Die bisher ungewöhnlichste Transferperiode in den großen europäischen Top-Ligen ist vorüber. Zeit für ein Fazit. Welche Wechsel waren für SPOX und Goal besonders spannend und aufsehenerregend?
Eine Auswahl der Redaktion. Kein Ranking. Alphabetisch geordnet.
Achraf Hakimi
- Abgebender Verein: Real Madrid
- Aufnehmender Verein: Inter Mailand
- Ablösesumme: 40 Millionen Euro
Während seiner zwei Jahre beim BVB vom schmächtigen Talent zum gestandenen Topspieler gereift, war Hakimi für Real-Trainer Zinedine Zidane aber noch immer nicht gut genug, um Dani Carvajal den Stammplatz auf der rechten Abwehrseite streitig zu machen.
In der Angst, zu wenig Spielpraxis zu bekommen, entschied sich der 21-Jährige daher schon zu Beginn des Sommers für einen Wechsel nach Mailand, wo Antonio Conte ihn mit offenen Armen empfing. Der Marokkaner könnte zu einem der Spieler werden, die im Kampf um die italienische Meisterschaft den Unterschied machen. Von seinen Anlagen her passt er ohnehin perfekt in Contes 3-5-2-Grundordnung. Der offensivfreudige Flügelspieler der Nerazzurri war in seinen ersten drei Serie-A-Einsätzen bereits an drei Toren beteiligt.
Arthur Melo
- Abgebender Verein: FC Barcelona
- Aufnehmender Verein: Juventus Turin
- Ablösesumme: 80 Millionen Euro
Am Ende wurde sein Abgang zu einer verbalen Schlammschlacht. Eigentlich wollte Arthur Melo im Sommer gar nicht gehen, doch beim FC Barcelona jagten sie ihn schlussendlich vom Hof. Er habe sich "nicht zu einem unverzichtbaren Spieler machen" können und ohnehin in seinen zwei Jahren seit seinem Wechsel von Gremio "nicht gut gespielt", begründete Barca-Präsident Josep Maria Bartomeu mehr fadenscheinig als sinnstiftend den umstrittenen Abschied des 23-Jährigen, den Lionel Messi höchstselbst einst mit einem gewissen Xavi verglichen hatte.
Und Arthur? Der ging nach dem Wechsel wider seines Willens in den Streik und erschien ganz einfach nach dem Ende der Ligasaison nicht mehr bei Barca, obwohl da noch ein gewisses Champions-League-Finalturnier in Lissabon anstand. Der fragwürdige Tausch der Katalanen zwischen Arthur und dem schon 30 Jahre alten Pjanic wurde zum Sinnbild für alles, was bei Barca schief läuft. Ein junger brasilianischer Nationalspieler mit großer Perspektive muss den Klub verlassen, damit der Verein selbst seine finanzielle Schieflage weiter vertuschen kann.
Juventus wird das herzlich egal sein. Zwar legten die Bianconeri beim Tauschgeschäft noch zehn Millionen Euro drauf, bekamen in Arthur aber einen Spieler, dessen Marktwert sich noch immens steigern kann und dessen sportlicher Wert bei Juve für den neuen Trainer Andrea Pirlo außer Frage steht. Arthur brauche zwar noch Zeit, weil er "sechs Monate nicht mehr gespielt" habe, doch er werde bei Juve noch eine "große Rolle" spielen, kündigte Pirlo zuletzt an.
Baptiste Santamaria
- Abgebender Verein: SCO Angers
- Aufnehmender Verein: SC Freiburg
- Ablösesumme: 10 Millionen Euro
Still und heimlich tütete der SCF die teuerste Verpflichtung seiner Vereinsgeschichte ein, die durchaus das Potenzial dazu hat, zu einem Coup zu werden. Santamaria galt schon in der abgelaufenen Spielzeit als einer der besten Sechser der Ligue 1. Experten wunderten sich, dass er sich für das vermeintlich kleine Freiburg und nicht für einen Wechsel zu einem Europapokal-Aspiranten entschied. Jetzt ist es für ihn an der Zeit, den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden.
