Thomas Berthold hat vor dem Freitagsspiel zwischen seinen beiden Ex-Klubs VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr im LIVETICKER) deutliche Kritik an der Führungsetage des Bundesliga-Schlusslichts geübt. Im Gespräch mit SPOX und Goal zählte der Weltmeister von 1990 vor allem Michael Reschke, den Sportvorstand der Schwaben, an.
Berthold, von 1993 bis 2000 Profi beim VfB, hinterfragte Reschkes Strategie, bei der er keine klare Linie sieht. "Wo will der VfB eigentlich hin? Wofür steht er? Wie will er Fußball spielen? Mir fällt da ehrlich gesagt nichts ein", stellte der 53-Jährige fest.
Reschke, neben Präsident Wolfgang Dietrich hauptverantwortlich für die sportlichen Belange des Klubs, habe die Mannschaft seit seinem Amtsantritt im August 2017 "wild zusammengewürfelt" anstatt einen klaren Plan für die Gegenwart, aber auch die Zukunft zu entwickeln, sagte Berthold weiter und kritisierte in diesem Zusammenhang das mittlerweile von Reschke wieder verworfene Gedankenspiel, die in der Regionalliga aktive Reservemannschaft des VfB abzumelden.
Thomas Berthold kritisiert Umgang mit Tayfun Korkut
"Der Verein hat immer gute Jugendarbeit geleistet und viele Spieler hervorgebracht, die jetzt in der Bundesliga aktiv sind. Daher erschließt sich mir nicht, wie man darüber nachdenken kann, die zweite Mannschaft abzuschaffen", sagte der Weltmeister von 1990.
Reschke war zuletzt vor allem wegen seines Umgangs mit Tayfun Korkut in die Kritik geraten. Nur einen Tag, nachdem er dem 44-jährigen Übungsleiter den Rücken gestärkt hatte, entließ er ihn. "Korkut hatte von Anfang an keinen großen Vertrauensbonus", sagte Berthold. "Ich frage mich: Warum musste man dann noch seinen Vertrag (von 2019 bis 2020; Anm. d. Red.) verlängern? Auch das passt zur nicht vorhandenen Philosophie des Vereins."
Nachfolger von Korkut auf dem Trainerstuhl der Schwaben wurde Markus Weinzierl. Die ersten beiden Spiele unter dem früheren Coach des FC Augsburg und Schalke 04 gingen allerdings jeweils mit 0:4 verloren. "Weinzierl hatte ein schwieriges Auftaktprogramm", sagte Berthold über die Duelle mit Borussia Dortmund und der TSG Hoffenheim, "aber es wird für ihn nicht einfach, den VfB zurück in die Erfolgsspur zu bringen."
Markus Weinzierl erhält Rückendeckung von Thomas Berthold
Eine erneute Trainer-Diskussion im Falle weiterer Rückschläge seien für den 61-fachen Nationalspieler jedoch "ein absolutes Unding". Vielmehr müsse sich der eine oder andere Führungsspieler wie Mario Gomez oder Christian Gentner hinterfragen. "Die Achse des VfB funktioniert nicht. Es ist von vorne bis hinten überhaupt keine Struktur im Spiel da", bemängelte Berthold. Einzig Ron-Robert Zieler nahm der einstige Abwehrspieler von seiner Kritik aus. Der Keeper sei der einzige VfB-Akteur, der "einigermaßen stabil" wirke.
Gegen Frankfurt stehe der Tabellenletzte "gehörig unter Druck". Anders als der VfB sind die Hessen seit sechs Pflichtspielen ungeschlagen und schwimmen aktuell auf einer Erfolgswelle. Berthold glaubt dennoch an ein ausgeglichenes Duell: "In der Bundesliga ist alles möglich. Es wird ein enges Spiel."