Die abgelaufene Hinrunde der Bundesliga brachte neue Stars hervor, die man vorher nicht erwartet hätte. Andere wiederum wurden zu millionenschweren Missverständnissen - oder hatten einfach nur Pech. Die Tops und Flops aller 18 Mannschaften.
Borussia Dortmund
FLOP Sebastian Kehl: Seit einigen Jahren wird im Mannschaftskreis immer wieder betont, wie wichtig ein fitter Sebastian Kehl für das Team sei. Doch dieses Adjektiv ist in den letzten Jahren eine seltene Bezeichnung für Kehls körperlichen Zustand. Der Kapitän absolvierte in den letzten viereinhalb Spielzeiten nur 57 Bundesligaeinsätze - von 153 möglichen. Auch in dieser Spielzeit stehen nach einem Sehnenriss schon 21 "Fehlzeiten" zu Buche. In 14 dieser Spiele ging der BVB als Sieger vom Platz. Angesichts der bärenstarken Leistungen seines "Ersatzmanns" Sven Bender ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass der 30-Jährige bei seiner eventuellen Rückkehr wie zu Beginn der Saison seinen Platz im defensiven Mittelfeld scheinbar kampflos zurückerhält.
FSV Mainz 05
FLOP Jan Simak: Dass sich seine Verpflichtung womöglich nicht rentiert, war den FSV-Verantwortlichen ob der bewegten Vergangenheit von Simak bewusst, dennoch gingen sie das Wagnis ein. Nach einem Jahr kann man das Fazit ziehen: eine falsche Entscheidung. In der Rückrunde der Vorsaison war Jan Simak wegen körperlicher Defizite nur bedingt zu gebrauchen, dann absolvierte er eine gute Vorbereitung, die Hoffnungen weckte - und enttäuscht wurden. Kleine Blessuren, schwache Trainingsleistungen: Simak kam in dieser Saison nur am ersten Spieltag zum Einsatz. Als Einwechselspieler in der 89. Minute...
Bayer Leverkusen
FLOP Patrick Helmes: Die Bilanz ist einigermaßen okay. Mit fünf Toren ist Patrick Helmes immerhin Leverkusens bester Angreifer. Weil unter Bayer-Coach Heynckes allerdings nicht nur die Treffsicherheit zählt, musste der 26-Jährige auch einige Male auf die Bank - und das, obwohl wegen Kießlings Verletzung mit Derdiyok zwischenzeitlich nur ein echter Konkurrent im Kader stand. Noch immer sucht Helmes nach seiner Form von vor seinem Kreuzbandriss. Wenn Heynckes auch künftig auf ein System mit nur einem Stürmer zählt, bleibt ihm nach Kießlings Rückkehr wohl nur die Joker-Rolle.
Hannover 96
FLOP Carlitos: Er ist der Pechvogel der 96er. Der 28-jährige Portugiese kam mit großen Erwartungen nach Hannover, er sollte auf dem Flügel kreative Akzente setzen. Doch sein Bundesliga-Auftritt dauerte genau 150 Sekunden. Dann riss Carlitos sich am 1. Spieltag gegen Frankfurt das Kreuzband - Hinrunde gelaufen. Nicht ganz so dramatisch, aber ähnlich unglücklich verlief bislang auch das Engagement von DaMarcus Beasley, der als Ersatz für Carlitos geholt wurde: Der Amerikaner plagte sich mit diversen Blessuren, wurde nie richtig fit und brachte es in der Hinrunde auf lediglich 66 Spielminuten für Hannover.
FC Bayern München
FLOP Martin Demichelis: Der Argentinier wurde in dieser Saison vom Stammspieler zur Ausschussware herabgesetzt. Nachdem der 30-Jährige eine fehlerbehaftete Rückrunde gespielt hatte, zogen Badstuber, Breno und Tymoschtschuk in van Gaals Innenverteidiger-Gunst an Martin Demichelis vorbei und machten diesen zum Bankangestellten. Nur 332 Spielminuten bekam Micho in der Hinrunde, obwohl teilweise der halbe Kader verletzt war. Das Vertrauen rechtfertigte er in diesen Spielen aber erneut nur teilweise. Konsequenz: Wahrscheinlich geht die Reise jetzt schon im Winter Richtung Malaga nach Spanien.
SC Freiburg
FLOP Maximilian Nicu: Der 28-Jährige kam mit großen Vorschlusslorbeeren vor der Saison von der Hertha in den Breisgau. Am Ende der Hinrunde stehen allerdings nur magere sechs Spiele von Beginn an, drei über 90 Minuten und kein einziges Tor zu Buche. In den letzten Wochen fing sich Maximilian Nicu mit drei Vorlagen in den vergangenen drei Partien etwas.