Eric Maxim Choupo-Moting
- Abgebender Verein: Paris Saint-Germain
- Aufnehmender Verein: FC Bayern
- Ablösesumme: -
Jahrelang war Choupo-Moting vor allem unter dem Titel "Der mit dem Fax" bekannt. Dabei besaß der Stürmer am 31. Januar 2011 nach allem, was man weiß, gar kein Faxgerät. Es lag also nicht an ihm, dass die Dokumente für seinen Wechsel vom HSV zum 1. FC Köln 14 Minuten zu spät bei der DFL eingingen und der Deal platzte.
Auch wegen der vermaledeiten Faxgeschichte gingen Choupo-Motings fachliche Qualitäten am Ball in der Öffentlichkeit ein wenig unter: "Er ist technisch sehr gut, beidfüßig und kann sowohl auf den Außen als auch in der Mitte oder als hängende Spitze spielen. Er bewegt sich gut in den Zwischenräumen und kann das Spiel lesen. Außerdem ist er im zwischenmenschlichen Bereich ein sehr guter Teamplayer, der zu bestimmten Aspekten eine klare Haltung hat", schwärmte Volker Finke kurz vor dem Champions-League-Finale 2020 bei SPOX und Goal über den Stürmer.
Finke stand 2011 als Kölner Sportdirektor auf der anderen Seite des Faxgeräts. Außerdem muss man heute sagen: Ohne diese vermaledeite Fax-Geschichte wäre Choupo-Moting jetzt vermutlich nicht beim FC Bayern gelandet. Statt nach Köln wechselte der Stürmer damals ein halbes Jahr später zu Thomas Tuchel nach Mainz. Der erkannte die Qualitäten des heute 31-Jährigen sofort.
Und als er einen zuverlässigen Back-up mit hoher Sozialkompetenz für sein hochkompliziertes Pariser Star-Ensemble brauchte, erinnerte er sich an den intelligenten Schlacks - der mittlerweile auch seinen Hang zur Hektik auf dem Platz eingedämmt hatte. Nun wechselt der vom Champions-League-Finalisten zum Champions-League-Sieger. Verdient! Und doch: Diesen fast märchenhaften Karriereverlauf hätte sich keiner ausdenken können.
Ferran Torres
- Abgebender Verein: FC Valencia
- Aufnehmender Verein: Manchester City
- Ablösesumme: 23 Millionen Euro
Der 20-jährige Flügelspieler ist das derzeit wohl größte Offensivtalent Spaniens. Sein großes Vorbild: Cristiano Ronaldo. Viele Topklubs interessierten sich für ihn, der BVB etwa sah in ihm einen potenziellen Nachfolger für Jadon Sancho. Am Ende fiel seine Wahl auf die Citizens.
In Manchester ersetzt Torres den zum FC Bayern abgewanderten Leroy Sane. Die Ablöse von 23 Millionen Euro, die durch diverse Bonuszahlungen noch auf bis zu 30 Millionen Euro ansteigen soll, ist aus Sicht des englischen Vizemeisters ein absolutes Schnäppchen. Man darf davon ausgehen, dass der Rechtsfuß unter Pep Guardiola zu einem der Besten auf seiner Position reift.
Gareth Bale
- Abgebender Verein: Real Madrid
- Aufnehmender Verein: Tottenham Hotspur
- Ablösesumme: Leihe mit Kaufoption
Noch so ein Aussortierter von Real-Coach Zidane, der nach drei Champions-League-Siegen in Folge keine Perspektive mehr sah und sich wie im Fall James alles andere als rühmlich, sondern als Lustlos-Profi aus der spanischen Hauptstadt verabschiedete.
Seine Rückkehr nach Tottenham könnte kaum logischer und schnulziger sein. Wenn Bale bei "seinen" Spurs nicht zu alter Stärke zurückfindet, wo dann? An Jose Mourinhos Unterstützung wird es dem Waliser wohl kaum mangeln. 2012 wollte "The Special One" ihn schon zu Real holen. "Dass er jetzt bei uns ist, ist gut für Zinedine, gut für mich, gut für Gareth, gut für uns alle", so der Portugiese.
James Rodriguez
- Abgebender Verein: Real Madrid
- Aufnehmender Verein: FC Everton
- Ablösesumme: -
Eigentlich aberwitzig, dass die Königlichen den WM-Torschützenkönig von 2014 ablösefrei ziehen ließen. Zinedine Zidane fand für James jedoch keinerlei Verwendung mehr, auch persönliche Differenzen sollen zu der am Ende unrühmlichen Trennung beigetragen haben. In der "blauen Zone" von Liverpool reiben sie sich nun freudig die Hände.
