längst abkömmlich. Er kam nur in vier Spielen zum Einsatz, davon lediglich zwei von Beginn an. Dementsprechend stehen die Zeichen auf Abschied, Köln gehört zu den Interessenten. Und diesmal wird auch Hopp kein Veto einlegen.

Hamburger SV

SPOXTOP Jonathan Pitroipa: Zumindest zwei positive Erscheinungen hat die insgesamt enttäuschende Hinrunde des HSV. Zum einen: Der 19-Jährige Heung-Min Son, der mit seiner frischen und unbekümmerten Art sowie drei Toren in sieben Spielen die Hamburger Herzen eroberte. Und zum anderen: Jonathan Pitroipa. Der 24-Jährige machte unter Armin Veh endlich den Sprung, den ihm eigentlich kaum mehr jemand zutraute. Er war der beste und konstanteste Feldspieler des HSV, kurbelte mit seiner enormen Schnelligkeit und Spielfreude immer wieder die Offensive an - und war für seine Verhältnisse auch effektiv. Auch wenn er locker doppelte so viele Tore hätte erzielen und vorbereiten können: Mit zwei Treffern und sechs Assists ist er immer noch der Topscorer der Hamburger.

FLOP Paolo Guerrero: Trotz Flugangst-Affäre und Flaschenwurf bestand Paolo Guerrero im Sommer den Charaktertest beim HSV. Sogar mit Bravour: Vertragsverlängerung und Gehaltserhöhung. Für viele überraschend stärkten die Verantwortlichen dem Peruaner den Rücken. Und wurden enttäuscht. Obwohl der 26-Jährige als einer der wenigen Hamburger halbwegs von Verletzungen verschont blieb, kam er nur auf acht Spiele über die volle Distanz und erzielte dabei magere zwei Tore. "Wir haben ihn vereinsintern immer gestützt. Jetzt ist es an ihm, auch mal was zurückzuzahlen", mahnte Sportchef Bastian Reinhardt. Als Guerrero nach seiner Auswechslung gegen die Bayern schließlich seinen Frust an einer Werbebande ausließ und beleidigt in die Kabine stampfte, platzte auch Veh der Kragen: "Was ist denn das für ein Zeichen an die Kollegen? So ein Verhalten geht gar nicht! Er ist ein Kind."

Schalke 04

SPOXTOP Peer Kluge: Dass das Wort "solide" nicht immer negativ behaftet sein muss, beweist Peer Kluge. Seit seinem Wechsel von Nürnberg war Kluge lange unscheinbar und seine Kritiker fühlten sich bestätigt, dass er nicht das Format für einen großen Verein wie Schalke mitbringt. Vor allem, nachdem sich der Saisonstart durchwachsen gestaltete und Kluge häufig auf der Bank saß. Doch seit einigen Wochen hat sich das Blatt gewendet: Während Konkurrent Jermaine Jones aussortiert wurde, hat sich Kluge mit seiner nüchtern-effizienten Spielweise unersetzlich gemacht. Selbst nach vorne sorgt er mittlerweile für ungewohnte Akzente. Nie spektakulär, aber immer solide. Kluge-Style eben.

FLOP Jermaine Jones: Kluges Aufstieg ging zeitgleich einher mit Jermaine Jones' Abstieg. 2008/09 war er einer der besten defensiven Mittelfeldspieler der Bundesliga, 2009/10 verpasste er verletzungsbedingt komplett, 2010/11 sollte entsprechend einen Neubeginn markieren. Doch der US-Nationalspieler fand nie zu seiner Topform, wurde in die zweite Mannschaft degradiert und soll nun abgegeben werden. Jones selbst weigert sich, zum Sündenbock für den schwachen Saisonstart abgestempelt zu werden - doch das ändert nichts daran, dass Felix Magath seinen Weggang forciert, um wohl auch dessen Jahressalär von angeblich vier Millionen Euro einzusparen.

1. FC Nürnberg

SPOXTOP Julian Schieber: Die Sache ist ganz einfach: Hätte der Club den Angreifer vor der Saison nicht vom VfB Stuttgart ausgeliehen, stünden die Franken nun ziemlich dumm da. Denn: Julian Schieber ist aktuell der einzige Stürmer im Kader, der sowohl fit als auch bundesliga-tauglich ist. Kein Wunder also, dass der 21-Jährige in allen Spielen in der Startelf stand und insgesamt nur zwei Hinrunden-Minuten verpasste. Das Gute daran: Schieber spielte nicht nur immer, er überzeugte auch fast ausnahmslos. Und: Mit vier Toren und acht Assists ist er sowohl bester Torschütze als auch bester Vorarbeiter der Clubs.

