Stuttgart macht nur halbe Sachen

SPOX
17. September 200913:33
Kein Durchkommen: Stuttgarts Arthur Boka gegen Jerome Rothen (l.) von den RangersGetty
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Auch in der Champions League läuft es für den VfB Stuttgart noch nicht rund. Das Unentschieden gegen die Glasgow Rangers ist laut Trainer Babbel "wie eine gefühlte Niederlage". Aber es gebe auch Lichtblicke.

Der energische Befreiungsschlag war am Ende nur noch ein halbherziger Schubser, auch nach der Rückkehr in die Champions League hängt der VfB Stuttgart so schlapp in den Seilen wie ein schwer getroffener Boxer.

"Das ist eine gefühlte Niederlage für die Spieler", sagte Markus Babbel nach dem ernüchternden 1:1 (1: 0) gegen die Glasgow Rangers und schilderte treffend den Gemütszustand bei den Schwaben. Zugleich aber behauptete der Coach trotzig: "Wir sind trotz allem einen Schritt nach vorne gekommen."

Auf halbem Weg stecken geblieben

Nach den bisher mittelmäßigen Leistungen in der Bundesliga blieben die Stuttgarter zum Auftakt ihrer dritten Teilnahme an der Champions League nach einem sehr entschlossenen Antritt aber eher auf halbem Wege stecken. Babbels Auswahl vermittelte den Eindruck, als sei neuerdings schon nach 45 Minuten Schluss.

"In der ersten Halbzeit", räumte Sami Khedira etwas bedröppelt ein, "haben wir perfekt gespielt. Danach haben wir das Spielen eingestellt." In der Tat beherrschte er VfB die anfänglich höchst biederen Schotten zumindest 35 Minuten lang fast nach Belieben, angetrieben vom starken Cacau, der auch den Treffer von Pawel Pogrebnjak (18.) mustergültig vorbereitete.

Bougherra reißt VfB aus allen Träumen

Nach der Pause allerdings schienen die Stuttgarter zunehmend von allen guten Geistern verlassen zu werden. Der aufgerückte Verteidiger Madjid Bougherra riss den VfB aus den Träumen vom erhofften Sieg (77.), kurz vor dem Abpfiff trafen die wackeren Rangers durch Steve Davis sogar noch den Pfosten.

Das nun folgende Auswärtsspiel bei Unirea Urziceni (29. September) sollten die Stuttgarter nun tunlichst gewinnen, wollen sie die Chancen auf den angestrebte Einzug ins Achtelfinale nicht schon frühzeitig verspielen.

Heldt: "Urinea bestimmt nich grottenschlecht"

Sportvorstand Heldt glaubt felsenfest an einen Sieg beim rumänischen Überraschungs-Meister - "dazu sind wir auch in der Lage". Er warnte freilich auch, "dass die bestimmt nicht grottenschlecht sind." Mehr zu denken gibt allerdings auch ihm, warum die eigene Mannschaft derzeit auf der Stelle tritt.

"Wenn wir so weiterspielen, bleiben wir stehen, wir wollen aber nach oben", jammerte Kapitän Thomas Hitzlsperger, der in der zweiten Halbzeit ebenso untertauchte wie seine Mitspieler. "Dass wir es können", ergänzte der Nationalspieler, "hat man ja in der ersten Halbzeit gesehen."

Babbel hat den Glauben nicht verloren

Diese ersten 45 Minuten sind es, an die sich auch Babbel energisch klammerte. Wenn seine Mannschaft eine derartige Leistung über 90 Minuten zustande brächte, sagte er mehrfach, "dann wird der Weg sicher nach oben führen". Derzeit aber führt der Weg des VfB ins Nirgendwo.

Bei der Analyse der Fehler konstatierte Babbel, dass seine Mannschaft in Schwierigkeiten gerate, wenn sie nicht selbst agiere, sondern nur reagiere. Er hielt ihr zudem vor: "Man darf nicht nur rennen, man muss auch mit Kopf spielen." Er könnte ihr auch noch sagen, dass sie nicht immer alle Verantwortung einfach auf den derzeit etwas indisponierten Alexander Hleb abwälzen sollte.

"Müssen kleine Schritte machen"

"Jeder einzelne Spieler muss aus diesem Spiel lernen", forderte Babbel. Die Fortbildung sollte beschleunigt werden, ein weiterer Dämpfer gegen den 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total) in der Bundesliga wäre schlecht für das Betriebsklima.

"Wir müssen jetzt kleine Schritte machen, um wieder in die Erfolgsspur zurückzukommen", sagte Heldt. Er spürt, dass die Unruhe im Verein und im Umfeld zunimmt, doch er spielt auf Zeit.

"Nach fünf Spieltagen in der Bundesliga und einem Spieltag in der Champions League werden wir doch nicht von unseren Zielen abrücken", betonte der Sport-Chef, "sonst könnten wir gleich in den Urlaub gehen oder die zweite Mannschaft schicken."

VfB Stuttgart - Glasgow Rangers: Daten zum Spiel