Und es sieht so aus, als würde James unter seinem Lieblingstrainer Carlo Ancelotti seine ins Stocken geratene Karriere noch einmal ankurbeln. Dem Neuzugang, von 2017 bis 2019 leihweise beim FC Bayern, gelangen in seinen ersten fünf Pflichtspielen drei Tore und drei Vorlagen. Für Everton, aber auch für die Premier League ist der Transfer des 29-Jährigen ein riesiger Coup.
Jude Bellingham
- Abgebender Verein: Birmingham City
- Aufnehmender Verein: Borussia Dortmund
- Ablösesumme: 23 Millionen Euro
Wieder einmal waren die mittlerweile als England-Experten durchgehenden Dortmunder schneller als alle anderen und lotsten in Birminghams "Wonderboy" Bellingham eines der verheißungsvollsten Talente für vergleichsweise kleines Geld von der Insel in die Bundesliga. Was der 17-Jährige drauf hat, ist schon in den ersten Wochen der neuen Saison zu sehen.
Im zentralen Mittelfeld von Lucien Favre sorgt der technisch versierte Rechtsfuß an der Seite von Axel Witsel für viel Struktur. Und er steht noch am Anfang seiner Entwicklung. Schon jetzt kann man mit Fug und Recht behaupten: Gratulation, BVB.
Kai Havertz
- Abgebender Verein: Bayer Leverkusen
- Aufnehmender Verein: FC Chelsea
- Ablösesumme: 80 Millionen Euro
Er war einfach nicht mehr zu halten. Weder für seine Gegenspieler noch für seinen Verein. Nach 150 Pflichtspielen für Bayer Leverkusen, in denen er als erst 21-Jähriger unfassbare 71 Scorerpunkte aufgelegt hatte, musste es einfach weitergehen - beziehungsweise woanders hin.
Dahin, wo man (anders als in Leverkusen) Champions League spielt, mit einem blutjungen, aber hochtalentierten Kader in den kommenden Jahren Großes vorhat und endlich wieder wer sein möchte. Den Status des Talents hat Havertz, früher bekennender Alemannia-Aachen-Fan, schon vor seinem Wechsel zum FC Chelsea abgelegt. "Er ist der beste deutsche Spieler der nächsten zehn Jahre", war sich Leverkusens Geschäftsführer Rudi Völler schon sehr bald sicher.
Zwar ist Havertz kein Dribbelkünstler wie sein Vorbild Ronaldinho, dem er einst nacheiferte. Doch dafür ist er schon in so jungen Jahren so ballsicher wie einer, dem man die Kugel mit Uhu an die Schuhe geklebt hätte, ist torgefährlich wie ein Stürmer, mit 1,89 Meter kopfballstark wie ein Innenverteidiger und antrittsschnell wie ein Flügelspieler. Vielleicht ist Havertz die perfekte Symbiose. So oder so: den Blues kann man zu diesem Transfer nur gratulieren.
Und wenn ihn Trainer Frank Lampard da aufstellt, wo Havertz' Stärken am besten zur Geltung kommen - nämlich nicht auf dem Flügel, sondern im zentralen offensiven Mittelfeld - dann ist Havertz auch in dieser physischen Premier League nicht mehr zu halten.
Leroy Sane
- Abgebender Verein: Manchester City
- Aufnehmender Verein: FC Bayern
- Ablösesumme: 45 Millionen Euro
Der Kaugummi-Transfer, der sich über ein Jahr lang hinzog und einer Vielzahl unserer Redaktionsmitglieder viel Schweiß und Nerven kostete. Für die Bayern ist es natürlich ein Coup, dass sie Sane 2020 für knapp die Hälfte der Summe bekamen, die City im Sommer zuvor aufgerufen hatte. Möglich machten es die Knieverletzung von Sane sowie die Corona-Krise.
Ob 45 oder 100 Millionen: Sane ist der Königstransfer des FCB, von dem Woche für Woche Topleistungen erwartet werden. Sein Start an der Isar war mit drei Torbeteiligungen in drei Spielen durchaus vielversprechend, doch nun fällt der 24-Jährige mit einer Folgeverletzung in seinem lädierten rechten Knie bis Ende Oktober aus.
