Markus Babbel ist nicht mehr Trainer des VfB Stuttgart. Einen Tag nach dem 1:1 (0:0) gegen den VfL Bochum trennte sich der Klub von dem 37-Jährigen. Babbels Nachfolger wird der Schweizer Christian Gross. Bei einer Pressekonferenz in Stuttgart erhob Babbel zum Abschied schwere Vorwürfe gegen die Fans des VfB.
Update Nach einer Krisensitzung am Sonntagvormittag haben die VfB-Bosse die Konsequenzen aus der anhaltenend Talfahrt gezogen und Trainer Markus Babbel entlassen. Auch die beiden Co-Trainer Rainer Widmayer und Alexander Zorniger sind nicht mehr im Amt. Noch vor einer Woche hatte es geheißen, Babbel solle mindestens bis zur Winterpause bleiben.
Sport-Vorstand Horst Heldt bedankte sich bei Babbel für dessen "hervorragende Arbeit". Babbel reagierte sehr emotional, aber verständnisvoll auf seine Entlassung.
"Es ist der Punkt erreicht, wo es nicht mehr um Einzelschicksale geht, sondern nur noch um den VfB. Dafür muss alles getan werden und dann gibt es eben nur diese Maßnahme, uns freizustellen. Ich wünsche dem neuen Trainerteam alles Gute. Ich hoffe, dass sie den Knopf finden und drücken, damit die Mannschaft wieder funktioniert. Ich habe ihn nicht gefunden", sagte Babbel.
"Hass, wie ich ihn noch nie erlebt habe"
Zudem rechnete Babbel rigoros mit den VfB-Fans ab, die nach dem 1:1 gegen den VfL Bochum am Samstag vor dem Stuttgarter Stadion heftig protestiert hatten .
"Es haben sich Szenen abgespielt, die mich sehr nachdenklich gemacht haben und die ich in meiner Karriere so noch nicht erlebt habe. Dass eigene Fans den Bus stürmen. Selbst die sogenannten Fußball-Millionäre haben es nicht verdient, dass man ihnen Morddrohungen und einen Hass entgegenbringt, den ich so noch nie erlebt habe", so Babbel.
Und weiter: "Nach der Tragödie um Robert Enke haben sich viele zu Wort gemeldet und erklärt, was wir daraus alles lernen müssen. Was am Samstag passiert ist, zeigt mir, dass das nur Heuchelei war. Es zeigt mir, dass die Fußballbranche aus der Tragödie Robert Enke aber auch gar nichts kapiert hat. Wir hatten gegen Bochum zwei 19-Jährige auf dem Platz, die Angst hatten. Die ganze Mannschaft war paralysiert. Daran sind zum Großteil die Fans schuld."
Babbels Nachfolger wird Christian Gross. Der 55-jährige Schweizer trainierte zuletzt den FC Basel und wird noch am Abend sein erstes Training als VfB-Trainer leiten.
"Ich bin hier um zu retten, was noch zu retten ist. Ich will mit der Mannschaft zurück auf die Siegerstraße", sagte Gross.
my-SPOX-Blog: Danke, Markus Babbel
Babbel zieht positives Fazit
Babbel zog ein positives Fazit seiner Zeit beim VfB: "Ich hatte fünf fantastische Jahre beim VfB. Ich muss danke sagen für die Ehrlichkeit des Vereins. Ich hatte nie das Gefühl, dass hinter meinem Rücken etwas läuft. Ich werde jetzt versuchen, meine Schule fertigzumachen. Ich bin froh, wenn ich den Trainerschein habe."
Babbel weiter: "Es war ein bewegendes Jahr als Cheftrainer. Wir haben Unglaubliches erreicht, wir sind von einem aussichtslosen Platz noch in die Champions League gekommen. Wir haben sogar nach wie vor die Chance auf das Achtelfinale."
Babbel war 2007 noch als Spieler am Gewinn der fünften deutschen Meisterschaft der Schwaben beteiligt. Nach eineinhalb Jahren als Assistenztrainer von Armin Veh übernahm er nach dessen Entlassung am 23. November 2008 selbst die Verantwortung.
Beste Rückrunde der Vereinsgeschichte
Unter Babbel spielte der VfB die beste Rückrunde seiner Klubgeschichte, belegte in der Bundesliga Rang drei und erreichte nach den zwei Qualifikationsspielen gegen den FC Timisoara aus Rumänien die Champions League, wo am kommenden Mittwoch das entscheidende Gruppenspiel um den Einzug ins Achtelfinale gegen Unirea Urziceni ansteht.
In der Bundesliga liegt Stuttgart nach acht Spielen ohne Sieg und nur zwölf Punkten aus 15 Spielen auf Platz 16, der am Saisonende in die Relegation führen würde.
Babbel ist der 319. Trainer in der Geschichte der Bundesliga, der vorzeitig seinen Posten räumen muss.
Zuvor hatten in dieser Saison Marcel Koller beim VfL Bochum, Dieter Hecking bei Hannover 96 und Lucien Favre bei Hertha BSC vorzeitig gehen müssen. Noch vor Saisonbeginn war Aufstiegstrainer Jörn Andersen beim FSV Mainz durch Thomas Tuchel ersetzt worden.
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