FLOP Marek Mintal: Im Sommer sah alles noch richtig gut aus für Marek Mintal. Der Slowake hatte eine starke Vorbereitung hingelegt und stand im ersten Pflichtspiel der Saison im Pokal gegen Trier in der Startelf. Es sollte sein vorerst letzter Einsatz von Beginn an bleiben. Längst ist der 33-Jährige nur noch Ergänzungsspieler. Sechsmal wechselte Hecking ihn in der Bundesliga nur ein, teilweise bekamen sogar Spieler wie Boakye oder Vidosic den Vorzug. Es scheint, als gehe Mintals Zeit beim Club dem Ende entgegen.

1. FC Kaiserslautern

SPOXTOP Srdjan Lakic: Als Topvorbereiter der Liga (10 Assists) ist natürlich auch Christian Tiffert eine absolute Positiverscheinung im Team. Aber den Durchbruch von Srdjan Lakic hat so niemand kommen sehen. Der Kroate galt aufgrund seiner Vorgeschichte als guter Zweitliga-Angreifer, der sich nach den Verpflichtungen von Ilian Micanski und Erwin Hoffer neu würde beweisen müssen. Nach der Vorrunde jedoch ist klar: Lakic ist die unangefochtene Nummer eins im Sturm. Mit elf Treffern liegt er auf Platz vier der Torjägerliste. Und das Beste: Von Verletzungsanfälligkeit ist in diesem Jahr nichts zu sehen.

FLOP Leon Jessen: Der Däne war mit vielen Vorschusslorbeeren aus Midtjylland gekommen. Leon Jessen hat im Sommer erst im letzten Moment den WM-Zug verpasst und sollte Lauterns vermeintliche Schwachstelle, die Linksverteidigerposition, aufwerten. In der Vorbereitung setzte Kurz zwar noch auf den defensiv stabilen Bugera, aber ab der zweiten Hälfte des 1. Spieltags durfte Jessen ran. Acht Spieltage lang. An denen wurde deutlich, dass der 24-Jährige zwar nach vorne viel Dampf über die Außenbahn machen kann. Aber erstes verpuffte Jessens Ehrgeiz zumeist, zweitens hatte er hinten arge Probleme. Die letzten neun Spiele stand wieder Bugera in der Startelf.

Tops und Flops: Von Dortmund bis Freiburg

Tops und Flops: Von Wolfsburg bis Mönchengladbach

VfL Wolfsburg

SPOXTOP Tolga Cigerci: Den deutschen U-19-Nationalspieler kannte vor der Saison kaum jemand. McClaren warf jedoch früh ein Auge auf den Deutsch-Türken, der sowohl auf der Sechs als auch auf der Halbposition im Mittelfeld spielen kann, und zog ihn zu den Profis hoch. Der Lohn: Seit dem 14. Spieltag steht Tolga Cigerci in der Startelf - und Wolfsburg wirkt insgesamt stabiler. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell den Sprung schaffe", sagt Cigerci bescheiden. McClaren ist indes voll des Lobes für seinen Newcomer: "Dieser Junge hat eine große Zukunft, er reißt sogar schon das Spiel an sich."

FLOP Mario Mandzukic: Der Kroate kam im Sommer für sieben Millionen Euro und mit jeder Menge Vorschusslorbeeren von Dinamo Zagreb. Nach einer halben Saison sieht sein Leistungsnachweis ernüchternd aus: Zwölf Einsätze (fünf Mal Startelf), null Tore, null Vorlagen - Mario Manzukic, der in der Jugend im selben Verein wie Olic spielte, ist noch nicht in der Bundesliga angekommen. Jedenfalls war das bislang viel zu wenig für den 24-Jährigen, dessen Flexibilität (kann auch außen spielen) ihn zu einer gefährlichen Alternative zu Dzeko/Grafite machen sollte.

Werder Bremen

SPOXTOP Wesley: Stand nach dem letzten großen, aber eben auch völlig verpatzten Brasilien-Transfer von Carlos Alberto unter besonderer Beobachtung, strafte aber alle Pessimisten schnell ab. Der erst 23-Jährige wirkt schon ungemein abgeklärt, spielte so gut wie jede Position in Mittelfeld und Abwehr ohne Murren und vor allem Qualitätsverlust. Als Wesley zum Ende der Vorrunde lange ausfiel, versank Werder nicht von ungefähr im Leistungsloch. Ein sehr guter Griff von Klaus Allofs, mit gehörigem Steigerungspotenzial.

FLOP Sandro Wagner: Bremens Verletzungsprobleme sind mittlerweile schon legendär, vor allem im Angriff drückte in der Vorrunde zu oft der Schuh. Marko Arnautovic ist immer noch nicht perfekt integriert, dazu war er auch verletzt. Claudio Pizarro plagten drei Muskelverletzungen, Hugo Almeida war der einzige Knipser, fehlte aber auch das eine oder andere Mal (Verletzung, Rotsperre): Eigentlich die Chance für Sandro Wagner - genutzt hat er sie aber in keinem seiner 15 Pflichtspieleinsätze. Es stehen immer noch null Saisontore.