Luis Suarez
- Abgebender Verein: FC Barcelona
- Aufnehmender Verein: Atletico Madrid
- Ablösesumme: -
In Barcelona ekelten sie ihren langjährigen Torjäger als prominentes "Opfer" der Katastrophen-Saison 2019/20, die im peinlichen 2:8 gegen den FC Bayern gipfelte, weg. Was Suarez' bester Kumpel Lionel Messi davon hielt, war kurz nach der Bekanntgabe des Wechsels auf Instagram zu lesen.
"Du hättest es verdient gehabt, als das verabschiedet zu werden, was du bist: einer der wichtigsten Spieler in der Geschichte des Klubs, der sowohl in der Mannschaft als auch als Spieler wichtige Dinge erreicht hat. Und nicht so rausgeschmissen zu werden", hieß es unter einem Foto-Post von Messi.
Der Argentinier weiß: Ein gereizter Suarez ist ein umso gefährlicherer Suarez. Als neuer Anführer von Diego Simeones Atletico Madrid wird der Uruguayer den Titelplänen der Katalanen einen Strich durch die Rechnung machen wollen. Bei seinem Debüt setzte der "Pistolero" mit einem Doppelpack und einer Vorlage binnen 25 Minuten eine erste Duftmarke.
Max Kruse
- Abgebender Verein: Fenerbahce Istanbul
- Aufnehmender Verein: Union Berlin
- Ablösesumme: -
Es ist schwer, in der Bundesliga einen noch kompletteren Stürmer zu finden als Kruse. Allenfalls Hoffenheims Andrej Kramaric kann im vorderen Drittel des Feldes genauso wie der Neu-Berliner ohne jegliche Reibungs- und Torgefahrverluste alle möglichen Positionen besetzen.
Kruse ist Torjäger, Vorbereiter, Spielgestalter, Mitreißer, Anführer. Am allerbesten weiß das natürlich: Kruse. Und weil er sein Selbstbewusstsein vielleicht etwas zu oft auf der Zunge trug, sich auch für außerfußballerische Dinge interessiert und einen sogenannten eigenen Kopf hat, reichte es nicht für eine Karriere bei den absoluten Topklubs und in der Nationalmannschaft.
Er wird es verschmerzen können. Und Union Berlin kann sich bei Kruses sogenanntem eigenen Kopf bedanken, dass sich einer der besten Stürmer der Liga für sie entschieden hat.
Max Kruse: Spielerstatistiken bei seinen Karriere-Stationen
Verein | Spiele | Tore | Torvorlagen |
FC St. Pauli | 100 | 22 | 16 |
Werder Bremen | 94 | 35 | 31 |
Borussia Mönchengladbach | 77 | 25 | 22 |
VfL Wolfsburg | 43 | 9 | 12 |
SC Freiburg | 39 | 12 | 10 |
Fenerbahce | 23 | 7 | 8 |
Union Berlin | 3 | 1 | - |
Miralem Pjanic
- Abgebender Verein: Juventus Turin
- Aufnehmender Verein: FC Barcelona
- Ablösesumme: 70 Millionen Euro
Es wollte irgendwie alles keinen Sinn ergeben. Der 30 Jahre alte Miralem Pjanic, unter Ex-Juve-Trainer Maurizio Sarri auf dem absteigenden Ast und nicht mehr der Taktgeber der Bianconeri von einst, kam für völlig überhöhte 70 Millionen Euro zu Barca und der sieben Jahre jüngere Arthur Melo ging im Gegenzug - obwohl er nicht wollte - zu Juventus. Für unglaubliche 80 Millionen Euro.
Pjanic war Teil des bis dato wohl spektakulärsten Tauschgeschäfts der Fußballgeschichte zwischen zwei notorisch vom Financial Fairplay bedrohten Klubs. Das Wort "Bilanzaufhübschung" stand im Vordergrund eines Deals, dessen sportliche Bewertung nach wie vor schwer fällt.
Pjanic, von Juve 2016 als designierter Nachfolger des jetzigen Trainers Andrea Pirlo geholt und in dieser Rolle auch bis zur Sarri-Ankunft durchaus überzeugend, saß in den ersten drei Spielen bei Barca auf der Bank. Sergio Busquets (32) und Frenkie de Jong (23) sind aktuell beim neuen Trainer Ronald Koeman gesetzt.