Tops und Flops: Von Frankfurt bis Kaiserslautern
Tops und Flops: Von Wolfsburg bis Mönchengladbach
Eintracht Frankfurt
FLOP Ümit Korkmaz: Der Shootingstar der EURO 2008 ist bei der Eintracht endgültig gescheitert. Schwere Verletzungen verhinderten anfangs den Durchbruch, inzwischen ist Ümit Korkmaz als Spielertyp bei Michael Skibbe nicht mehr gefragt. Der Austria-Türke darf Frankfurt in der Winterpause verlassen. Eine Träne weint ihm keiner hinterher.
1899 Hoffenheim
FLOP Christian Eichner: 1899-Gönner Dietmar Hopp mischt sich nur ungern in das Tagesgeschäft ein, aber als es um Christian Eichner ging, machte er eine Ausnahme und ließ im Sommer verlauten, dass der Linksverteidiger unter keinen Umständen abgegeben dürfte. Eichner sei ein Leadertyp, der die Werte des Vereins verkörpern würde. Die sportliche Führung hielt sich an diese Direktive - aber ein halbes Jahr später hat sich die Lage grundlegend geändert. Eichner ist zwar weiterhin eine der Identifikationsfiguren im Team, doch sportlich ist er längst abkömmlich. Er kam nur in vier Spielen zum Einsatz, davon lediglich zwei von Beginn an. Dementsprechend stehen die Zeichen auf Abschied, Köln gehört zu den Interessenten. Und diesmal wird auch Hopp kein Veto einlegen.
Hamburger SV
FLOP Paolo Guerrero: Trotz Flugangst-Affäre und Flaschenwurf bestand Paolo Guerrero im Sommer den Charaktertest beim HSV. Sogar mit Bravour: Vertragsverlängerung und Gehaltserhöhung. Für viele überraschend stärkten die Verantwortlichen dem Peruaner den Rücken. Und wurden enttäuscht. Obwohl der 26-Jährige als einer der wenigen Hamburger halbwegs von Verletzungen verschont blieb, kam er nur auf acht Spiele über die volle Distanz und erzielte dabei magere zwei Tore. "Wir haben ihn vereinsintern immer gestützt. Jetzt ist es an ihm, auch mal was zurückzuzahlen", mahnte Sportchef Bastian Reinhardt. Als Guerrero nach seiner Auswechslung gegen die Bayern schließlich seinen Frust an einer Werbebande ausließ und beleidigt in die Kabine stampfte, platzte auch Veh der Kragen: "Was ist denn das für ein Zeichen an die Kollegen? So ein Verhalten geht gar nicht! Er ist ein Kind."
Schalke 04
FLOP Jermaine Jones: Kluges Aufstieg ging zeitgleich einher mit Jermaine Jones' Abstieg. 2008/09 war er einer der besten defensiven Mittelfeldspieler der Bundesliga, 2009/10 verpasste er verletzungsbedingt komplett, 2010/11 sollte entsprechend einen Neubeginn markieren. Doch der US-Nationalspieler fand nie zu seiner Topform, wurde in die zweite Mannschaft degradiert und soll nun abgegeben werden. Jones selbst weigert sich, zum Sündenbock für den schwachen Saisonstart abgestempelt zu werden - doch das ändert nichts daran, dass Felix Magath seinen Weggang forciert, um wohl auch dessen Jahressalär von angeblich vier Millionen Euro einzusparen.
1. FC Nürnberg
FLOP Marek Mintal: Im Sommer sah alles noch richtig gut aus für Marek Mintal. Der Slowake hatte eine starke Vorbereitung hingelegt und stand im ersten Pflichtspiel der Saison im Pokal gegen Trier in der Startelf. Es sollte sein vorerst letzter Einsatz von Beginn an bleiben. Längst ist der 33-Jährige nur noch Ergänzungsspieler. Sechsmal wechselte Hecking ihn in der Bundesliga nur ein, teilweise bekamen sogar Spieler wie Boakye oder Vidosic den Vorzug. Es scheint, als gehe Mintals Zeit beim Club dem Ende entgegen.