FC St. Pauli

SPOXTOP Matthias Lehmann: Laufstarker Antreiber, aggressiver Zweikämpfer, umsichtiger Organisator. Auch wenn Matthias Lehmann sich im Lauf der Saison auch die eine oder andere kurze Auszeit gönnte, war er auf Bundesliga-Niveau zusammen mit Bastian Oczipka der konstanteste Feldspieler der Hamburger. Das zeigt auch seine astreine Bilanz: Der 27-Jährige verpasste als einziger Spieler keine einzige Spielminute in der Hinrunde.

FLOP Deniz Naki und Charles Takyi: Fast die komplette Offensive von St. Pauli spielte eine eher durchwachsene Saison, neben dem fleißigen, aber glücklosen Marius Ebbers blieb vor allem auch Gerald Asamoah hinter den Erwartungen zurück. Die größte Enttäuschung ist aber wohl das Duo Deniz Naki / Charles Takyi, das im letzten Jahr noch die 2. Liga aufmischte. Den Sprung in die Bundesliga haben beide bislang noch nicht geschafft. Zuletzt flogen sie nach einer Party-Tour auch noch komplett aus dem Kader.

1. FC Köln

SPOXTOP Christian Clemens: Das 19-jährige FC-Eigengewächs schaffte in dieser Saison den Durchbruch. Elfmal stand der Flügelspieler in der Bundesliga in der Startelf und erzielte mit seinem ersten Bundesligatreffer das entscheidende Tor beim wichtigen 1:0-Sieg gegen Frankfurt. Christian Clemens machte unter den FC-Youngstern den größten Schritt.

FLOP Taner Yalcin: Es hätte die Saison des Taner Yalcin werden sollen. Ex-Coach Zvonimir Soldo plante vor der Saison mit einem 4-3-1-2-System, der 20-Jährige sollte den Spielmacher hinter den Spitzen geben. Nach zwei Toren zu Saisonbeginn sah es gut aus, doch seit dem fünften Spieltag kam der Deutsch-Türke nur noch zu vier Kurzeinsätzen und konnte weder Soldo, noch Frank Schaefer überzeugen. Nun steht Taner Yalcin vor einem Wechsel auf Leihbasis im Winter.

VfB Stuttgart

SPOXTOP Martin Harnik: Kam mit sehr kleiner Lobby und für vergleichsweise läppische 300.000 Euro aus der 2. Liga zum VfB. Lange spielte der Österreicher in der Bundesliga gar nicht, machte aber schnell durch sehr wichtige Tore in allen Pokalwettbewerben auf sich aufmerksam. Martin Harnik ist nicht der Überflieger, aber im Vergleich zu den restlichen Zugängen mit Abstand noch der beste Griff.

FLOP Mauro Camoranesi: Kam mit vielen negativen Vorurteilen beladen nach Stuttgart und bestätigte bisher leider fast alle. Sieben Bundesligaspiele, die meisten davon zur Teilzeit, und eine Rote Karte stehen zu Buche. Zu oft vermittelt der Italiener eine fragwürdige Berufseinstellung, wirkt bei seinen wenigen Einsätzen bisweilen lustlos. Dabei ist Mauro Camoranesi der erfahrenste und einer der technisch stärksten Spieler im Kader...

Borussia Mönchengladbach

SPOXTOP Marco Reus: Steht für Einsatz, Energie und Willen. Auch wenn er in der Hinrunde nicht ganz so stark aufgetreten ist wie noch in der vergangenen Saison, so setzte der 21-Jährige diese drei Tugenden auf dem Platz jedoch immer um. Im Gegensatz zu vielen seiner Teamkollegen. Fünf Tore und sechs Vorlagen sorgen dafür, dass sein Marktwert stabil und Marco Reus auch im Falle eines Gladbacher Abstiegs für andere Bundesligaklubs interessant bleibt.

FLOP Raul Bobadilla: Er ist vieles: stark im Zweikampf, an guten Tagen kaum aufzuhalten, aber auch extrem unberechenbar, was seine Nerven angeht. Schon in seiner Bundesliga-Debütsaison fiel der Argentinier durch wenig Disziplin auf. Mit seinem Ausraster gegen Hannover 96 und der Roten Karte, die ihm fünf Spiele Sperre kostete, erwies Raul Bobadilla seiner Mannschaft einen Bärendienst. 4,2 Millionen Euro ließ sich Gladbach Bobadilla vor anderthalb Jahren kosten. Nicht einmal im Ansatz ist er bislang sein Geld wert.

Tops und Flops: Von Dortmund bis Freiburg

Tops und Flops: Von Frankfurt bis Kaiserslautern