Zwar attestierte der junge Niederländer Pjanic, "ein großartiger Spieler" zu sein, der "die Mannschaft noch stärker machen wird". Allerdings stellt sich aktuell die Frage, welchen Status der Bosnier überhaupt im katalanischen Gesamtgefüge hat: Ein sich besonders finanziell lohnender Kaderfüller oder der Spieler, der das ewige Barca-Metronom Busquets tatsächlich verdrängen kann.
Moise Kean
- Abgebender Verein: FC Everton
- Aufnehmender Verein: Paris Saint-Germain
- Ablösesumme: -
Galt bei Juventus als kommender Stürmerstar Italiens und beim FC Everton nach nur einer Saison als Flop. 27,5 Millionen Euro hatten die Toffees für den erst 20 Jahre jungen Mittelstürmer hingeblättert. Am Ende war das Ganze zunächst ein großes Missverständnis. Kean kam hauptsächlich von der Bank und machte nur zwei magere Tore in der vergangenen Premier-League-Saison.
Ein Tapetenwechsel musste her und am Deadline Day bot sich die passende Gelegenheit. Paris Saint-Germain, das nach den Abgängen von Edinson Cavani und Eric-Maxim Choupo-Moting in der Offensive Nachrüstungsbedarf in puncto Kaderbreite hatte, lieh den Italiener für ein Jahr ohne Kaufoption aus.
Die Gazetten überschlugen sich und sprachen von einem "schockierenden" Transfer, der sich sowohl für Everton als auch für den nach Verstärkungen in der Öffentlichkeit fast schon bettelnden Thomas Tuchel noch als sehr lohnenswert herausstellen könnte.
Kean, dessen Spiel aufgrund seines Tempos und seiner Physis besonders auf Eins-gegen-eins-Situationen ausgelegt ist, kann unter Tuchel besonders an seinen Schwächen in Pressingsituationen und im Zusammenspiel mit den Mitspielern arbeiten.
Rodrigo Moreno
- Abgebender Verein: FC Valencia
- Aufnehmender Verein: Leeds United
- Ablösesumme: 40 Millionen Euro
Mit der ebenso schnell wie überraschend fixierten Verpflichtung des spanischen Nationalstürmers setzte Premier-League-Aufsteiger Leeds ein Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt. Der Cousin von Ex-Bayern-Star Thiago war auch bei vielen gestandeneren Klubs im Gespräch, vor ein paar Jahren galten sogar noch Real Madrid und der FC Barcelona als potenzielle Abnehmer.
Der Rodrigo-Deal zeigt: Das ambitionierte Ziel der Truppe von Marcelo Bielsa ist nicht etwa der Klassenerhalt, sondern der Einzug ins europäische Geschäft. Leeds darf sich auf viele Tore freuen. Es gibt wenige linke Füße, die im gegnerischen Sechzehner mehr Schaden anrichten.
Sandro Tonali
- Abgebender Verein: Brescia Calcio
- Aufnehmender Verein: AC Milan
- Ablösesumme: 10 Millionen Euro Leihgebühr, Kaufoption über 20 Millionen
Man muss sich Sandro Tonali als romantischen Spieler vorstellen. Wieso um alles in der Welt sollte ein Mittelfeldakteur seiner Extraklasse sonst in diesen Zeiten zum AC Milan wechseln, für den der Weg zur Extraklasse noch ein recht weiter sein dürfte.
Tonalis Hang zur Romantik ist leichter zu verstehen, wenn man weiß, mit wem er verglichen wird und wer sein Vorbild ist. Der 20-Jährige hat jedenfalls nichs dagegen, wenn er als "Mini-Pirlo" bezeichnet wird. Obgleich Tonali neben den Maestro auch noch dessen Kettenhund Gennaro Gattuso als Vorbild nennt.
Die Parallelen zur Pirlo sind aber größer: Sie stammen beide aus Brescia, gaben beide minderjährig ihr Profidebüt, blicken aus recht melancholischen Augen in die Welt. Und dann wären da noch die Ähnlichkeiten auf dem Platz: Diese Pässe wie Gemälde! Dieses Spielverständnis! Diese engen Dribblings! Diese Antizipation!