1. FC Kaiserslautern
FLOP Leon Jessen: Der Däne war mit vielen Vorschusslorbeeren aus Midtjylland gekommen. Leon Jessen hat im Sommer erst im letzten Moment den WM-Zug verpasst und sollte Lauterns vermeintliche Schwachstelle, die Linksverteidigerposition, aufwerten. In der Vorbereitung setzte Kurz zwar noch auf den defensiv stabilen Bugera, aber ab der zweiten Hälfte des 1. Spieltags durfte Jessen ran. Acht Spieltage lang. An denen wurde deutlich, dass der 24-Jährige zwar nach vorne viel Dampf über die Außenbahn machen kann. Aber erstes verpuffte Jessens Ehrgeiz zumeist, zweitens hatte er hinten arge Probleme. Die letzten neun Spiele stand wieder Bugera in der Startelf.
Tops und Flops: Von Dortmund bis Freiburg
Tops und Flops: Von Wolfsburg bis Mönchengladbach
VfL Wolfsburg
FLOP Mario Mandzukic: Der Kroate kam im Sommer für sieben Millionen Euro und mit jeder Menge Vorschusslorbeeren von Dinamo Zagreb. Nach einer halben Saison sieht sein Leistungsnachweis ernüchternd aus: Zwölf Einsätze (fünf Mal Startelf), null Tore, null Vorlagen - Mario Manzukic, der in der Jugend im selben Verein wie Olic spielte, ist noch nicht in der Bundesliga angekommen. Jedenfalls war das bislang viel zu wenig für den 24-Jährigen, dessen Flexibilität (kann auch außen spielen) ihn zu einer gefährlichen Alternative zu Dzeko/Grafite machen sollte.
Werder Bremen
FLOP Sandro Wagner: Bremens Verletzungsprobleme sind mittlerweile schon legendär, vor allem im Angriff drückte in der Vorrunde zu oft der Schuh. Marko Arnautovic ist immer noch nicht perfekt integriert, dazu war er auch verletzt. Claudio Pizarro plagten drei Muskelverletzungen, Hugo Almeida war der einzige Knipser, fehlte aber auch das eine oder andere Mal (Verletzung, Rotsperre): Eigentlich die Chance für Sandro Wagner - genutzt hat er sie aber in keinem seiner 15 Pflichtspieleinsätze. Es stehen immer noch null Saisontore.
FC St. Pauli
FLOP Deniz Naki und Charles Takyi: Fast die komplette Offensive von St. Pauli spielte eine eher durchwachsene Saison, neben dem fleißigen, aber glücklosen Marius Ebbers blieb vor allem auch Gerald Asamoah hinter den Erwartungen zurück. Die größte Enttäuschung ist aber wohl das Duo Deniz Naki / Charles Takyi, das im letzten Jahr noch die 2. Liga aufmischte. Den Sprung in die Bundesliga haben beide bislang noch nicht geschafft. Zuletzt flogen sie nach einer Party-Tour auch noch komplett aus dem Kader.
1. FC Köln
FLOP Taner Yalcin: Es hätte die Saison des Taner Yalcin werden sollen. Ex-Coach Zvonimir Soldo plante vor der Saison mit einem 4-3-1-2-System, der 20-Jährige sollte den Spielmacher hinter den Spitzen geben. Nach zwei Toren zu Saisonbeginn sah es gut aus, doch seit dem fünften Spieltag kam der Deutsch-Türke nur noch zu vier Kurzeinsätzen und konnte weder Soldo, noch Frank Schaefer überzeugen. Nun steht Taner Yalcin vor einem Wechsel auf Leihbasis im Winter.
VfB Stuttgart
FLOP Mauro Camoranesi: Kam mit vielen negativen Vorurteilen beladen nach Stuttgart und bestätigte bisher leider fast alle. Sieben Bundesligaspiele, die meisten davon zur Teilzeit, und eine Rote Karte stehen zu Buche. Zu oft vermittelt der Italiener eine fragwürdige Berufseinstellung, wirkt bei seinen wenigen Einsätzen bisweilen lustlos. Dabei ist Mauro Camoranesi der erfahrenste und einer der technisch stärksten Spieler im Kader...
Borussia Mönchengladbach
FLOP Raul Bobadilla: Er ist vieles: stark im Zweikampf, an guten Tagen kaum aufzuhalten, aber auch extrem unberechenbar, was seine Nerven angeht. Schon in seiner Bundesliga-Debütsaison fiel der Argentinier durch wenig Disziplin auf. Mit seinem Ausraster gegen Hannover 96 und der Roten Karte, die ihm fünf Spiele Sperre kostete, erwies Raul Bobadilla seiner Mannschaft einen Bärendienst. 4,2 Millionen Euro ließ sich Gladbach Bobadilla vor anderthalb Jahren kosten. Nicht einmal im Ansatz ist er bislang sein Geld wert.
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