Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat am Rande der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München Katar-Kritiker Michael Ott für dessen Rede scharf kritisiert. Ott konterte mittlerweile - und auch Präsident Herbert Hainer hat sich geäußert.
Kritik an Katar, Jugendarbeit und versöhnliche Worte: So lief die JHV des FC Bayern
"Ihr Auftritt war peinlich", sagte Hoeneß kurz nach der Wiederwahl von Herbert Hainer als Präsident des FC Bayern München, in Richtung von Ott: "Das ist der Fußballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International!"
Gegenüber der Bild sagte Ott: "Das hat mich schon überrascht! Wir haben einen sachlichen Dialog hier geführt auf der Mitglieder-Versammlung, der Herr Hoeneß fällt da etwas aus dem Rahmen. Er ist sicher an keinem sachlichen Dialog interessiert, das hat man gemerkt. Ich hatte auch eine Anfrage der Zeit vor Monaten, über ein Streitgespräch mit Herrn Hoeneß. Das ist offensichtlich am Hoeneß gescheitert, nicht an mir. Aber jetzt kann er mir offensichtlich ein paar böse Worte an den Kopf werfen."
Ott weiter: "Ich habe ihm noch gesagt, auch der Fußballclub Bayern München sollte sich an die Menschenrechte halten, aber er wollte meine Antwort gar nicht hören."
Auch Bayern-Präsident Herbert Hainer äußerte sich zu Hoeneß' Ott-Kritik bei Bild-TV: "So kennen wir Uli, so emotional, er verteidigt seine Bayern mit allen Facetten. Er hat ihn ja nicht abgepasst, sondern ist ihm beim Verlassen der Halle begegnet. Bayern München, das ist Ulis Klub, so mögen wir ihn."
Ott greift bei JHV erneut Thema Katar auf
Ott, dessen Antrag zur Abstimmung über das Katar-Sponsoring des FC Bayern im Vorjahr abgelehnt worden war, hatte bei der JHV erneut die Thematik aufgegriffen.
"Ich würde gerne wissen, wie Sie zu zwei Themen stehen", sagte Ott in Richtung Hainers vor der Wahl: "Das erste betrifft das Thema Katar-Sponsoring. Ich weiß, dass Sie nicht persönlich dafür verantwortlich sind, das Sponsoring zu unterschreiben. Aber: Der katarische Botschafter hat vor wenigen Wochen vom FC Bayern gesprochen und sich ausdrücklich zunutze gemacht, dass der FC Bayern Katar nicht kritisiere. Ich zitiere ihn: 'Warum kam der FC Bayern im Winter immer nach Doha? Warum sagten sie nichts?'"
Ott hielt dem Präsidium außerdem die lobenden Worte des katarischen Botschafters Abdulla Mohammed al Thani für den FC Bayern vor. "Unser Verein wird instrumentalisiert, wir müssen damit leben, dass Katar mit dem unkritischen Verhalten des FC Bayern hausieren geht. Das ist inakzeptabel", sagte er.
FC Bayern: Hainer zum Thema Katar zurückhaltend
Hainers Antwort fiel sehr zurückhaltend aus: "Ich kenne den Zusammenhang nicht, ich war bei der Veranstaltung nicht dabei. Ich kann eines sagen: Der katarische Botschafter war beim Round Table dabei, der öffentlich ausgestrahlt wurde. Da haben wir uns über die Missstände und Verbesserungen ausgetauscht. Ich weiß nicht, was der Botschafter damit ausdrücken wollte. Schweigen werden wir auf keinen Fall."
Zur Weiterführung des Katar-Sponsorings meinte Hainer: "Diese Frage kann ich heute nicht mit Ja und Nein beantworten. Das hängt von den Gesprächen ab. Da wird die Vergangenheit analysiert. Es müssen gemeinsame Projekte entwickelt werden, um weitere Verbesserungen in Katar zu erreichen."
Ott rechnet trotz der Proteste einiger Bayern-Fans damit, "dass die Tendenz Richtung Verlängerung geht. Es klingt alles danach, dass man verlängern will." Aufgeben will er aber auch in diesem Falle nicht: "Die Probleme verschwinden ja nicht in Katar, und so lange das problematisch ist, muss man das auch benennen. Man hat in der Vergangenheit gesehen, dass es vor allem die Fans sind, die den öffentlichen Druck kreieren. Deswegen braucht es uns, da kann man nicht einfach aufhören, wenn der Vertrag verlängert wird."
Abgesehen von der Verbalattacke von Hoeneß blieb die Diskussion beim Thema Katar dieses Mal relativ sachlich. "Das war ja auch mein Ziel", so Ott. "Es ist niemandem geholfen, wenn der Verein nochmal in so einem Chaos versinkt wie letztes Jahr. Ich fand es gut, dass wir das auf eine sachliche Ebene geholt haben. Das hat sich das Jahr über auch schon entwickelt."