Und dazu noch dieser schleppende, fast traktorartige Antritt (wobei Tonali im Vergleich zum heutigen Juve-Coach durchaus respektable Endgeschwindigkeiten erreicht)! Milan hat wieder einen Metronomen und Komponisten in Personalunion, der sogar Gegenpressing nicht nur aus dem Lexikon kennt - und die Fußball-Hipster könnten bald wieder einen Lieblingsspieler haben.
Sergino Dest
- Abgebender Verein: Ajax Amsterdam
- Aufnehmender Verein: FC Barcelona
- Ablösesumme: 21 Millionen Euro
Mit seinen 19 Jahren eines der größten Defensivtalente in Europa. Sieht man sich Dests bisherige Spiele bei Ajax an, ist es aber fast schon eine Frechheit, ihn als Defensivspieler zu bezeichnen. Der Außenverteidiger geht fast schon als Außenstürmer durch.
Sein offensiv interpretierter Spielstil dürfte Barca gut zu Gesicht stehen - und hätte wohl auch dem FC Bayern gut zu Gesicht gestanden. Die Katalanen stachen den deutschen Rekordmeister aus, der schon im Frühjahr erste Gespräche mit Dests Vertretern aufgenommen hatte. Eine empfindliche Niederlage für Hasan Salihamidzic. Wie schwer sie ist, wird die Zeit zeigen.
Thiago Alcantara
- Abgebender Verein: FC Bayern
- Aufnehmender Verein: FC Liverpool
- Ablösesumme: 22 Millionen Euro
Man soll ja immer aufhören, wenn's am Schönsten ist. Und da sich Thiago Ende August mit dem Triple in Lissabon unsterblich beim deutschen Rekordmeister gemacht hatte, blieb er seinem schon Monate zuvor geschmiedeten Plan treu und entschied sich für eine neue Herausforderung in einer für ihn noch unbekannten Topliga anstatt für eine Vertragsverlängerung in München.
Tränenreich soll der Abschied gewesen sein, und ja, die Bayern dürften ihrem spielwitzigen Spielgestalter auch noch den einen oder anderen Monat länger hinterhertrauern. Thiago in Liverpool, das klingt zugleich aber sehr spannend. Kann sich der 29-Jährige unter Jürgen Klopp noch einmal weiterentwickeln?
Thomas Partey
- Abgebender Verein: Atletico Madrid
- Aufnehmender Verein: FC Arsenal
- Ablösesumme: 50 Millionen Euro
Partey sorgt für Party bei Arsenal. Ein echter Coup für die Gunners, die schon lange nach einem körperlich robusten und technisch versierten Antreiber im Mittelfeld gesucht haben. Gewöhnt sich der von Atletico-Trainer Simeone zum Topspieler ausgebildete Mann aus Ghana schnell an das Tempo in der Premier League, darf sich das Team von Mikel Arteta auf einen großen Qualitätsschub freuen.
Nichts anderes erhoffen sie sich im Norden von London, ansonsten hätten sie den 27-Jährigen wohl kaum zu ihrem viertteuersten Neuzugang (nach Nicolas Pepe, Pierre-Emerick Aubameyang und Alexandre Lacazette) gemacht.
Timo Werner
- Abgebender Verein: RB Leipzig
- Aufnehmender Verein: FC Chelsea
- Ablösesumme: 53 Millionen Euro
Neben Lautaro Martínez war Timo Werner der wohl begehrteste junge Vollblutstürmer in der abgelaufenen Transferperiode. Mit dem Unterschied: Martínez ist immer noch bei Inter, Werner ist tatsächlich gewechselt. Wenn auch nicht unbedingt zu einem Klub, der noch vor sechs Monaten erwartet worden war.
Nicht beim FC Bayern (Timing des beiderseitigen Interesses immer unglücklich, konnte keine Hauptrolle garantieren), nicht beim FC Barcelona (kein Geld, wäre nur 1b-Lösung gewesen, wenn Lautaro nicht geklappt hätte), nicht bei Real Madrid (kein echter Kontakt), nicht bei Manchester United (nicht gut genug für Werner), nicht beim FC Liverpool (konnte keine Hauptrolle garantieren) unterschrieb Werner, sondern bei Chelsea.
Ein Wechsel, der aus der Ferne nüchtern betrachtet total Sinn ergab. Chelsea ist ein Versprechen für die Zukunft. Nun müssen die Versprechen eingelöst werden. Die ersten Wochen waren holprig.
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren

.jpg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=317)

